Benutzer:LuJoFi25/Die Unschärfe der Welt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Unschärfe der Welt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Unschärfe der Welt ist der vierte Roman von Iris Wolff und wurde 2020 vom Klett-Cotta Verlag veröffentlicht. Er erzählt die Geschichte einer Familie aus dem Banat.

Autorin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Iris Wolff

Iris Wolff, geboren als Tochter eines Pfarrers in Hermannstadt und im Banat, zog 1985 mit ihrer Familie nach Deutschland. Sie studierte deutsche Sprache und Literatur, Religionswissenschaft sowie Grafik und Malerei an der Philipps-Universität Marburg und lebt heute in Freiburg im Breisgau. Seit 2018 arbeitet sie als freie Schriftstellerin.

Von 2003 bis 2013 war sie beim Deutschen Literaturarchiv Marbach tätig und lehrte Kunstvermittlung. Von November 2013 bis März 2018 koordinierte sie das Netzwerk Kulturelle Bildung in Freiburg. Sie engagiert sich in der Literaturvermittlung und war Jurorin des Schülerschreibwettbewerbs der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg.

Wolff hält Schreibwerkstätten für den Österreichischen Büchereiverband und ist im Beirat der Kunststiftung Baden-Württemberg aktiv. Sie ist bekannt für ihre Romane und Kurzgeschichten, darunter ihr Debüt "Halber Stein" (2012, Otto Müller Verlag) und "Die Unschärfe der Welt" (2020, Klett-Cotta Verlag).

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kapitel 1 (Zăpadă)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Buch beginnt mit Florentine, welche den Leser*innen von ihrer Reise zum Spital nach Arad erzählt, sowie von ihrem unangenehmen Aufenthalt in jener Klinik. Den Leser*innen werden zuerst Florentine und Hannes vorgestellt (Aussehen, S.14). Die beiden sind ein Paar und Florentine ist damals schwanger mit ihrem gemeinsamen Sohn Samuel, welchen sie im März gesund zur Welt bringt. In diesem Kapitel erfahren die Leser*innen auch die Geschichte von Nika bzw. die Geschichte zu ihrem Tod. Nika war die beste Freundin von Florentine. Als Nika zum vierten Mal schwanger wurde, wollte sie kein Kind mehr. Sie entscheid sich gegen das Kind und für eine Abtreibung. Da Abtreibungen verboten waren, tat sie es selbst. Sie spritzte sich ein Mittel, das man normalerweise Kühen verabreicht, und starb innerhalb von 3 Tagen an Krämpfen (S.19). Ihr Tod nahm ihre ganze Familie, bestehend aus Paul - ihrem Mann - und ihren gemeinsamen Kindern Thea, Mirko und Oswald, sehr mit (S.30).

Zudem werden uns auch Bene und Lothar vorgestellt (S.23). Die beiden sind ein homosexuelles Paar aus Deutschland und angehende Lehrer auf Reisen. Sie suchen eine Unterkunft im Pfarrhaus (also bei Hannes’ Familie, da Hannes der Pfarrer ist). Die beiden freunden sich sehr schnell mit der Familie an. Sie helfen im Haushalt, spielen Karten und führen gute Gespräche. Bene und Samuel verstehen sich besonders gut, was eher überraschend ist, da Samuel sehr zurückgezogen ist und kaum bis gar nicht spricht. Bene und Lothar sind gegen Ende des Kapitels wieder auf dem Weg nach Berlin.  

Florentine erzählt den Leser*innen auch von ihrem neuen Leben im Banat. Sie leben jetzt in einem grossen Haus mit Garten und vieles hat sich für sie verändert (S.25). Die Leser*innen erfahren auch etwas mehr über Florentines Jugend. Sie erzählt uns, dass sie ein Internat besuchte und zudem gerne auf Partys ging. Ausserdem war ihr Lieblings-Getränk Bloody Mary. Wir erfahren auch, dass ihre Mutter sie verlassen und ihr Vater sie manchmal geschlagen hatte. Zudem erfahren wir, wie Hannes sie gefragt hatte, ob sie ihn heiraten und mit ihm ins Banat übersiedeln wolle (S. 26-27).

Banat

Gegen Ende des Kapitels geht es primär darum, dass Samuel immer zu den Schafen will. Als Florentine und Samuel eines Tages mit Paul und seinen Kindern bei den Schafen sind, findet Oswald eine Pistole auf dem Boden und hebt sie auf. Dabei erschiesst er fast seine Schwester Thea. Samuel stösst ihn jedoch zur Seite und niemand wird verletzt.  

Kapitel 2 (Echo)  [Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im zweiten Kapitel geht es erstmal um Echos tot. Echo (Taufname Gregor) war ein Junge, den die Familie von Samuel kannte. Als er in der Marosch4 schwamm und eine Seerose machte, stiess er sich den Kopf und ertrank (S.41). Seine Eltern Severin und Ruth leiden sehr unter dem Tod ihres Sohnes. Dies tun sie aber auf ganz unterschiedliche Weise. Bei der Beerdigung von Echo, welche von Hannes geleitet wird, gesteht Ruth Hannes, dass es seit dem Vorfall gar nicht gut zwischen ihr und Severin laufe. Sie sprächen kaum miteinander und es ärgere sie, dass Severin so tut, als wäre nichts passiert. Hannes würde ihr gerne sagen, dass sie aufeinander zugehen sollen, auch wenn es aufgrund ihrer unterschiedlichen Art zu trauern schwierig ist. Tut es dann aber doch nicht. Als Severin bei der Beerdigung jedoch aus dem nichts verschwindet, sind alle irritiert (S.64). Es stellt sich jedoch schnell heraus, dass er nur bei den Kühen war. Denn seine Lieblingskuh (eine Kuh welche immer ‘’träumt’’) hat ein Kalb geboren.  

Ruth, Severin und Echo sind aber nicht die einzigen neuen Charaktere. Den Leser*innen werden auch Konstanty, Malva und Stana Novac vorgestellt (S.47). Sie werden zu den neuen Whist5-Partnern der Familie. Malva und Stana freunden sich sehr gut mit Florentine und Samuel an. Hannes und Konstanty werden keine Freunde. Konstanty wird generell als eine sehr unangenehme Person beschrieben. Neuerdings fällt auf, dass Samuel mehr spricht. Trotzdem freut er sich, im Gegensatz zu anderen Kindern, gar nicht auf die Schule. Hannes hat Angst, dass sein Sohn ein Aussenseiter wird.  

Ziemlich zeitgleich erfahren die Leser*innen von einem Vorfall mit Konstanty, der eines Tages betrunken im Pfarrerhaus auftaucht und aufmüpfig gegenüber Bene und Lothar wird. Kurz nachdem er von ihnen vor die Tür gesetzt wurde, wird Hannes aufs Polizeipräsidium vorgeladen (S.54). Dort wird er mehrmals auf verschieden aggressive Arten befragt. Er verbrachte etliche Stunden auf dem Präsidium und musste am Schluss ein Protokoll unterschrieben, welches er vorher nicht gegenlesen durfte (S.58). In diesem Protokoll verpflichtete er sich, immer einen Bericht über seine Besucher zu verfassen, welcher dann jeweils an die Polizei gehen wird. Sie wollen wissen, warum und wie lange die Besucher da sind, worüber sie sprechen, usw. Hannes ist dies alles nicht ganz geheuer, aber es bleibt ihm nichts anderes übrig.  

Kapitel 3 (Leviathan)  [Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In diesem Kapitel wird Karline genauer vorgestellt. Die Mutter von Hannes, welche bereits im zweiten Kapitel ganz kurz erwähnt wurde (S.49), berichtet uns viel über ihre Vergangenheit: Karline hat drei Schwestern. Emma, Marie und Auguste. Sie selbst ist die zweitälteste Tochter. Ihren Namen verdankt sie dem Umstand, dass sich ihre sich Mutter eigentlich Söhne gewünscht hatte und es dann statt einem Karl halt eine Karline wurde. Karline gefällt ihr Name nicht besonders gut. Sie nennt sich selbst lieber Charlie, ein Name, den ihr die Mutter eines Ex-Freundes gegeben hatte (S.70). Wir erfahren auch, dass Karline wohlhabend aufgewachsen ist. Ihre Familie hatte die erfolgreichste Wollwäscherei im ganzen Ort betrieben. Dies war, wie sie sagt, äusserst lukrativ in einem Dorf in dem es mehr Schafe als Menschen gab. Zudem hatte ihr Vater eine neue Maschine erfunden und diese auch patentieren lassen. Die Maschine wurde Leviathan genannt. Später verliebte sich Karline dann in Johan. Obwohl sich die Eltern einen anderen Schwiegersohn gewünscht hätten, heiratete sie ihn. Karline kochte gerne für Besuch (S.74), welcher sich in der Regel immer dankbar zeigte für alles, was Karline tat. Dies konnte man von Johan nicht behaupten. Johan und Karline bekamen zusammen drei Söhne. Hannes, Hermann und Günter (S.75). Dabei wird besonders auf die Geschichte von Hannes’ Geburt eingegangen. Karline und Samuel, dem sie die Geschichte oft erzählt, nennen die Geschichte ‘’Transilvania’’. Sie erzählte, dass sie hochschwanger Ferien am Schwarzen Meer machte. Ihre Familie war auch dabei und Johan wollte später nachkommen. Am Hafen stand ein grosses Schiff, die Transilvania. Sie und ihre Familie durften das Schiff besichtigen. Plötzlich kam es zu einem grossen Sturm. Mitten im Chaos dieses Sturms brachte Karline in der Kabine 177 Hannes zur Welt (S.84). Als Karline die Geschichte zu Ende erzählt hatte und Hannes sie und Samuel bat, zum Essen zu kommen, bemerkten sie das Verschwinden von Samuel. Hektisch suchten Hannes und Karline nach dem Jungen und befürchteten, dass allein ans schwarze Meer gefahren sein könnte. Nach langer Suche fanden sie ihn dann auf einem Feld und brachten ihn wieder nach Hause. Karline erzählt uns auch durch das ganze Kapitel hindurch von König Michael. Sie ist generell eine grosse Befürworterin der Monarchie, wobei sie insbesondere zu König Michael eine ganz besondere Verbindung hat, da er ihr mal die Hand gegeben hat.

Kapitel 4 (Windwanderer)  [Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kapitel vier beginnt damit, dass Samuel Stana unabsichtlich beim Baden überrascht. Nach diesem Vorfall ist immer eine gewisse Spannung zwischen den Beiden. Bei einem dieser Spannungsmomente wird es Stana zu unangenehm und sie bricht die Stille, indem sie Samuel fragt, warum er wieder einmal Streit mit Herrn Valentin, seinem Lehrer, hatte. Darauf erklärt Samuel, dass Valentin Oz (Oswald) ungerechterweise bestraft habe. Als Samuel Herrn Valentin darauf ansprach, entschied der Lehrer Oz’ Strafe auf Samuel anzuwenden. Stana wusste, dass sie nie eine Strafe bekommen würde, vermutlich, da sie es zuhause schon schwer genug hatte. Konstanty äussert ihr und ihrer Mutter gegenüber immer wieder abwertend, wobei es ein offenes Geheimnis ist, dass er die beiden ab und an auch schlägt. Zum Beispiel auch, als Malva ihren Mann mal wieder vor dem Gottesdienst provozierte (S.102). Niemandem fiel es besonders auf, als Malvas eine Wange ein wenig röter war als die andere. Ausser natürlich Florentine und Samuel. Um Stana oder, wie Samuel sie nennt, Sana (übersetzt Träumerin oder ‘’der blaue Himmel’’) (S. 112) aufzumuntern, fragte er sie, ob sie sich bei den Königskindern (einem Platz am Wasser) treffen wollen. Stana willigte ein. Dort hatten sie einen schönen Nachmittag (S.106-109). Als sie später auch mit ihren Familien einen schönen Abend hatten, und auch Konstanty besonders gut gelaunt war, zog Samuel Stana in einem zweisamen Moment an sich heran (S. 117).

Kapitel 5 (Makromolekular)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oswald erzählt uns, dass er fliehen möchte. Weder eine deutsche Frau zu heiraten noch gefälschte Papiere zu besorgen liess sich realisieren. Sowohl sein eigenes Haus als auch das Haus, in dem er später wieder mit seinem Vater und seiner Schwester Thea wohnt, werden mehrmals durchsucht. Als wäre das noch nicht genug, lebt er unter ständiger Angst und wird von Polizisten verprügelt. Oz schildert uns auch seine Arbeit. Er arbeitet im Gefängnis als Wärter. Er erzählt von einem Gesicht, welches immer wieder hinter der Tür auftaucht. Dieses Gesicht wird Teil seines Alltags, bis es plötzlich nicht mehr auftaucht. Oz fragt nach dem Häftling und ihm wird gesagt, dass der Häftling einen Herzinfarkt gehabt hätte, «wenn er verstehe». Am wichtigsten für dieses Kapitel ist der Drache (erstes Mal erwähnt auf S.124). Oz spricht immer wieder von einem Drachen, der ihn ‘’verfolgt’’ und vor welchem er schreckliche Angst hat. Eines Abends klopft er Samuel heraus und sagt ihm, dass der Drache zurück ist (S.133). Samuel versteht sofort und besorgt ein Flugzeug (eine Propellermaschine). Oz und Samuel sind fest entschlossen zu fliehen. Oz weiss, dass er auf Samuel zählen kann. Schon in der Schulzeit war Samuel immer für ihn da. Samuel schreibt seinen Eltern und seiner Freundin (Stana) Abschiedsbriefe. Oz hingegen weigert sich, Briefe zu schreiben, hinterlässt aber seinem Vater all sein Geld und seiner Schwester die Kette seiner Mutter (S.134). In der Nacht fliehen die beiden Freunde. Diese ganze Aktion ist nicht ganz ungefährlich, denn wenn es schiefgeht, werden sie mit ihren Leben bezahlen. Nach einem etwas holprigen Start können sie aber erfolgreich davonfliegen (S. 134-137). Es folgt: Abschied von Propellermaschine. Warten auf Papiere in Österreich. Ihre Fluchtgeschichte in der Zeitung. Einbruch des Winters. Weiterreise nach Deutschland. Durchgangsstelle für Aussiedler in Nürnberg. Sprachtest bestanden. Übergangswohnheim. Frühling. In Deutschland ist alles anders, die Läden sind voll und die Menschen müssen sich durch ihren Besitz beweisen. Oz gefällt es sehr gut in Deutschland. Er kauft sich ein Fahrrad und fährt oft mit Samuel ans Meer. Oz verliebt sich auch in eine Barkeeperin namens Mina (S.141). Die beiden werden dann auch ein Paar. Samuel hingegen geniesst die Zeit in Deutschland eher weniger, er vermisst seine Familie und Stana sehr. Auch Freija, eine Freundin von Mina, welche sich offensichtlich zu Samuel hingezogen fühlt, kann ihn nicht aufheitern. Als Oz Samuel offenbart, dass er mit Mina zusammenziehen will, entgegnet ihm Samuel, dass es zu früh sei und dass sie ihn nicht liebe (S.145). Oz denkt, dass Samuel ihm sein Glück nicht gönne. Dem ist aber nicht so. Samuel mag Mina nicht, weil sie heimlich versucht hatte, auch ihn zu verführen. Oz will es nicht so richtig fassen und fragt sie trotzdem. Mina antwortet nicht und wird anschliessend immer abweisender bis zu dem Punkt, als sie vor der Bar einen anderen Mann küsst (S.148). Oz sieht die beiden, ist gebrochen und betrinkt sich. Daraufhin fährt er ans Meer und schwimmt immer tiefer rein. So tief, bis ihn der Drache abholte (S.149).

Kapitel 6 (Jupiter)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wir hören wieder von Bene. Er hat die Bücherei seiner Tante übernommen und ist sehr glücklich damit. Er liebt Bücher, denn dort geschieht nichts ohne ihn. Wenn er nicht am Lesen ist, hält die Zeit an und alle warten auf ihn (S.157-158). Die Beschäftigung mit den Büchern versetzt ihn jeweils in die Zeit zurück, in der er sie gelesen hatte. Er erzählt uns auch von seiner Jugend, als er im Schwimmunterricht realisiert hat, dass er vielleicht doch etwas anders ist. Wir erfahren auch, dass er deshalb mit dem Schwimmen aufgehört hatte und er immer mehr in seine Bücherwelt versunken ist. In der Warteschlange vor dem Colosseum lernte er Lothar kennen (S.158). Er verliebte sich und, da er deshalb weniger ass, nahm er die Kilos, die er nach dem Aufhören mit dem Sport zugenommen hatte, wieder ab. Da er dadurch selbstbewusster wurde, fing er auch wieder mit dem Schwimmen an. Lothar war der, der ihm zeigte, wie sich Paare lieben, welche nicht Mann und Frau sind. Bene schildert uns auch, wie er und Lothar sich wieder getrennt haben. Lothar hat eines Abends gesagt: ‘’Es ist aus’’. Bene realisierte, dass sie im Inneren schon länger getrennt waren, und es ärgerte ihn, dass er es nicht schon vorher bemerkt hatte (S.159). In der Gegenwart ist Bene aber glücklich in der Bücherei. Ihm fällt immer wieder ein Mann auf. Bene mutmasst, dass es sich um einen Hafenarbeiter handelt, weil der Mann nach Fisch stinkt und Gummistiefel trägt. Wäre er nicht so hübsch, hätte Bene ihn wahrscheinlich schon gebeten, die Bücherei zu verlassen. Der Mann kommt immer wieder in die Bücherei. Er schaut sich sämtliche Dinge an, kaufen tut er aber nie etwas. Also entschliesst sich Bene, eine 1-Mark-das-Buch-Kiste zu machen, und schon kauft der Mann ein Buch. Bene lädt ihn ein, aber der Mann sagt weder zu noch so richtig ab. Er bedankt sich einfach. Später, als Bene am Hafen herumläuft, sieht er einen Mann, der am Wasser sitzt und zu weinen scheint. Bene erkennt ihn rasch. Es ist der Mann aus der Bücherei. Er setzt sich zu ihm und erkundigt sich nach seinem Wohlbefinden. Der Mann sagt ihm, dass er an einen Freund denkt und stellt sich anschliessend als Samuel vor. (S.165). Bene und Samuel werden sehr gute Freunde, obwohl Bene schnell auffällt, dass Samuel eindeutig kein Interesse an Männern zeigt. Sie unternehmen viel zusammen, gehen ins Kino, essen gemeinsam zu Abend, usw. Als Samuel von seiner Familie und seiner Herkunft spricht, realisieren sie, dass sie sich bereits von früher kennen. Eines Abends fragt Samuel, ob er telefonieren dürfe. Bene willigt ein und lässt ihn allein. Als Bene fragt, was los sei, entgegnet Samuel, dass er mit seiner Mutter gesprochen habe, welche ihn bat, nach zu Hause kommen (S. 171). Bene und Samuel packen ihre Sachen und machen sich auf den Weg zu Samuels Eltern. Dort angekommen sind alle froh, sowohl Samuel wie auch Bene wieder zu sehen. Nur von Stana fehlt jede Spur. Samuel sagt, dass er ihr Briefe geschrieben habe und sie ihm nie geantwortet hätte. Seine Eltern gestehen ihm, dass es dafür einen guten Grund gäbe. Stana betritt den Raum mit einem kleinen Mädchen im Arm. Die Tochter von ihr und Samuel (S.180).  

Kapitel 7 (Prestigio)  [Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viel Zeit ist vergangen. Livia/Liv (die Tochter von Samuel und Stana) erzählt uns, dass sie gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder Jarik in Deutschland lebt. Liv ist bereits ein Teenager, mag Vintage Männerklamotten, Zaubertricks und Noah, ein Junge, der in einem Bistro arbeitet. Sie und Anna sind sehr gute Freundinnen. Anna ist, im Gegensatz zu ihr, sehr offen und gesellig. Zudem erfahren wir, dass Stana nach der Geburt von Jarik Architektur studiert und sich mit Kolleginnen selbstständig gemacht hat. Samuel hingegen hat schon in vielen verschiedenen Berufen gearbeitet. Er kann nie lange in einen Beruf arbeiten. Wir erfahren auch, dass Bene Livs Patenonkel ist. Leider stirbt in diesem Kapitel auch Karline, welche ihren Mann Johan um ein Jahr überlebt hatte. Der hatte sich im Übrigen viel Mühe als Uhrgrossvater gegeben. Der Tod von Karline nahm alle mit. Anna meint zu Liv, dass sie, anstatt sich in ihrem Zimmer zu verkriechen, rausgehen soll. Ihre Kollegin Anna hat Konzertkarten und möchte, dass Liv, Marko, Tim und ein noch unbekannter mit ihr gemeinsam ans Konzert gehen. Als sie alle im Auto sitzen, erkennt Liv den Unbekannten schon an der Stimme, bevor sie ihn sieht. Es ist Noah. Alle fahren gemeinsam zum Konzert, konsumieren dabei Haschisch und hören Musik. Bei der Konzerthalle angekommen, sehen sie ein Schild auf dem steht: ‘’Wegen Krankheit verschoben’’. Sie entscheiden sich, wieder nach Hause zu fahren. Es fängt aber an zu stürmen. Marko entscheidet, dass sie so nicht weiterfahren können, woraufhin sie in einer Raststätte übernachten. Dabei kommen sich Noah und Liv näher. Nach diesem Trip kommen Noah und Liv zusammen.

 

Personen  [Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Florentine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Florentine ist die Ehefrau von Hannes und die Mutter von Samuel. Florentine ist in der Stadt aufgewachsen und ist erst durch die Heirat mit Hannes aufs Land gezogen.  Als sie jung war, war sie auf einem Internat und hat jedes Wochenende hemmungslos gefeiert. Damals wollte sie immer zu den letzten gehören. Denn am Ende wurde am hemmungslosesten getanzt, die wildesten Aktionen wurden unternommen, wer mit wem nach Hause ging war auch klar und wer bezahlte spielte auch keine Rolle mehr. Ihr Lieblingsgetränk war Bloody Mary, ein Getränk das aus Tomatensaft, Vodka, Salz und Pfeffer bestand. Dazu rauchte sie Kent. Nationale rauchte sie nur wenn sie wenig Geld hatte. Zu ihrem Vater hat Florentine kein gutes Verhältnis, da er gewalttätig wurde seit Florentines Mutter weg war. Ihr Vater war in Russland gewesen. Zuerst im Krieg dann ist er in Gefangenschaft geraten. Ihre Mutter hatte immer wieder versucht ans alte Leben anzuknüpfen, als er zurückkam, aber es funktionierte nicht. Also verliess sie ihn und liess Florentine bei ihm zurück (Seite 26). Florentine redet nicht viel und hat auch während ihrer Schwangerschaft nicht viel geredet. Was sie sich etwas vorwirft als Samuel nicht redet.  Florentine wird als ambitioniert, engagiert und gutmütig beschrieben und wird vor allem von Stana sehr gemocht. Sie liebt es, am Morgen früh aufzustehen und geht am Abend früh ins Bett. Etwas, was sie früher nie gemacht hätte und sie sich auch strikt geweigert hatte, es zu tun. Als sie Jung war, machte sie die Nächte durch und hielt nicht viel von Frühem aufstehen. Jetzt geniesst sie es, am Morgen auf der Treppe auf dem Hinterhof zu sitzen und die Stille um sich zu haben (Seite 27). 

Hannes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hannes ist der Ehemann von Florentine und der Sohn von Karline und Johannes. Hannes ist der älteste von drei Brüdern und hat schon früh gespürt, dass aus ihm etwas werden musste. Auch strengte er sich seiner Mutter Karline zuliebe etwas mehr an, da ihr Leben in einer Villa begann und am Fliessband einer Knopffabrik endete (Seite 49). Er ist als Pfarrer im Dorf Banat beschäftigt, wo er auch mit seiner Familie wohnt. Hannes hat sein Vikariat in einer Gemeinde abgelegt, die mehr Störche als Einwohner hatte. Immer wenn er einen Storch sieht, erinnert er sich wieder an das Dorf neben der Kirchenburg, mit den römisch bezifferten Gassen und den Karpaten, die er besonders vermisst (Seite 46). Hannes wurde nach seinem Vikariat ins Banat versetzt. Am Anfang kam ihm die Versetzung wie eine Strafe vor, aber er kann sich einem direkten Befehl der Kirche nicht widersetzen. Seine Frau Florentine folgt ihm ins Banat mit einer Selbstverständlichkeit, die sich Hannes nur mit der Routine die Florentine hat, erklären kann. Eine Routine, die sie hatte, weil sie sich selbst genug war, kaum Rückversicherungen und weder Mensch noch Orte brauchte (Seite 46). Im Banat begegnen ihm der Kirchenvater und der Kurator skeptisch, da bekannt war, dass Hannes im Konfirmandenunterricht Black Sabbath auf dem Kassettenrekorder vorgespielt hat, als es um die Verführungskraft des Bösen ging (Seite 60). Ihm war die Kritik egal solange er die jungen für die Religion begeistern konnte. Hannes hatte viele Kinder gewollt aber nach einigen Fehlgeburten haben sich er und seine Frau im Stillen geeinigt, dass Samuel ihr einziges Kind bleiben sollte.  

Samuel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Samuel ist der Sohn von Florentine und Hannes. In seiner frühen Kindheit war er stumm und sprach nicht. Er hatte aber keine Probleme, sich auszudrücken. Er benutzte seine Mimik und Gestik und konnte sich so problemlos Ausdrücken und anderen seine Gefühle und Bedürfnisse mitteilen. Auch wenn die Menschen um ihn herum immer wieder versuchten mit ihm zu sprechen, blieb er stumm. Etwas das seinen Vater Johannes beunruhigte. Seiner Mutter Florentine machte das nichts aus. Sie konnte warten (Seite 22). Samuel ist sehr gut mit Oz dem Sohn von Nika befreundet und beschützt ihn auch immer oder hält zu ihm, wenn er mal wieder Ärger macht oder sich mit den Lehrern anlegt (Seite 108). Neben Oz ist Samuel auch sehr gut mit Stana befreundet die Tochter von Malva und Konstanty. Wegen ihrer Freundschaft spricht Samuel, der erst spät angefangen hatte zu sprechen ein dialektal gefärbtes Deutsch, Rumänisch und Slowakisch. Samuel ist sehr wählerisch und sich gegen ihn Durzusetzen ist schlicht unmöglich. Als Kleinkind liess er sich nur von Florentine anziehen und sein Vater Hanner wurde mit Glück als Vorleser geduldet. Im Gegensatz zu seinem Vater spielt Samuel nicht sehr gerne Fussball (Seite 48). Er begleitet Oz auch auf seiner Reise nach Deutschland, die die beiden mit einem Flugzeug antreten. In Deutschland geraten Samuel und Oz in einen Streit, weil Samuel die Freundin von Oz nicht mag und meint, dass sie es nicht ehrlich mit ihm meint. Als Oz ihn fragt, was er damit meine und wie er darauf komme, schweigt er einfach anstatt zu sagen, wie er darauf kommt. Als er nur schweigt, wird Oz wütend und wirft ihm vor, sich gezielt nicht auf andere einzulassen und ihm seine Freundin zu neiden. Als er dann doch sagt, wieso er seine Freundin nicht mag und wieso er denkt, dass sie es nicht ernst mit ihm meint, glaubt Oz ihm nicht. Seine Freundin Mina hatte ihn nämlich bei einem Zelt Ausflug unerlaubt angefasst, während sie eigentlich dabei war sich mit Oz zu vergnügen. Als Samuel dann seine Begründung weiter ausführt, drückt er sich ungeschickt aus und sagt, dass er Minas Hand erst nach einer Weile weggeschlagen hätte. Diese Aussage lässt Oz darauf schliessen, dass ihm Minas Berührungen gefallen haben, obwohl das nicht der Fall war. Oz wird erst recht wütend und Samuel geht einfach davon, ohne sich noch einmal nach seinem ehemals besten Freund umzusehen (Seite 146). Auf seiner Rückreise ins Banat trifft Samuel Bene wieder, der ihn auch auf seiner Rückreise begleitet (Seite 177). 

Oz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oswald von allen Oz genannt ist der Sohn von Nika und Paul. Oz ist auch der beste Freund von Samuel. Im Gegensatz zu Samuel gerät Oz immer wieder in Schwierigkeiten, sagt offen seine Meinung und legt sich immer wieder mit Lehrern an (Seite 108). Im Gegenteil zu seinen Geschwistern hat Oz den Tod seiner Mutter sehr getroffen und sehr geprägt. Oz hat seine Militärzeit in einem Gefängnis abgeleistet und weil er der beste Scharfschütze war, wurde er auf dem Wachturm stationiert. Während dieser Zeit sah Oz immer wieder das Gesicht eines Mannes, das immer in der Nacht auftauchte. Eines Tages tauchte es nicht mehr auf. Als Oz sich nach dem Sträfling erkundete, sagte der eine Soldat, dass er nach einem Verhör tot in seiner Zelle aufgefunden wurde. Er sei herzkrank gewesen. Oz verstand und fragte nicht mehr (Seite 126). Während seiner restlichen Zeit beim Militär schmuggelte Oz Kassiber, besorgte Zigaretten und sendete den Hinterbliebenen der Insassen Lebenszeichen (Seite 127). Oz hat ähnlich wie Karline einen spirituellen Führer. Beim ihm ist es nicht ein König, sondern ein Drache (Seite 133). Oz ist auch sehr neugierig und deswegen hat er sich immer gefragt, was es ausserhalb seines Dorfes gibt. Aufgrund seiner Neugier wagt Oz auch die gewagte Reise, das Banat mit einer Propellermaschine zu verlassen und nach Deutschland zu fliegen (Seite 121). Sein bester Freund Samuel begleitet ihn, lässt dafür aber Stana zurück (Seite 136). In Deutschland lernt Oz Mina kennen, in die er sich auch verliebt. Sein Freund Samuel ist ihr gegenüber skeptisch und möchte sie zuerst gar nicht kennenlernen. Mit der Ausrede, dass er sie nicht kennen würde (Seite 143). Die Beziehung mit Mina kriselt aber schon sehr bald und als er sie fragt, ob sie mit ihm zusammenziehen möchte, distanziert sie sich von ihm. Als er sie dann aber mit einem anderen Mann sieht, geht er zuerst in eine Bar, um sich zu betrinken, steigt dann auf sein Fahrrad und folgt dem Drachen ins Meer (Seite 149). 

Bene[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bene war Lothars Freund und lernte Florentine und Hannes kennen, als er mit seinem Freund auf Durchreise war. Bene hat schwarze Haare, helle Haut, Grübchen und einen sprunghaften Intellekt, der von kindlichem Übermut durchsetzt ist. Er redet, ohne nachzudenken und ist das komplette Gegenteil von Lothar. Durch seinen kindlichen Übermut hat er sich auch schnell mit Florentines und Hannes Sohn Samuel angefreundet (Seite 24). Nach ein paar Tagen reist Bene mit Lothar wieder ab. Bene schliesst sein Studium ab und wird Mittelstufenlehrer für Deutsch und Geografie. Später übernimmt aber den Buchladen seiner Tante, nachdem diese nach einem Unfall nicht mehr voll arbeiten konnte. Nach der Übernahme strukturiert Bene den Laden komplett um. Seine Tante ist wenig amüsiert und sagt, dass der Laden nicht ein Kinderhort sei und auch kein Souvenirladen, aber nachdem das bei den Kunden sehr gut ankam, liess sie ihn machen (Seite 153). Bene hat eine gute Menschenkenntnis und kann seine Kunden gut einschätzen. Durch seine gute Menschenkenntnis kann er die Kunden immer zu den richtigen Büchern führen. Wichtig ist ihm aber, dass die Kunden die Bücher kaufen und nicht leihen. Denn Leihen ist Bene ein Gräuel. Er ist der Meinung, dass geliehene Bücher zu lesen sei, wie Sex mit angelassenen Klamotten. Es ging ohne Zweifel, brachte zuweilen auch Spass, aber es war kein Vergleich zur Möglichkeit, jede noch so entlegene Stelle der Haut zu küssen und berühren zu können (Seite 154).» In dieser Zeit trennt sich Bene auch von Lothar, weil dieser sich immer mehr distanzierte (Seite 159). Nach einigen Jahren trifft Bene Samuel per Zufall wieder als dieser sich auf der Rückreise von Deutschland nach Rumänien befindet. Er begleitet ihn und trifft so auch Florentine und Hannes wieder (Seite 177). Als er an die Nordsee reist, lernt er Lorenzo kennen, den er zu einem Besuch ins Banat mitnimmt (Seite 202). 

Lothar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lothar war angehender Lehrer, der eine Reise mit seinem Freund Bene gemacht hat und eine Rast in der Unterkunft von Hannes und Florentine gemacht hat. Lothar hat dunkle Augen und eine markante Nase, die nicht wirklich zu seinem Gesicht zu passen scheint, da es sonst nur aus weichen Linien bestand. Er hat eine raue Stimme und überlegt immer, bevor er etwas sagt. Was nicht an Unsicherheit lag, sondern dem Wunsch das, was er sagte, genau zu treffen. Lothar distanziert sich aber nach einiger Zeit von Bene. Er bricht sein Studium ab, wird Nachrichtentechniker und tritt der SED bei. Er hatte kein Interesse mehr ins Kino zu gehen, zu reisen oder etwas mit Bene zu unternehmen. Mit ihm in der Öffentlichkeit gesehen werden, wollte er auch nicht. Eines Tages eröffnete er Bene, dass sie sich nun trennen würden (Seite 159). 

Stana[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stana ist die Tochter von Konstanty und Malva zweier Slowaken, die wie Florentine und Hannes im Banat leben. Stana wird als ernstes Mädchen mit wachsamen Augen und Pupillen kaum grösser als Stecknadeln beschrieben (Seite 47). Sie ist von Kind auf mit Samuel befreundet und verliebt sich auch in ihn. Stanas Vater Konstanty ist gewalttätig und wird von seiner Umgebung als unangenehm neugieriger Mensch beschrieben. Deshalb wollte sich auch niemand mit Konstanty anfreunden aus Angst für eine Kleinigkeit an die Polizei verraten zu werden. Dass er andere gerne verrät, kann man sehen als Konstanty eines Tages unangemeldet und betrunken bei Florentine und Hannes auftaucht und wissen will, wer all die Besucher sind, die immer in ihrer Pension ein und aus gehen. Einige Tage später wird Hannes aufs Polizei Revier vorgeladen und befragt. Konstanty hat also etwas durchschimmern lassen, was die Polizei misstrauisch machte. Ob das was er gesagt hat der Wahrheit entspricht sei mal dahingestellt (Seite 52). Stana erwähnte aber, dass Konstanty früher ganz anders war als er heute ist. Ein lieber Mensch und ein guter Vater, jemand der sich um seine Familie sorgte. Sie vermutet, dass Konstanty am Ende an seiner Verantwortung zerbrochen ist und sich deswegen so stark verändert hat und zu diesem unangenehmen Charakter wurde (Seite 110). Aufgrund von Konstantys Verhalten verbringt Stana viel Zeit bei Florentine, die sie wegen ihrer Herzlichkeit und Offenheit sehr mag (Seite 103). So kommt es, dass Stana auch viel Zeit mit Samuel verbringt, den sie bald mehr mag als nur als Freund. Samuel ist auch derjenige, der Stana die Angst vor dem Wasser nimmt (Seite 99). Die beiden kommen auch zusammen, aber dann verlässt Samuel Stana, weil er mit Oz nach Deutschland will. Stana bleibt zurück. Samuel schreibt Stana zwar, aber sie antwortet ihm nie zurück. Als er zurückkommt, trifft sie ihn auf dem Korridor. An ihrer Hand hatte sie ein kleines Mädchen, das seine Tochter ist (Seite 180). Stana hatte die Geburt ihrer Tochter verheimlicht, damit er nicht zurückkommen musste und so eine Inhaftierung riskierte (Seite 197). Nach der Geburt ihres zweiten Kindes setzt Stana ihr Architektur Studium fort und macht sich mit Freunden selbstständig (Seite 195). 

Nika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nika ist die Mutter von Oz. Sie war Florentines erste Freundin im Dorf. Nika hatte die Angewohnheit zu Rauchen und ihre Aussagen mit den Händen zu unterstreichen, kommentieren oder zu hinterfragen. Nika hatte hellgrüne Augen, in denen immer ein Ausdruck zwischen Erwartung und Übermut lag. Sie hatte einen schnellen Verstand, Ironie und Lust zu lachen. Ihre Freude verriet aber auch gleichzeitig ihre Melancholie. Ein Erbe der Familie, wie sie immer zu sagen pflegte. Nika ist nicht in dem Dorf geboren. Sie kommt ursprünglich aus Bukowina. In Bukowina hat sich auch ihre erste grosse Liebe mit achtzehn das Leben genommen. Er war Dichter. Deshalb sagt sie ihren Söhnen immer: «Nur nicht dichter werden. Die sterben jung und sagen, was sie denken, dürfen sie nicht: ob auf dieser oder der anderen Seite des Waldes.» Nika starb unglücklicherweise an einer missglückten Abtreibung, die sie selbst durchgeführt hat, indem sie sich ein Mittel gespritzt hat, das man eigentlich Kühen verabreicht, da Abtreibungen in Rumänien in dieser Zeit verboten waren (Seite 18). Ihr Ehemann Paul bleibt allein mit den drei Kindern zurück und vor allem Oswald konnte sich nur schwer mit dem Tod von Nika abfinden (Seite 30). 

Karline[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karline ist die Mutter von Hannes und mit Johann verheiratet. Karline entstammt aus einer Familie, die einst wohlhabend war und in einer Villa wohnte. Ihre Familie führte die erfolgreichste Wollwäscherei in Siebenbürgen (Seite 78). Sie ist die zweitälteste von vier Schwestern. Weil ihr Name so ungewöhnlich war, suchten sich ihr Umfeld immer andere Namen für sie aus. Ihre ungarische Gouvernante nannte sie Károly, ihr erster Freund, der eine englische Mutter hatte, nannte sie Charlie. Diesen Namen hatte sie sehr gemocht. Karline erinnert sich gerne an die Zeit zurück, in der sie noch jung war. Meist macht sie das vor dem Spiegel nach dem Baden. Da guckt sie in den Spiegel und streicht über ihren Hals. Langsam und selbstvergessen so wie Ernest einer ihrer Freunde einst getan hatte. Sie ist der Meinung, dass eine zu frühe Absicht der Berührung jegliche Sinnlichkeit tötete. Auch ist sie der Meinung, dass die meisten Männer eben diese Tatsache nie begriffen hätten und sie sich glücklich schätzen kann, wenigsten eine Ahnung davon zu haben (Seite 71). Ihre Mutter nannte sie Karline, weil sie sich immer einen Sohn gewünscht hatte und inständig gehofft hatte, dass Karline ein junge ist. Sie wollte ihren Sohn Karl nennen, aber dann war Karl ein Mädchen und ihre Mutter musste sich ganz schnell einen Namen überlegen und es wurde Karline (Seite 70). Im Gegensatz zu ihrer Mutter hat Karline nur Söhne bekommen. Karline spricht immer wieder von einem König, der für sie so etwas wie eine spirituelle Führungsperson ist, die sie sehr schätzt. Karline lernte Johann kennen, als sie noch in der Villa lebte, und verliebte sich in ihn unter dem Apfelbaum (Seite 77).  Sie heiratete ihn gegen den Willen ihrer Eltern, die auf einen Jungen Erben aus dem Freundeskreis gehofft hatten (Seite 78). Von dieser Liebe ist heute nicht mehr viel übrig. Karline ist der Meinung, dass Johann dicker ist als es jemand in seinem alter sein sollte, und sie ärgert sich auch über seine Unfähigkeit, sich zu ändern (Seite 71). Karline empfindet oft Sehnsucht nach dem Verlorenen, da vieles in ihrem Leben nicht so verlaufen ist, wie sie es gerne gehabt hätte. Auch versteht sie sich nicht sehr gut mit Florentine, findet auch keinen Zugang zu ihr und hat gehofft, dass Hannes jemand anderen wählen würde (Seite 90). Mit ihrem Enkelsohn Samuel hingegen versteht sie sich gut und erzählt ihm deswegen auch von der Transilvania, dem Schiff auf dem Hannes zur Welt gekommen ist (Seite 84).7

Form, Sprache und Aufbau  [Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Roman ist in sieben Kapitel auf 213 Seiten unterteilt. Jedes Kapitel wird aus der Sicht eines anderen Charakters erzählt. So kann man tief in die Welt der einzelnen Figuren eintauchen und ihre Motive und Gedanken nachvollziehen. Iris Wolff prägt die Geschichte auch durch ihre bildhaften Beschreibungen und eher poetische Sprache, die sich durch das ganze Buch ziehen. Sie arbeitet mit vielen Metaphern und anderen rhetorischen Mitteln. So lässt sie den Leser*innen viel Platz für eigene Interpretationen. Besonders ist auch, dass hinter vielen Figuren und Handlungen reale Erlebnisse und Erfahrungen von Iris Wolff stehen. Das Buch ist geprägt von vielen Überschneidungen mit der Lebensgeschichte der Autorin, was dem Werk ein Alleinstellungsmerkmal verleiht.

Interpretation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Iris Wolff wollte mit ihrem Buch «Die Unschärfe der Welt» die Wichtigkeit von Freundschaft und Familie darstellen. Aber auch die Komplikationen, die Familienbanden mit sich bringen können und wie einfach Freundschaften zu zerbrechen sind. In ihrem Buch wird unter anderem die Freundschaft zwischen Samuel und Oz thematisiert. Die beiden Wachsen zusammen auf und unterstützen sich gegenseitig. Oz der wilde Rebell und Samuel der stille Zuhörer. Die beiden scheinen perfekt zu harmonieren und ihre Freundschaft unzertrennlich. Aber auf seiner Reise nach Deutschland lernt Oz Mina kennen, die Samuel sehr missfällt. Daraufhin entbrennt ein heftiger Streit zwischen den beiden, in dem sie sich gegenseitig Beschuldigen. Samuel behauptet Oz sei übereifrig und ginge die Sache zu schnell und mit der falschen Person an. Oz hingegen wirft ihm vor, er würde sich bewusst nicht auf Menschen einlassen und sich immer distanzieren. Aufgrund dieses Streits zerbricht die jahrelange Freundschaft zwischen zwei Menschen, die einst als unzertrennlich galten. Auch die Beziehung von Stana zu ihrem Vater wird immer wieder angeschnitten. Stanas Vater Konstanty, der von allen im Dorf gemieden wird und als unangenehm neugieriger Geselle gilt, ist zuhause gewalttätig. Er schlägt Malva immer, wenn sie ihm widerspricht und Stana kommt auch nicht zu knapp weg. Trotz allem liebt Stana ihren Vater und hat auch ein gewisses Verständnis für sein Verhalten, auch wenn das seine Taten nicht entschuldigt. Aufgrund dieses Verständnisses hat Stana auch die Abmachung mit ihm getroffen, dass er sich aus dem Familiengeschehen heraushält. Deswegen erscheint er auch nicht auf Karlines Beerdigung, obwohl alle anderen da sind. Stana zeigt mit dieser Geste Grösse, aber auch ihren Zwiespalt. Zum einen wäre es ihr gutes Recht gewesen, ihn ganz aus ihrem Leben zu streichen, zum anderen ist er aber ihr Vater, den sie trotz allem immer noch liebt. Deswegen hat sie sich für einen Mittelweg entschieden. Wegen ihres Vaters hat Stana eine gute Beziehung zu Florentine, die sie wegen ihrer Offenheit, Herzlichkeit aber auch wegen ihrer Disziplin sehr. Florentine unterstützt Stana auch als Samuel wegging und sie allein und schwanger zurückliess. Dies zeigt, wie wichtig eine Freundschaft ist, denn Stana konnte immer auf Florentine und auf ihre Unterstützung zählen. Florentines Offenheit und Herzlichkeit zeigt sich als Samuel wieder aus Deutschland zurückkommt. Anstatt sauer zu sein, nimmt sie ihn herzlich in die Arme und ist einfach nur froh, dass er wieder da ist und macht ihm auch keine Vorwürfe. Das zeigt wie stark den Familienbanden sind. Seinem Vater Hannes geht es genauso.  

Intention[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Iris Wolff hat dieses Buch geschrieben, um zu zeigen, wie wichtig die Familie ist. Familie (und Freunde) haben einen großen Einfluss auf uns. Sie will zeigen, was von Generation zu Generation weitergegeben wird und was sich verändert, was macht den Kern eines Menschen aus? Wie verändern sich Erinnerungen oder wie prägen bestimmte Erinnerungen unser Leben?

Auf sehr unaufdringliche Weise macht sie auch auf die Geschichte des Banats aufmerksam. Denn in der Zeit, in der das Buch spielt (Ende der 60er Jahre bis zum Süddeutschland von Heute), haben sich die Gesellschaftsformen und das politische System im Banat stark verändert. Das Banat als solches gibt es gar nicht mehr, aber die Orte sind noch da.  

Durch das Buch will sie den Leser*innen neue Perspektiven zeigen. In diesem Fall die Perspektive einer Familie aus dem Banat in einer Zeit, in der es dort nicht immer einfach war.

Sie kritisiert auch Systeme, sei es das Schulsystem oder politische Systeme. Man dürfe Systeme nicht einfach hinnehmen, sondern müsse sie hinterfragen. Das zeigt sie uns auf Seite 129: '' Oz war zu dem Schluss gekommen, dass schlichtweg alles erfunden war. Jedes System ein Phantasieprodukt.''  

Der wahre Leser soll der erweiterte Autor sein. Sie will, dass wir aktiv lesen und so unsere Grenzen erweitern.

Ihr Ziel ist es, dass die Leser*innen erkennen, dass nicht immer alles so klar ist, wie es scheint, oder dass nicht alles immer so klar sein muss. In einer Gesellschaft voller Grenzen und starker Meinungen will sie den Menschen helfen, ihren Horizont zu erweitern und sie dazu anregen, die Welt aus neuen Perspektiven zu betrachten. Egal wie unscharf diese am Anfang wohl sein wird. 8

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 25.09.2020

Rezensent Carsten Hueck bewundert, wie Iris Wolff ein Jahrhundert als Familiengeschichte erzählt. Mit Siebenbürgen und dem Banat als "Echoraum" entwickelt sich aus den sieben in sich geschlossenen, doch miteinander verbundenen Kapiteln des Buches für Hueck sieben  

Figurenperspektiven und je eine andere Generation zum Mittelpunkt der Erzählung. Dass Politik, Krieg, Securitate, Flucht und Ende des kommunistischen Systems in Osteuropa im Text nicht als Sensationen, sondern sinnlich, ernst und als intime Ereignisse verhandelt werden und so doch so etwas wie Schärfe erlangen, findet Hueck bemerkenswert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.09.2020

Ein nicht beliebig werdendes "Zauberkunststück der Imagination" sieht Rezensentin Meike Feßmann in Iris Wolffs neuem Roman. Die Geschichte einer Familie zwischen Karpaten und Banat greift zeitlich weit aus, erklärt Feßmann, nimmt biblische und kunsthistorische Motive auf, Themen wie Vielsprachigkeit, ethnische Vielfalt und verzahnt alles wie selbstverständlich miteinander. Darin liegt laut Feßmann allerdings eine große Kunst. Ebenso in der bloßen Andeutung der inneren Zustände der Figuren. Mit seiner charismatischen Hauptfigur im Zentrum ist der Roman für die Rezensentin ein preiswürdiges Stück Literatur.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.09.2020

Rezensentin Cornelia Geißler hat die Mitglieder der rumäniendeutschen Familie, die dieser Roman begleitet, regelrecht liebgewonnen: Anrührend und aufwühlend erzählt die Autorin ihr zufolge von ihrem dörflichen Leben im rumänischen Sozialismus, der erst mit dem erwachsenen Sohn verlassen wird. Ohne zu sehr ins politische Detail zu gehen, zeigt Iris Wolff der Rezensentin zufolge die Spaltung der Welt in Ost und West an diesen Figuren als Grund für scheinbar persönliches Unglück. Geißler lobt außerdem die äußerst sinnliche Sprache der Autorin: "An vielen Sätzen kann man eine Weile kauen und schmecken."9

Literaturverzeichnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

*Eine Stadt in Rumänien. (20. 08 2023). Von Wikipedia Arad: https://de.wikipedia.org/wiki/Arad_(Rum%C3%A4nien) abgerufen

*Fluss in Rumänien und Ungarn. (12. 09 2023). Von Wikipedia Mureș: https://de.wikipedia.org/wiki/Mure%C8%99_(Fluss) abgerufen

*Historische Region in Südosteuropa. (23. 01 2024). Von Wikipedia Banat: https://de.wikipedia.org/wiki/Banat abgerufen

*Kartenspiel. (18. 08 2023). Von Wikipedia Whist: https://de.wikipedia.org/wiki/Whist abgerufen

Perlentaucher. (2020). Von https://www.perlentaucher.de/buch/iris-wolff/die-unschaerfe-der-welt.html abgerufen

Wikipedia Iris Woff. (15. 01 2024 ). Von https://de.wikipedia.org/wiki/Iris_Wolff abgerufen

Wolff, I. (2020). Die Unschärfe der Welt. Deutschland: Klett-Cotta.

Wolff, I. (11. 02 2021). Iris Wolff, Die Unschärfe der Welt. (H. Wittman, Interviewer)