Benutzer:Hans Haase/Frikadellenkrieg

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Als Frikadellenkrieg werden gesellschaftliche Meinungsverschiedenheiten und gerichtliche Auseinandersetzungen um die Zusammensetzung von Frikadellen bezeichnet, erstmals Anfang der 1960er Jahre.

1963 in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kölner Frikadellenkrieg fand in den Jahren 1960 bis 1963 statt. Die Justiz stritt sich mit Gastronomen um den Fleischanteil der von ihnen verkauften Frikadellen. Dass die Frikadellen nicht nur aus Fleisch bestanden, war kein Geheimnis. So konnten Wirte gegenüber Kunden, die eine Frikadelle bestellen wollten, offen mit der Begründung ablehnen, das alte Brot sei ausgegangen. Ein Kölner Wirt definierte eine Frikadelle als ein Produkt „in das sämtliche Fleischabfälle hinein kommen und das dann noch essbar sein muss“. Darauf meinten die Richter „wir werden ihm die alten Brötchen aus seinen Frikadellen heraus dividieren“. Nahrungsmittelchemiker und Juristen versuchten im Sinne der Verbraucher den Anteil altbackenen Brotes zwischen 20 und 25 Prozent festzulegen. Als Lebensmittelkontrolleure in Frikadellen einen Anteil von 37 Prozent Brot fanden, kam es zum Verfahren und einer Geldstrafe von 150 DEM gegen den Wirt. Fortan bezeichnete dieser seine Frikadellen als „Brot Klopse“ was seinen Absatz keineswegs minderte. Als gegen ihn ein Vorführbefehl scheiterte, da das falsche Haus nach ihm durchsucht worden war, wurde er in Untersuchungshaft genommen mit der Begründung, die Frikadelle habe in Berufung auf eine Tageszeitung zu höchstens 20 Prozent aus Brot zu bestehen. Kölner Gastronomen beriefen sich auf einen Beschluss des „Kochkunstausschuss der gastronomischen Akademie Deutschlands e.V.“ nach dem am 15. Dezember 1960 die Zutaten der Frikadelle im Verhältnis einem Drittel Brot zu zwei Dritteln rohem Fleisch einstimmig als vertretbar definiert wurde. Der Rechtsanwalt holte seinen Mandanten am folgenden Tag aus der Untersuchungshaft, da bereits im Buch von Henri-Paul Pellaprat „Die moderne französische Kochkunst“ das Rezept für Frikadellen im Verhältnis 600 g gekochtes Rindfleisch zu 300 g gekochte und passierte Kartoffeln definiert wurde. Zudem sei die Frikadelle eine französische Bezeichnung und keine speziell deutsche noch Kölner Speise.[1]

2016 in Dänemark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dänemarks Frikadellenkrieg begann im Frühjahr 2016 und war eine abschreckende Maßnahme im Zuge der Flüchtlingskrise in Europa ab 2015 um die Eigenschaft, dass Muslime aus Gründen ihres Glaubens kein Schweinefleisch essen dürfen. In Randers wurde einem Antrag der rechtspopulistischen Dansk Folkeparti (Dänsche Volkspartei) stattgegeben, wonach alle öffentlichen Kantinen und Kindergärten gezwungen[2] wurden, Schweinefleisch anzubieten und nicht auf dänische Esskultur verzichtet werden dürfe was weltweit kontrovers berichtet wurde. Zuvor hatte eine Kindertagesstätte mit vielen muslimischen Kindern Schweinefleisch aus dem Speiseplan genommen.[3][4] Ein ähnlicher Vorschlag in Schleswig Holstein führte zu Spott und Häme unter den Landesfraktionen.[5] Deutschlandweit zeichnete sich der entgegen gesetzte Trend ab und immer mehr Kitas und Schulkantinen boten Schweinefleisch nicht mehr an.[6] Es wurde bei den Flüchtlingen zu Toleranz für Konsumenten von Schweinefleisch geworben.[7]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Folge 22 der Fernsehserie Der Anwalt (Staffel 2, Episode 9) vom 30. Juni 1977 trägt den Episodentitel „Der Frikadellenkrieg“. Die Folge 32 von Ritas Welt mit Gaby Köster (Staffel 3, Episode 3) vom 28. September 2001 trägt den Episodentitel „Frikadellenkrieg“. 2010 bezeichnete eine Boulevardzeitung den Streit um die Fütterung des Nachbarhundes gegen den Willen dessen Besitzers als „Frikadellen-Krieg“.[8] 2016 wurde der marktbelebende Wettbewerb zwischen zwei Gastromonen mit dem geflügelten Wort „Frikadellenkrieg“ beschrieben. Beide nahgelegenen Wettbewerber verzeichneten keine Umsatzrückgänge.[9]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nina Grunenberg: Der Frikadellen-Krieg in Köln – Ein Bratklops frißt sich in die Rechtsprechung ein, Die Zeit vom 6. Dezember 1963
  2. Drum toleriere den Schweinebraten, wer sich gut integriere. In: sueddeutsche.de. 9. Juli 2016, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 14. Oktober 2017]).
  3. http://www.zdf.de/auslandsjournal/daenemarks-frikadellenkrieg-42011322.html
  4. n-tv Nachrichtenfernsehen: In Dänemark tobt der "Frikadellenkrieg". In: n-tv.de. (n-tv.de [abgerufen am 14. Oktober 2017]).
  5. Schleswig-Holstein: CDU erntet Spott für Schweinefleisch-Offensive. In: Spiegel Online. 1. März 2016 (spiegel.de [abgerufen am 14. Oktober 2017]).
  6. FOCUS Online: Immer mehr deutsche Kitas verzichten auf Schweinefleisch - aus zwei Gründen. In: FOCUS Online. (focus.de [abgerufen am 14. Oktober 2017]).
  7. Drum toleriere den Schweinebraten, wer sich gut integriere. In: sueddeutsche.de. 9. Juli 2016, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 14. Oktober 2017]).
  8. Diemmar Bickmann: Füttern verboten! Frikadellen-Krieg am Gartenzaun 8. Dezember 2010
  9. Frank Möll: Frikadellen-Krieg – Die Russen greifen Moss-Metzgermeisters Karin an, Kaarster Stadtkurrier vom 17. Mai 2016