Benutzer:Montanussecundus/Spielwiese

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Entwurf "Neues Schloss Bensberg"

Bensberg, Rathaus und Schloss

Schloss Bensberg (auch „Neues Schloss Bensberg“) im Stadtteil Bensberg von Bergisch Gladbach im Bergischen Land (Nordrhein-Westfalen) ist ein im frühen 18. Jahrhundert erbautes Jagdschloss der Herzöge von Berg, das nach zahlreichen anderen Nutzungen heute als Hotel dient.

18. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jagdschloss Bensberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Bensberg im 19. Jahrhundert

Johann Wilhelm II. (im Volksmund: „Jan Wellem“) regierte als Herzog von Jülich und Berg von 1679 bis 1716. Johann Wilhelm folgte 1690 seinem Vater Philipp Wilhelm als 18. Kurfürst von der Pfalz. In der Herbstzeit zog es ihn von seiner Residenz im Düsseldorfer Schloss zur Jagd nach Bensberg. Der angrenzende Königsforst war sein bevorzugtes Jagdrevier. Jan Wellems zweite Ehefrau Anna Maria Luisa de’ Medici, Tochter des Großherzogs der Toskana, schwärmte vom Blick des alten Bensberger Schlosses auf die hügelige Umgebung, die sie an die Toskana erinnerte.

Vermutlich seiner Frau zuliebe beauftragte Jan Wellem 1703 den Grafen Matteo d’Alberti mit dem Bau eines neuen Schlosses im Barockstil. Insgesamt sechs Planungsstufen lassen sich nachweisen, in deren Verlauf unter anderem der Mittelteil um ein Geschoss erhöht wurde. Im Jahre 1711 konnte der venezianische Baumeister das prächtige Jagdschloss nach dem Vorbild des Schlosses Schönbrunn im Äusseren weitgehend fertig stellen. Die Mittelachse des Gebäudekomplexes ist exakt auf den Kölner Dom ausgerichtet; seine durch den mehrfach abgestuften Grundriss optisch vergrößerte Erscheinung wie auch die zentrale Anordnung der kurfürstlichen Wohnräume lassen es wie eine Residenz erscheinen. Für die Innenarchitektur, die beim Tode des Kurfürsten im Jahre 1716 noch nicht vollendet war, engagierte der Kurfürst renommierte, in verschiedenen Ländern Europas tätige, zeitgenössische italienische Künstler wie Antonio Bellucci, Giovanni Antonio Pellegrini und Domenico Zanetti. Sie waren vor allem für die allegorischen Wand- und Deckengemälde verantwortlich, die auf Ereignisse aus dem Leben Johann Wilhelms sowie – in den Treppenhausdecken – auf die Kriege der Habsburgerkaiser gegen die Türken und Franzosen anspielten. Erhalten ist davon der „Sturz der Titanen“ des ehemaligen südlichen Treppenhauses (heute „Zanetti-Saal“). Bei Jan Weenix in den Niederlanden wurde ein umfangreicher Jagdzyklus in Auftrag gegeben. Ausserdem befanden sich im Schloss zahlreiche Portraits, darunter der Hofdamen aus bergischem Adel, und nicht zuletzt eine eigene Kunstgalerie in Analogie zum Düsseldorfer Stadtschloss. Ausserdem war das Schloss – oft in enger Verbindung mit den Wand- und Deckengemälden – im Innern üppig mit figürlichem und ornamentalem Stuckdekor ausgestattet. Davon sind erhalten die Austattung der Durchfahrten zwischen Mittelbau und Seitenflügeln, eine Galerie im Erdgeschoss des Südflügels, die Decken der drei zentralen Wohnräume des Kurfürsten im ersten Obergeschoss und die Rahmung des Deckengemäldes im ehemaligen südlichen Treppenhaus.

Jan Wellem erlebte die Fertigstellung seines repräsentativen bergischen Jagdschlosses nicht mehr. Als er 1716 starb, zeichnete sich bereits der Niedergang des fürstlichen Schlosses ab. Die nachfolgenden Herrscher residierten mehr in der Pfalz, etwa in [[Mannheim und Schwetzingen, als im Herzogtum Berg und besuchten das Bensberger Schloss nur selten. Als neues „bergisches“ Lustschloss wurde Benrath ausgebaut. Schloss Bensberg blieb deshalb bis ins späte 18. Jahrhundert unverändert erhalten.

Als Goethe 1774 das Schloss besuchte, schrieb sein Begleiter Johann Georg Jacobi in sein Tagebuch:

Schloss und Dorf liegen auf einem hohen Berge, von dem man viele Meilen voll Wälder, Äcker und Heiden, in der Ferne eine Strecke des Rheines und die berühmten Sieben Berge sieht. […] Ich glaube, dass die Götter dann und wann auf einer silbernen Wolke so ihren Nektar trinken und die Hälfte der Erde übersehen!

Goethe selbst schrieb im 14. Buch in Dichtung und Wahrheit:

Deutlicher ist mir eine Fahrt nach dem Jagdschloß Bensberg, das auf der rechten Seite des Rheins gelegen, der herrlichsten Aussicht genoß. Was mich daselbst über alle Maßen entzückte, waren die Wandverzierungen durch Weenix…

Die Jagdszenen von Jan Weenix sowie zahlreiche weitere Gemälde aus dem Schloss wurden am Ende des 18. Jahrhunderts ausgebaut und befinden sich heute wie die Düsseldorfer Kunstsammlung von Johann Wilhelm in der Alten Pinakothek in München. Einige Deckengemälde wurden nach dem Zweiten Weltkrieg beim Wiederaufbau der Würzburger Residenz dort eingefügt. Seidentapeten und weitere Gemälde sind im Schloss Augustusburg in Brühl. Am Mannheimer Schloss und sogar auf Schloss Stolzenfels wurden Bildhauerarbeiten aus Schloss Bensberg wieder verwendet.


19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lazarett[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auffahrt

Zu Beginn der Koalitionskriege kam es 1792 zu Gefechten zwischen der französischen Revolutionsarmee und den österreichischen Regimentern in der Schlacht von Jemappes.[1] Gegen den Widerstand der Burggräfin Helena Theresia Moureaux richtete man bereits im Januar 1793 im Schloss Bensberg ein Feldlazarett ein, das in der Folgezeit die Verletzten aufzunehmen hatte. Es unterstand dem Stadtkommandanten von Köln. Immer wieder war es schwierig, die notwendigen Einrichtungsgegenstände, Stroh für die Lagerung der Verletzten und Brennholz herbeizuschaffen. Auch gab es immer wieder Engpässe mit der Verpflegung. Zudem waren die hygienischen Verhältnisse äußerst mangelhaft. So brach bereits im März 1793 zum ersten Mal Typhus aus, der zahlreiche Opfer forderte. Damit sich die Seuche nicht weiter ausbreiten konnte, schaffte man die Leichen auf dem schnellsten Weg mit Karren hinab ins Milchborntal und verscharrte sie dort in großen Massengräbern.

Danach richteten die Franzosen 1813 ebenfalls im Schloss Bensberg ein Lazarett ein. Auch bei ihnen brach Typhus aus, was wiederum zu vielen Toten führte, die man ebenfalls im Milchborntal in der Nähe der kaiserlichen Gräber beisetzte. Mit dem Kaiserlichen Kirchhof und dem Französischen Kirchhof errichtete man den toten Soldaten Gedenkstätten im Milchborntal.[2]

Kadettenanstalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Axiale Ausrichtung auf den Kölner Dom

Von 1840 bis 1918 diente das Schloss als preußische Kadettenanstalt.[1][3] Dafür wurde das Schloss von 1838 bis 1840 vor allem im Innern grundlegend umgebaut. Ausserdem wurde das „corps des logis“ an der Hofseite unter Fortfall des dortigen Altans bis auf Höhe des ersten Vorsprungs vorgezogen. Im wohl stark verfallenen nördlichen Seitenflügel wurde ein grosser Speisesaal eingerichtet, die alten „corps des gardes“ (Wirtschaftsgebäude) wurden erneuert, an der Einfahrt zum Hof zwei symmetrische Wachhäuser errichtet. Im Innern wurden die bisher direkt miteinander verbundenen Säle Stuben aufgeteilt, die durch Korridore miteinander verbunden wurden. Die bis dahin in den vorderen Eckbauten des „corps de logis“ gelegenen Treppenhäuser wurden nach Osten verlegt, wobei nur die Deckengemälde in den obersten Geschossen erhalten blieben. Der kunst- und geschichtsinteressierte preussische König Friedrich Wilhelm IV kritisierte das Militär nachträglich wegen der weitgehenden Zerstörung der historischen Innendekoration. Während die Schlosskapelle, die seit dem frühen 18. Jahrhundert unfertig südlich des Schlosses stand, endgültig abgebrochen wurde, entstanden im Laufe des späten 19. Jahrhunderts östlich des Hauptbaus weitere Einrichtungen der Kadettenanstalt: eine Turnhalle und ein Hallenbad, beide in schlichten Backsteinformen.

Einige verstorbene Kadetten und Lehrkräfte beider grossen Konfessionen wurden auf dem alten Bensberger Friedhof beigesetzt. Mit dem Ende des Kaiserreichs wurde 1918/19 auch die Kadettenanstalt aufgelöst.

20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kaserne, Verwaltung, Notunterkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Ersten Weltkrieg richtete man zunächst eine Kaserne für Besatzungstruppen ein. Anschließend hatte das inzwischen stark renovierungsbedürftige Schloss ab 1922 keine adäquate Verwendung. Teile des riesigen Gebäudes wurden durch die Gemeindeverwaltung Bensberg und die Evangelische Kirche genutzt. Auch waren hier zeitweise bis zu 41 obdachlose Familien untergebracht.

Ende der 1920er Jahre war das Gebäude so marode, dass eine grundlegende Renovierung durchgeführt werden musste, die auch mit dem Landesdenkmalamt abgestimmt wurde. Bei dieser Gelegenheit wurden einige Umbauten aus der Zeit der Kadettenanstalt rückgängig gemacht, insbesondere die Verbreiterung des Corps des Logis (Mittelteil). Der durchlaufende Altan auf der Ehrenhofseite wurde rekonstruiert. Im Speisesaal des nördlichen Seitenflügels entfernte man dagegen die ursprünglich aus den alten Treppenhäusern stammenden barocken Säulen und ersetzte sie durch Stahlbetonstützen. [4]

Nationalpolitische Erziehungsanstalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1935 bis 1945 betrieben die Nationalsozialisten eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (offizielle Abkürzung: NPEA, im Volksmund auch NAPOLA genannt) im Schloß.[5]

Kaserne und Internat der Belgischen Besatzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach 1945 wurde es zunächst von amerikanischen, englischen und ab 1946 von belgischen Besatzungstruppen genutzt. In der Zeit von 1965 bis 1997 diente es als Sitz des belgischen Gymnasiums Koninklijk Atheneum Bensberg[6].

Das Schloss Bensberg wurde am 30. Juni 1988 als Nr. 136 in der Denkmalliste von Bergisch Gladbach eingetragen.

21. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grandhotel Schloss Bensberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1997 wurde das ehemalige kurfürstliche Jagdschloss umfassend restauriert und zu einem Grandhotel mit fünf Sternen umgebaut, das im August 2001 eröffnet wurde. [7] Eigentümer der Immobilie ist die AachenMünchener Lebensversicherung AG, Betreiber die Gruppe Althoff Hotels. Es gehört zu den Leading Hotels of the World und hat 120 Zimmer. Zur Anlage gehören drei Restaurants (u.a. das Drei-Sterne-Restaurant Vendôme unter der Leitung von Joachim Wissler), ein Beauty- und Wellnessclub sowie ein Juwelier.

Im Grandhotel Schloss Bensberg finden auch Großveranstaltungen statt, so von 2002 bis 2005 etwa die jährliche Preisverleihung für den Grimme Online Award. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 war Schloss Bensberg das Quartier der südkoreanischen Nationalmannschaft. Neben dem „Festival der Meisterköche“ und der seit 2009 ausgerichteten Oldtimer-Veranstaltung Schloss Bensberg Classics zieht der Weihnachtsmarkt auf Schloss Bensberg jährlich zum dritten Advent tausende Besucher an.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b August Gärtner: Bensberg und sein Kadettenhaus, Siegen 1862
  2. Anton Jux: Das K.K. Hauptarmeespital in Bensberg und der Kaiserliche Kirchhof (= Bergische Heimatführer. Sonderreihe. Bd. 1, ZDB-ID 1223641-x). Martini & Grüttefien, Wuppertal-Elberfeld 1955.
  3. Preußen in Bensberg – Vom Kadettenhaus direkt in den Krieg, Bergische Landeszeitung vom 19. April 2015 abgerufen am 1. September 2016
  4. Dobisch 1938, siehe Lit.
  5. Herbert Stahl: Nationalpolitische Erziehungsanstalt im Schloss Bensberg, Zur Geschichte des Schlosses als schulische Einrichtung in: Rheinisch-Bergischer Kalender 2013, S. 91–96
  6. Koninklijk Atheneum Bensberg
  7. Planung und Bauleitung: Architekt Bernd Zimmermann, Bergisch Gladbach, und Architekturbüro HPP, Düsseldorf

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • August Gertner: Bensberg und sein Kadettenhaus. Kogler, Siegen 1862, Digitalisat.
  • Werner Dobisch: Das Neue Schloß zu Bensberg (= Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz. Jg. 31, ZDB-ID 2061727). Schwann, Düsseldorf 1938.
  • Barbara Precht-von Taboritzki: Das neue Schloß Bensberg in Bergisch Gladbach. Köln 1996. ISBN 3-88094-802-X (Rheinische Kunststätten Heft 418), hrsg. v. Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.
  • Schloss Bensberg e.V.: Geister, Goethe und Soldaten. Geschichten & Gedichte um Schloss Bensberg. informa Verlag, Bensberg 2000.
  • Herbert Stahl: Die Grube Jungfrau und das Schloss Bensberg, in: Rheinisch-Bergischer Kalender 2005, 75. Jahrgang, Heider Verlag Bergisch Gladbach o.J., S, 213 ff.
  • Herbert Stahl: Nationalpolitische Erziehungsanstalt im Schloss Bensberg, Zur Geschichte des Schlosses als schulische Einrichtung in: Rheinisch-Bergischer Kalender 2013, 83. Jahrgang, Heider Verlag Bergisch Gladbach o.J., S, 91 ff.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Montanussecundus/Spielwiese – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Koordinaten: 50° 58′ 1″ N, 7° 9′ 44″ O

Kategorie:Betriebsstätte eines Beherbergungsbetriebes Kategorie:Barockbauwerk in Nordrhein-Westfalen Bensberg Schloss Bensberg Kategorie:Baudenkmal in Bergisch Gladbach Schloss Bensberg Kategorie:Nationalpolitische Erziehungsanstalt Kategorie:Erbaut in den 1710er Jahren Bensberg

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Entwurf Vierhaus

Als "Vierhaus" bezeichet man in der Geschichte des Siedlungsbaus ein für vier Familien bestimmtes Wohnhaus, das einen "Kreuzgrundriss", d.h. kreuzförmig geteilten Grundriss besitzt. Vierhäuser wurden bereits um 1800 in England als Arbeiterhäuser errichtet. Bekannt wurden sie vor allem durch die ab 1850 im elsässischen Mülhausen errichteten Textilarbeitersiedlungen, die etwa auf Weltausstellungen und in der Fachpresse bekannt gemacht wurden. Im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts wurden Vierhäuser im Rheinland und Ruhrgebiet häufig im Arbeitersiedlungsbau eingesetzt, bis sie von Etagenwohnhäusern einerseits, Doppel- und Gruppenhäusern andererseits abgelöst wurden. Kritikpunkt waren vor allem die fehlende Möglichkeit der Querlüftung und der Platzbedarf für die vier einzelnen Treppen innerhalb der Hausviertel. Aber auch die Anordnung von Ställen, Aborten und Hausgärten unmittelbar am jeweiligen Hausteil wurde durch die Teilung erschwert. Wohl aus Gründen einer stattlichen Hausgröße hielten einzelne Unternehmen, etwa die Chemiefabrik Bayer in Leverkusen (Kolonie II), noch bis ins frühe 20. Jahrhundert an dem Bautyp fest.