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Graf Gozbert (auch Gotsbert, Gotzbert, in einer Quelle auch Gottsbert II.), († 912), war in karolingischer Zeit Graf im Klettgau (850–912) und von 888 bis 912 der fünfte Abt im Kloster Rheinau.

Weit bekannt ist Graf Gozbert in der Überlieferung durch eine „Schenkungswelle“ seines gräflichen Besitzes an das Kloster Rheinau mit dem Datum 876, das für zahlreiche Ortschaften insbesondere in der Landschaft Klettgau als urkundliche Ersterwähnung gilt.

„Allemagne“ im Frankenreich um 628. Auf der Karte (Am Rand Mitte rechts) noch eher als ‚vakant‘ = unerschlossen gezeichnet (weiß). „Constance“ ist eingetragen

Familie / Sippe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gotzberts gleichnamiger Vater war Mitglied der alamannischen „Wolvene-Gozbert-Familie“, die als „Rheinauer Gründersippe um 800 überliefert ist.“

Dieser ältere Gozbert war Abt im Kloster St. Gallen (816–837) und danach (von 837 bis 850) der „als erster Abt […] um die Mitte des 9. Jahrhunderts von St. Gallen durch Wolfene [ins Kloster Rheinau] berufene Gozbert“. Er war somit in der ‚Gründerzeit‘ des Klosters „erster Abt“ von Rheinau und – wie die Chronologie nahelegt – der Vater des im folgenden dargestellten Gozberts.[1]

Historischer Hintergrund

Eine Klostergründung war im frühen Mittelalter ein Akt von hoher gesellschaftspolitischer Bedeutung. Im Süden Alamanniens kam es in den ehemals römischen Städten Konstanz (Constantia) bereits 585 zur Gründung eines Bischofssitzes und erst wesentlich später (719) sind die Anfänge des Klosters in St. Gallen (römisch: xy) und (724) auf der Bodensee-Insel Reichenau überliefert.

Die Gründung eines weiteren Klosters wird somit eher als ein religiös motivierter – ein politischer Akt gewesen sein. Die Gründer können benannt werden und es spricht vieles dafür, dass die Gründung anfangs umstriiten war:

Klosterinsel Rheinau inmitten der kleineren Rheinschleife

Kloster Rheinau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Errichtet wurde das Kloster 778 von Herzog Wolfhard, dem Sohn Ruthards und Schwiegervater des Karolingerherrschers Ludwigs des Frommen“ – eine Gründung, die anfangs mit nur undeutlich benannten Schwierigkeiten zu kämpfen hatte:

8. und 9. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Das erste halbe Jahrhundert der Gründung scheint wenig glücklich verlaufen zu sein, so daß Wolfhards Sohn Wolfinus oder Ethico und Enkel Wolfenus das Kloster von Grund auf wiederherstellen mußten; Wolfenus stand als geistiger Berater der Schottenmönch Fintan zur Seite, der 878 im Geruche der Heiligkeit gestorben ist. Nach der Neugründung und Neubesiedelung (mit Mönchen von St. Gallen und der Reichenau) [858] erlangte Wolfenus durch Vermittlung Hrabans, des Konstanzer Bischofs Salomo und des Reichenauer Abtes Folkwin von Ludwig dem Deutschen das Recht der freien Abtswahl und die Bestellung eines eigenen Vogtes. Um die gleiche Zeit wurde der Leib des hl. Blasius von Rom nach Rheinau übertragen und verschaffte dem Kloster nicht geringen Ruhm; ein Teil davon wurde 866 oder 870 nach der Albzelle verbracht, aus der sich 100 Jahre später St. Blasien entwickelte.

Von den Äbten der ersten Zeit [Rheinaus] sind nur die von der Neugründung durch Wolfenus an noch feststellbar; es scheint, daß ursprünglich nur eine kleine Einsiedelei bestanden hat, sonst hätte sich doch mindestens eine Erinnerung an die Vorsteher in die für das Verbrüderungsbuch von St. Gallen abgefaßte Mönchsliste hinüberretten müssen. Als erster Abt begegnet uns um die Mitte des 9. Jahrhunderts der von St. Gallen durch Wolfen berufene Gozbert [837–850], ihm folgen Anwart [850], Wolfen [858–878], der Wiederhersteller des Klosters († 878), Wichram [879–888]; im 10. Jahrhundert (963–975) der als Bischof von Konstanz und als Heiliger berühmt gewordene Konradus.“[2]

Die Aufzählung im 9. Jahrhundert endet im vorangegangenen Zitat mit Wichram – unerwähnt bleibt der hier festgestellte Graf Gozbert als Abt von Rheinau von 888 bis 912. Sein Grafenamt soll er – zumindest bis 892 – im Klettgau ausgeübt haben. (Gozbert wird in den Urkunden 876 einhellig als Inhaber der Grafschaft Klettgau dargestellt.)

Klettgaugrafen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Als erster Klettgaugraf wird in einer St. Galler Urkunde vom Jahre 827 Lantfrid erwähnt.[Anm 1]

„Möglicherweise war es auch der Lantfrid, der 850 zu Neunkirch Besitz in Alpfen dem Kloster Rheinau schenkte. (ZUB I, S. 17, Nr. 61.) […] Von 902 bis 1023 fehlen alle Namen von Klettgaugrafen.“

Bei Matt-Willmatt ebenfalls: „850 schenkte der Klettgaugraf Landfrith seine Güter in Alaffin (Unteralpfen) an das Kloster Rheinau.“[3]

Irritation in der Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • „844 […] tauschte der Edle Rinloz seine Güter zu ‚Louchiringa‘ mit dem Kloster Rheinau gegen dessen Besitz im Dorfe Detzeln, wozu der Graf Gotsbert seine Einwilligung gab.“[Anm 2]

Als Klettgaugraf ist jedoch 827 bis 850 Landfrid gesetzt, sodass Gotsbert, der 844 als „Graf“ in der Urkunde bezeichnet wird, für Spekulationen gesorgt hatte. Da dieser Graf seine Einwilligung beim Tausch Lauchringen/Detzeln gegeben haben sollte und beide Orte direkt an bzw. nördlich (rechts) der Wutach und außerhalb der Landschaft Klettgau liegen, wurde vermutet, dass es sich bei diesem Grafen Gozbert von 844 um einen gleichnamigen Alpgau-Grafen gehandelt haben könnte. Zum Alp- oder Albgau sind in den Quellen keine Grafen bekannt.

Nun wurde die Urkunde von 844, die auch als Ersterwähnung von Lauchringen galt, in diesem Zusammenhang genauer geprüft und gilt heute als fehldatiert:

„Der bislang in allen Veröffentlichungen mit dem Jahr 844 angegebene Zeitpunkt der ersten urkundlichen Erwähnung von Lauchringen wird durch die neuere Forschung in Frage gestellt und diese Urkunde auf das Jahr 901/902 datiert. […] Karl Schmid, 1957 […] folgert u.a. aus der Tatsache, daß Datum und Inhalt vor allem am Beginn des Wortlauts und im Hinblick auf die Reihenfolge nicht übereinstimmen, der Schreiber habe die Urkunde fälschlicherweise unter König Ludwig den Deutschen (843–876) eingeordnet, anstatt sie Ludwig dem Kind (900–911) zuzuweisen […] Die im Cartular verzeichnete Datierung ‚anno II Hlodewicis regis‘ bezieht sich nach K. Schmid auf die Zeit zwischen 4. Februar 901 und 4. Februar 902.“

Brigitte Matt-Willmatt in: Lauchringen. Chronik einer Gemeinde, 1985, S. 27 und 70 ff.

Der bestätigende Graf kann 901/902 somit wieder dem Klettgau zugeordnet werden und wäre auch schon Abt von Rheinau (888–912) gewesen. Auf der S. 71 der Lauchringer Chronik abgebildeten Urkunde ist er als „Gozpera commser(..)“ bezeichnet [Wortende unleserlich].

Durch die ‚Zeitverschiebung‘ von 844 auf 901/902 ist die fehldatierte Urkunde ebenfalls in den Zusammenhang der Gozbert-Schenkungen gestellt.

Weitere Daten zu Leben und Tätigkeit Gozberts wurden Anfang der 1990er Jahre über die Forschungen von Regine Kemmerich-Lortzing bekannt. Sie stellte einen Zusammenhang der „Gründersippe“ von Rheinau – zu der auch der Vater Gozberts zu zählen ist – mit der Existenz eines Ortes fest, der mit Stühlingen bereits im späten 8. Jahrhundert identisch sein kann.[4]

Lage im Karolingerreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Teilung des Fränkischen Reiches im Jahre 843

Nach dem Tod Karls des Großen 814 führte sein Sohn Ludwig der Fromme das Frankenreich noch fast 20 Jahre einheitlich, obwohl schon Karl eine Lösung nach dem Prinzip der Erbteilung als die einzige Möglichkeit zur Bewältigung der zunehmenden äußeren und inneren Probleme ansah. Erst 843 teilten Ludwigs Söhne mit dem Vertrag von Verdun das fränkische Territorium in drei voneinander getrennte Königreiche. Das rechtsrheinisch von der Ostsee bis an die Alpen umgrenzte Ostfrankenreich mit Alamannien erhielt Ludwig der Deutsche. Schon bald darauf begannen sich die Brüder untereinander zu bekämpfen.

Die erste Gründung Rheinaus 778 fiel bereits in die Regierungszeit Karls des Großen (771–814). Diese frühe Gründung erfolgte wenige Jahre nach Karls Italienfeldzug, die einen Ausgleich mit dem Papsttum erbrachte. Der Heeresweg Karls führte durch den Bodenseeraum. Das genaue Gründungsdatum liegt jedoch dann während der Sachsenkriege Karls des Großen. Diese erste Gründung Rheinaus könnte auch in Opposition zum Karolingerherrscher erfolgt sein, d.h., in einer alamannischen Positionierung gegen die „Papst-Kirche“ Karls (und gegen den Bischof von Konstanz) im Verein auch mit dem Kloster St. Gallen. Der dadurch entstandene Konflikt konnte durchaus die erste Gründung Rheinaus erheblich stören oder gar rückgängig machen.

Im Jahr 858 – die Wiederbegründung Rheinaus 80 Jahre später – hatte sich die politische Lage verändert. Das Karolingerreich Karls war unter seine Söhne verteilt und der Osten mit der Alamannia stand unter der Herrschaft Ludwigs:

„Der König des Ostfrankenreiches [Ludwig der Deutsche] entwickelte sich immer mehr zum ‚starken Mann‘ des Abendlandes. Die Zunahme der Normanneninvasion und einen aquitanischen Adelsaufstand nahm er im Jahr 858 zum Anlaß für einen Vorstoß in die Francia occidentalis [Karl des Kahlen]. Erneut war also wieder ein Bruderkrieg ausgebrochen und die Kirche mußte einschreiten, um die Reichseinheit zu retten. […] Ludwig der Deutsche beschloß, den hohen Klerus der gesamten Francia occidentalis nach Reims einzuladen.[…] Aber die hohe Geistlichkeit, deren herausragende Persönlichkeit Erzbischof Hinkmar von Reims war, verweigerte ihr Kommen und richtete zudem ein ausführliches Schreiben an Ludwig. Darin wurde der König an seine Pflichten erinnert und es wurden die Bischöfe als jene herausgestellt, die über Heil und Einigkeit der Christen zu wachen hätten. […] Ludwig war vom Widerstand des Episkopats überrascht, er mußte sich nach Osten zurückziehen und ließ dabei die mit ihm verbündeten Adligen im Stich, die wieder zu Karl dem Kahlen übertraten.“[5]

Im Zusammenhang dieser unsicheren Lage, die auch den Widerstand gegen die Normannen erschwerte, stellte die alamannische Wolvene/Gozbert-Familie das zerstörte oder krisenhafte Kloster Rheinau 858 wieder her. Ludwig der Deutsche stand im Gegensatz zum Papsttum.

Dies kann eine Vorsichtsmaßnahme in der weltlich-politischen Krise der Herrscherhäuser gewesen sein, denn die Kirche hatte sich nun auch den Königen durch ihre organisatorische Kraft und den koordinierten politischen Willen als an Einfluss überlegen gezeigt: „Am 7. Juni 860 (schwor) jeder der Könige einen Eid […] und (sie) versprachen, einander in ihren Königreichen Gesetz, Recht und Sicherheit zu garantieren. So hatten die Bischöfe unter Hinkmars Führung die Einigkeit der Christenheit wieder hergestellt.“ (Ri 211). 860 konnte Karl der Kahle auch zum Gegenangriff gegen die Normannen antreten, deren Angriffe dann bis 879 vorerst zurückgeschlagen werden konnten.

Nach seinem Misserfolg 858 mit der hohen Geistlichkeit verblieb Ludwig der Deutsche[Anm 3], als König im Ostfrankenreich [auch Francia orientali genannt]: „Seine Machtbasis war Bayern mit Regensburg als Hauptort. […] In den übrigen Gebieten des Reiches teilten sich die großen Adelsgeschlechter in die Führungspositionen. Die Nachfahren von Karls des Großen Schwager Gerold waren Grafen in den alamannischen Gebieten. […] Alles in allem konnte Ludwig seinen Herrschaftsanspruch durchsetzen, doch es fehlten ihm die Mittel, um überall eine wirksame Kontrolle ausüben zu können. Es gab keine missi [Königsboten und Kontrolleure], keine allgemeinen Reichsversammlungen und die Grafschaften waren meist sehr großräumig zugeschnitten. Er stützte sich auf die Kirche und die großen Abteien, die regelrechte Klosterstädte bildeten. […] In Alamannien waren St. Gallen und Reichenau gleichzeitig große Grundherrschaften und Zentren des kulturellen Lebens.“ (Ri 224-226).

Das Kloster Rheinau war zu diesem Zeitpunkt (860er Jahre) erst dabei, sich neu ‚aufzustellen.‘ Die umfangreichen Schenkungen erhielt es erst ab 876.

„865 entschloß sich Ludwig dann, das karolingische Teilungsprinzip zu befolgen. Vorgesehen wurde eine Dreiteilung des Reiches nach seinem Tod: Karlmann sollte König von Bayern werden und die Slawenmarken erhalten; an Ludwig den Jüngeren sollten Franken, Thüringen und Sachsen fallen; für Karl III. blieb als Anteil Alemannien und Churrätien, also das künftige Herzogtum Schwaben. Nach Ludwig des Deutschen Tod 876 wurde dieser Teilungsplan verwirklicht.“

Pierre Riché: Die Karolinger München, 1992, S. 227.

Teilungsjahr 876[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine derartige Reichsteilung war ein Vorgang, der für alle führenden Persönlichkeiten Folgen haben musste, die heute möglicherweise und im einzelnen nicht mehr zu rekonstruieren sind – in diesem Zusammenhang kann die ‚Schenkungswelle‘ Gozberts 876 als eine politische Entscheidung verstanden werden. Die ursprünglich die Alamannia beherrschenden fränkischen, aber nun auch als ‚alamannische Grafen‘ eingebundenen Herrscher bauten als ‚kirchliche Basis‘ ihr Kloster Rheinau aus. Dorthin vergab Gozbert viel von seinem Besitz.

Karl III. gelang ab 879 nochmals kurzfristig eine Reichseinigung, doch nach einem Kompromiss mit den Normannen (gegen hohen Tribut und die freie Plünderung von Burgund) verlor er die Unterstützung der Adligen und starb 888 – „das noch einmal zusammengefasste Reich löste sich nun endgültig auf.“[6]

Und exakt zu diesem Jahr ist am Hochrhein wiederum eine „Schenkungswelle“ durch Gozbert zu verzeichnen, zudem wird er nun 888 zum Abt von Rheinau.[Anm 4]

Rheinaus Gründerfamilie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brigitte Matt-Willmatt/Karl-Friedrich Hoggenmüller schreiben: „Wolvene, ab 870 als Abt genannt, der das von seinen Vorfahren gestiftete, aber durch Streitigkeiten auch fast zugrunde gerichtete Kloster 852 wiederherstellte und es an König Ludwig den Deutschen übergab, der es als Königskloster 858 in seinen Schutz nahm. Die Vergabungen von Wolvene und des mit ihm verwandten Klettgaugrafen Gotsbert waren Grundstock des mit der Zeit vor allem durch Tausch und Schenkungen erweiterten Klosterbesitzes im Klettgau, der Rheinau bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts erhalten blieb.“[7]

Regine Kemmering-Lortzing stellt fest: „In der zweiten Hälfte des 9. Jh.s entwickelten sich die Beziehungen zwischen dem Inselkloster und der Rheinauer Gründerfamilie […] sehr eng und erreichten ihren Höhepunkt, als der Edle Gozbert, wohl ein Nachfahre des vorigen, zugleich als Laienabt (888) und als Klettgaugraf (892) fungierte. Rheinau wurde so zum Stützpunkt der Reichspolitik.“[8]


Zur Klärung der Vorgänge ab Mitte des 9. Jahrhunderts, die zum „Zerfall des Karolingerreiches“ (Riché, 247) führten, sei zur Auswirkung auf die Herrschaftsverhältnisse in Alamannien zunächst die regionale, sich auf Urkunden (zumeist Schenkungen an das Kloster Rheinau) stützende Überlieferung sowie auf die historischen Darstellungen vor Ort Bezug genommen.

Regionale Überlieferung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gozbert als Abt von Rheinau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Zeitpunkt des Todes des auf Ludwig folgenden letzten Königs Karl III., der Dicke (888), wurde Gozbert Abt von Rheinau. Von einer Berufung oder dergleichen ist nirgendwo die Rede; ein großer Teil der Besitzungen stammte aus seinen Schenkungen und es wird unter dem Eindruck der politischen Lage – davon geht R. Kemmering-Lortzing aus – um eine Positionierung der Gründerfamilie bzw. eines Kreises regionaler Machthaber in Anbetracht zu erwartender Nachfolgekämpfe im Reich gegangen sein.

Nach dem Tod der karolingischen oder von Karolingern abstammenden Königen fiel ab 888 die Macht im gesamten ehemaligen Frankenreich wieder an regionale Herrscher, die sich noch Könige nannten, doch „auch innerhalb der neu entstehenden Königreiche konnten sich Adlige eigene Herrschaftsbereiche aufbauen und weitgehende Selbstständigkeit erlangen.“[9] Die Kirche (und damit das Papsttum) hatte seit den Teilungsprozessen – im Gegensatz zur ‚weltlichen Macht‘ – ihre einstige „Reichseinheit“ erhalten und konnte durch ihre organisatorische Einheit auch zur ökonomischen Dominanz gelangen:

Zitat

Es standen sich nun entgegen: Adelshäuser, die ihren Besitz auf Kosten schwächerer Adliger zu vergrößern suchten oder gar unmittelbar nach höheren Machtpositionen strebten und die Kirche, als Vertreter der Reichseinheit, die dazu entsprechende Bündnisse mit weltlichen Mächtigen eingehen musste.

Am Handeln Gozberts zeigt sich, dass die Krise nicht rasch zu lösen war, denn 892 transferierte er nach 876 noch weiteren Besitz an Rheinau. Es war dies auch sein letztes Jahr als Klettgaugraf.

Späte Schenkungen durch Gozbert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • „Am 18. Juli 892 übertrug er – unter dem Vorbehalt des Rückkaufes – Familienbesitz, den er in Laufen, Mörlen, Fluringen, Eglisau, Bietingen und nicht zuletzt in Rheinheim hatte, an das Kloster Rheinau. Zu den Liegenschaften gehörte auch Rebgelände an der Küssaburg.“[Anm 5]

Rheinheimer Schenkungsurkunden 892[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Urkunde vom 13. Februar 892, betreffend Liegenschaften in Altenburg und im heutigen Wunderklingen (im Wutachtal gegenüber von Untereggingen, auf dem Schweizer Wutachufer gelegen), die Gotsbert dem Kloster überschrieb.
  • Urkunde vom 18. Juni 892. Sie betrifft eine Liegenschaft in Bietingen, die Gotsbert gehörte und die ebenso dem Kloster Rheinau überlassen wurde.[10]
  • „Die dritte Urkunde stammt ebenfalls vom 18. Juni 892. Sie hat zum Inhalt Gotsberts Besitzungen in Laufen, Mörlen, Fluringen, Eglisau, dazu eine weitere Liegenschaft in Bietingen und Besitzungen in Rheinheim. Auch diesen Besitz vermachte Gotsbert seinem Kloster. Zu den Rheinheimer Liegenschaften gehörte auch Rebland an der Küssaburg.“ (Seite 6, Fußnote 2 des Buch über das 1000jährige Jubiläum des Klosters Rheinau, 1778.)

Die Urkunde selbst ist verschollen, doch existiert eine lateinische Übersetzung: „Die Mönche fertigten bereits im 12. Jahrhundert Abschriften ihrer wichtigen Urkunden an. Diese Sammlung von Abschriften blieb erhalten und wird als Rheinauer Kartular bezeichnet. […] Der ‚Geheimschreiber‘ des Klosters, der erstmals die drei Urkunden mit den zugehörigen Abschriften im 9. Jahrhundert ausfertigte war, der Mönch Luitbert. Wer im 12. Jahrhundert die Abschriften fertigte, ist nicht überliefert. Alle drei Schriften wurden ‚im Wäldchen Hunirislo‘ geschrieben. In der Rheinheimer Urkunde heißt die Örtlichkeit ‚Hönresloh‘. Der Ort liegt, wie die Urkunde berichtet, im Thurgau.“[11]

Im Buch, das zur Tausendjahrfeier des Klosters Rheinau im Jahre 1778 herausgegeben wurde, ist zu lesen, dass die Stifter des Klosters zum Adelsgeschlecht der Welfen gehörten, also zum Süddeutschen Hochadel. Gotsbert war ebenfalls Welfe. Er wird in diesem Buch ausdrücklich als Gaugraf des Klettgaus und des Alpgaus bezeichnet. Seine umfangreichen Besitzungen in unserer Gegend hatte er erworben, indem er Besitz, den die Familie andernorts hatte, gegen Liegenschaften unserer Region tauschte. Bei den Tauschgeschäften werden die Namen von Kaiser Karl III (Karl der Dicke), und Abt Wolfen von Rheinau erwähnt. Wolfen war der dritte Abt von Rheinau (858 bis 878). […] Gotsbert hatte einen Sohn namens Folker, der als Mönch ebenfalls im Kloster Rheinau lebte.[12]

> Übersetzung der „Rheinheimer“ Urkunde vom 18. Juli 892 siehe Übersetzung der Urkunde:

„Im heiligen und untrennbaren Namen der Dreifaltigkeit. Ich, also Gozpreht, überlasse mein Erbe zum Heile meiner Seele und der Seele meiner Eltern dem Kloster, welches Rinowa (Rheinau) genannt wird und erbaut ist zur Ehre der Mutter Gottes und ewigen Jungfrau Maria sowie des heiligen Petrus, des Anführers der Apostel und der vielen übrigen Heiligen, wo es mir als Unwürdigem selbst erlaubt ist, als Abt der Herde Gottes vorzustehen. Und dies ist es, was ich überlasse: was auch immer ich derzeit im Bezirk Thurgau im Ort Laufen, in Mörlen und in Fluringen habe, natürlich unter der Bedingung, dass, wann immer ich es wünsche, ich die Macht habe, es mit einer Goldmünze und zwei Silberpfund innerhalb von zwei Jahren auszulösen. Und wenn es von mir nicht ausgelöst würde, dann habe Adilpreht, der Sohn meiner Schwester, die Macht, sein rechtmäßiges Erbe mit zwei Silberpfund innerhalb von zwei Jahren auszulösen. Und wenn es weder von mir noch von den oben genannten Personen ausgelöst würde, dann stehe es unwiderruflich und für immer in der Macht und Herrschaft des genannten Klosters. Ich überlasse auch, was immer ich in Öwa (Eglisau) habe, selbstverständlich auf diese Weise, dass ich es von dort unter Zahlung von 2 Dinar innerhalb eines Jahres auslösen kann, und wann immer ich will, ich die Macht habe, es von dort mit einer Goldmünze auszulösen, und wenn ich es nicht auslöse, Rinloz es mit 10 Goldmünzen auslöse. Und wenn es von keinem von uns ausgelöst werde, dann stehe es für immer in der Gewalt des genannten Klosters. Ich überlasse ferner, was auch immer ich im Bezirk Hegau in der Stadt, die Bötingen genannt wird, derzeit habe, natürlich unter der Bedingung, dass, wann immer ich es wünsche, ich die Macht habe, es mit einem Dinar auszulösen. Und wenn es von mir nicht ausgelöst werde, dann habe mein Sohn Folker die Macht, es in gleicher Weise auszulösen. Und wenn es von keinem von uns ausgelöst werde, dann stehe es unwiderruflich für immer in der Macht und Herrschaft des genannten Klosters. Ich überlasse ferner, was auch immer ich bisher in Rinheim (Rheinheim) gehabt habe, natürlich unter der Bedingung, dass wann immer ich es wünsche, ich die Macht habe, es mit einer Goldmünze auszulösen, und wenn es von mir nicht ausgelöst werde, dann bleibe es für immer in der Macht und Herrschaft dieses Klosters. Was auch immer ich bisher in den vorgenannten Orten gehabt habe, sowohl Ländereien als auch Häuser, basilicis[Anm 6] und kirchliche Liegenschaften, Hütten, Leibeigene, Weingärten, Obstgärten, Wiesen, Weiden, Gewässer und Wasserläufe, Mühlen Wälder, Äcker und unbebautes Land, Mobilien und Immobilien, Zahlungsverpflichtungen oder Außenstände oder was auch immer man sagen und benennen kann, alles überlasse ich der Gewalt und dem Besitz des vorgenannten Klosters. Wenn aber jemand, dass es keineswegs geschehe, gegen diese Übergabe, abgeschlossen durch die Hand der Macht[Anm 7], versuchte anzugehen und sie umzukehren, würde er gezwungen, in die Staatskasse des Königs 3 Unzen Gold, 5 Gewichte Silber zu zahlen, und dennoch bliebe diese Übergabe fest und stabil.“

Von Interesse ist hier, dass Gozbert den regional nun bedeutenden Herrscher Arnulf von Kärnten, der in Nachfolge des letzten Karolingers Ludwig das Kind, zum König gewählt worden war, nicht als König bezeichnet:

Darstellung der Ausstellung einer Urkunde (Zeichner: Wolf Pabst im Mittelalter

Verhandelt im Bezirk Thurgau im Wäldchen, welches Hönresloh genannt wird, in Gegenwart einer großen Volksmenge und geeigneter Zeugen. Im Jahre 892 der Menschwerdung des Herrn, im 5. Jahr der Herrschaft des Arnolf, auch das Jahr eins des Papst Formosus, am 14. Juli, an einem Sonntag.[13] Dies ist durchaus als Opposition zu verstehen.

Zerstörung des Klosters Rheinau 909 (?)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Kloster-Zerstörung durch die Ungarn ist noch während der Amtszeit von Gozbert wahrscheinlich: „Während der Regierungszeit Ludwigs (900–911) wurde das Reich immer wieder von den ungarischen Reiterkriegern angegriffen. [… Das Herzogtum] Schwaben wurde im Jahr 909 verwüstet.“[14]

Als formale Begründung des Herzogtums Schwaben gilt das Jahr 911. Es kann angenommen werden, dass diese territoriale Neuorganisation im Zusammenhang mit der vorangegangenen Verwüstung des Großraumes durch die Ungarn steht. „Vermutlich ist das Dorf Schwaben, das noch 871 urkundlich erscheint, im Jahr 925 von den Hunnen [gemeint sind die Ungarn] völlig zerstört worden.“ (H. Matt-Willmatt, 12). Dieses Dorf lag in der größeren Rheinschleife; möglicherweise gelang es den Ungarn nicht, auf die unweit entfernte Klosterinsel in der kleinen Rheinschleife überzusetzen. Seitens Rheinau gibt es jedoch keine Überlieferung dazu.


Um die Strategie des Klettgaugrafen Gotsbert – dessen Handeln vermutlich nur ein Muster für den Versuch kleiner Adliger war, zu denen Gaugrafen durchaus zählten, ihre Besitztümer in eigener Verfügung zu halten, zu verifizieren, ist es nützlich, die Auswirkungen des ‚Großereignisses Reichsauflösung‘ anhand des französischen Forschers Pierre Riche zu betrachten:

Regionale Konfliktlage nach 888[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hintergrund Ende des 9. zum 10. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Tode Ludwig des Deutschen 876 als Herrscher von Ostfranken wurde dieser Teil des ehemaligen fränkischen Reiches noch einmal dreigeteilt – neben seinen zwei Brüdern hatte Ludwig III. Alamannien und Churrätien erhalten. Innerhalb kurzer Zeit starben nicht nur die karolingischen König des West- und mittleren Reiches, sondern auch seine Brüder als Teilherrscher Ostfrankens, so dass Ludwig noch ein letztes Mal das ehemalige Gesamtreich vereinigen konnte und 881 sogar zum Kaiser gekrönt wurde, doch erkrankte er schon bald und starb am 13. Januar 888: „Der Traum von der Erneuerung des Kaisertums war damit ausgeträumt, das noch einmal zusammengefaßte Reich löste sich endgültig auf. […] Aber diesmal waren es nicht mehr Karolingerherrscher, von denen die Trümmer des Reiches beansprucht wurden, […] nun ließen sich die Oberhäupter der führenden Familien vom Adel wählen.“ (Ri, 257 f.). Der regionale Adel stellte die Herrscher.

In der ehemaligen Gebietseinheit, „zu der drei alte merowingische Dukate gehörten: Alemannien, Rätien und Elsaß […] stritt sich nach 888 das bedeutende Geschlecht der Hunfridinger, vertreten durch Adalbert, Graf im Thurgau und dessen Bruder Burchard, Markgraf in Rätien mit Salomon III. (890–919), dem mächtigen Bischof von Konstanz und Abt von St. Gallen.“ „Der Bischof konnte die beiden Adligen töten lassen, ihre Erben wurden verbannt. Der Versuch, Burchards I., das Land seiner Ahnen wieder in Besitz zu nehmen, führte zum Konflikt mit Erchanger, dem neuen Herzog von Schwaben. Für König Rudolf II. von Hochburgund war dies die Gelegenheit zum Eingreifen, aber er wurde 919 von Burchard bei Winterthur besiegt.“ (Ri, 268).

Zuletzt setzte sich ein Erchanger, nun als Herrscher des neu gefassten Herzogtum Schwaben durch. (Ri, 268). Mit dieser Neubegründung, die auch der Neuorganisation gegen die weiterhin bedrohlichen Ungarn diente, gab es auch keine gesicherten Rechtsgrundlagen in der ehemaligen Alamannia mehr – etwa zum Bestand der karolingischen Gaugrafschaften.

In Kenntnis dieser Vorgänge gewinnt die ‚Schenkungspolitik‘ des Grafen Gozbert an Rheinau bei gleichzeitiger Übernahme der Klosterführung den Charakter eines „politischen Schachzuges“ – er sicherte seinen oder einen Teil seines gräflichen Besitzes durch die Übertragung an eine Instanz der kirchlichen Macht, deren Kontrolle er gleichzeitig übernahm. In diesem Licht sind die Urkunden von 876, 888 bis 892 zu verstehen. Es war eine langfristige familiäre Strategie im Auflösungsprozess des fränkischen Reiches seit der Mitte des 9. Jahrhunderts.

Weitere Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gab noch Versuche, die karolingische Regierungstradition weiterzuführen – etwa durch Arnulf von Kärnten, der sich in Italien zum Kaiser krönen ließ –, doch er „mußte die Herzöge handeln lassen, wie sie wollten […] auch die Herzöge von Bayern, Schwaben und Sachsen wurden praktisch selbstständig.“ (Ri, 271) Truppenaufgebote jeweiliger Könige, die sich als ‚reichsweit‘ sahen, wurden regelmäßig geschlagen. Auch der Einfluss der Kirche reichte nun nicht mehr aus, einheitliche Territorien zu begründen:

Abschrift:

(Arnulf von Kärnten): „Bei seinem Tod 899 war sein Sohn Ludwig das Kind erst sechs Jahre alt. Der Königinwitwe Oda wurde jeder Einfluß genommen, so daß im Namen des Kindes Erzbischog Hatto von Mainz, Bischof Adalbert von Augsburg und einige weltliche Große regierten. Während der Regierungszeit Ludwigs (900-911) wurde das Reich immer wieder von den ungarischen Reiterkriegern angegriffen. Luitold von Bayern, der Erzbischof von Salzburg und zahlreiche weitere bayrische Bischöfe starben 907 in der Schlacht bei Preßburg. Im Jahr 908 erlitten in Thüringen Markgraf Burchard und der Würzburger Bischof das gleiche Schicksal, und Schwaben wurde im Jahr 909 verwüstet. Als Ludwig das Kind 911 starb, wählten die Großen in dieser schwierigen Lage einen aus ihrer Mitte, dem sie zutrauten, die Verteidugung wirksam zu organisieren. Es war Konrad der Jüngere, von dem gesagt wurde, er sein mütterlicherseits mit den Karolingern verwandt. Konrad I. Regierung war eine Abfolge von Fehlschlägen. […] auch die Herzöge von Schwaben, Bayern und Sachsen wurden praktisch selbstständig. Konrad heiratete Kunigunde, die […] Schwester des Herzogs Erchanger von Schwaben. Aber […] Burchard I. und Erchanger besiegten Truppenaufgebote des Königs, Heinrich von Sachsen schlug Konrads I. Bruder Eberhard (Eresburg, 915).“ (Ri, 271).

Wie vor ihm einst die Karolinger, versuchte Konrad I. nun die Unterstützung der Bischöfe zu gewinnen. (Synode 916) […] Trotz der Anstrengungen des Mainzer Erzbischofs Heriger und Bischofs Salomon III. von Konstanz hatten die kirchenrechtlichen Anordnungen nicht mehr Erfolg, als die Versuche zur militärischen Unterdrückung. Die Herzöge handelten, als gäbe es keinen König. Sie hatten ihre eigenen Vasallen, hielten Versammlungen ab und führten eine eigenständige Politik.(Riché: Karolinger. 1991, S. 272)

„Als König Konrad von einem Feldzug gegen Arnulf von Bayern zurückkehrte und seinen Tod nahen fühlte, beauftragte er seinen Bruder Eberhard, Frieden mit Heinrich von Sachsen zu schließen und ihm die Königsinsignien zu überbringen. Heinrich stimmte zu. […] Heinrichs Macht und Fähigkeiten ...“ (Ri, 284).

Der allgemeine Autoritäts- und Machtverfall der weltlichen Zentralgewalten in den karolingischen Teilreichen führte auch dazu, dass den seit Anfang des 10. Jahrhunderts in Mitteleuropa einfallenden ungarischen Reiterheeren kein organisierter Widerstand entgegengesetzt werden konnte. 909 wurde Schwaben verwüstet. (Gozbert starb 912). Erst Heinrich von Sachsen gelang es, sich als mächtigster deutscher Fürst zu positionieren – seine „Macht und Fähigkeiten reichten aus, um ihm als König die Anerkennung der einzelnen Herzöge zu sichern, denen er aber eine gewisse Selbstständigkeit beließ. Burchard I. von Schwaben wurde [um 920] durch einen Feldzug eingeschüchtert und ergab sich kampflos.“ (Ri, 284). 933 gelang es ihm, nach der Sicherung seines Reiches im Norden und Osten auch die Ungarn entscheidend zu schlagen. Eine neue Bewegung hin zur Zentralisation erlaubte Otto I. 962 die Erneuerung des Kaisertums: „Die nach dem Zusammenbruch des Karolingereiches entstandenen Fürstentümer wurden wieder unter einer gemeinsamen Herrscherautorität geeint.“ (Ri, 298).

> Joseph Sauer zu Salomon III. (87-89).

Aufstand unter Ludwig dem Kind[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schaffung einer neuen Machtstellung der Herzöge war nur möglich auf Kosten von Kirchengut. „Für die Kirche war also die Bekämpfung dieser partikularistischen Bestrebungen eine Lebensfrage.“ Salomo III. bekämpfte „rücksichtslos die Erhebung des rätischen Grafen Burkhart (911) selbst noch in dessen Angehörigen. Burkhart wurde in einer Versammlung getötet, sein Bruder ermordet und seine Söhne verbannt; die Überlieferung, die die unbedingte Gegnerschaft Salomos kannte, hat ihn direkt zum Anstifter dieser Vernichtungsmaßnahmen gemacht. So hat auch wohl Graf Erchanger, der Herr von Bodman, der 914 Burkharts Plan wieder aufnahm, Salomo als grimmigsten Gegner betrachtet […] und ihn auf der Diepoldsburg gefangen“ gesetzt. Nach wenigen Tagen schon ward Salomo befreit und Erchanger verbannt; doch wiederholte er 915 den Versuch zum zweitenmal zusammen mit seinem Bruder Berchtold und Burkhart, dem Sohn des gleichnamigen rätischen Grafen, und ließ sich nach seinem Sieg bei Wahlwies [bei Stockach]zum Herzog ausrufen. Doch auf der allgemeinen Synode zu Hohenaltheim 916 wurde in Gegenwart eines päpstlichen Legaten zum Eintritt in ein Kloster verurteilt – eine wohl mit Rücksicht auf die nahe Verwandtschaft zum König so mild gewählte Strafe – und da er sich dem Spruch nicht fügte, 917 in Hattingen (wohl im Hegau) hingerichtet. (Sauer, 87–89).

„Es ist auch bekannt, daß lange Zeit in Altenburg, am Sitz des Gaugrafen, das Gaugericht abgehalten wurde. Ratbold, ein Urenkel des durch seinen Sieg über die Ungarn berühmten Gaugrafen Erchanger, der sich ‚Graf von Altenburg‘ nannte, erbaute das Schloß Habsburg.“ (HMW, Altenburg, 12)

„Nachdem die Freiherren von Krenkingen als Schutzherren des Klosters Rheinau auch über Altenburg einige Zeit die Schutzvogtei ausgeübt hatten, erkaufte der Rheinauer Abt Heinrich von Eitlingen im Jahre 1352 von Katharina von Krenkingen-Weissenburg, der Gemahlin Rudolfs von Tengen, die Vogtei über Dorf und Leute um 53 Mark Silber.“ (dito) _________________________________________________________________________________________________________


.................................................................. So verdankt das Herzogtum Schwaben seine Errichtung keineswegs den Stammesaktivitäten von Alemannen und Schwaben. [… Das Herzogtum Schwaben] geht zurück auf die Entscheidung Ludwigs des Frommen (xy–840), für seinen Sohn Karl den Kahlen eine Gebietseinheit zu schaffen, zu der drei alte merowingische Dukate gehörten: Alemannien, Rätien und Elsaß. (Ri, 268)

Die Fürstentümer aus dem Anteil Ludwig des Deutschen 843 waren von diesem an seinen Sohn Karl den Dicken weitergegeben worden. Das bedeutende Geschlecht der Hunfridinger, vertreten durch Adalbert, Graf im Thurgau, und dessen Bruder Burchard, Markgraf in Rätien, stritt sich nach 888 mit Salomon III. (890–919), dem mächtigen Bischof von Konstanz und Abt von St. Gallen.

Der Bischof konnte die beiden Adligen töten lassen, ihre Erben wurden verbannt. Der Versuch, Burchards I. [Alemannien?], das Land seiner Ahnen wieder in Besitz zu nehmen, führte zum Konflikt mit Erchanger, dem neuen Herzog von Schwaben. Für König Rudolf II. von Hochburgund war dies die Gelegenheit zum Eingreifen, aber er wurde 919 von Burchard bei Winterthur besiegt. Der nachfolgende Friedensschluß wurde durch die Ehe zwischen Burchards Tochter Bertha und König Rudolf bekräftigt. Aus dieser Verbindung ging Adelheid hervor, die spätere Gemahlin Kaiser Ottos I.“[15] ........................................................................................

Machtwechsel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem liegt die These zugrunde, dass im Zeitraum einer erkennbar schwachen oder gar sich auflösenden karolingischen Zentralgewalt, regionale Machthaber wie die Gaugrafen versucht haben, durch Eigentumsüberschreibungen an Klöster – die sich als neue und politisch unabhängige Machtzentren entwickelten – auch für die Zukunft starke Positionen zu erhalten. Da die Grafen dann mit großer Wahrscheinlichkeit auch als Klosteräbte festzustellen sind, könnte diese Rechnung aufgegangen sein.


Herzogtum Alamannien (hier mit dem Elsass) und Hochburgund im 10. und 11. Jahrhundert


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Rückstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Korrekturen auf anderen Seiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kloster Rheinau: Einführung des ersten Gozbert als erster Abt (Lit: J. Sauer)

neu[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Die Gründerfamilie des Klosters hatte bei der Gründung zur Sicherung der Lebensgrundlage neben anderen Grundstücken auch größere Gebiete auf der Altenburger Gemarkung dem Kloster zugesprochen. Dem Erneuerer des Klosters, Wolvene, verdankt Altenburg seine erste urkundliche Erwähnung 871, als dieser umfangreiche Güter in Altenburg, Weizen, Mettingen, Bannholz und Nussbaumen dem Kloster vermachte. Das Kloster Rheinau errichtete in Altenburg 1130 die erste Kirche als Filialpfarrei des Klosters. […] Die grundherrlichen Rechte des Klosters sind 1352 entscheidend durch den Ankauf der Ortsvogteirechte erweitert worden, dadurch erhielt das Kloster von Katharina von Tengen die niedergerichtliche Herrschaft über Altenburg. Die hohe Gerichtsbarkeit verblieb dagegen bei der Grafschaft Klettgau.“[16]

aus 'Leben Gozberts'[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

850 erscheint Lantfrid (seit 827?) als Klettgaugraf; um bzw. 858 sei Gozbert „mit Grafenwürden“ ausgestattet worden. 870 wird auch ein Odilloz als Klettgaugraf genannt (siehe nächster Abschnitt), 872 oder 878 erscheint dann ein Gotsbert als „Albgaugraf“ [Schenkung Erzingen, 878]. Doch ab 876 stabilisiert sich die Nennung Gozberts als Klettgaugraf durch seine „Schenkungswelle“ zum Zeitpunkt der Auflösung des Ostfrankenreichs beim Tod Ludwig des Deutschen. Als Abt von Rheinau wird Gozbert dann übereinstimmend von 888 bis 912 genannt. 892 habe er gleichzeitig (auch noch) als Graf fungiert (Urkunde siehe unten) und somit Besitz nochmals an sein nun eigenes Kloster übertragen.

Unklar ist weiterhin die Nennung und Bedeutung eines Odilloz 870:

  • Altenburg – Berwangen (870): „Urkunde von 870, als Ludwig der Deutsche die zu Jestetten gelegenen Güter des Klettgaugrafen Odilloz dem Kloster Rheinau schenkte.“ (HMW 54)
  • Erstmals urkundlich erwähnt wurde der heute Schweizer Klettgauort Rafz in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 870, ausgestellt von König Ludwig dem Deutschen: Sie übertrug den Besitz des Odilloz zu Rafz dem Kloster Rheinau.[17]

Weitere Schenkungsurkunden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 858: „Waldchiricha (Waldkirch) durch Wolfenus an das Kloster Rheinau.“ (HMW, 102)
  • 871: durch Wolvenes Sohn Wolfenus: „Äcker und Wiesen zu Ballinholz (Bannholz).“ (HMW, 15)
  • 871: Urkundliche Erwähnung des Dorf ‚Schwaben‘ auf der nördlichen Rheinschleife bei Altenburg, „das vermutlich im Jahr 925 von den Hunnen [Ungarn] völlig zerstört wurde.“ (HMW, 12)
  • 884: Schenkung durch Karl III.: „Eggingen an der Wutach dem Kloster Rheinau.“ (HMW, 98)


Gründersippe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufzeichnungen über Führungspersönlichkeiten jener Epoche entstanden nun durch die zahlreichen, zu beurkundenden Eigentumsübertragungen auch auf regionaler Ebene – zumeist vom Adel an die Kirche, an die Klöster als Stützpunkte der Königsmacht. Dabei ging es nur vordergründig um das oft beschworene „Seelenheil“ der Schenkenden – es ging um Dispositionen der regionalen Herrscher zur weltlichen Zentralgewalt und ihren Fraktionen, die sich wiederum im Wechselspiel mit den religiösen Machthabern, auf höchster Ebene den Bischöfen, befand.

Wie Borgolte (Michael Borgolte: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit – Eine Prosopographie. 1986, S. 134 f.) unter Berufung auf Schmid betont, sind Personen namens Gozbert, Wolvene, Liutold und Berengar Angehörige der ‚Rheinauer Stifter‘ und miteinander verwandt; auch der Nibelgaugraf Gozbert von 855 gehört dazu, der wohl am meisten Widerstand gegen die Wiedererrichtung des Klosters Rheinau leistete (Borgolte, 135 f.). Da der König die Gegner Wolvenes mit Grafschaften entschädigte, dürfte Gozbert der Hauptnutznießer dieser ‚Entschädigung‘ geworden sein. Später ist auch im Klettgau ein Graf Gozbert nachgewiesen, der seit 888 zugleich als Laienabt dem Kloster Rheinau vorstand (Borgolte, S. 138). Maurers Ansicht, dieser habe als Gaugraf im Klettgau amtiert, widerspricht er jedoch, denn die Grafenformel ‚coram Cozperto comite‘, die Maurer (Helmut Maurer: Das Land zwischen Schwarzwald und Randen im Frühen und Hohen Mittelalter. In: Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte, Bd. 14, 1965, S. 46 f.) für eine Besitzübertragung in Wunderklingen anführe, tauche auch in einer anderen Urkunde auf, in der ausdrücklich ein anderer als Graf im Klettgau bezeichnet werde. Seines Erachtens ist der Grafenrang Gozberts wohl eher auf seine vormalige Tätigkeit als Graf im Nibelgau und dazu auf das Rheinauer Immunitätsprivileg von 858 zurückzuführen und beschränkt sich damit auf die klösterlichen Besitzungen. Erstaunlich dabei ist für Borgolte (Michael Borgolte: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. 1984, S. 20.), daß Gozberts Tätigkeit als comes nun wohl nicht nur potentiell, sondern auch tatsächlich die Kompetenz seiner als Grafen im Klettgau, Thurgau und wohl auch im Alpgau und Hegau amtierenden Verwandten Adalbert II. und Adalbert III. eingeschränkt haben dürfte und dennoch offensichtlich ein konfliktfreies Einvernehmen zwischen dem Abtgrafen und den Adalberten bestanden haben muß. Er zieht daraus den Schluß, daß der Klettgau vermutlich gar kein eigener Comitat im Sinne eines königlichen Amtes war (Borg, 1984, 211). Aus den Rheinauer Akten ist jedenfalls nicht ohne weiteres zu schließen, daß Gozbert einen eigenen Comitat hatte bzw. wo er gelegen haben könnte. Wenn es sich dabei nun aber um einen Bezirk handelt, der als Entschädigung von dem später als ‚fiscus regalis Schleitheim‘ bezeichneten Königsgut abgetrennt worden war, enthält vielleicht der Name ‚Stühlingen‘ einen Hinweis darauf. […] Wenn man also zu dem Schluß kommt, daß Stühlingen im 9. Jh. im Sinne einer ‚Abfindung‘ für die Restaurierung des Klosters Rheinau von dem Karolinger Ludwig dem Deutschen als ‚Stuhlbezirk‘ und damit als Grafschaft an die Rheinauer Stifterfamilie gegeben worden war – obwohl darüber keine Urkunde vorhanden ist –, so würde sich dadurch doch für viele Fragen eine Erklärung anbieten ...[18]

Im Buch, das zur Tausendjahrfeier des Klosters Rheinau im Jahre 1778 herausgegeben wurde, ist zu lesen, dass die Stifter des Klosters zum Adelsgeschlecht der Welfen gehörten, also zum Süddeutschen Hochadel. Gozbert war ebenfalls Welfe. Er wird in diesem Buch ausdrücklich als Gaugraf des Klettgaus und des Alpgaus bezeichnet. Seine umfangreichen Besitzungen in unserer Gegend hatte er erworben, indem er Besitz, den die Familie andernorts hatte, gegen Liegenschaften unserer Region tauschte. Bei den Tauschgeschäften werden die Namen von Kaiser Karl III (Karl der Dicke), und Abt Wolfen von Rheinau erwähnt. Wolfen war der dritte Abt von Rheinau (858 bis 878). […] Gotsbert hatte einen Sohn namens Folker, der als Mönch ebenfalls im Kloster Rheinau lebte.[19]

Historischer Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Unsicherheiten um die frühmittelalterlichen Vorgänge[Anm 8] in den Regionen erfordern den Blick auf die sich damals bereits im ‚europäischen Maßstab‘ entwickelnde Geschichte:

Alamannien (rosa) nach Abzug der Römer 481 v. Chr.

Nach dem Umbruch im 5. Jahrhundert durch die Auflösung des Weströmischen Reiches verfielen die gesellschaftlichen Ordnungen der Antike auf allen Ebenen. Germanische Stämme, die zuvor schon viele Grenzregionen gewonnen hatten, besetzten nun auch die Kernregionen Mitteleuropas. Damit kam die Völkerwanderung zum Abschluss.

500 bis 900[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das militärische erfahrene und bereits staatlich organisierte Volk der Franken setzte sich unter den Merowinger-Königen im ehemaligen Gallien und in Germanien durch: „Ihr König Chlodwig besiegte zuerst die Römer, die unter Syagrius noch eine Art Königtum gebildet hatten, sodann die Burgunder und den Teil der Westgoten, welcher nicht nach Spanien gezogen war.“[20] In der Folge kam es zu alamannischen Angriffen auf die Merowinger, die zu einem Sieg der Franken führten: Der Ort der Schlacht bei Zülpich (496) ist heute umstritten. Entscheidend war jedoch die alamannische Niederlage in der Schlacht bei Straßburg (506). Auch dieser Schauplatz ist nicht mit Sicherheit festzustellen.

„Nun gerieten die rechtsrheinisch wohnenden Alemannen unter fränkische Herrschaft. Die südlich des Rheins Wohnenden stellten sich unter den Schutz des Ostgotenkönigs Theoderich. Nach dessen Tod [526] wurde ganz Alamannien dem fränkischen Großreich eingegliedert. Der fränkische König ernannte einen alamannischen Großen als Stellvertreter, der den Titel eines Herzogs führte.“

Karl Schib: Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen. 1972, S. 9.

Die politischen Ereignisse des 5. und 6. Jahrhunderts zeigten, dass ...

„... es gerade die Kirche (war), die sich unter allen diesen Trümmern allein stabil erhielt. Die ganze Macht des Widerstandes, wenn der Staat in Trümmern lag, konzentrierte sich in den Bistümern. Dadurch empfingen indes auch die Könige ein natürliches Interesse, die Kirche zu fördern und auszubreiten […] Es wurde daher unter diesen Nationen eine eigentümliche Art von Gesetzesbildung versucht, die dahin abzielte, die beiden nebeneinander lebenden Völker, Germanen und Romanen, in eine einzige Genossenschaft zu verbinden.“

Theodor Mommsen: Das Römische Imperium. Berlin 1941, S. 512 f.

Im 7. Jahrhundert „trug auch der Verschmelzungsprozeß zwischen den verschiedenen Volksgruppen erste Früchte. Zwar behielten die einzelnen Stämme jeweils ihr eigenes Recht, aber sie unterstanden der gleichen Staatsgewalt.“[21]

Mit dem Machtverfall der Merowinger-Könige im 7. Jahrhundert übernahmen Adelsfamilien, die zuerst die königlichen Verwalter, die Hausmeier, stellten, schrittweise die Regierungsgewalt, die dadurch jedoch auch geschwächt wurde: In den Landesteilen kam es zu Aufständen der Herzöge der Alamannen und Bayern, die nur mühsam unterdrückt werden konnten. Erst im 8. Jahrhundert gelang eine neue Festigung des Frankenreichs unter Karl Martell, der sich zielgerichtet „an allen Fronten“ durchsetzte. Er bildete das fränkische Fußheer zu einer Reiterarmee um und ihm gelang der Sieg über die von Spanien her eindringenden Araber in der Schlacht von Poitiers am 25. Oktober 732, die seinen Ruhm als „Martellus“, „der Hammer“, begründete.

Die Expansion des Frankenreichs bis 814

Mit Karl Martell (714–741) begann die Dynastie der Karolinger als unangefochtene Herrscher des Reiches: Er hat „fast alle Gebiete des Abendlandes wieder in den Einflußbereich einer starken Zentralgewalt einbezogen. […] Er erkannte richtig, daß er durch die Unterstützung der Missionare […] die Ausbreitung des Evangeliums fördern und so die Germanen in die fränkische Stammesgemeinschaft einbeziehen konnte.“[22]

Seine Nachfolger konnten das Frankenreich vergrößern, doch wurde es dabei auch geteilt – erst Karl der Große (768–814) setzte sich wieder als Alleinherrscher durch und er galt „schon sehr bald als der ‚Vater Europas‘, eines Europas, das aus sehr unterschiedlichen Regionen zusammengefügt war.“[23]

Lage in Alamannien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Um die ostfränkischen Adelsherrschaften zu kennzeichnen, sprachen die Historiker früher gern von ‚Stammesherzogtümern‘, die von Anführern geschaffen wurden, welche irgendwo vom Volk, ihrem Stamm, gewählt waren. Gegenwärtig gilt aber als sicher, daß die Herzöge und Markgrafen, (marchiones) Militärführer und königliche Amtsträger waren, karolingischer Abstammung oder mit Karolingern verschwägert. Die Entstehung der späteren deutschen Fürstentümer ist oft auf eine Verwaltungsentscheidung der Karolingerzeit zurückzuführen.“[24]

Alamannia unter den Merowingern
Nach dem Sieg an der Wende des 5. zum 6. Jahrhundert hatten die Franken stützpunktartig das bislang alamannische Gebiet besetzt. Der Druck der fränkischen Zentralgewalt war nicht sehr hoch, zudem akzeptierten die Alamannen das Königtum der Merowinger, da dieses sich als überlegen erwiesen hatte.

Der Hausmeier Pippin II. (687–714), der offiziell im Namen mehrerer nur noch formal kurz nacheinander folgender Merowingerkönige regierte, bekam erste Schwierigkeiten mit den Alamannen:

„In jener Zeit wollten der Alemannenherzog Gottfried und die übrigen Herzöge ringsum den Herzögen der Franken nicht gehorchen, weil sie nicht den Merowingerkönigen dienen konnten, wie sie es gewohnt waren.“

Brevarium Erchanberts in: Riché: Karolinger. 1992, S. 49.

Die Alamannen hatten „die weit entfernt residierenden Merowingerkönige anerkannt“, während sie die Hausmeier allenfalls als gleichrangige Herzöge ansahen:

„Für den Augenblick fand sich Pippin mit dieser Lage ab. Als Herzog Gottfried starb (709), unternahm er jedoch vier Feldzüge gegen dessen Nachfolger und bezog Alemannien wieder in den Einflußbereich des Frankenreichs ein, ohne dabei jedoch das Herzogtum zu annektieren.“[25]

Doch schon seinem Nachfolger, Karl Martell entglitten „die Herzogtümer in Randlage, Alemannien und Bayern“ wieder der Kontrolle:

In Alamannien regierte Herzog Lantfrid (712–725) wie ein unabhängiger Fürst, wie es die Recensia Lantfridana der Lex Alamannorum belegt. Karl Martell unterwarf zwar den Hegau, aber nach dem Tod des Herzogs (ca. 730) mußte er dessen Nachfolger Theutbald in seiner Stellung belassen. [… Martell] unterstützte Pirmins Klostergründung auf der Insel Reichenau (724). Aber unglücklicherweise konnten sich der Missionar nur für drei Jahre halten, dann wurde er vom Alemannenherzog vertrieben, der in ihm das Werkzeug Karl Martells sah.[26]

Ende der Unabhängigkeit „Unter seinen Nachfolgern Pippin und Karlmann versuchte auch Theutbald, der Sohn des von Karl Martell unterworfenen Lantfrid, seine Handlungsfreiheit zurückzugewinnen und das Herzogtum zu erneuern.“[Anm 9] Der alemannische Widerstand war hartnäckig und nach mehreren Feldzügen „setzte sich Karlmann mit Gewaltmaßnahmen durch und ließ im Strafgericht von Cannstatt (746) einen Teil des alemannischen Adels umbringen. Alemannien wurde danach in zwei Grafschaften aufgeteilt, die den fränkischen Adligen Warin und Ruthard anvertraut wurden. Mit Ruthard setzte sich die später berühmte Familie der Welfen in Alemannien fest.“[27]

Der weitere Verlauf der Herrschaftsorganisation führte zu einer Aufteilung der ursprünglich zwei Herrschaften in Alamannien anhand der Gau-Einteilung durch Karl den Großen um 800 in zahlreiche weitere, nun an diesen Grenzen orientierte (Gau-)Grafschaften.

Das Grafenamt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Die Durchführung der vom König am Hof oder auf Reichsversammlungen beschlossenen Maßnahmen wurden örtlichen Amtsinhabern übertragen, den Grafen (comites) Man zählt ungefähr dreihundert Grafschaften im Reich. […] Als Stellvertreter des Königs verfügte der Graf über große Machtbefugnisse. […] Der Graf und die Schöffen übten die hohe Gerichtsbarkeit aus, während das Niedergericht an einen Unterbeamten übertragen war, an den vicarius oder centenarius, der aus der dörflichen Oberschicht ernannt wurde. […] Karl beschloß Reformen im örtlichen Gerichtswesen, weil er wußte, wie oft die Grafen ihre Macht mißbrauchten. […] Bei schlechter Amtsführung konnte der König einen Grafen zwar absetzen, doch geschah dies sehr selten, weil er die Aufsicht durch persönliche Abgesandte, die missi dominici bevorzugte. Diese Königsboten treten unter Karl seit dem Jahr 789 auf, nach 800 wurden sie zu einer tatsächlich wirksamen Einrichtung. […] Kirchenbesitz und deren Inhaber, besonders Äbte (waren) unmittelbar und allein dem König unterstellt. […] Damit sich der Abt in seinem Immunitätsbezirk nicht zu sehr mit den materiellen Angelegenheiten befaßte und zugleich zu seiner Überwachung, stellte ihm Karl einen Vogt (advocatus) an die Seite.“[28]


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Leben Gozberts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Literatur herrscht zu Vorgängen Mitte des 9. Jahrhunderts Unsicherheit über die Identität eines Gozbert, da zum einen ein Mann mit diesem Namen in den Urkunden oft als „Graf“ oder aber genauer bestimmt als „Klettgaugraf“ über einen längeren Zeitraum hin (844 bis 892) mit Bezug auf Rheinau erwähnt wird.(?)

Zum anderen soll ab 837 ein Abt von St. Gallen mit Namen Gozbert auf Veranlassung Wolvenes dann der erste Abt von Rheinau gewesen sein (eventuell bis 850). Als Möglichkeit gilt, dass dieser mit dem oben genannten Klettgaugrafen Gozbert identisch ist.

Stühlingen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regine Kemmerich-Lortzing, die eine „Gotsbert-Wolvene-Familie“ als „Rheinauer Stiftersippe“ voraussetzt: „Wie bekannt hatte Wolvene das wohl um 800 gegründete Kloster Rheinau nur deshalb gegen den Willen seiner Verwandten [852] wieder herstellen und dem Schutz Ludwig des Deutschen (König: 843–876) unterstellen können [858], weil dieser die opponierenden Verwandten, allen voran wohl Gozbert, mit Grafenwürde und Besitz zufriedenstellte.“[29]

Zu dieser Zeit waren die Grafschaften noch nicht erblich, d.h., sie wurden jeweils vom König wieder neu vergeben und so könnte Sohn Gozbert nach seinem gleichnamigen Vater erneut zum Graf geworden sein. Unklar ist, mit welcher „Grafenwürde“ er belehnt wurde. Diese Belehnung als Ausgleich für die Bevorzugung von Wolvene, versucht Kemmerich-Lortzing – da die Grafenämter ringsum besetzt erscheinen – auf eine bestehende oder neu eingerichtete Herrschaft Stühlingen zu beziehen, vermutlich auf Königsgut mit seinem Umfeld. Daraus könnte dann – gleichermaßen ‚amtlich‘ eine Grafschaft Stühlingen entstanden sein. Demnach wäre also der Sohn Gozbert mit Stühlingen belehnt worden und – vermutlich noch auf ‚territoriale Kosten‘ der Grafschaft Alpgau – zum Grafen ernannt worden.

Siehe: Regine Kemmerich-Lortzing zur Gründung des Klosters: Wiederherstellung des Klosters

Zu Wolvene, der 858 auch „Graf“ genannt wird:

Nachgewiesen ist die Unterstellung Rheinaus unter den König des Ostfrankenreichs ist mit „einer Urkunde Ludwig des Deutschen vom 12. April 858.“: „Der König stellte fest, dass Graf Wolvene ihm sein Eigenkloster Rheinau übergeben habe, nachdem Feinde es fast zugrunde gerichtet hatten. Wolvene verschaffte dem Kloster eine sichere wirtschaftliche Grundlage durch die Schenkung ausgedehnten Grundbesitzes zwischen der Thur und dem Schaffhauser Rhein. […] Durch die Unterstellung unter königlichen Schutz wurde Rheinau Königskloster. In eindringlichen Untersuchungen wurde versucht, genealogische Zusammenhängen zwischen den Stiftern des neunten Jahrhunderts und dem Personenkreis festzustellen, der in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts Rheinau zu einem Stützpunkt der Reichspolitik zu machen versuchte.“[30]

Die Schenkungsorte könnten darauf hinweisen, das Wolvene Graf des Thurgau gewesen ist.


Unklar ist weiterhin die Nennung und Bedeutung eines Odilloz 870:

  • Altenburg – Berwangen (870): „Urkunde von 870, als Ludwig der Deutsche die zu Jestetten gelegenen Güter des Klettgaugrafen Odilloz dem Kloster Rheinau schenkte.“ (HMW 54)
  • Erstmals urkundlich erwähnt wurde der heute Schweizer Klettgauort Rafz in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 870, ausgestellt von König Ludwig dem Deutschen: Sie übertrug den Besitz des Odilloz zu Rafz dem Kloster Rheinau.[31]

Weitere Schenkungsurkunden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 858: „Waldchiricha (Waldkirch) durch Wolfenus an das Kloster Rheinau.“ (HMW, 102)
  • 871: durch Wolvenes Sohn Wolfenus: „Äcker und Wiesen zu Ballinholz (Bannholz).“ (HMW, 15)
  • 871: Urkundliche Erwähnung des Dorf ‚Schwaben‘ auf der nördlichen Rheinschleife bei Altenburg, „das vermutlich im Jahr 925 von den Hunnen [Ungarn] völlig zerstört wurde.“ (HMW, 12)
  • 884: Schenkung durch Karl III.: „Eggingen an der Wutach dem Kloster Rheinau.“ (HMW, 98)

Schenkungen durch Gozbert an Rheinau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 872: [Rechberg] „erscheint als Rehpergin unter den Vergabungen von Landgraf Gotsbert an das Kloster Rheinau.“ (HMW 73)

Mit dem Tod des Ostfranken-Königs Ludwig der Deutsche 876 überschrieb somit Gozbert den vermutlich größten Teil seines unmittelbaren Landbesitzes [im Klettgau] an das Kloster Rheinau: Zusammengestellt benannt sind die Schenkungsvorgänge 876 in Hans Matt-Willmatt: Die Chronik des Kreises Waldshut, 1957, auf den jeweiligen Seiten der Ortschaften im Kreisgebiet.

Damit – so verschiedene Historiker – wechselten Grafen gleichsam auf Kosten ihrer weltlichen Ämter in die Positionen der Vorsteher in den neuen ‚Machtzentren Kloster‘: In einer Krisenzeit, die sich schließlich in der Auflösung des politischen Konstruktes Ostfrankenreich manifestierte (ab 876). Dies war der Beginn „einer stufenweise vor sich gehenden ‚Umwandlung der Landschaft von einer Adelsbesitzlandschaft in eine Kirchenbesitzlandschaft‘.“[32]

  • 876: Derzeit festzustellen sind Schenkungsurkunden für ganze Dörfer bzw. für wichtige Güter und Rechte in Dörfern, zumeist der ursprünglichen Gründerhöfe bzw. die Güterkomplexe der wichtigsten lokalen Familien in Bechtersbohl – Dangstetten (Hof) – Geißlingen – Kadelburg (Kadoltesburg) – Küßnach – Lienheim – Lottstetten: „Der Rheinauer Abt Wolfen vertauscht 876 seine Lottstetter Güter mit dem Grafen Gotsbert gegen den Besitz in Balm.“ Gotsbert „schenkte diese Güter mit allen dazugehörenden Rechten“ an Rheinau. (HMW 62). Ebenfalls: Reckingen – Rheinheim (Güter) – Riedern am Sand (Oberriedern, Güter).

Auffallend ist, dass im Klettgau Grießen, Hohentengen, Horheim-Schwerzen, Weisweil (870 erwähnt als Hauptverwaltung des Klosters für östlichen Klettgau und Hegau, (HMW 118) nicht genannt sind. Es handelt sich hier um Orte, die eine römische Begründung besaßen (Gutshöfe) und von den Alamannen gemieden wurden, waren von den Franken (Steinbauweise) und als Verkehrsknotenpunkte besetzt worden: Grießen/Münchingen, Hohentengen (Rheinübergang), Horheim (Wutachübergang), Stühlingen.

  • 878 (872?): „Die Kirche Erzingen, zu der Wilchingen und Trasadingen gehörten, war 878 im Besitze des Grafen Gozpert; auf dem Wege des Tausches trat er sie in diesem Jahre an das Kloster Rheinau ab.“[33] Nach Hans Matt-Willmatt, der 872 als Datum der Schenkung nennt, übergab der „Albgaugraf Gotsbert den Kirchensatz und Zehnten zu Erzingen und seine Güter zu Trasadingen und Rechberg dem Kloster Rheinau.“ (HMW 38). Bei der Bezeichnung „Albgaugraf“ kann es sich hier auch um einen Irrtum des Historikers handeln. Eine Sichtung der Urkunde könnte Klarheit schaffen.

Gründung Stühlingens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stühlingen ist als Ortsname erst Ende des 11. Jahrhundert (1084) urkundlich erwähnt, während fast alle Klettgau-Dörfer in Urkunden des Klosters Rheinau bereits um 876 als Schenkungen eines karolingischen Grafen Gozbert/Gotsbert genannt werden. Daraus wurde geschlossen, dass Stühlingen eher unbedeutend war bzw. eine späte Gründung gewesen sei. Zum anderen konnte nicht ausgeschlossen werden, dass entsprechende Urkunden – es handelt sich durchwegs um Schenkungen von ganzen Dörfern oder von großen Höfen an Klöster – verlorengegangen sind. Eine Lösung der Unsicherheiten bietet R. Lortzing-Kemmerich, die aus verschiedenen Hinweisen in Dokumenten des regionalen Umfeldes und auch weiter gespannten Rückschlüssen aufgrund überregionalen Herrschaftsverhältnissen (etwa der Karolinger) eine eihenständige Herrschaft Stühlingen annimmt.

„Schenkungslücke“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den entscheidenden Fortschritt in dieser Angelegenheit – im Zusammenhang mit einer frühen Entstehungszeit Stühlingens – in der Bezugnahme auf die Gründung des Klosters Rheinau bzw. seiner „Restaurierung“ nach der Zerstörung durch die Ungarn (?) im 9. Jahrhundert – die Historikern Kemmerich-Lortzing.[34]

Die Autorin griff dabei den Schlüssel-Gedanken des Konstanzer Historikers Helmut Maurer auf, der die späte urkundliche Erwähnung auf eine „Überlieferungslücke“ zurück führte – also nicht auf eine vorherige ‚Nicht-Existenz‘ des Ortes, sondern auf eine historische Besonderheit: Die Urkunden – als erste schriftliche Dokumente in Süddeutschland – beziehen sich gewöhnlich auf Schenkungen von Ortschaften oder Gütern Adliger an die Klöster des Umfeldes. In Stühlingen hingegen habe es nichts zu verschenken gegeben, d.h., die angenommenen fehlenden Urkunden erscheinen nur deshalb als „Schenkungslücke“ da die Herrschaft des Ortes ihren Besitz zusammen hielt. Stühlingen kann sehr wohl schon existiert haben – Stühlingen hatte (unter welchem Namen auch immer) eine weitaus höhere Bedeutung als alle Orte des Umfeldes.(Darstellung in: R. Kemmerich-Lortzing, S. 82 und 84.)

Positiv formuliert: „Hochadliger oder königlicher Besitz, der in einer Familie einfach durch Vererbung weitergereicht wurde, wird demnach kaum in Urkunden Erwähnung finden, da innerhalb einer Familie ja kein Anlaß zur Beurkundung bestand.“

Die Annahme, dass Stühlingen diese Bedeutung als hochrangiges Besitztum aufgrund schon sehr weit zurück liegenden Umständen tatsächlich besaß, gründet auf den folgenden Überlegungen:

Bezug zum Kloster Rheinau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachweisbar ist in einer Rheinauer Urkunde von 1181 der Bezug auf einen „Hildibold von Stulingin“, der den Historiker Gustav Häusler zur Annahme veranlasste, ”Stühlingen sei wohl vom Kloster Rheinau aus kirchlich betreut worden.“ (RKL, S. 80) Diese (relativ späte) „Spur zum Kloster Rheinau“ lenkte jedoch den Blick auf das um 800 gegründete Kloster und seine Vorgeschichte.

Nachweisbar ist dort die Existenz der so genannten „Rheinauer Stiftersippe“ – die Gozbert-Wolvene-Familie – deren Bezeichnung als „Sippe” bereits auf deren alamannische Herkunft Bezug nimmt. Nach der Zerstörung durch die Ungarn stellte Wolvene das Kloster wieder her und unterstellte es dem Schutz des (fränkischen) Karolinger-Königs Ludwig des Deutschen. Die Ende des 5. Jahrhunderts über die Alamannen siegreichen Franken (damals unter den Merowinger-Königen) hatten Alamannia zwar besetzt, doch konnten sie das Land nur stützpunktartig beherrschen: über strategisch wichtige (Verkehrs-)Knotenpunkte und vor allem über die Klöster. „Rheinau wurde so zum Stützpunkt der Reichspolitik“, doch hatte die Wiederherstellung des Klosters in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts durch den Alamannen Wolvene den Ärger des wohl zweiten Sippenoberhauptes Gozbert hervorgerufen, den der König (Ludwig) dann „mit Grafenwürden und Besitz zufriedenstellte.“[Anm 10] (RKL, S. 85 und 87.). Die Frage, um welchen Besitz es sich dabei handelte, beantworten spätere Dokumente nicht eindeutig: Ein Edler namens Gozbert (der allerdings als Nachfahre des obigen gedeutet wird) ist 892 als Graf („coram Cozperto comit“) überliefert, gleichzeitig sind jedoch Grafen im Klettgau, Thurgau und auch im Alpgau und Hegau bekannt, so dass die Vermutung besteht, dass der „Graf Gozbert“ eine andere Zuweisung erhalten haben musste. (Borgolte I. und II., angeführt bei RKL, S. 88.).

Nun herrscht unter den Historikern Einigkeit, dass der Name „Stühlingen- Stulingin“ tatsächlich auf einen Begriff „Stuhl“ zurückzuführen ist und dieser galt auch als „Sprengel eines Richters“, d.h., es könnte sich bei Gozberts Herrschaftsbereich um einen „Stuhlbezirk“ gehandelt haben, einem „Verwaltungsbezirk, in dem ein Burggraf […] Verwalter, Richter und Heerführer war.“ (nach Haberkern/Wallach, zit. in R. K-L., S. 88). Solch ein „Komitat“ (s.o.: „comit“) war nach Haberkern/Wallach (S. 209) auch „Freigut – ein von allen Lasten völlig oder teilweise befreites Grundstück (also Allod, Vogteigut o.ä.) definiert.“

Fränkisches Königsgut[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Folgerung wäre somit, dass Ludwig der Deutsche der Rheinauer Stiftersippe im Gegenzug zu seiner eigenen Verfügung über das Kloster Rheinau als „Stützpunkt der Reichspolitik“ eine Grafschaft über Stühlingen vermachte, die zwar keine „Gaugrafschaft“ war – aus der jedoch „konsequenterweise Ende des 11. Jahrhunderts (Stühlingen) zum Sitz einer nun erblichen Grafschaft und späteren Landgrafschaft wurde.“ (RKL, S. 89).

Ludwig der Deutsche hatte somit fränkisches Königsgut an die Gozbert-Familie übertragen und dieses Königsgut bestand in Alamannia nicht ausschließlich, doch dort wo vorhanden, aus ehemals römischen Orten oder befestigten Plätzen, die zumeist auch zentral bzw. Verkehrswege beherrschend angelegt waren.

Nun ist es eine wohl noch im 19. Jahrhundert für zutreffend gehaltene Auffassung, dass Stühlingen auch Teil der Römerstadt Juliomagus war – eine Auffassung, die im letzten Jahrhundert wieder aus dem Blickfeld geriet, da vor allem entsprechende Funde in Schleitheim gemacht wurden. Die Schweizer Seite wurde intensiv archäologisch untersucht und regelmäßig wurden vermutete Fundplätze auch ausgegraben, während die deutsche Seite noch nicht erforscht wurde. Lediglich ein Zufallsfund, ein Mosaikfußboden, ist bekannt. Hier trennt die Grenze diese Aktivitäten, doch gab es diese ‚Barriere‘ bekanntlich zur Römerzeit noch nicht.


Gozbert als Abt von Rheinau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Zeitpunkt des Todes des auf Ludwig folgenden letzten Königs Karl III., der Dicke (888), wurde Gozbert Abt von Rheinau. Faktisch wird er sich das Amt selbst angeeignet haben, denn ein großer Teil der Besitzungen stammte aus seinen Schenkungen.

Nach dem Tod der karolingischen oder von Karolingern abstammenden Königen fiel ab 888 die Macht im gesamten ehemaligen Frankenreich wieder an regionale Herrscher, die sich noch Könige nannten, doch „auch innerhalb der neu entstehenden Königreiche konnten sich Adlige eigene Herrschaftsbereiche aufbauen und weitgehende Selbstständigkeit erlangen.“[35] Doch hatte die Kirche (und damit das Papsttum) seit den Teilungsprozessen ihre einstige ‚Reichseinheit‘ erhalten und konnte durch ihre – im Gegensatz zur weltlichen Macht – organisatorische Einheit auch zur ökonomischen Dominanz gelangen: Zitat

Späte Schenkungen durch Gozbert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • „Am 18. Juli 892 übertrug er – unter dem Vorbehalt des Rückkaufes – Familienbesitz, den er in Laufen, Mörlen, Fluringen, Eglisau, Bietingen und nicht zuletzt in Rheinheim hatte, an das Kloster Rheinau. Zu den Liegenschaften gehörte auch Rebgelände an der Küssaburg.“

[Anm 11]

Rheinheimer Schenkungsurkunden 892[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Urkunde vom 13. Februar 892, betreffend Liegenschaften in Altenburg und im heutigen Wunderklingen (im Wutachtal gegenüber von Untereggingen, auf dem Schweizer Wutachufer gelegen), die Gotsbert dem Kloster überschrieb.
  • Urkunde vom 18. Juni 892. Sie betrifft eine Liegenschaft in Bietingen, die Gotsbert gehörte und die ebenso dem Kloster Rheinau überlassen wurde.[36]
  • „Die dritte Urkunde stammt ebenfalls vom 18. Juni 892. Sie hat zum Inhalt Gotsberts Besitzungen in Laufen, Mörlen, Fluringen, Eglisau, dazu eine weitere Liegenschaft in Bietingen und Besitzungen in Rheinheim. Auch diesen Besitz vermachte Gotsbert seinem Kloster. Zu den Rheinheimer Liegenschaften gehörte auch Rebland an der Küssaburg.“ (Seite 6, Fußnote 2 des Buch über das 1000jährige Jubiläum des Klosters Rheinau, 1778.)

Die Urkunde selbst ist verschollen, doch existiert eine lateinische Übersetzung: „Die Mönche fertigten bereits im 12. Jahrhundert Abschriften ihrer wichtigen Urkunden an. Diese Sammlung von Abschriften blieb erhalten und wird als Rheinauer Kartular bezeichnet. […] Der ‚Geheimschreiber‘ des Klosters, der erstmals die drei Urkunden mit den zugehörigen Abschriften im 9. Jahrhundert ausfertigte war, der Mönch Luitbert. Wer im 12. Jahrhundert die Abschriften fertigte, ist nicht überliefert. Alle drei Schriften wurden ‚im Wäldchen Hunirislo‘ geschrieben. In der Rheinheimer Urkunde heißt die Örtlichkeit ‚Hönresloh‘. Der Ort liegt, wie die Urkunde berichtet, im Thurgau.“[37]

Lateinischer Text der „Rheinheimer“ Urkunde: Gemeinde Küssaberg Webseite pdf. (W. Pabst: Rheinheim, 2011, S. 26 f. (Abbildung der Urkunde auf S. 28).

Im Buch, das zur Tausendjahrfeier des Klosters Rheinau im Jahre 1778 herausgegeben wurde, ist zu lesen, dass die Stifter des Klosters zum Adelsgeschlecht der Welfen gehörten, also zum Süddeutschen Hochadel. Gotsbert war ebenfalls Welfe. Er wird in diesem Buch ausdrücklich als Gaugraf des Klettgaus und des Alpgaus bezeichnet. Seine umfangreichen Besitzungen in unserer Gegend hatte er erworben, indem er Besitz, den die Familie andernorts hatte, gegen Liegenschaften unserer Region tauschte. Bei den Tauschgeschäften werden die Namen von Kaiser Karl III (Karl der Dicke), und Abt Wolfen von Rheinau erwähnt. Wolfen war der dritte Abt von Rheinau (858 bis 878). […] Gotsbert hatte einen Sohn namens Folker, der als Mönch ebenfalls im Kloster Rheinau lebte.[38]

Übersetzung der „Rheinheimer“ Urkunde 18. Juli 892[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im heiligen und untrennbaren Namen der Dreifaltigkeit. Ich, also Gozpreht, überlasse mein Erbe zum Heile meiner Seele und der Seele meiner Eltern dem Kloster, welches Rinowa (Rheinau) genannt wird und erbaut ist zur Ehre der Mutter Gottes und ewigen Jungfrau Maria sowie des heiligen Petrus, des Anführers der Apostel und der vielen übrigen Heiligen, wo es mir als Unwürdigem selbst erlaubt ist, als Abt der Herde Gottes vorzustehen. Und dies ist es, was ich überlasse: was auch immer ich derzeit im Bezirk Thurgau im Ort Laufen, in Mörlen und in Fluringen habe, natürlich unter der Bedingung, dass, wann immer ich es wünsche, ich die Macht habe, es mit einer Goldmünze und zwei Silberpfund innerhalb von zwei Jahren auszulösen. Und wenn es von mir nicht ausgelöst würde, dann habe Adilpreht, der Sohn meiner Schwester, die Macht, sein rechtmäßiges Erbe mit zwei Silberpfund innerhalb von zwei Jahren auszulösen. Und wenn es weder von mir noch von den oben genannten Personen ausgelöst würde, dann stehe es unwiderruflich und für immer in der Macht und Herrschaft des genannten Klosters. Ich überlasse auch, was immer ich in Öwa (Eglisau) habe, selbstverständlich auf diese Weise, dass ich es von dort unter Zahlung von 2 Dinar innerhalb eines Jahres auslösen kann, und wann immer ich will, ich die Macht habe, es von dort mit einer Goldmünze auszulösen, und wenn ich es nicht auslöse, Rinloz es mit 10 Goldmünzen auslöse. Und wenn es von keinem von uns ausgelöst werde, dann stehe es für immer in der Gewalt des genannten Klosters. Ich überlasse ferner, was auch immer ich im Bezirk Hegau in der Stadt, die Bötingen genannt wird, derzeit habe, natürlich unter der Bedingung, dass, wann immer ich es wünsche, ich die Macht habe, es mit einem Dinar auszulösen. Und wenn es von mir nicht ausgelöst werde, dann habe mein Sohn Folker die Macht, es in gleicher Weise auszulösen. Und wenn es von keinem von uns ausgelöst werde, dann stehe es unwiderruflich für immer in der Macht und Herrschaft des genannten Klosters. Ich überlasse ferner, was auch immer ich bisher in Rinheim (Rheinheim) gehabt habe, natürlich unter der Bedingung, dass wann immer ich es wünsche, ich die Macht habe, es mit einer Goldmünze auszulösen, und wenn es von mir nicht ausgelöst werde, dann bleibe es für immer in der Macht und Herrschaft dieses Klosters. Was auch immer ich bisher in den vorgenannten Orten gehabt habe, sowohl Ländereien als auch Häuser, basilicis[Anm 12] und kirchliche Liegenschaften, Hütten, Leibeigene, Weingärten, Obstgärten, Wiesen, Weiden, Gewässer und Wasserläufe, Mühlen Wälder, Äcker und unbebautes Land, Mobilien und Immobilien, Zahlungsverpflichtungen oder Außenstände oder was auch immer man sagen und benennen kann, alles überlasse ich der Gewalt und dem Besitz des vorgenannten Klosters. Wenn aber jemand, dass es keineswegs geschehe, gegen diese Übergabe, abgeschlossen durch die Hand der Macht[Anm 13], versuchte anzugehen und sie umzukehren, würde er gezwungen, in die Staatskasse des Königs 3 Unzen Gold, 5 Gewichte Silber zu zahlen, und dennoch bliebe diese Übergabe fest und stabil.

Darstellung der Ausstellung einer Urkunde (Zeichner: Wolf Pabst im Mittelalter

Verhandelt im Bezirk Thurgau im Wäldchen, welches Hönresloh genannt wird, in Gegenwart einer großen Volksmenge10 und geeigneter Zeugen. Im Jahre 892 der Menschwerdung des Herrn, im 5. Jahr der Herrschaft des Arnolf, auch das Jahr eins des Papst Formosus, am 14. Juli, an einem Sonntag.[39]

Zerstörung des Klosters Rheinau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Kloster-Zerstörung durch die Ungarn ist noch während der Amtszeit von Gozbert wahrscheinlich: „Während der Regierungszeit Ludwigs (900–911) wurde das Reich immer wieder von den ungarischen Reiterkriegern angegriffen. [… Das Herzogtum] Schwaben wurde im Jahr 909 verwüstet.“[40] Als Begründung des Herzogtums Schwaben gilt das Jahr 911. Es kann angenommen werden, dass diese territoriale Neuorganisation im Zusammenhang mit der vorangegangenen Verwüstung des Großraumes durch die Ungarn steht. „Vermutlich ist das Dorf Schwaben, das noch 871 urkundlich erscheint, im Jahr 925 von den Hunnen völlig zerstört worden.“ (HMW, 12).

„Als im 10. Jahrhundert die Ungarn mordend und alles niederbrennend auch die Dörfer des Klettgau heimsuchten, hat Rheinau seine Zinsrechte aus dem Dettighofener Kellergut an das Kloster St. Blasien abgetreten. Die Ungarn hätten, so hießt es, wie ein wilder Sturmwind daherbrausend alles vernichtet, das warme Blut der Erschlagenen getrunken und das noch zuckende Herz zerstückelt und verzehrt.“[41]

Hintergrund Ende des 9. zum 10. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Tode Ludwig des Deutschen 876 als Herrscher von Ostfranken wurde dieser Teil des ehemaligen fränkischen Reiches noch einmal dreigeteilt – neben seinen zwei Brüdern hatte Ludwig III. Alamannien und Churrätien erhalten. Innerhalb kurzer Zeit starben nicht nur die karolingischen König des West- und mittleren Reiches, sondern auch seine Brüder als Teilherrscher Ostfrankens, so dass Ludwig noch ein letztes Mal das ehemalige Gesamtreich vereinigen konnte und 881 sogar zum Kaiser gekrönt wurde, doch erkrankte er schon bald und starb am 13. Januar 888: „Der Traum von der Erneuerung des Kaisertums war damit ausgeträumt, das noch einmal zusammengefaßte Reich löste sich endgültig auf. […] Aber diesmal waren es nicht mehr Karolingerherrscher, von denen die Trümmer des Reiches beansprucht wurden, […] nun ließen sich die Oberhäupter der führenden Familien vom Adel wählen.“ (Ri, 257 f.). Der regionale Adel stellte die Herrscher.

In der ehemaligen Gebietseinheit, „zu der drei alte merowingische Dukate gehörten: Alemannien, Rätien und Elsaß […] stritt sich nach 888 das bedeutende Geschlecht der Hunfridinger, vertreten durch Adalbert, Graf im Thurgau und dessen Bruder Burchard, Markgraf in Rätien mit Salomon III. (890–919, dem mächtigen Bischof von Konstanz und Abt von St. Gallen.“

Abschrift:

„Das bedeutende Geschlecht der Hunfridinger, vertreten durch Adalbert, Graf im Thurgau und dessen Bruder Burchard, Markgraf in Rätien stritt sich nach 888 mit Salomon III. (890–919, dem mächtigen Bischof von Konstanz und Abt von St. Gallen. Der Bischof konnte die beiden Adligen töten lassen, ihre Erben wurden verbannt. Der Versuch, Burchards I., das land seiner Ahnen wieder in Besitz zu nehmen, führte zum Konflikt mit Erchanger, dem neuen Herzog von Schwaben. Für König Rudolf II. von Hochburgund war dies die Gelegenheit zum Eingreifen, aber er wurde 919 von Burchard bei Winterthur besiegt.“ (Ri, 268).

Zuletzt setzte sich ein Erchanger, nun als Herrscher des neu gefassten Herzogtum Schwaben durch. (Ri, 268).

In Kenntnis dieser Vorgänge gewinnt die ‚Schenkungspolitik‘ des Grafen Gozbert an Rheinau bei gleichzeitiger Übernahme der Klosterführung den Charakter eines „politischen Schachzuges“ – er sicherten seinen oder einen Teil seines gräflichen Besitzes durch die Übertragung an eine Instanz der kirchlichen macht, deren Kontrolle er gleichzeitig übernahm. In diesem Licht sind die Urkunden von 888 bis 892 zu verstehen. Es war eine langfristige familiäre Strategie im Auflösungsprozess des fränkischen Reiches seit der Mitte des 9. Jahrhunderts.


Weitere Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gab noch Versuche, die karolingische Regierungstradition weiterzuführen – etwa durch Arnulf von Kärnten, der sich in Italien zum Kaiser krönen ließ –, doch er „mußte die Herzöge handeln lassen, wie sie wollten […] auch die Herzöge von Bayern, Schwaben und Sachsen wurden praktisch selbstständig.“ (Ri, 271) Truppenaufgebote jeweiliger Könige wurden regelmäßig geschlagen. Auch der Einfluss der Kirche reichte nun nicht mehr aus, einheitliche Territorien zu begründen:

Abschrift:

(Arnulf von Kärnten): „Bei seinem Tod 899 war sein Sohn Ludwig das Kind erst sechs Jahre alt. Der Königinwitwe Oda wurde jeder Einfluß genommen, so daß im Namen des Kindes Erzbischog Hatto von Mainz, Bischof Adalbert von Augsburg und einige weltliche Große regierten. Während der Regierungszeit Ludwigs (900-911) wurde das Reich immer wieder von den ungarischen Reiterkriegern angegriffen. Luitold von Bayern, der Erzbischof von Salzburg und zahlreiche weitere bayrische Bischöfe starben 907 in der Schlacht bei Preßburg. Im Jahr 908 erlitten in Thüringen Markgraf Burchard und der Würzburger Bischof das gleiche Schicksal, und Schwaben wurde im Jahr 909 verwüstet. Als Ludwig das Kind 911 starb, wählten die Großen in dieser schwierigen Lage einen aus ihrer Mitte, dem sie zutrauten, die Verteidugung wirksam zu organisieren. Es war Konrad der Jüngere, von dem gesagt wurde, er sein mütterlicherseits mit den Karolingern verwandt. Konrad I. Regierung war eine Abfolge von Fehlschlägen. […] auch die Herzöge von Schwaben, Bayern und Sachsen wurden praktisch selbstständig. Konrad heiratete Kunigunde, die […] Schwester des Herzogs Erchanger von Schwaben. Aber […] Burchard I. und Erchanger besiegten Truppenaufgebote des Königs, Heinrich von Sachsen schlug Konrads I. Bruder Eberhard (Eresburg, 915).“ (Ri, 271).

Wie vor ihm einst die Karolinger, versuchte Konrad I. nun die Unterstützung der Bischöfe zu gewinnen. (Synode 916) […] Trotz der Anstrengungen des Mainzer Erzbischofs Heriger und Bischofs Salomon III. von Konstanz hatten die kirchenrechtlichen Anordnungen nicht mehr Erfolg, als die Versuche zur militärischen Unterdrückung. Die Herzöge handelten, als gäbe es keinen König. Sie hatten ihre eigenen Vasallen, hielten Versammlungen ab und führten eine eigenständige Politik.(Riché: Karolinger. 1991, S. 272)

„Als König Konrad von einem Feldzug gegen Arnulf von Bayern zurückkehrte und seinen Tod nahen fühlte, beauftragte er seinen Bruder Eberhard, Frieden mit Heinrich von Sachsen zu schließen und ihm die Königsinsignien zu überbringen. Heinrich stimmte zu. […] Heinrichs Macht und Fähigkeiten ...“ (Ri, 284).

Der allgemeine Autoritäts- und Machtverfall der weltlichen Zentralgewalten in den karolingischen Teilreichen führte auch dazu, dass den seit Anfang des 10. Jahrhunderts in Mitteleuropa einfallenden ungarischen Reiterheeren kein organisierter Widerstand entgegengesetzt werden konnte. 909 wurde Schwaben verwüstet. (Gozbert starb 912). Erst Heinrich von Sachsen gelang es, sich als mächtigster deutscher Fürst zu positionieren – seine „Macht und Fähigkeiten reichten aus, um ihm als König die Anerkennung der einzelnen Herzöge zu sichern, denen er aber eine gewisse Selbstständigkeit beließ. Burchard I. von Schwaben wurde [um 920] durch einen Feldzug eingeschüchtert und ergab sich kampflos.“ (Ri, 284). 933 gelang es ihm, nach der Sicherung seines Reiches im Norden und Osten auch die Ungarn entscheidend zu schlagen. Eine neue Bewegung hin zur Zentralisation erlaubte Otto I. 962 die Erneuerung des Kaisertums: „Die nach dem Zusammenbruch des Karolingereiches entstandenen Fürstentümer wurden wieder unter einer gemeinsamen Herrscherautorität geeint.“ (Ri, 298).

Letzte Unabhängigkeitsbestrebungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinrich I. hatten „den „Stammesherzögen“ eine gewisse Unabhängigkeit belassen. Otto I. mußte von seinem Herrschaftsantritt an [936] gegen die Aufstände von Fürsten kämpfen, denen es um die Bewahrung dieses Zustandes ging.“ (Ri, 302). In der ehemals alamannischen Region schien es friedlicher zu verlaufen, er „verlobte seinen Sohn Liudolf mit Ida, der Tochter Herzog Hermanns von Schwaben (940). Im Jahr 949 sollte Liudolf dann das Herzogtum erben.“ Die Folge war jedoch, „daß Otto 953 einem neuen Adelsaufstand entgegentreten mußte. Wieder einmal, wenn auch mit Mühe, siegte Otto, diesmal gegen eine Koalition zwischen seinem Sohn Liudolf[Anm 14], seinem Schwiegersohn Konrad dem Roten, seit 944 Herzog von Lothringen, einigen bayrischen Adligen sowie Erzbischof Friedrich von Mainz. Um dem Eigenbewußtsein der Schwaben entgegenzukommen,gab Otto das Herzogtum an den Hunfridinger Burchard II., der mit einer Nichte des Königs verheiratet war. […] Es wäre völlig falsch, den Einfluß der großen Adelsfamilien im ostfränkisch-deutschen Reich abzustreiten. Ihre Macht beruhte auf der wirtschaftlichen und rechtlichen Verfügungsgewalt über riesigen Landbesitz. Zu beachten ist aber auch, daß es hier noch zahlreiche unabhängige Gebiete gab, in den völlig selbstständige Grafen walteten, die weder Vasallen eines Königs noch eines Fürsten waren.“ (Ri, 303). Ob dies auch für die Klettgau-Alpgau-Region galt, kann durch Forschungen vor Ort ermittelt werden.

Während des „Liudolfinischen Aufstands gegen Otto“ erschienen die Ungarn erneut. Nun „vereinigte Otto die Aufgebote Bayerns, Schwabens und Lothringens, selbst aus Böhmen erhielt er Zuzug. Mit diesem Heer errang Otto einen entscheidenden Sieg auf dem Lechfeld bei Augsburg (10. August 955). Wie Karl der Große die Awaren endgültig besiegt hatte, so bereitete Otto den Ungarneinfällen ein Ende.“ Nicht zuletzt dieser Sieg, den sein Heer zur Akklamation des Königs als pater patriae imperatorique bewog (Ri, 314), ermöglichte es Otto, sich nach dem Gewinn Italiens am 31. Januar 962 zum Kaiser krönen zu lassen, seine Gemahlin Adelheid zur Kaiserin. Dieses Reich galt den Zeitgenossen noch nicht als „deutsch“; es war das „Heilige Reich“ (Sacrum Imperium). (Ri, 318). […] Otto I. der Große starb 973. Sein achtzehnjähriger Sohn mußte sich mit Unruhen in Schwaben, Bayern und Lothringen auseinandersetzen. Auch dessen Tod 983 verursachte neue Aufstände. _________________________________________________________________________________________________________

> Joseph Sauer zu Salomon III. (87-89).

Aufstand unter Ludwig dem Kind[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schaffung einer neuen Machtstellung der Herzöge war nur möglich auf Kosten von Kirchengut. „Für die Kirche war also die Bekämpfung dieser partikularistischen Bestrebungen eine Lebensfrage.“ Salomo III. bekämpfte „rücksichtslos die Erhebung des rätischen Grafen Burkhart (911) selbst noch in dessen Angehörigen. Burkhart wurde in einer Versammlung getötet, sein Bruder ermordet und seine Söhne verbannt; die Überlieferung, die die unbedingte Gegnerschaft Salomos kannte, hat ihn direkt zum Anstifter dieser Vernichtungsmaßnahmen gemacht. So hat auch wohl Graf Erchanger, der Herr von Bodman, der 914 Burkharts Plan wieder aufnahm, Salomo als grimmigsten Gegner betrachtet […] und ihn auf der Diepoldsburg gefangen“ gesetzt. Nach wenigen Tagen schon ward Salomo befreit und Erchanger verbannt; doch wiederholte er 915 den Versuch zum zweitenmal zusammen mit seinem Bruder Berchtold und Burkhart, dem Sohn des gleichnamigen rätischen Grafen, und ließ sich nach seinem Sieg bei Wahlwies [bei Stockach]zum Herzog ausrufen. Doch auf der allgemeinen Synode zu Hohenaltheim 916 wurde in Gegenwart eines päpstlichen Legaten zum Eintritt in ein Kloster verurteilt – eine wohl mit Rücksicht auf die nahe Verwandtschaft zum König so mild gewählte Strafe – und da er sich dem Spruch nicht fügte, 917 in Hattingen (wohl im Hegau) hingerichtet. (Sauer, 87–89).

„Es ist auch bekannt, daß lange Zeit in Altenburg, am Sitz des Gaugrafen, das Gaugericht abgehalten wurde. Ratbold, ein Urenkel des durch seinen Sieg über die Ungarn berühmten Gaugrafen Erchanger, der sich ‚Graf von Altenburg‘ nannte, erbaute das Schloß Habsburg.“ (HMW, Altenburg, 12)

„Nachdem die Freiherren von Krenkingen als Schutzherren des Klosters Rheinau auch über Altenburg einige Zeit die Schutzvogtei ausgeübt hatten, erkaufte der Rheinauer Abt Heinrich von Eitlingen im Jahre 1352 von Katharina von Krenkingen-Weissenburg, der Gemahlin Rudolfs von Tengen, die Vogtei über Dorf und Leute um 53 Mark Silber.“ (dito) _________________________________________________________________________________________________________


.................................................................. So verdankt das Herzogtum Schwaben seine Errichtung keineswegs den Stammesaktivitäten von Alemannen und Schwaben. [… Das Herzogtum Schwaben] geht zurück auf die Entscheidung Ludwigs des Frommen (xy–840), für seinen Sohn Karl den Kahlen eine Gebietseinheit zu schaffen, zu der drei alte merowingische Dukate gehörten: Alemannien, Rätien und Elsaß. (Ri, 268)

Die Fürstentümer aus dem Anteil Ludwig des Deutschen 843 waren von diesem an seinen Sohn Karl den Dicken weitergegeben worden. Das bedeutende Geschlecht der Hunfridinger, vertreten durch Adalbert, Graf im Thurgau, und dessen Bruder Burchard, Markgraf in Rätien, stritt sich nach 888 mit Salomon III. (890–919), dem mächtigen Bischof von Konstanz und Abt von St. Gallen.

Der Bischof konnte die beiden Adligen töten lassen, ihre Erben wurden verbannt. Der Versuch, Burchards I. [Alemannien?], das Land seiner Ahnen wieder in Besitz zu nehmen, führte zum Konflikt mit Erchanger, dem neuen Herzog von Schwaben. Für König Rudolf II. von Hochburgund war dies die Gelegenheit zum Eingreifen, aber er wurde 919 von Burchard bei Winterthur besiegt. Der nachfolgende Friedensschluß wurde durch die Ehe zwischen Burchards Tochter Bertha und König Rudolf bekräftigt. Aus dieser Verbindung ging Adelheid hervor, die spätere Gemahlin Kaiser Ottos I.“[42] ........................................................................................

Machtwechsel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem liegt die These zugrunde, dass im Zeitraum einer erkennbar schwachen oder gar sich auflösenden karolingischen Zentralgewalt, regionale Machthaber wie die Gaugrafen versucht haben, durch Eigentumsüberschreibungen an Klöster – die sich als neue und politisch unabhängige Machtzentren entwickelten – auch für die Zukunft starke Positionen zu erhalten. Da die Grafen dann mit großer Wahrscheinlichkeit auch als Klosteräbte festzustellen sind, könnte diese Rechnung aufgegangen sein.


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Herzogtum Alamannien (hier mit dem Elsass) und Hochburgund im 10. und 11. Jahrhundert

__________________________________________________________________________________________________________ Rheinheim lag „an einer Seitenroute zum großen Pilgerweg nach Santiago de Compostela. Die süddeutschen Wallfahrer besuchten erst das Verenaheiligtum in Zurzach. Der Höhepunkt der deutschen Jakobuswallfahrten war um das Jahr 1500.“ Überliefert ist, dass „nach dem Jahre 1500 in Rheinheim eine rege Bautätigkeit begann. Zahlreiche öffentliche Gebäude aus Stein entstanden. Rheinheim wurde eine kleine Klosterstadt. […] Das Kloster Rheinau hatte hier seinen weltlichen Verwaltungssitz.“[43]

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  • Wolf Pabst: Römischer Brückenbau. Studie zum historischen Brückenbau mit Konstruktionszeichnungen. Artikel zum 20jährigen Jubiläum der Rheinbrücke Rheinheim–Zurzach, Museum Küssaberg 1997. Webseite Gemeinde Küssaberg pdf

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Auf der ersten Seite des Anhangs finden Sie eine Abbildung der Küssaburg, wie sie möglicherweise gegen Ende des 9. Jahrhunderts ausgesehen hat. Gotsbert war ein mächtiger Mann, und so glaube ich, dass er auch bereits eine stattliche Burg hatte. Immer, wenn ich vom Friedhof in Bechtersbohl aus zum Schlossberg hinüberschaue, fällt mir rechts vom Schlossberg ein kleiner Geländeabsatz auf, der so aussieht, als habe sich dort einst ein Gebäude befunden. Es könnte ein kleiner römischer Tempel gewesen sein. In meiner Zeichnung stellte ich dieses Tempelchen dar. Wie gesagt, existiert es nur in meiner lebhaften Fantasie. (30)

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Fotos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rheinschleife mit Rheininsel Rheinau
  • Ehemaliges Kloster Rheinau (2009)
  • Vor seinem Tod teilt Karl Martell das Reich zwischen seinen Söhnen Karlmann und Pippin auf. Buchmalerei in einer Handschrift der Grandes Chroniques de France, Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. fr. 2615, fol. 72
  • Alamannische Waffen aus einem Reihengräberfeld bei Freiburg
  • Merowingergräber bei Stühlingen
  • Europa Mitte des 9. Jahrhunderts

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zitat und weitere Angaben bei Karl Schib: Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen. 1972, S. 10. Dort auch Quellenangaben (Anm. 23): „UB St. Gallen I, S. 287. Hedinger führt die ältesten Klettgaugrafen S. 21–28 und die Hegaugrafen S. 93–96 unter Angabe der Quellen auf. Vgl. ferner Maurer, S. 43 ff.“
  2. Hans Matt-Willmatt: Chronik des Kreises Waldshut. 1957, S. 65. (= HMW, 65).
  3. Riché meint: „zutreffender wäre ‚Ludwig von Bayern‘“
  4. In einer dieser Urkunden soll auch die Küssaburg genannt sein. Dies nennen Lokalhistoriker wie Hermann Ruppaner, Horheim, und Wolf Pabst, Rheinheim. Andere ordnen eine „Erstnennung der Küssaburg“ dem Jahr 1141 zu. Das spätere Datum befindet sich auch in publizistischen Veröffentlichungen und in gegenwärtigen Verlautbarungen vor Ort. Eine Klärung dazu könnte nur eine erneute Sichtung der Urkunden bringen.
  5. Vgl. P. Moritz Hohenbaum van der Meer, Festschrift „Kurze Geschichte der tausendjährigen Stiftung des freyeximirten Gotteshauses Rheinau“, Fürstenbergische Hofdruckerei Donaueschingen (1778). Die Schenkungsurkunde wird im Staatsarchiv des Kantons Zürich, Winterthurerstraße 170, CH 8057 Zürich aufbewahrt. Sie ist im sogenannten Rheinauer Cartular zu finden unter der Signatur C II 17, Nr. 1a. Quellenangaben in: Wolf Pabst: Kleiner Führer durch die Ortschaft Rheinheim. Neuauflage der Broschüre von 1985, Küssaberg 2011, S. 7. Gemeinde Küssaberg Webseite (Gozbert, S. 7) pdf.
  6. Was mit dem Begriff „basilicis“ (Ablativ Plural von „basilica“ = „Halle“) tatsächlich gemeint war, ist nicht zu ergründen, es könnten die Zehntscheuern, die Schuppen für die Ackergeräte, möglicherweise auch die Weinkeltern oder ganz allgemein große Gebäude gewesen sein. Im heutigen Sprachgebrauch verstehen wir unter einer Basilika einen größeren Kirchenraum aus der Zeit der Romanik.(W. Pabst: Rheinheim, 2011, S. 29.)
  7. Die Formel bedeutet übertragen: „notariell beglaubigt“ (W. Pabst, 29)
  8. Die Unsicherheiten und Widersprüche in der Überlieferung erfordern eine präzise Nachweisführung, sodass die Autoren der wichtigsten Literatur der Einfachheit und Lesbarkeit halber im Fliesstext mit Kürzel und Seitenangabe in Klammern gesetzt sind.
  9. „Die Herzöge von Alemannien und Bayern erhoben sich 741 nur deshalb, weil sie wußten, daß der Thron vakant war und weil sie sich mit den Karolingern [als ehemaligen Hausmeiern] ranggleich sahen.“ (Riché, S. 77).
  10. Diese Besitzübertragung durch den König erfolgte über einen Zwischenschritt, denn „ausgedehnter Besitz der Gozbert-Wolvene-Familie” befand sich in der „Verfügungsgewalt Kunos von Öhningen“, der – 1987 durch den Historiker Eduard Hlawitschka nachgewiesen – „mit dem Herzog Konrad von Schwaben identisch ist.” Der Herzog war der Stellvertreter des Karolingerkönigs in Alamannia und der „Klettgaugraf“ war damals Teil der fränkischen Hierarchie.
  11. Vgl. P. Moritz Hohenbaum van der Meer, Festschrift „Kurze Geschichte der tausendjährigen Stiftung des freyeximirten Gotteshauses Rheinau“, Fürstenbergische Hofdruckerei Donaueschingen (1778). Die Schenkungsurkunde wird im Staatsarchiv des Kantons Zürich, Winterthurerstraße 170, CH 8057 Zürich aufbewahrt. Sie ist im sogenannten Rheinauer Cartular zu finden unter der Signatur C II 17, Nr. 1a. Quellenangaben in: Wolf Pabst: Kleiner Führer durch die Ortschaft Rheinheim. Neuauflage der Broschüre von 1985, Küssaberg 2011, S. 7. Gemeinde Küssaberg Webseite (Gozbert, S. 7) pdf
  12. Was mit dem Begriff „basilicis“ (Ablativ Plural von „basilica“ = „Halle“) tatsächlich gemeint war, ist nicht zu ergründen, es könnten die Zehntscheuern, die Schuppen für die Ackergeräte, möglicherweise auch die Weinkeltern oder ganz allgemein große Gebäude gewesen sein. Im heutigen Sprachgebrauch verstehen wir unter einer Basilika einen größeren Kirchenraum aus der Zeit der Romanik.(W. Pabst: Rheinheim, 2011, S. 29.)
  13. Die Formel bedeutet übertragen: „notariell beglaubigt“ (W. Pabst, 29)
  14. Liudolf soll „über die Wiederverheiratung seines Vaters verärgert“ gewesen sein. (Ri, 315). Die beim Aufstand eingegangene Koalition spricht jedoch eher dafür, dass dies nur ein Anlass gewesen sein mag.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • P. Moritz Hohenbaum van der Meer, Festschrift „Kurze Geschichte der tausendjährigen Stiftung des freyeximirten Gotteshauses Rheinau“, Fürstenbergische Hofdruckerei Donaueschingen (1778).
  • Regine Kemmerich-Lortzing: Stühlingen in der Karolingerzeit – eine „Grafschaft“ der Rheinauer Stifterfamilie?, in: Heimat am Hochrhein, Jahrbuch des Landkreises Waldshut 1991.
  • Brigitte Matt-Willmatt/Karl-Friedrich Hoggenmüller: Lauchringen. Chronik einer Gemeinde. Hrsg.: Gemeinde Lauchringen, Bürgermeister Berthold Schmidt, Lauchringen 1985.
  • Hans Matt-Willmatt: Die Chronik des Kreises Waldshut., 1957.
  • Wolf Pabst: Kleiner Führer durch die Ortschaft Rheinheim. Neuauflage der Broschüre von 1985, Küssaberg 2011.

Gemeinde Küssaberg Webseite pdf (Gozbert, S. 7).

  • Pierre Riché: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1987. ISBN 3-421-06375-3. Originalausgabe: Les carolingiens. Une famille qui fit l'Europe. Hachette, Paris 1983. Zitate nach der Taschenbuchausgabe, 2. Auflage, München 1992. ISBN 3-423-04559-0.
  • Josef Sauer: Die Anfänge des Christentums und der Kirche in Baden. Neujahrsblätter der Historischen Kommission, Neue Folge 14. Carl Winters Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1911, S. 67.
  • Karl Schib: Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen. Hg. vom Historischen Verein des Kantons Schaffhausen, Meili, Schaffhausen 1972. (XV, 611 S., 171 Abb. u. Ktn. im Text.).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Josef Sauer: Die Anfänge des Christentums und der Kirche in Baden. Neujahrsblätter der Historischen Kommission, Neue Folge 14. Carl Winters Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1911, S. 67.
  2. Josef Sauer: Die Anfänge des Christentums und der Kirche in Baden. Heidelberg 1911, S. 67.
  3. Hans Matt-Willmatt: Chronik des Kreises Waldshut. 1957, S. 97.
  4. Regine Kemmerich-Lortzing: Stühlingen in der Karolingerzeit – eine „Grafschaft“ der Rheinauer Stifterfamilie?, in: Heimat am Hochrhein, Jahrbuch des Landkreises Waldshut 1991.
  5. Pierre Riché: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1987. ISBN 3-421-06375-3. (Originalausgabe: Les carolingiens. Une famille qui fit l'Europe. Hachette, Paris 1983). Zitate nach der Taschenbuchausgabe, 2. Auflage, München 1992, S. 209 f. ISBN 3-423-04559-0.
  6. Pierre Riché: Die Karolinger. 1992, S. 257.
  7. Brigitte Matt-Willmatt/Karl-Friedrich Hoggenmüller: Lauchringen. Chronik einer Gemeinde. Hrsg.: Gemeinde Lauchringen, Bürgermeister Berthold Schmidt, Lauchringen 1985, S. 69.
  8. Regine Kemmerich-Lortzing: Stühlingen in der Karolingerzeit., 1991, S. 85.
  9. Pierre Riché: Die Karolinger. 1992, S. 261 f.
  10. Beide Übertragungen nach: W. Pabst: Rheinheim., Küssaberg 2011 (1985), S. 24.
  11. W. Pabst: Rheinheim, Küssaberg 2011 (1985), S. 25. Lateinischer Text der „Rheinheimer“ Urkunde: Gemeinde Küssaberg Webseite pdf. (W. Pabst: Rheinheim, 2011, S. 26 f. Abbildung der Urkunde auf S. 28) Übersetzung durch Stephan Pabst, Ludwigsburg.
  12. W. Pabst: Rheinheim., Küssaberg 2011 (1985), S. 27. (Seite 6, Fußnote 2). Der Band befindet sich in Privatbesitz in Küssaberg-Reckingen.
  13. W. Pabst: Rheinheim, 2011, S. 29 f.
  14. Pierre Riché: Die Karolinger. 1992, S. 271.
  15. Pierre Riché: Die Karolinger. 1992, S. 267 f.
  16. Rolf Wipf: Altenburg: Schon seit der Steinzeit der Ort, wo Menschen sich wohlfühlten. Waldshuter Erzähler in: Albbote, 29. Januar 2000.
  17. Darstellung in Wikipedia ‚Rafz‘ ohne Quellenangabe.
  18. RKL, 87–89.
  19. W. Pabst: Rheinheim., Küssaberg 2011 (1985), S. 27. (Seite 6, Fußnote 2). Der Band befindet sich in Privatbesitz in Küssaberg-Reckingen.
  20. Theodor Mommsen: Das Römische Imperium der Cäsaren. Safari-Verlag, Berlin 1941, S. 512.
  21. Pierre Riché: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1987. ISBN 3-421-06375-3. Originalausgabe: Les carolingiens. Une famille qui fit l'Europe. Hachette, Paris 1983. Zitate nach der Taschenbuchausgabe, 2. Auflage, München 1992, S. 20.
  22. Pierre Riché: Die Karolinger. 1992, S. 72 f.
  23. Pierre Riché: Die Karolinger. 1992, S. 175.
  24. Pierre Riché: Die Karolinger. 1992, S. xy.
  25. Pierre Riché: Die Karolinger. 1992, S. 49.
  26. Pierre Riché: Die Karolinger. 1992, S. 61.
  27. Pierre Riché: Die Karolinger. 1992, S. 75.
  28. Pierre Riché: Die Karolinger. 1992, S. 159–161.
  29. Regine Kemmerich-Lortzing: Stühlingen in der Karolingerzeit – eine „Grafschaft“ der Rheinauer Stifterfamilie?, in: Heimat am Hochrhein, Jahrbuch des Landkreises Waldshut 1991, S. 85. (= RKL, 85).
  30. Karl Schib: Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen. 1972, S. 14.
  31. Darstellung in Wikipedia ‚Rafz‘ ohne Quellenangabe.
  32. Karl Schib: Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen. 1972, S. 15. Schib zitiert K. Schmid: Königtum, Adel und Klöster., S. 312.
  33. Karl Schib: Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen. 1972, S. 8. Dort Hinweis auf die Urkunde: ZUB I, S. 54 f., Nr. 132.
  34. Regine Kemmerich-Lortzing: Stühlingen in der Karolingerzeit – eine „Grafschaft“ der Rheinauer Stifterfamilie?, 1991, S. xy.
  35. Pierre Riché: Die Karolinger. 1992, S. 261 f.
  36. Beide Übertragungen nach: W. Pabst: Rheinheim., Küssaberg 2011 (1985), S. 24.
  37. W. Pabst: Rheinheim, Küssaberg 2011 (1985), S. 25.
  38. W. Pabst: Rheinheim., Küssaberg 2011 (1985), S. 27. (Seite 6, Fußnote 2). Der Band befindet sich in Privatbesitz in Küssaberg-Reckingen.
  39. W. Pabst: Rheinheim, 2011, S. 29 f.
  40. Pierre Riché: Die Karolinger. 1992, S. 271.
  41. Hans Matt-Willmatt: Chronik des Kreises Waldshut. 1957, zu: Dettighofen, S. 33.
  42. Pierre Riché: Die Karolinger. 1992, S. 267 f.
  43. Wolf Pabst: Kleiner Führer durch die Ortschaft Rheinheim. Neuauflage der Broschüre von 1985, Küssaberg 2011, S 8 und 11. Gemeinde Küssaberg Webseite pdf.

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__________________________________________________________________________________________________________ Einen Teil ihres Wohlstandes verdankte unsere Gemeinde der Messe von Zurzach, die erstmals 1363 in den „Rechtsquellen des Kantons Aargau“ erwähnt wird. Rudolf Sennhauser, Alfred Hidber et al.: „Geschichte des Fleckens Zurzach“ (2004), S. 277ff und S. 612. (11)

Rheinheim[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Jahre 1500 begann in Rheinheim eine rege Bautätigkeit. Zahlreiche öffentliche Gebäude aus Stein entstanden. Rheinheim wurde eine kleine „Klosterstadt“, obwohl es kein Stadtrecht besaß. Das Kloster Rheinau hatte hier seinen weltlichen Verwaltungssitz, also seine Liegenschaftsverwaltung, den sogenannten „Pfleghof“. Der Pfleghof war für Grundstücksgeschäfte und für den Einzug der Pachten und Abgaben zuständig. (8)

Rheinheim liegt auch an einer Seitenroute zum großen Pilgerweg nach Santiago de Compostela. Der Höhepunkt der deutschen Jakobuswallfahrten war um das Jahr 1500. Die Süddeutschen Wallfahrer besuchten erst das Verenaheiligtum in Zurzach. (11)

  • Um den zentralen Platz mit der Dorflinde gruppieren sich das ehemalige Pfarrhaus von 1569, die Pfarrscheuer von 1596, jetzt Begegnungszentrum „Die Brücke“, die 1671 umgebaute Pfarrkirche St. Michael, die Zehntscheuer von 1593 und das ehemalige Rathaus von 1526. Dieses beherbergte angeblich mehrfach den Kaiser, wenn dieser in die Gegend kam, um zu jagen. In diesem „Kaiserlichen Jagdschlösschen“, das bis ins späte 19. Jahrhundert noch mit Stroh gedeckt war, befindet sich heute das Museum Küssaberg. Zum Ensemble gehören auch das schon erwähnte Gasthaus Engel, die Pilgerherberge Rathausring 8 und ein schmales Zollgebäude, das 1908 im Stile des Biedermeier erbaut wurde. (12)

Der Engel:

  • Haus Rathausring 8, vermutlich ehemaliges Nebengebäude des Gasthauses Engel. Portal von 1751 im Stil der Renaissance – oder ist es Barock? Man kann es nicht richtig einordnen. Über der Tür befindet sich eine barocke Nepomukfigur, die in einer muschelförmigen Nische auf einer kleinen Brücke steht. Im Inneren des Gebäudes gibt es schöne Kreuzgewölbe. Das Haus hat einen riesigen gewölbten Keller. (13)
  • Gasthaus zum Engel: Renaissanceportal von 1761 mit Engelchen, darüber in Stein gehauene Jakobsmuschel. Links vom Eingang über der Kellertür Relief mit Weinkrug und Weinglas. Rechts vom Eingang über dem zweiten Kellereingang Jahreszahl 1815 (Schlacht bei Waterloo). Im Innern des Gebäudes, im Gastraum, eingemauertes steinernes Relief mit Posthorn und Peitsche. Zum Gasthaus gehört ein Biergarten mit schönem altem Baumbestand, der inmitten des Ortszentrums gelegen ist. Vom Biergarten aus sieht man viele der beschriebenen Gebäude. (15)
  • „Kaiserliches Jagdschlösschen“ von 1526, später Rathaus, heute Museum. Im ehemaligen Hauptraum im Hochparterre befindet sich hinter einer sechsteiligen gotischen Fenstergruppe eine reich verzierte Bildsäule, welche die beiden Fenstergewölbe trägt. Im Museum, das sonntags am Nachmittag geöffnet ist, findet man Kopien bedeutender Küssaberger Steinmetzarbeiten: Flachrelief des „Kadelburger Löwen“ gleich links hinter der Eingangstür, Konsole mit dem Gesicht eines bärtigen Mannes im vorderen der beiden Museumsräume, Flachrelief eines springenden Salms über der Zugangstreppe, das als Hinweis auf das Kloster Rheinau zu verstehen ist. Jahreszahlen 1526 und 1985. (14)

KÜSSABURG:

  • Nicht weit vom Schlosshof, Richtung Süden, an der engsten Stelle des Bergsporns, treten beim Pflügen immer wieder Reste eines Steinwalls zutage. Es könnte sich um die Fundamente einer früheren Befestigungsanlage aus keltischer Zeit handeln. (20)
  • Die Anfänge der heutigen Burg reichen bis ins 6. Jahrhundert zurück. Unser Gebiet gehörte damals zum Herzogtum Schwaben. Dieses Stammesgebiet der Schwaben umfasste ganz Süddeutschland sowie das deutschsprachige Helvetien nebst Zürich, Sankt Gallen und dem Gotthardpass. Im Süden reichte das Herzogtum bis Chiavenna, im Osten bis Augsburg, auch das Elsass gehörte dazu. Manches spricht dafür, dass die Küssaburg anfänglich ein „Königsgut“ war, also zum Familienbesitz des jeweiligen Herzogs von Schwaben gehörte. Später regierten dann die Grafen von Küssaberg unser Gebiet. Niemand weiß, woher die Familie kam. Ich will die einzelnen Theorien nicht vertiefen. Dass sich der Name des Grafengeschlechtes jedoch von den Herren von Wittlisberg herleitet, wie im neuen Küssaburgführer des Küssaburgbundes vermutet wird, vermag ich nicht zu glauben. (20)
  • Zu berichten ist aber, dass die Küssaburg im Jahre 888 n.Chr. erstmals urkundlich erwähnt wird. Damals herrschte auf der Küssaburg ein Gaugraf namens Gotsbert. Dieser um das Heil seiner Seele besorgte reiche Adelige vermachte dem Kloster Rheinau umfangreichen Grundbesitz, um Gott wohlgefällig zu sein. Das 778 gegründete Kloster Rheinau bewahrte die Urkunden über diese Schenkungen sorgfältig auf. (20)