Benutzer:Manuela Reinbold/Test

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1855 Neujahrsflut neu[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Wetterentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Neujahrstag des Jahres 1855 [1] sprang der Wind um 10 Uhr morgens von Südwest über West nach Nordwest, er nahm von Stunde zu Stunde an Stärke zu. Das Meer schwoll mit aufkommendem Hochwasser immer höher an. Nach dem Gezeiten & Tidenkalender musste Ebbe eintreten, und sie war auch deutlich sichtbar, aber das unheimliche Brausen des Sturmes hielt an. Doch mit aufsteigender Flut am Abend, wo der Wind sonst sich beruhigte, wurde der Wind heftiger als zuvor. Erst am folgenden Tag, als der Mond unterging, setzte Ebbe ein.

Nach wenigen Tagen setzte Dauerfrost ein, die Monate Januar und Februar waren sehr kalt und brachten viel Schnee. Erst Anfang März setzte Oberhalb der Elbe Tauwetter ein.

Auswirkungen an den ostfriesischen Inseln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wangerooge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wogen des Meeres kamen auf Wangerooge [1] durch die Dünendurchbrüche über alle Täler und Niederungen der Insel, eine wilde Wasserwüste aus der einzelne Dünen wie Inseln hervorragten. Alle Bewohner des nördlichen Inselstrandes packen am Vormittag ihre Habseligkeiten zusammen und brachten sie zu den südlichen Häusern. Es fehlte an Fuhrwerk und der Vogt sollte helfen, wer am meisten bot und zahlen konnte, kam zuerst dran.

Sturmflut

Der Abend brach herein, die Wogen donnerten lauter und unheimlicher und drangen weiter vor als am Morgen, bis zur Mitte des Dorfes, bis in die Nähe des Kirchturms. Viele Häuser stürzten krachend ein, die man am Morgen noch in Sicherheit wähnte, und das Meer machte reiche Beute. Das ganze nördliche Dorf war auf der Flucht. Unsicher war der Weg in die Nacht, aber der Mond schien; er leuchtete einem traurigen Zug von Flüchtlingen. Väter und Mütter trugen Betten auf dem Köpfen und schleppten schreiende Kinder mit sich, Säcke mit Lebensmitteln auf dem Rücken. Keuchend bahnten sie sich einen Weg durch die höheren Dünen auf der Suche nach einem trockenen Plätzchen. Das Wasser drang in den Pastor seinen Garten und ergoss sich über den Friedhof. Die gierigen Wogen wühlten den Grund auf und spülten Särge und halbverweste Leichen heraus.

Alt-Wangerooge mit Kirchturm dem Westturm 1853

Der Mond ging unter, die Zeit der Ebbe nahte, die Wogen wichen langsam zurück und verhinderten dass es Tote gab. Von den 75 Wohnungen des alten Dorfes Wangerooge waren 21 hinweg gerissen oder in Trümmer gelegt worden. Rund um den alten Kirchturm (dem Westturm) war freier Strand, wo vormals ein hoher Schutzwall von Dünen lag, und der vormalige Erdboden ringsum war mehrere Fuß tief hinweg gespült. Viele Gärten waren vollständig verdorben, die dünne Ackerkrume mit dürrem Sand überspült, die Wälle niedergerissen. Die Insel war in drei Teile zerrissen

Unter den weggerissenen Dünen von Alt-Wangerooge kamen in einer Tiefe von 12–16 Fuß (Einheit) die Spuren eines noch älteren Wangerooge zum Vorschein. Stellenweise sah man Mauerreste von Backstein und Kalk, hölzerne Dachrinnen, Abfallhaufen, bearbeitete Gartenerde, verweste Wiesen; anderswo sah man sorgsam gebaute Wege von Kleierde, Mauern von Kleisoden, Brunnen aus Kleisoden, aufrechtstehende Tonnen, oft dicht beieinander, die anscheinend als Brunnen oder Viehtränken gedient hatten. In den Tonnen war meistenteils nur Marscherde, kaum Sand zu finden.

es blieb nur der 1602 erbaute Westturm stehen, er wurde 1914 gesprengt.

Der Strand an der Seeseite der Insel war überall niedriger geworden und um 2–4 Fuß abgetragen. An verschiedenen Stellen kamen Kleischichten zutage, auf denen man deutlich die Fußspuren von Rinderherden erkennen konnte, ein deutliches Zeichen dafür, dass dort in früheren Zeiten einmal Wiesen gelegen hatten. Im Norden und Nordwesten des Strandes fand man eine Menge großer Kieselsteine, sogar behauene Sandsteine, die vielleicht als Hausfundamente einer alten Siedlung gedient hatten. Vermutlich das mittelalterliche »Oppidum Wangerooch«, die Ursiedlung.

Selbst hoch gelegene Brunnen in der Mitte des Ortes wurden ihres Süßwassers beraubt und mit bitterem Meerwasser angefüllt, das von der Tiefe herauf drückte. Die Insulaner schöpften die Brunnen mehrmals leer, manchmal 2- bis 3mal am Tag, doch immer wieder drängte das bittere Meerwasser hervor. Man holte den untenliegenden Sand heraus, schüttete Kalk zur Läuterung des Wassers hinein, aber es nützte alles nichts. Das Brunnenwasser bewahrte seinen Salzgehalt und noch länger seine Bitterstoffe. Die frühere Klarheit der Brunnen war vorbei, das Wasser nahm eine dunkle, bräunliche Färbung an und roch übel nach Verwesung. Es war ein sonderbarer geologischer Vorgang.

Nachdem sich Meer und Sturm einigermaßen beruhigt hatten, kam vom Festland herüber die längst erwartete oldenburgische Regierungskommission, sie nahmen die Schäden und Verwüstungen in Augenschein und erkannten, dass der Leuchtturm besonders gefährdet sei. Im fernen Südosten der Insel innerhalb der dortigen Dünenkette sollte er zum Wohl der Seefahrer neu erbaut werden.

Der Pastor [2] bat um finanzielle Unterstützung durch den Landtag und die Landesregierung und um einen Platz in den Ost Dünen zur Anlage eines neuen Friedhofes. Letzteren wurde sofort entsprochen, und endgültige Entscheidung über die Hilfsmaßnahmen für Ende März in Aussicht gestellt. Der Minister übergab dem Pastor zur Linderung der schlimmsten Not eine Summe von 100 Rtl.

Mit dem Bau des neuen Leuchtturms wurde noch im Jahr 1855 gestartet und 1856 fertiggestellt

Schon wenige Tage später richtete die Gemeinde den neuen Friedhof ein und bestattete dort die 27 geborgenen Leichen. Der Winter trat ein und legte um die Insel eine Barriere von klirrendem Treibeis. Fast 8 Wochen dauerte diese natürliche Blockade, so dass Wangerooge bis Ende Februar keinerlei Verkehr mit dem Festland, keine Post- und Nachrichtenverbindung hatte. Die meisten Bewohner hatten, veranlasst durch die guten Einnahmen der Sommersaison, sich mit Vorräten aller Art genügend eingedeckt und bei herannahender Flutkatastrophe zuerst die Lebensmittel in Sicherheit gebracht.

Im Frühjahr trafen auch zur Linderung der Not Sendungen aus ferneren Gegenden ein, während die Nachbarschaft sich zurückhielt. Das Schicksal von 80 Familien stand auf dem Spiel, darunter 29 Schifferwitwen mit vielen unversorgten Kindern, und manche Altersinvaliden. Mitnahme von Hausteilen, Baumaterial, Hausrat und Gepäck, der Erwerb von Grund und Boden und der Aufbau einer neuen Existenz kostete Geld. Auf vielen alten Häusern lasteten Hypothekenschulden; manche Wohnungen waren vom Meer hinweg gerissen, aber die Schulden waren geblieben. Viele Schiffer hatten sich ihre Schiffe auf Kredit bauen lassen. Es gab keine Versicherung gegen Sturmflutschäden, die helfen konnte. Die Badeanstalt, die sich seit 1804 als vielversprechende Einnahmequelle etabliert hatte, war zerstört.

Anfang Juni 1855 traf Eine aus Oldenburg angereiste Regierungskommission ein, sie sah kaum Hoffnung für einen Wiederaufbau: Sie forderten die Insulaner auf, die Insel zu verlassen und auf das Festland umzusiedeln. Auch die Badeanstalt sollte aufgelöst werden, so der Regierungsbeschluss. Ein Teil der Badekarren wurde an Bewohner der Nachbarinsel Spiekeroog verkauft. Den Umsiedlern aufs Festland stellte die Regierung finanzielle Mittel bereit. Von den 342 Einwohnern der Insel im Jahr 1855, folgten 233 Personen der Aufforderung bis 1860, ein großer Teil von ihnen ließ sich bei Varel am Jadebusen nieder und gründet dort die Siedlung Neu-Wangerooge. Damit hatte Alt-Wangerooge als Siedlung endgültig zu bestehen aufgehört.

Norderney[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dort gingen große Teile der Dünenzone im Westen und Nordwesten verloren, die die Insel bislang vor den Fluten geschützt hatte. Nur noch eine schmale Dünenreihe trennte den Strand vom Inseldorf und der Badeanstalt. Ein künstliches Bauwerk wurde erforderlich, um die Insel vor künftigen Sturmfluten zu schützen. So entstand ab dem Jahr 1858 im Westen Norderneys eine massive Befestigungsanlage: das erste Dünendeckwerk an der deutschen Nordseeküste.

Auswirkungen in Hamburg an der Elbe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

wie schon 1825 brachen 1855 wieder die Deiche der Elbe
Deichbruch mit Kirche
Vorstadt St. Georg 1855

Nicht nur auf den ostfriesischen Inseln, sondern auch im fernen Hamburg richtete die Flut schwere Schäden an. Mehrere Deiche der Elbe brachen unter dem Druck der Fluten, darunter in den Vierlanden, in Hamburg-Bergedorf, im Alten Land und in Hamburg-Moorburg. In Hamburg-Wilhelmsburg brachen die Deiche gar an neun Stellen, sodass die tief gelegene Elbinsel völlig überflutet wurde. Vier Menschen starben, darunter zwei Kinder. Die Bewohner hatten in vielen Fällen nur das nackte Leben gerettet. Der Hausrat und besonders die Vorräte aller Art waren entweder von den Fluten verschlungen oder doch gänzlich unbrauchbar gemacht. Auch vor der Hamburger Innenstadt macht das Wasser nicht halt: Die Alsterschleusen wurden überflutet, die Straßen im Stadtzentrum und in der damaligen Vorstadt Hamburg-St. Georg überschwemmt.

Da bereits 1825 eine schwere Sturmflut die Stadt heimgesucht hatte - damals waren an der gesamten Nordseeküste 789 Menschen gestorben, darunter 142 in den Elbmarschen - ließ die Stadt in den Jahren nach 1855 die Deiche erneuern und deutlich erhöhen. Sie wuchsen auf Höhen zwischen 5,60 und 5,80 Meter. Mehr als 100 Jahre schienen sie sicheren Schutz zu bieten. Stets blieben die Pegelstände weit unter denen von 1855.

  1. a b Dr. Wolfgang Sello: Wangeroog - wie es wurde, war und ist. Edo Dieckmann, Oldenburg 1. Januar 1929.
  2. Kirchenchronik, Inselpastor Theodor Schmedes aus dem Jahr 1855