Benutzer:Matthias Süßen/BaustelleIV

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Das Brauchtum Ostfrieslands hat bis heute einen hohen Stellenwert.[1][2] Das über die Grenzen der Region hinaus bekannteste kulinarische Brauchtum ist die Ostfriesische Teekultur. Neben festen Ritualen an Feiertagen oder zu bestimmten Jahreszeiten (wie etwa zum Jahreswechsel, zu Ostern oder zu Weihnachten) gibt es auch Bräuche, die sich am Lebenslauf der Menschen (wie etwa Geburt, Hochzeit, Tod) orientieren. Viele Bräuche sind christlichen Ursprungs, auch wenn sich im im Laufe der Jahrhunderte heidnisches mit christlichem Brauchtum vermischte.[3]

Durch die Jahrhunderte währende, landseitige relative Isolation durch große Moore im Süden Ostfrieslands bei gleichzeitiger Hinwendung zur See hat das Brauchtum innerhalb Deutschlands eine teilweise recht eigenständige Entwicklung genommen.[3] Trotzdem weist es große Überschneidungen zu den Brauchtümern benachbarter Regionen auf, so beispielsweise der Oldenburger, der Jeverländer oder der Groninger. Wirtschaftliche und kulturelle Gemeinsamkeiten führten zu diesen Parallelen.

Ein zweites Moorgebiet teilte die Region in zwei Hälften. Auch das hatte Auswirkungen auf das Brauchtum: Manche Rituale sind dadurch in ganz Ostfriesland verbreitet, andere gibt es nur in einzelnen Dörfern oder auf den Inseln.[3]

Bräuche im Jahreslauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klasohm auf Borkum

Zu den Festtagsbräuchen zählt das Aufstellen des Maibaums am Vorabend des 1. Mai, das in eine große eurasische Traditionslinie gehört, in Ostfriesland aber eine eigene Form und eigene Regeln ausgeprägt hat. Neben Nachbargemeinschaften sind es auch Vereine oder ganze Dörfer, die ihren Maibaum aufstellen. Der Maibaum muss bis zum Morgengrauen des 1. Mai bewacht werden, was sich durch dauerndes Handanlegen eines der Besitzer ausdrückt. Ansonsten kann der Maibaum durch drei symbolische Spatenstiche „geklaut“ werden und ist am nächsten Tag meist durch einen Kasten Bier und Schnaps wieder auszulösen. Weitere Bräuche sind das Martinisingen und das Brautpfadlegen zu Himmelfahrt. Einige besondere Traditionen haben sich zudem auf den ostfriesischen Inseln erhalten, zum Beispiel [[Klasohm] auf der Insel Borkum in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember – eine Veranstaltung, deren Ausrichtung lediglich Borkumer Männern vorbehalten ist.

Zu Ostern ist das Eiertrullern oder Eiertrüllen weit verbreitet. Es wird am Ostersonntag von Kindern (und Erwachsenen) mit den zu Ostern erhaltenen hart gekochten Eiern am Deich, auf den Ostfriesischen Inseln in den Dünen, oder anderen zur Verfügung stehenden Erhebungen (zum Beispiel Plytenberg, Eierberge in Wallinghausen) gespielt.

Am Vorabend des Nikolaus-Tages finden am 5. Dezember im Einzelhandel, in der Gastronomie und bei verschiedenen Organisationen und Vereinen traditionell Verknobelungen statt. Dabei wird um Torten, Backwaren sowie Geflügel-, Fleisch- und Wurstwaren gewürfelt. Jeder Mitspieler gibt seinen Einsatz und hat danach einen Wurf. Gewürfelt wird im Allgemeinen mit drei Würfeln im Lederbecher. Der Spieler, der die höchste Zahl wirft, gewinnt einen der genannten Preise.[4]

Bräuche im Lebenslauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

25 Jahre alt und unverheiratet? Dies zieht die Bezeichnungen „Alte Socke“ (Männer) und „Alte Schachtel“ (Frauen) nach sich.

Insbesondere in Neubaugebieten fällt beim Richten des Dachstuhls den zukünftigen Nachbarn die Aufgabe zu, in der Nacht zuvor einen Sparren zu verstecken. Das Bauherrenpaar muss diesen dann suchen, durch Schnaps auslösen und wird darauf von den Nachbarn durch die Siedlung zu ihrem Haus getragen, in das der noch fehlende Sparren eingesetzt und anschließend das Richtfest gefeiert wird. Hierbei wird auch ein Richtkranz am Dachgiebel befestigt.

Auch das Bogenmachen zum Anlass einer (Jubel-)Hochzeit ist sehr beliebt. Hierzu trifft sich die Nachbargemeinschaft meist einige Tage vorher. Die Männer bauen das Bogengestell, welches dann mit Tannenzweigen bestückt wird, während die Frauen im Haus die Rosen und Girlanden aus Papier herstellen. Ausrichter ist zumeist ein unmittelbarer Nachbar. Dieser Bogen wird anschließend gemeinsam zu dem (Jubel-)Paar getragen und an dessen Hauseingang befestigt, woran sich oft noch eine Stehparty auf der Hauseinfahrt anschließt.

Ein ähnlicher Brauch ist auch bei den Jugendlichen entstanden. Wird ein Jugendlicher 16 Jahre alt, so trifft sich der Freundeskreis (die Clique) am Vorabend ohne Wissen des Geburtstagskindes und fertigt ein sogenanntes Laken an. Mit Sprühfarbe wird ein altes Bettlaken mit originellen und meist witzigen Sprüchen beschrieben, die meistens mit dem, der Geburtstag hat, zusammenhängen (Beispielsweise neue Wortschöpfungen aus dessen Namen). Kurz vor 12 Uhr Mitternacht wird das Laken an der Straßenseite des Hauses befestigt und um 12 Uhr auf den Geburtstag angestoßen. Am 18. Geburtstag trifft sich der Freundeskreis um einen Bogen zu bauen. Hierbei wird Tannengrün von den Jungs an ein Drahtgestell, meist in Herzform, befestigt. Die Mädchen bestücken den Bogen mit Papierrosen. Um kurz vor 12 Uhr wird der Bogen zum Haus desjenigen, der Geburtstag hat, getragen und an der Straßenseite aufgestellt. Um genau 12 Uhr gratulieren alle und werfen denjenigen, der Geburtstag hat, Mehl und rohe Eier auf den Kopf.

Ebenfalls sehr verbreitet sind „Strafen“ für diejenigen, die an ihrem 30. Geburtstag noch unverheiratet sind. Männer müssen an ihrem 30. Geburtstag Treppe fegen, Frauen Klinken putzen. Zumeist werden hierzu Rathaus- oder Kirchentreppen oder -türen herangezogen. Erst durch das „Freiküssen“ einer Jungfrau oder eines „Jungmannes“ wird man von dieser Pflicht entbunden. Gewissermaßen als „Vorwarnung“ werden an ihrem 25. Geburtstag unverheiratete Männer als „Alte Socke“ oder „Alte Flasche“ und die Frauen als „Alte Schachtel“ bezeichnet und erhalten oft auch einen entsprechend behangenen Bogen. Dieser ist idealerweise von der Straße aus gut einsehbar, damit jeder von dieser „Nachricht“ Notiz nimmt.

Eine regionale Besonderheit ist der Beruf des Knochenbrechers (plattdeutsch Knakenbreker), der laut volkstümlicher ostfriesischer Bezeichnung ein traditioneller, alternativer Heilkundler ist.

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Märkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gallimarkt
  • evtl. Schützenfest in Esens
  • weitere?

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hangen, Hedwig, 1947-, Ostfriesische Landschaft. Arbeitsgruppe Volkskunde und Brauchtum.: Volkskunde und Brauchtum in Ostfriesland : Ergebnisse der Arbeitsgruppe Volkskunde und Brauchtum der Ostfriesischen Landschaft : eine Auswahl. Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich 1988, ISBN 3-925365-45-1 (worldcat.org).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Österliches Brauchtum hat in Ostfriesland hohen Stellenwert. (harlinger.de [abgerufen am 24. Oktober 2017]).
  2. Gepflegtes Brauchtum: Maibaum-Aufstellen. Abgerufen am 24. Oktober 2017.
  3. a b c Ostfriesische Landschaft (Hrsg.): Moden un Maneren. Ostfrieslands Bräuche, Traditionen und Besonderheiten. Ostfriesische Landschaft, Aurich 2012, S. 4 f.
  4. Hamburger Abendblatt: Ostfriesland knobelt, vom 4. Dezember 2010, eingesehen am 11. Februar 2012.