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Übung: Landesausbau östlich der Elbe – das Beispiel Brandenburg

Dieser Artikelentwurf entsteht als Studienleistung im Sommersemester 2012 im Rahmen der Übung „Landesausbau östlich der Elbe – das Beispiel Brandenburg“ zu einem Thema des hochmittelalterlichen Landesausbaus der Region. Die Übung findet am Fachbereich 2 der TU Darmstadt statt und wird von Martin Bauch geleitet; die technische Betreuung innerhalb der Wikipedia übernimmt Michael Sander.


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Havelberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bistumsgründung und Slawenaufstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge umfassender Wanderungsprozesse in Europa kamen im 7. Jahrhundert westslawische Stämme in die Region um Havelberg und siedelten sich rechts der Elbe an. Nachdem im Ostfrankenreich ab 919 die in der nahen Harzregion ansässigen Liudolfinger regierten, gerieten die slawischen Gebiete östlich der Elbe stärker in den Fokus der königlichen Politik. Mit einem Sieg in der Schlacht bei Lenzen, etwa 50 Kilometer elbabwärts von Havelberg, gelang Heinrich I. im Jahr 929 ein bedeutender Vorstoß in das Herrschaftsgebiet der slawischen Stämme. Kurz danach wurde auch das Gebiet um Havelberg erobert; es entstand eine frühdeutsche Burganlage auf dem Höhenrücken im Bereich des späteren Dombezirks. Heinrichs Sohn Otto I. setzte die Eroberung ostelbischer Gebiete fort und gründete die Bistümer Havelberg und Brandenburg zur Missionierung der örtlichen Bevölkerung. Die Bistumsgründung stellt gleichzeitig die erste Erwähnung Havelbergs dar. Ihr genaues Datum ist umstritten, da – anders als für Brandenburg – keine originale Gründungsurkunde überliefert ist. Wahrscheinlich wurden beide Bistümer gleichzeitig im Jahr 948 gegründet, wobei eine verfälschte Stiftungsurkunde aus dem Jahr 1179 das Jahr 946 als Zeitpunkt der Havelberger Bistumsgründung angibt.[1] Gehörten sie zunächst noch zum Erzbistum Mainz, wurden beide Bistümer ab 968 Suffragandiözesen des Erzbistums Magdeburg. Die Ansiedlung eines Bischofssitzes in Havelberg spricht dafür, dass der Ort schon im 10. Jahrhundert und möglicherweise davor einen regionalen Mittelpunkt darstellte. Der Bischof erhielt aus königlichem Besitz die Hälfte des Havelberger Burgbezirks, um dort seinen Sitz und eine Kathedrale zu errichten.

Schon 983 brach in der Region ein Aufstand slawischer Gruppen aus, in dessen Verlauf die Bischofssitze Havelberg und Brandenburg erobert wurden, sodass die Einflusssphäre der deutschen Könige auf die Westseite der Elbe zurückgedrängt wurde. Nun folgte eine erneute Periode slawischer Herrschaft in Havelberg. Der Chronist Helmold von Bosau bezeichnete Havelberg in seiner Chronica Slavorum als Hauptort des Stammes der Brizanen/Brisaner, das demnach weiterhin eine Stellung als regionales Zentrum behielt.

Zum geschichtlichen Hintergrund siehe auch: Entstehung der Mark Brandenburg

Rückeroberung durch das Reich und Stadtwerdung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem sich die slawische Herrschaft 150 Jahre behaupten konnte, gelang es König Lothar III. um 1130 Havelberg einzunehmen; 1136 konnten es die Söhne des dort ansässigen Slawenfürsten Wirikind noch einmal kurz zurückerobern, bevor es Albrecht der Bär 1136/37 endgültig unter Reichsgewalt brachte. In der Folgezeit konnten die seit 983 nur als Titularbischöfe tätigen Bischöfe von Havelberg die Arbeit in ihrer Diözese aufnehmen. Bischof Anselm gründete zunächst 1144 das Kloster Jerichow als provisorischen Bischofssitz. Der Wendenkreuzzug im Jahr 1147 führte zur Eroberung der Prignitz, sodass die Gründung eines Domkapitels in Havelberg ermöglicht wurde. Der Gründung um 1150 folgte der Bau des Havelberger Doms, der 1170 geweiht wurde. Er übernahm zusätzlich die Funktion einer Wehranlage in der noch nicht vollständig befriedeten Region, unter anderem durch ein massives, mit Schießscharten versehenes Westwerk.[2] Am Dom wurde gleichzeitig ein Chorherrenstift der Prämonstratenser angesiedelt.

Mit der Ansiedlung des Bischofssitzes begann auch die Entwicklung Havelbergs zur Stadt. Sie entstand ebenfalls Mitte des 12. Jahrhunderts räumlich getrennt vom Dombezirk auf einer Landzunge in einer Flussschleife der Havel. Durch die Anlage des Stadtgrabens zwischen Dombezirk und Bürgersiedlung wurde die Landzunge zu einer abgetrennten, leicht zu verteidigenden Insel in der Havel, die andererseits aber nur begrenzte Flächen zur städtischen Entwicklung bot. Neben der Stadtinsel und dem Dombezirk bestanden die Berggemeinden als dritter, selbstständiger Siedlungskern. Dabei handelt es sich um die Siedlung am Fuß des Dombergs parallel zum Ufer der Havel und des Stadtgrabens (heutige Straßen Bischofsberg, Havelstraße und Weinbergstraße). 1160 wurde Havelberg erstmals als urbs bezeichnet, wobei die Grundherrschaft beim Markgrafen von Brandenburg lag. Ein genauer Zeitpunkt der Stadtrechtsverleihung ist nicht überliefert. Die Markgrafen verpfändeten die Stadt zwischen 1319 und 1325 sowie zwischen 1373 und 1388 an das Herzogtum Mecklenburg.

Der Bischof besaß in der Stadt Havelberg keinerlei Rechte, selbst der Dombezirk unterstand ihm nur zur Hälfte bis 1305, während die andere Hälfte in den Händen der Markgrafen lag. 1305 bekamen sie auch den bischöflichen Teil als Lehen. Ein von König Friedrich I. ausgestelltes Gründungsprivileg zur Anlage einer bischöflichen Stadt in Havelberg wurde nicht verwirklicht; stattdessen verlegten die Bischöfe ihre Residenz in die einzige zu ihrem Besitz gehörende Stadt Wittstock, etwa 50 Kilometer nordöstlich von Havelberg. Wann die Verlegung erfolgte, lässt sich aufgrund der geringen Quellenlage nicht mehr genau nachvollziehen. Erst ab der Amtszeit von Dietrich I. (beginnend 1325) ist ein deutliches Übergewicht Wittstocks gegenüber Havelbergs in den Beurkundungen der Bischöfe greifbar. Die ältere Forschung ging von einer Verlegung bereits um 1270 aus, ohne dies durch die Quellenlage stützen zu können.[3] Wittstock blieb bis zum Tod des letzten Bischofs nach der Reformation im Jahr 1548 Residenz.

Die Stadt im Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Havelberg liegt an der östlich der Elbe verlaufenden Handelsstraße von Magdeburg zu den Hansestädten der mecklenburgischen und vorpommerschen Ostseeküste, die hier die Havel überquert. Gleichzeitig war das Umland stark durch versumpfte Landschaften (Luche) geprägt, sodass als Verkehrswege nur trockene Höhenrücken oder Flüsse wie Elbe, Havel, Rhin und Dosse genutzt werden konnten. Da Havelberg zu beidem Zugang hatte, boten sich günstige Voraussetzungen für eine Stadtanlage. Die Stadt selbst wurde – für die Gebiete der mittelalterlichen Ostsiedlung typisch – nach einem regelmäßigen Plan angelegt, der der Topografie der Havelinsel folgt und eine runde Form von etwa 375 Metern Durchmesser hervorbrachte. Die Hauptzugänge waren das Steintor im Norden an den Straße Richtung Perleberg/Wilsnack, Pritzwalk/Wittstock und Kyritz sowie das Sandauer Tor im Südwesten an der Straße in die fünf Kilometer südlich gelegene Nachbarstadt Sandau, wo einerseits die Elbe in Richtung Stendal überquert werden konnte und andererseits Anschluss nach Süden in Richtung Schönhausen und Jerichow bestand. Das Sandauer Tor befand sich am Salzmarkt etwas weiter westlich der heute bestehenden Havelbrücke. Ein dritter Flussübergang lag im Osten der Insel mit Zugang zum Dombezirk. Markt und Kirche entstanden abseits der Durchgangsstraße (Lange Straße) am höchsten Punkt im Südosten der Insel. Außer den Toren und kurzen Anschlussmauern war durch die Insellage keine weitere Stadtbefestigung notwendig. Allerdings bestand zusätzlich eine Landwehr, die 1429 erstmals erwähnt wurde. Die Grundstücke auf der Insel waren schmal und besonders entlang des Flussufers sehr langgezogen, was bis heute an den teils giebelständigen Gebäuden, etwa in der Fischerstraße, ablesbar ist.

Der Dombezirk mit Kathedrale, Kloster und Nebengebäuden auf dem Höhenrücken war im Mittelalter mit einer eigenen Befestigungsanlage versehen. Sein Haupttor war das Krugtor im Westen, weiterhin bestanden das Amtstor im Norden, das Müllertor im Nordosten und das Bäckertor im Süden mit Verbindung zur Domstraße auf der Havelinsel. Zum Dombezirk gehörten auch die sieben Berggemeinden (Bischofsberg, Köperberg, Lehmkuhle, Neuberg, Schönberg, Sperlingsberg und Wendenberg) am Ufer der Havel, die gemeinsam mit diesem erst 1876 endgültig mit Havelberg zu einer Stadt vereint wurden.

Ein Rathaus wurde 1310 erstmals erwähnt, wobei die Ratsverfassung dem Magdeburger Recht folgte; ein erstes städtisches Siegel ist aus der Zeit um 1350 überliefert. Seit 1359 war Havelberg, wie nahezu alle Städte der Region, Mitglied der Hanse und ab 1431 ist eine eigene Gerichtsbarkeit nachweisbar. Weiterhin wurden mehrmals Bündnisse mit den anderen Städten der Prignitz geschlossen, um gemeinsame Interessen gegenüber den Landesherren zu vertreten. Im Handel spielte Havelberg eine wichtige Rolle für die Holz- und Getreideverschiffung nach Hamburg über die Elbe (nachweisbar seit 1288 mit Handelskontakten bis nach Flandern).[4] Weitere Wirtschaftszweige waren Fischerei, Schiffbau und Kleingewerbe, während Landwirtschaft und Tuchproduktion eine geringere Rolle als in den Städten der Umgebung spielten. Juden lebten seit der Gewähr eines markgräflichen Schutzbriefs für Altmark und Prignitz 1334 in Havelberg. Aus der Zeit zwischen 1460 und 1466 sind Münzen – die Havelberger Sterngroschen – nachweisbar. 1555 lebten in Havelberg 255 Personen mit Bürgerrechten (in der Regel steuerpflichtige Hausbesitzer), woraus sich eine rechnerische Gesamtzahl von etwa 1000 Einwohnern ergibt.[5]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Frank G. Hirschmann: Die Anfänge des Städtewesens in Mitteleuropa. Die Bischofssitze des Reichs bis ins 12. Jahrhundert. Hiersemann Verlag, Stuttgart 2011. S. 998.
  2. Schulze: Handbuch der historischen Stätten. S. 219.
  3. Vergleiche ausführlich zur Thematik der Residenzverlegung: Clemens Bergstedt: Ziesar und Wittstock. Die Residenzbildungen der Bischöfe von Brandenburg und Havelberg. In: Klaus Neitmann; Heinz-Dieter Heimann (Hg.): Spätmittelalterliche Residenzbildung in geistlichen Territorien Mittel- und Nordostdeutschlands. Lukas Verlag, Berlin 2009. S. 241–294.
  4. Enders: Städtebuch Brandenburg und Berlin. S. 237.
  5. Enders: Städtebuch Brandenburg und Berlin. S. 236.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]