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Colonel Prosper Péchot

Prosper Charles Marie Péchot (* 6. Februar 1849 in Rennes; † 29. Mai 1928) war ein französischer Artillerie-Colonel.[1]

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges von 1870 bis 1871, suchte die französische Armee ein geeignetes Transportmittel für den Transport von Waffen, Munition, Nachschub und Truppen. Dafür wurden verschiedene Lösungsansätze untersucht, darunter Feldbahnen mit 400, 600 oder 1000 mm Spurweite.

Colonel Péchot war in Zusammenarbeit mit Charles Bourdon und Paul Decauville ein Pionier militärischer Feldbahnen mit einer Spurweite von 600 mm.[2] Péchot wurde bereits 1884 mit der Aufgabe betraut, ein Eisenbahnsystem zu entwickeln. Er entschied sich für eine Spurweite von 600 mm gegen den Willen der Artillerie, die ursprünglich einen Abstand von 500 mm wollte, um direkt in die Geschützstellungen fahren zu können, und gegen die Pieroniertruppe, die 1000 mm Spurweite befürworteten, um die die Nebenbahnen der Departements nutzen zu können.[3]

Système Péchot[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die von den Baldwin Locomotive Works gebaute Péchot-Bourdon-Lok aus dem Verkehrsmuseum Dresden als Leihgabe im Frankfurter Feldbahnmuseum[4]

Das Système Péchot wurde 1888 mit tragbaren Gleisjochen, Drehgestell-Wagen mit möglichst vielen Achsen und Péchot-Bourdon-Dampflokomotiven mit 600 mm Spurweite entwickelt, das weltweit bis über das Ende des Ersten Weltkriegs hinaus für militärische Schmalspurbahnen eingesetzt wurde. Es ließ sich schnell verlegen und konnte Waffen mit hohem Gewicht oder Munition und Nachschub in großen Mengen transportieren. Im Frühling 1888 gab es bereits eine Feldbahn-Verbindungstrecke zwischen Toul und Lucey mit 600 mm Spurweite.[5]

Dieses System bestand aus allen für die rasche Entwicklung eines Kampagnennetzes erforderlichen Komponenten. Es bestand aus folgenden Elementen:

Gleise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gleisjoche waren vorgefertigt. Sie bestanden aus Schienen von 9,5 kg pro Meter, die wie bei den Decauville-Bahnen fest mit Metallschwellen vernietet waren und konnte schnell und effizient verlegt und abgebaut werden. Es gab mehrere gerade Längen und unterschiedliche Radien für die Kurven. Es gab auch Weichen, Kreuzungen und Drehscheiben.

Péchots tragbare Gleise waren in unterschiedlich langen Gleisjoche komplett aus Stahl gefertigt. Auch die Schwellen waren aus Stahl und waren so profiliert, dass sie sich auf dem Boden oder Schotterbett verklammerten. Beim Verlegen der Gleisjoche durfte die offizielle Höchstgrenze von 50 kg, die ein Mann tragen kann, nicht überschritten werden. Ein 5 m lange Gleisjoch, das von vier Männern getragen wurde, wog daher nicht mehr als 170 kg. Die Strecke musste einfach zu verlegen sein, also vorgefertigt sein, um 10 km pro Tag zu verlegen. Andererseits musste sie eine Achslast von 3,5 Tonnen tragen, das für die Züge und ihre Lokomotiven notwendige Minimum.

Péchot-Drehgestellwagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Péchot-Bourdon-Lok zieht drei Péchot-Drehgestellwagen

Die Péchot-Drehgestelle (französisch bogie Péchot Artillerie 1888, englisch Péchot truck) war das Grundelement des Péchot-Systems. Es handelte sich um Drehgestelle mit zwei, drei oder vier Achsen. Zwei oder vier Drehgestelle konnten durch einen Auflieger kombiniert werden konnten, um schwere Lasten zu bewegen:

  • Zwei-Achs-Drehgestell: Lastbegrenzung: 5 Tonnen pro Drehgestell, d.h. 10 Tonnen mit 2 Drehgestellen und 18 Tonnen mit 4 Drehgestellen
  • Drei-Achs-Drehgestell: Lastbegrenzung: 9 Tonnen pro Drehgestell, d.h. 18 Tonnen mit 2 Drehgestellen und 36 Tonnen mit 4 Drehgestellen
  • Vier-Achs-Drehgestell: Lastbegrenzung: 12 Tonnen pro Drehgestell, d.h. 24 Tonnen mit 2 Drehgestellen und 48 Tonnen mit 4 Drehgestellen[3]

Péchot-Platformwagen (französisch Plate-forme Péchot) waren ein weiteres wichtiges Element dieses Systems. Sie bestanden aus einem Auflieger, der auf zwei zweiachsigen Drehgestellen montiert war und so 8 Tonnen Material transportieren konnte. Einige dieser Plattformwagen wurden mit Planen überdeckt oder umgebaut, um Verwundete oder Passagiere zu transportieren. Sie wurden zum Teil in den De-Dietrich-Werken gebaut, insbesondere in Lunéville (Meurthe und Moselle).[3]

Prismatischer-Tankwagen (französisch Citerne prismatique): Diese 7 m³ großen Wassertanks waren auf zwei 2-achsigen Drehgestellen montiert. Sie wurden häufig als Zusatztank für Dampflokomotiven verwendet.[3]

Colonel Péchot transportiert auf 4 Dreh­gestellen mit jeweils 4 Achsen ein schweres Geschütz über eine Drehscheibe mit 1,70 m Durchmesser

Zu erwähnen sind auch Geschützwagen (französisch affût-truck Peigné), Munitionswagen und Kranwagen, die auf 2-achsigen Péchot-Drehgestellen montiert waren. [3]Ein mit der Decauville-Bahn der Pariser Weltausstellung (1889) transportiertes 48 t schweres Geschütz wurde daher mit 16 Drehgestellen transportiert, um es auf der Weltausstellung Paris 1889 unter dem Eiffelturm auszustellen. Das Système Péchot konnte mit regulären Zügen auf einer 10 km langen Strecke zwei- bis dreitausend Tonnen Munition und Nachschub pro Tag liefern, und außerdem große Geschütze transportieren.[6]

Péchot-Bourdon-Lokomotiven[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Péchot entwickelte eine Dampflokomotive mit zwei Schornsteinen aber nur einem in der Mitte der Lok installierten Dampfdom, also eine Weiterentwicklung der auf der Ffestiniog Railway eingesetzten Fairlie-Lokomotiven, die zwei Dampfdome hatten.

Erprobung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1888 führte Colonel Péchot im Beisein des Kriegsministers Charles de Freycinet einen entscheidenden Großversuch durch: Die Herausforderung war, „die Ausrüstung und den Nachschub, den die Belagerungs- und Feldarmeen zum Kämpfen und Leben brauchen, zur gewünschten Zeit an den vorgesehenen Ort außerhalb mit normalspurigen Eisenbahnen erreichbaren Gebiets zu bringen.“ Bei einem Manöver im Mai 1888 demonstrierte die Artillerie, dass sechs 155 mm Geschütze in weniger als einer Stunde mit der Feldbahn über eine Entfernung von 5 km transportiert, in Batterien aufgebaut und mit Munition versorgt werden konnten. Das Système Péchot bewies damit seine Funktionsfähigkeit.[7]

Freigabe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Système Péchot mit einer Spurweite von 600 mm wurde im Sommer 1888 für die Errichtung von Verbindungsstrecken aller Grenzfestungen freigegeben. Die Armee nannte es offiziell Artillerieausrüstung 1888 (Matériel artillerie 1888).[7] Bis Anfang der 1890er Jahre wurde ein fast 700 km gebaut langes Schmalspurnetz verlegt, das von 56 Péchot-Bourdon-Lokomotiven befahren wurde.[8][9]

Im Januar 1915 wurde Péchot Direktor einer Militärschule in Jouy-en-Josas südwestlich von Paris, in der Kurse zum Bau und Betrieb von militärischen Feldbahnen mit 600 mm Spurweite gehalten wurden.[10]

Würdigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Prosper Charles Marie Péchot auf Geneanet.
  2. La fameuse Péchot-Bourdon sera exposée en France!
  3. a b c d e Jacques Gandini: Les chemins de fer du Maroc au temps du Protectorat.
  4. Übernahme der Pechot-Bourdon-Feldbahndampflok des VMD durch das FFM. Lok Report, 23 September 2019.
  5. In the Works: Wrightscale and military railways.
  6. In the Works: From Festiniog to Péchot Bourdon to Brigadelok. 16. Mai 2015.
  7. a b Les petits trains de la grande guerre. Archives E.C.P.A.D., Seite 6.
  8. In the Works: Handyside, Colonel Péchot and ExpoNG. 20. Oktober 2015.
  9. Sarah Wright: Colonel Péchot: Tracks to the Trenches.
  10. In the Works: Colonel Péchot, a melancholy centenary. 11. März 2017.
  11. In the Works: Colonel Péchot – it’s personal. 29. Juli 2017.


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