Benutzer:Herbert h hirner/Karl Heinz

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Karl Heinz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Heinz (* 14. November 1938 in Wien) ist ein österreichischer Architekt.

Karl Heinz, 2013
Aufstockung Frauen- und Kopfklinik, Innsbruck (A), 2008
Mehrzweckgebäude mit Rasthaus, Europabrücke (A), 1996
Eisenbahnumfahrung Innsbruck (A), 1994
Wohn- und Lagerhaus Hoffmann, Neurum (A), 1982


Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Heinz wurde als zweites von fünf Kindern einer Gasteiner Arztfamilie geboren. In Folge der Berufung des Vaters Univ.-Prof. Dr. Karl Heinz zum Vorstand der Innsbrucker Universitäts-Augenklinik übersiedelte die Familie 1947 in die Tiroler Landeshauptstadt.

1965 schloss Karl Heinz sein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Wien ab. Erste praktische Erfahrungen sammelte er von 1965 bis 1973 in Düsseldorf bei Professor Paul Schneider-Esleben unter anderem beim Projekt Drive-In Flughafen Köln-Bonn. Die schon in jungen Jahren entstandene Begeisterung für Flugzeugkonstruktion und Design beeinflusste die Entwürfe von Karl Heinz sichtbar schon bei diesem Projekt – und sollte es künftig bei vielen seiner Bauten immer wieder tun.

Im Innsbrucker Planungsbüro Fred Achammer traf Dipl.-Ing. Arch. Karl Heinz seinen Studienkollegen Jörg Streli wieder und lernte Dieter Mathoi kennen. Gemeinsam gründeten sie 1973 das Architekturbüro Heinz-Mathoi-Streli in Innsbruck, das in den 35 Jahren seines Bestehens dank innovativer Beiträge zahlreiche Wettbewerbe gewann. Für Friedrich Achleitner, den Doyen der österreichischen Architekturkritik haben Karl Heinz und seine Partner „mit der beachtlichen Präsenz einer Vielfalt von Bauaufgaben und Lösungen einen großen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung der neuen Tiroler Architektur genommen“.[1]

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schlüssel zum Konzept von Karl Heinz für die 2008 durchgeführte Erweiterung der Innsbrucker Frauen- und Kopfklinik liegt in der geänderten Geschossfolge. Entgegen der ursprünglichen Idee der internationalen Ausschreibung tauschte der Architekt die Position von Technikbereich und Stationen. Natürliches Licht von oben und aus zwei eingefügten Lichthöfen durchflutet so Krankenzimmer und Arbeitsbereiche, alle Patientenzimmer bieten einen Panoramablick auf Innsbruck. Die vier Bettenstationen sind durch einen ringförmigen Korridor verbunden und bieten hohe Flexibilität in der Nutzung. Die leichte Aluminiumbauweise verstärkt den Eindruck, die Aufstockung schwebe über dem kontrastierenden Altbestand des Krankenhauses. Das „Ufo“ der Frauen- und Kopfklinik ist längst eine vielbeachtete Landmark im Innsbrucker Stadtbild.

An ein Raumschiff erinnert auch die Raststätte Europabrücke an der Brennerautobahn. Mit seinem Vorschlag, die Raststätte bis zum Untergeschoss abzubrechen, und auf diesem Sockel neu aufzubauen, überzeugte der Architekt 1996 die Bauherren. Das großzügige Panoramafenster des Restaurants bietet einen Rundblick von der Nordkette bis zu den Stubaier Gletschern. Die Tische sind entlang der Rundung des Fensters angeordnet, im Zentrum der Anlage wurden Barbereich, eine Freeflow-Anlage und die Küche mit zusätzlicher Schauküche angeordnet. Der große Innenraum benötigt dank ausgefeilter Statik kaum Stützen. Der verantwortliche Statiker Christian Aste leitete den Druck aus dem Gewicht der Decke über hohe Überzüge in die Außenwände in schwere Fundamente ab.

Auch den 1994 eröffneten Umfahrungsbau für den Güterverkehr der Eisenbahnhochleistungsstrecke Wien in Mils kennzeichnet ein visionärer Planungsansatz. Ein 488 Meter langer „Trog“ mit einem Radius von 2 Metern überspannt in einem Winkel von 40 bis 45 Grad eine Bundesstraße, den Inn samt der Inntalautobahn und mündet in den Inntaltunnel. Die gerundeten Tröge liegen an ihrer Nahtstelle auf massiven Stützen auf und docken schließlich am Tunnel Richtung Wipptal an. Der von Karl Heinz realisierte Brückenbau weist trotz kontroversieller Diskussion eine Reihe technischer Vorteile auf: Die Trogwände tragen und sind gleichzeitig Lärmschutz, die homogenen Betonteile konnten in Serie produziert werden.

Kontroversen löste der Architekt bereits mit seinen ersten Arbeiten aus. Das 1982 von Karl Heinz entworfene Wohn- und Lagerhaus Hoffmann in Innsbruck zeigt sich von außen als einstöckiger, unnahbarer Kasten, geprägt von nüchterner Sachlichkeit. Im Innern verbirgt sich eine ungewöhnliche freundliche Wohnung, die auf einem raffiniert ausgeklügelten Grundriss zwischen Quader und Kreis aufbaut und der man die Liebe zur Geometrie ansehen kann. Der Architekturkritiker Otto Kapfinger verewigte das streng formale Bauwerk in seinem Architekturführer Bauen in Tirol seit 1980.

Bauten (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1977 Einfamilienhaus Bernard, Gaimberg (A)
  • 1978 Hauptschule Fulpmes (A)
  • 1978 Fremdenverkehrsfachschule, Zell am Ziller (A)
  • 1981 Kapelle Innerberg, Finkenberg] (A)
  • 1982 Wohn- und Lagerhaus Hoffmann, Neurum] (A)
  • 1982 Modegeschäft Einwaller Anna, Innsbruck] (A)
  • 1983 Doppelhaus Knofler/Mikuz, Innsbruck (A)
  • 1984 Landesjugendheim Jagdberg, Schlins] (A)
  • 1987 Krankenpflegeschule, Feldkirch (A)
  • 1987 Seilbahn Brixen im Thale, Brixen] (A)
  • 1989 Volksschule, Igls (A)
  • 1990 Porsche Interauto Verkaufscenter, Innsbruck] (A)
  • 1993 MPreis Barwies, Mieming (A)
  • 1993 Bürohaus EBB, Innsbruck (A)
  • 1994 Eisenbahnumfahrung Innsbruck, Mils] (A)
  • 1995 Autohaus Vowa, Innsbruck] (A)
  • 1996 Mehrzweckgebäude mit Rasthaus, Europabrücke] (A)
  • 1996 Wohnanlage und Bürohaus, Innsbruck (A)
  • 1999 Turnhalle und Parkdeck, Fulpmes (A)
  • 2001 Landesfeuerwehrschule Tirol, Telfs (A)
  • 2004 HTBL und VA Mödling, Mödling (A)
  • 2005 MPREIS Bramberg, Bramberg (A)
  • 2005 ASI-Lodge, Steinberg am Rofan (A)
  • 2008 Aufstockung Frauen- und Kopfklinik, Innsbruck] (A)
  • 2013 Studio Univ. Prof. Ng, Innsbruck] (A)

Lehre und ehrenamtliche Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1973 bis 1977 arbeitete Heinz als Assistent am Institut für Hochbau der Universität Innsbruck. Danach unterrichtete er an der Universität Innsbruck Entwerfen am Institut für Raumgestaltung (Prof. Barth, 1982-1985), Schulbau am Institut für Gebäudelehre (Prof. Gerstel, 1987), am Institut für Hochbau (Prof. Giencke, 1993) und am Institut für Raumgestaltung (Prof. Schulze, 1994).

Von 1980 bis 1995 übte Karl Heinz das Ehrenamt des Präsidenten der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs, Landesverband Tirol aus. Er engagierte sich im Proponentenkomitee für eine Architekturstiftung Österreich, war Preisrichter bei zahlreichen Wettbewerben und maßgeblicher Mitbegründer des Architekturforums Tirol (heute architektur und Tirol]).

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1982: Bauherrenehrung der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs (Berufsschule Feldkoch)
  • 1991: Vorarlberger Bauherrenpreis (Wohnanlage Bregenz)
  • 1992, 1994: Anerkennungspreise des Landes Tirol für Neues Bauen für Volksschule lgls (1992) und Bürohaus Innsbruck (1994)
  • 1996: Staatspreis für Tourismus und Architektur (Mehrzweckgebäude mit Rasthaus Europabrücke)
  • 2004: Biennale, Venedig (MPreis Thaur)
  • 2007: Holzbaupreis Salzburg (MPreis Bramberg)
  • 2008: Nominierung für den Mies van der Rohe Award (Aufstockung der Frauen-Kopfklinik Innsbruck)
  • 2008: Aluminiumpreis (Aufstockung der Frauen-Kopfklinik Innsbruck)[2]

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1982: Architektur in Tirol, Innsbruck
  • 1987: Sozialer Wohnbau in Tirol : historischer Überblick und Gegenwart, Innsbruck
  • 1992: Autochthonous Architecture in Tyrol, New York, Innsbruck

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1000x european architecture, Verlag Braun Publishing, Salenstein 2011.
  • 1000x european hotels, Verlag Braun Publishing, Salenstein 2007.
  • Otto Kapfinger, Liesbeth Waechter-Böhm von Birkhäuser: Austria West: Tirol Vorarlberg. Neue Architektur, Berlin, 2003.
  • Architektur und Seilbahnen. Von der Tradition zur Moderne. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, Wirtschaftskammer Tirol, Innsbruck 2000.
  • Zehra Kuz, Ernst Bliem, Walter M. Chramosta: Autochthone Architektur in Tirol. Architecture in Tyrol, Hall in Tirol 1992.
  • Walter M. Chramosta, Bettina Schlorhaufer: Bauen für Gäste: Beispiele alpiner Freizeitarchitektur in Tirol, Tirol Werbung, 1997.
  • Otto Kapfinger: Bauen in Tirol seit 1980. Ein Führer zu 260 sehenswerten Bauten, Anton Pustet Verlag, Salzburg 2002.
  • Gegen den Strom. Katalog 9. Internationale Architektur Ausstellung - La Biennale di Venezia 2004, Austria, Venedig 2004.
  • Dietmar Steiner: Häuser im Alpenraum, Innsbruck 1982.
  • Christian Holl, Klaus Siegele: Holz - Große Tragwerke. Konstruktion, Architektur, Detail, Deutsche Verlags-Anstalt, 2006.
  • Christine Nickl-Weller, Hans Nickl: Hospital Architecture, Verlag Braun Publishing, Salenstein 2012.
  • Karl Heinz Architektur. Innsbruck 2013.
  • Walter Zschokke, Marcus Nitschke: ORTE Architektur in Niederösterreich 1997-2007, Springer Architektur, Wien New York, 2007.
  • Liesbeth Waechter-Böhm: Neue Architektur aus Tirol / New Tyrolean Architecture, Springer Wien New York, Edition architektur.aktuell, 1998.
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band I: Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Residenz Verlag, Salzburg, 1980.
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band III/2: Wien, 13.–18. Bezirk, Residenz Verlag, Salzburg, 1995.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Karl Heinz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Friedrich Achleitner: Architektur zum Anfassen. Zu den frühen Arbeiten von Heinz, Mathoi und Streli, 2008.
  2. Aluminium-Architektur-Preis 2008, www.alufenster.at, 2008 abgerufen am 11. November 2013