Benutzer:Gustav aus Neuruppin/Internationaler Frauenkongress

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Der Internationale Frauenkongress wurde einberufen um bereits existierende Frauenwahlrechtsbewegungen und weitere Frauengruppen weltweit zusammenzubringen. Er diente Frauenorganisationen länderübergreifend dazu, formale Kommunikationsmittel zu schaffen und den Frauen mehr Möglichkeiten zu bieten, die großen Fragen des Feminismus jener Zeit zu stellen. Der Kongress wurde seit 1878 für zahlreiche feministische und pazifistische Veranstaltungen genutzt. Gruppen die bereits an den ersten Kongressen teilnahmen, waren unter anderem der Internationale Frauenrat (ICW), die International Alliance of Women (IAW) und die Women's International League for Peace and Freedom (WILPF).[1]

Paris, 1878[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Erste Internationale Kongress für Frauenrechte fand 1878 in Paris anlässlich der dritten Pariser Weltausstellung statt. Bei diesem historischen Ereignis, an dem zahlreiche Vertretende teilnahmen, wurden sieben Resolutionen verabschiedet, beginnend mit dem Gedanken, dass "die erwachsene Frau dem erwachsenen Mann gleichgestellt ist".[2] Das Thema Frauenwahlrecht wurde auf dem Kongress bewusst vermieden, da es zu kontrovers war und nicht von allen Teilnehmenden unterstützt wurde. Hubertine Auclert schrieb eine Rede, in der sie das Wahlrecht für französische Frauen forderte, durfte sie aber auf dem Kongress nicht vortragen. Stattdessen veröffentlichte sie sie später.[3] Emily Venturi hielt eine denkwürdige Abschlussrede, in der sie erklärte:

„Gestern Abend fragte mich ein Herr, der den Vorteilen unseres Kongresses etwas skeptisch gegenüberstand: 'Nun, Madame, welche große Wahrheit haben Sie der Welt verkündet?' Ich antwortete ihm: 'Monsieur, wir haben verkündet, dass eine Frau ein menschliches Wesen ist.' Er lachte. Aber, Madame, das ist eine Plattitüde. So ist es; aber wenn diese Plattitüde ... von den menschlichen Gesetzen anerkannt wird, wird sich das Gesicht der Welt verändern. Dann bräuchten wir uns gewiss nicht mehr im Kongress zu versammeln, um die Rechte der Frau zu fordern.“

Karen Offen: European Feminisms: A Political History, 1700-1950, 2000

London, 26. Juni - 7. Juli 1899[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1899 trat der Internationale Frauenkongress gemeinsam mit dem Internationalen Frauenrat zu dessen zweijährigem Treffen zusammen.[4]Der Kongress war in fünf Sektionen unterteilt, von denen jede ihren eigenen Schwerpunkt in der Programmgestaltung hatte: Bildung, Beruf, Politik, Soziales, Industrie und Gesetzgebung. Die Ergebnisse des Kongresses wurden von der damaligen Gräfin von Aberdeen, die zum Zeitpunkt des Kongresses Präsidentin des Internationalen Frauenrates war, herausgegeben und zusammen mit dem Report of Council Transactions of the International Congress of Women's 2nd Quinquennial Meeting[5][6] in einer Reihe veröffentlicht.

Berlin, Juni 1904[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese Konferenz konzentrierte sich auf vier Hauptbereiche: Bildung, soziale Arbeit/Institutionen, die rechtliche Stellung der Frau (insbesondere das Wahlrecht) und die Berufs- und Arbeitsmöglichkeiten für Frauen. Mit der Leitung dieser Konferenz wurde der Deutsche Frauenrat betraut. Auf dieser Konferenz wurde die International Woman Suffrage Alliance (IWSA) gegründet. Mary Church Terrell - Mitbegründerin und erste Präsidentin der National Association of Colored Women in Washington D.C. - war die einzige schwarze Frau, die an dieser Konferenz teilnahm und dort sprach; sie nahm auch an der Konferenz in Zürich im Jahr 1919 teil.[7] Auf der Berliner Konferenz hielt Mary Church Terrell die Rede "Progress and Problems of Colored Women" (zu dt: Fortschritte und Probleme schwarzer Frauen)[8].

Amsterdam, Juni 1908[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter den zahlreichen Teilnehmenden des Internationalen Frauenkongresses in Amsterdam war auch Isabella Ford.[9] Eine weitere wichtige Persönlichkeit der Frauenbewegung der frühen 1900er Jahre, die auf diesem Kongress sprach, war Carrie Chapman Catt. In ihrem Diskussionsbeitrag wies sie darauf hin, wie wichtig die Geschichte der Frauen als Teil der Weltgeschichte ist.

Frauen reisten aus Südafrika und Australien an, um an diesem Kongress in Amsterdam teilzunehmen und alles über den Erfolg des Internationalen Frauenkongresses zu erfahren. Ein männlicher Delegierter der "Great Britain's Men's League for Women's Enfranchisement" nahm ebenfalls teil[10].

Toronto, 24.-30. Juni 1909[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieser Kongress fand unter der Schirmherrschaft des National Council of Women of Canada[11] unmittelbar im Anschluss an die 4. Fünfjahrestagung des Internationalen Frauenrates statt.[12] Es wurden Sitzungen zu den Themen Bildung, Kunst, Gesundheit, Industrie, Frauen- und Kindergesetze, Literatur, Frauenberufe, Sozialarbeit und moralische Reformen abgehalten. Zu den namhaften Rednerinnen gehörten Jane Addams, Elizabeth Cadbury, Anna Hvoslef, Millicent Leveson-Gower, Herzogin von Sutherland, Rosalie Slaughter Morton, Eliza Ritchie, Alice Salomon und May Wright Sewall.[13]

Stockholm, Juni 1911[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese Konferenz wurde von Carrie Chapman Catt geleitet. Hier schlossen sich acht Männer zusammen und gründeten die Men's International Alliance for Women's Suffrage. Die acht Männer, die diese Allianz bildeten, kamen aus Großbritannien, den USA, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden[14].

Den Haag, 28. April - 1. Mai 1915[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als die Planungen für diese Konferenz begannen, war der Erste Weltkrieg in vollem Gange. Die Konferenz sollte ursprünglich 1915 in Berlin stattfinden, aber der Krieg änderte diese Pläne.[15] Auch wenn der Krieg die Verlegung der Konferenz verursacht haben mag, so war es doch auch der Krieg, der diesen Kongress inspiriert hatte. Dieser Kongress - besser bekannt unter dem Namen Frauenfriedenskongress oder einfach Den Haager Kongress[16] - war Teil der aufkommenden Frauenfriedensbewegung. Mehr als 1.300 deligierte Personen aus zwölf Ländern kamen auf dieser Konferenz zusammen, um auf der Grundlage von Verhandlungstaktiken Vorschläge zur Beendigung des Ersten Weltkriegs zu diskutieren und auszuarbeiten. Drei wichtige Teilnehmerinnen aus den Vereinigten Staaten waren die Friedensnobelpreisträgerin Jane Addams, die als Präsidentin der Woman's Peace Party (dem Vorläufer der Women's International League for Peace and Freedom)[17] teilnahm, sowie die ebenfalls mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Professorin Emily Greene Balch und Alice Hamilton.[18]

Weitere Teilnehmerinnen waren Lida Gustava Heymann, eine von 28 Delegiertinnen aus Deutschland; Emmeline Pethick-Lawrence; Emily Hobhouse und Chrystal Macmillan aus Großbritannien; Rosika Schwimmer, eine ungarische Pazifistin und Feministin, die 1937 den Weltfriedenspreis erhielt;[18] Aletta Jacobs aus den Niederlanden war eine weitere Stimme auf dieser Konferenz, die mit anderen europäischen Frauen über die Förderung des Friedens sprach; und Emilia Fogelklou. Aletta Jacobs setzte sich 1914 gegen den Krieg ein und forderte andere Frauen auf der ganzen Welt auf, es ihr gleich zu tun. Sie war diejenige, die die Women's Peace Party zur Konferenz in den Niederlanden einlud, wo Jane Addams das Treffen moderierte und verschiedene Frauengruppen anwarb, die ihre Versionen friedlicher Lösungen für verschiedene Länder vorstellten.

Rosa Genoni war die einzige Delegierte aus Italien, die an dieser Konferenz teilnahm. Rosa Genoni vertrat eine Reihe italienischer Frauenorganisationen und war eine der Delegiertinnen, die nach dem Kongress als Abgesandte zu den Regierungen der kriegführenden und nicht kriegführenden Länder geschickt wurden, um für eine Beendigung des Krieges zu werben.[15]

Französische Frauen entschieden sich in dieser Zeit gegen die Teilnahme an dieser Veranstaltung; sie erklärten, dass sie weder am Kongress teilnehmen noch ihn unterstützen wollten, und keine von ihnen nahm daran teil.[15] Die geplante 180-köpfige britische Delegation wurde durch die Einstellung des kommerziellen Fährdienstes zwischen Folkestone und Vlissingen durch die britische Regierung[16] und ihre Weigerung, den vorgeschlagenen Delegiertinnen Pässe auszustellen, stark reduziert.[15]

Im September 1915 reiste eine Delegation in die Vereinigten Staaten, um sich mit Präsident Woodrow Wilson zu treffen und ihm den Vorschlag für eine "Liga der neutralen Staaten" zu unterbreiten, die als Vermittler zur Beendigung des Krieges beitragen könnte.[19]

Zürich, Mai 1919[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese Konferenz fand zur gleichen Zeit wie die Pariser Friedenskonferenz in Versailles statt und war Gastgeberin für über 200 Frauen aus 17 Nationen. Ein Mitglied kommentierte, die deutsche Delegation sei "von Hunger und Entbehrungen vernarbt und verschrumpelt, sie waren kaum wiederzuerkennen". Auf dieser Konferenz schlossen sich die Frauen des Internationalen Frauenkongresses zu einer neuen Organisation zusammen, der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (WILPF).[20] Die Hauptziele, die die neuen Frauenliga, welche auf der Züricher Konferenz formuliert wurden, basierten auf der Förderung des Friedens, der Schaffung von Gleichberechtigung und der Einführung von Praktiken, die die Welt zusammenbringen sollten. Jane Addams war die Koordinatorin des Züricher Kongresses. Auf dieser Tagung erläuterte die WILPF ihre Auffassung, dass der Vertrag von Versailles zwar den Ersten Weltkrieg beendete, aber auf Plänen beruhte, die zu einem neuen Krieg führen könnten.[1][21]

Wien, Juli 1921[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieser Kongress endete mit einer kurzen Resolution mit dem Titel "Revision der Friedensverträge"[22]:

„In der Überzeugung, dass die Friedensverträge die Saat für neue Kriege enthalten, erklärt dieser Kongress, dass eine Revision der Friedensbedingungen notwendig ist, und beschließt, dieses Ziel zu seiner Hauptaufgabe zu machen.“

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Leila J. Rupp: Constructing Internationalism: The Case of Transnational Women's Organizations, 1888-1945. In: The American Historical Review. Band 99, Nr. 5, Dezember 1994, S. 1571, doi:10.2307/2168389 (jstor.org [abgerufen am 2. Dezember 2022]).
  2. Lesson - Women's Suffrage - Teaching Women’s Rights From Past to Present. Abgerufen am 2. Dezember 2022.
  3. Karen M. Offen: European feminisms, 1700-1950 : a political history. Stanford University Press, Stanford, CA 2000, ISBN 0-8047-3419-4 (worldcat.org [abgerufen am 2. Dezember 2022]).
  4. Ishbel Gordon Marchioness von Aberdeen und Temair (Hrsg.): The International Congress of Women of 1899. Band 1. T. F. Unwin, 1900 (englisch, google.de).
  5. Ishbel Gordon Marchioness von Aberdeen und Temair (Hrsg.): The International Congress of Women of 1899. Band 4. T. F. Unwin, 1900 (englisch, google.de).
  6. F. M. Butlin: International Congress of Women. In: The Economic Journal. Band 9, Nr. 35, September 1899, S. 450, doi:10.2307/2957075 (jstor.org [abgerufen am 2. Dezember 2022]).
  7. The Women's Congress in Berlin by Dora Montefiore 1904. Abgerufen am 2. Dezember 2022.
  8. Mary Church Terrell. In: The Journal of Negro History. Band 39, Nr. 4, Oktober 1954, ISSN 0022-2992, S. 334–337, doi:10.1086/JNHv39n4p334 (uchicago.edu [abgerufen am 2. Dezember 2022]).
  9. Elizabeth Crawford: The women's suffrage movement : a reference guide, 1866-1928. UCL Press, London 1999, ISBN 0-203-03109-1 (worldcat.org [abgerufen am 2. Dezember 2022]).
  10. Kristin Thoennes Keller: Carrie Chapman Catt : a voice for women. Compass Point Books, Minneapolis, Minn. 2006, ISBN 0-7565-0991-2 (worldcat.org [abgerufen am 2. Dezember 2022]).
  11. Report of the International Congress of Women held in Toronto, Canada, June 24th-30th, 1909 Under the Auspices of the National Council of Women of Canada. Geo. Parker & Sons, Toronto 1910.
  12. Report of Transactions of the Fourth Quinquennial Meeting Held at Toronto, Canada, June, 1909, with which Are Incorporated the Reports of the National Councils and of International Standing Committees for 1908-1909. Constable & Co., London 1910.
  13. Report of the International Congress of Women held in Toronto, op. cit.
  14. Sybil Oldfield: International woman suffrage : Ius suffragii, 1913-1920. Routledge, London 2003, ISBN 0-415-25736-0 (worldcat.org [abgerufen am 2. Dezember 2022]).
  15. a b c d Global Leadership Initiatives for Conflict Resolution and Peacebuilding: (= Advances in Electronic Government, Digital Divide, and Regional Development). IGI Global, 2018, ISBN 978-1-5225-4993-2, doi:10.4018/978-1-5225-4993-2.ch012 (igi-global.com [abgerufen am 2. Dezember 2022]).
  16. a b International Congress of Women opens at The Hague - Apr 28, 1915 - HISTORY.com. 24. September 2015, abgerufen am 2. Dezember 2022.
  17. Angela Harmon: "Woman's peace party". In: Salem Press Encyclopedia.
  18. a b John Sodney: International Congress of Women. In: Salem Press Encyclopedia. 2019.
  19. John Whiteclay Chambers: The Eagle and the dove : the American peace movement and United States foreign policy, 1900-1922. 2nd ed Auflage. Syracuse University Press, Syracuse, N.Y. 1991, ISBN 0-8156-2518-9 (worldcat.org [abgerufen am 2. Dezember 2022]).
  20. Harriet Hyman Alonso: The Longest Living Women's Peace Organization in World History: The Women's International League for Peace and Freedom, 1915 to the Present. Alexander Street Press (alexanderstreet.com).
  21. Estelle B. Freedman: The essential feminist reader. Modern Library trade paperback edition Auflage. New York 2007, ISBN 0-8129-7460-3 (worldcat.org [abgerufen am 2. Dezember 2022]).
  22. United States. Congress. House. Committee on Immigration and Naturalization (Hrsg.): Bill to Permit Oath of Allegiance by Candidates for Citizenship to be Made with Certain Reservations: Hearings ... on H.R. 3547. U.S. Government Printing Office, 1930, S. 69 (alexanderstreet.com).

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