Benutzer:Raymond/Pressefotografie

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Dies ist eine Dokumentation/ein Handbuch meiner Erfahrung als „Pressefotograf“. Vor knapp 9 Jahren habe ich in Köln begonnen, auch offizielle Ereignisse der Stadtgeschichte fotografisch festzuhalten. Ich denke, es ist nun an der Zeit, meine Erfahrungen und Beobachtungen zu dokumentieren.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Anfang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehrsministerkonferenz 2011 Köln

Bei der Stadt Köln hatte ich seinerzeit um Eintragung in den Presseverteiler gebeten. Mitgeschickt hatte ich meine erste Redaktionsbestätigung, die mir Wikimedia Deutschland ausgestellt hatte. Ohne weitere Rückfragen wurde ich im Presseverteiler aufgenommen. Noch etwas unsicher auf hochoffiziellem Parkett bin ich kurz darauf zu meinem ersten Pressetermin gegangen. Die Verkehrsminister der Bundesländer tagten in Köln, und im Hansasaal, der guten Stube des Kölner Rathauses, fand der Fototermin statt: c:Category:Verkehrsministerkonferenz 2011.

Presseverteiler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben dem Presseverteiler der Stadtverwaltung Köln stehe ich mittlerweile auf einigen weiteren: Kölner Verkehrsbetriebe, SK Stiftung Kultur, Landschaftsverband Rheinland, Flughafen Köln/Bonn, Straßen.NRW, Generalvikariat des Erzbistums Köln und Kölner Dom, einer Kölner PR-Agentur, Deutsche Bahn und dem WDR.

Insbesondere das Mailaufkommen der Stadtverwaltung ist beachtlich, oft 5 bis 10 Mails am Tag zu den unterschiedlichsten Themen. Gefühlte 90 % beziehen sich auf tagesaktuelle Ereignisse, die für mich als Wikipedianer nicht von Interesse sind, da Wikipedia ja keine Tageszeitung ist. 5 % sind thematisch soweit von Interesse, dass Wikipedia-Artikel aktualisiert werden können und die restlichen 5 % sind Presseeinladungen, meistens mit Fotogelegenheit (→ Zeitaufwand).

Pressesprecher/-in[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pressesprecherin einer Institution hat die Aufgabe, ihre Institution gegenüber den Medien zu vertreten, und zwar, da mache ich mir nichts vor, natürlich positiv. Das ist aber auch kein Manko. Man muss es eben wissen. Gleichzeitig sind Pressesprecher die Personen in einer Institution, mit der eine gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe über Jahre hinweg positive Ergebnisse für Wikipedia/Wikimedia Commons bedeuten.

Komme ich zu einem Pressetermin, begrüße ich in der Regel als erstes die Pressesprecherin. Oft gibt es dann kurze Hinweise zum Ablauf des Pressetermins sowie schriftliche Informationen über die anwesenden Personen und zum Thema der Pressekonferenz, oft auch Redemanuskripte (Achtung: Es gilt das gesprochene Wort und → Artikelarbeit).

Der Pressesprecher ist auch diejenige Person, bei der ich um bestimmte Fotopositionen bitten kann. Sei es ein besonderes Gruppenbild oder den Zugang zu einer besonders exponierten Position. Achtung, Anfängerfehler: Einfach eine Tür zum Balkon der Renaissance-Laube des Rathauses öffnen, um von der die Ankunft des Staatsgastes fotografieren zu können. Das Wachpersonal war sofort zur Stelle, weil die Tür als Notausgang dient und alaramgesichert ist. Das war peinlich …

Sobald die Pressesprecherin den Termin für beendet erklärt und auch auf Nachfrage beim „Bitte verlassen Sie jetzt den Raum“ bleibt, ist Ende. Meistens sind Pressetermine zeitlich eng getaktet und die Protokollchefin ist für die Einhaltung des Zeitplans verantwortlich.

Es schadet im Übrigen auch nicht, sich den Damen und Herren des Protokolls vorzustellen und sie zu grüßen, sofern es sich gerade ergibt. Ich habe, so glaube ich, ein Auge dafür bekommen, wann der Protokollchef stark eingespannt und wann er entspannt ist.

Bisweilen bittet ein Pressesprecher auch um die Akualisierung eines Wikipedia-Artikels: → Artikelarbeit.

Museum Schnütgen in der Corona-Zeit

Eine gute Zusammenarbeit mit Pressesprecherinnen von GLAM-Institutionen bietet zudem oftmals Möglichkeit zur Museumsfotografie mit Stativ oder sogar an einem Montag, wo viele Museen geschlossen haben.

Benehmen/Kleidung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ohne Sicherheitsschuhe ging hier nichts!

Gutes Benehmen ist eine Grundvoraussetzung, um bei Presseterminen als Wikipedianer dauerhaft gerne gesehen zu sein. Dies bedeutet auch, sich nicht in den Vordergrund zu drängeln. Als Wikipedianer dreht sich nicht alles um mich.

Auf bunte, schreiende Kleidung verzichte ich natürlich. Als Fotograf stehe ich bei offiziellen Anlässen oft zwischen den (Ehren)Gästen in der ersten Reihe und dem Podium, auf der eine Preisverleihung oder der Eintrag in des Gästebuch/Goldene Buch der Stadt Köln stattindet. Da gebietet es der Respekt, sich angemessen zu kleiden.

Ansonsten versuche ich relativ unsichtbar zu bleiben. Dezent vom Rand aus fotografieren und Schuhe zu tragen, die einen nicht mit lautem „Klapp-Klapp“ ankündigen.

Auf einem Baustellentermin kann ich ggfs. auch im Hoodie, älterer Jeans und Sicherheitsheitsschuhen kommen. Bei offiziellen Anlässen trage ich gute schwarze Jeans, Hemd und Sakko, bei Trauerfeiern ist der schwarze Anzug mit Krawatte meiner Meinung nach Pflicht. In der Regel enthalten Presseinladungen keine Kleiderordnung, wenn doch mal, ist der Folge zu leisten.

Apropros Sicherheitsschuhe: Auf Baustellen sind diese Pflicht. Meistens stellt das Presseteam auch welche zur Verfügung, ich habe mir jedoch vor Jahren eigene gekauft, die sitzen dann doch besser.

Presseausweis vs. Redaktionsbestätigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einen offiziellen deutschen Presseausweis erhalten nur Journalisten, die hauptberuflich in dem Job arbeiten. Es gibt auch halbseidene Angebote im Internet, aber davon rate ich ab. Denn eigentlich braucht man ihn als Wikipedianer auch nicht.

Die von Wikimedia Deutschland ausgestellte Redaktionsbestätigung hat mir bis jetzt fast jede Tür geöffnet. Selbst von der Polizei bei Demos wird diese akzeptiert und nach kurzer Kontrolle lässt man mich die Polizeisperre passieren. Nur einmal musste ich länger warten, als die AfD ihren Parteitag in Köln abhielt und der Tagungsort weiträumig abgesperrt war. Der Polizist wollte mich mit der Redaktionsbestätigung nicht passieren lassen, telefonierte dann herum und blieb bei seinem Nein. Ich bat dann freundlich darum, beim Pressesprecher der Polizei nachzufragen. Dieser kam persönlich nach ca. 20 Minuten zum Kontrollpunkt, wir unterhielten uns kurz und er ließ mich passieren. Ich habe nicht den Parteitag dokumentiert, sondern für die Stadtchronik das ganze drumherum, siehe zweite Hälfte der Kategorie:„Bundesparteitag der AfD 2017 Köln“ sowie die beiden Unterkategorien zu den Gegendemos.

Akkreditierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besuch Bundeskanzlerin Angela Merkel im Rathaus Köln

Die meisten Pressetermine werden bekanntgegeben und ich gehe einfach hin. Bisweilen wird auch aus organisatorischen Gründen um Anmeldung gebeten.

Eine förmliche Akkreditierung ist in Köln nur selten erforderlich. In der Regel wenn der Bundespräsident, die Bundeskanzlerin oder andere hochrangige Staatsgäste empfangen werden. Dann muss ich Daten wie Personalausweisnummer, Geburtsdatum usw. vorab angeben, da das BKA eine Sicherheitsüberprüfung durchführt. Ich bin wohl unverdächtig, da ich bisher immer akkreditiert wurde. Am Tag des Staatsbesuchs muss ich mehr Zeit einplanen, um die Zugangskontrollen zu passieren und die Sprengstoffspürhunde der Polizei untersuchen zudem die Ausrüstung der Journalisten.

Ein Anspruch auf Akkreditierung besteht im übrigen nicht. Ob Berufsjournalisten sich das erstreiten könnten, weiß ich aber nicht.

Zusammenarbeit mit den Berufsfotografen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berufsfotografen heißen so, weil sie ihres Lebensunterhalt mit dem Fotografieren verdienen. Das bedeutet für mich, dass ich mich weder in den Vordergrund drängle (zugegeben bei meiner Körpergröße auch nicht notwendig) noch ihnen allzu sehr im Weg bin.

In den letzten Jahren habe ich die meisten Berufsfotografen der Presse in Köln kennengelernt und da man sich oft sehr früh vor den Terminen trifft, redet man auch miteinander. Sowohl über Kameratechnik als auch ein bisschen über Geld. Die meisten wissen mittlerweile, dass ich für Wikipedia fotografiere und dass ich mit den Fotos kein Geld verdiene. Angefeindet wurde ich noch nie deswegen. Ich weiß aber auch, dass Berufsfotografen es schon seit Jahren finanziell sehr schwer haben. Wer nicht das Glück hat, eine Festanstellung bei einer Tageszeitung zu haben, arbeitet freiberuflich und gibt seine Fotos an Agenturen. Und diese zahlen immer weniger. Viele Fotografen haben damit auch einen Zweitjob.

Bitte bedenkt das, wenn viele Fotografen an einem Termin teilnehmen. Jede Fotografin muss ihre Fotos machen, daher stelle ich mich oft hinten an, zumindest drängel ich mich nicht nach vorne, siehe oben. Diese Erfahrung teilen auch die Fotografen bei Festivalsommer, die lieber mal in die zweite Reihe zurücktreten, um den Berufsfotografen den Vortritt zu lassen.

Öfters trifft man Absprachen, in welcher Reihenfolge wer wen fotografieren soll.

Teamwork[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besuch Bundespräsident Steinmeier in Köln
Fotoposition vor dem und im Rathaus

Manche Termine kann oder muss man auch im Team durchführen. Sei es eine Großveranstaltung oder Demonstration mit zum Teil mehreren Bühnen oder wenn aus Sicherheitsgründen ein Positionswechsel nicht erlaubt ist. Zum Beispiel beim Besuch des Bundespräsidenten Steinmeier im Kölner Rathaus: Die Fotoposition vor dem Rathaus hatte ich eingenommen, im Rathaus hat Elya fotografiert.

Eine andere Form von Teamwork ist die Absprache untereinander. Superbass und ich stimmen uns ab, wer zu Hart aber fair, Maischberger. die woche oder Setterminen des Kölner Tatorts geht.

Zeitaufwand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da Fotografieren für mich ein Hobby ist, kann ich längst nicht jeden spannenden Termin wahrnehmen. Beruf geht eben vor.

WP:ANON[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Presse zum Amtsantritt von Henriette Reker als Oberbürgermeisterin von Köln

Bis zu einem gewissen Grad kann man natürlich versuchen, seine reale Identität für sich zu behalten. Spätestens bei offiziellen Akkreditierungen ist es damit vorbei. Zudem haben gerade auch Fernsehteams die Angewohnheit, sich gegenseitig zu filmen, so dass es schon öfters vorgekommen ist, dass ich kurz im Fernsehen zu sehen war. Damit muss ich leben.

Fototechnik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kamera[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ich fotografiere sowohl mit der eigenen Canon EOS 60D als auch der Canon EOS 5D Mark IV aus dem Lokal K (→ Lokal K-Hauskamera[1]). Als Objektive bei Presseterminen kommen zwei Zoomobjektive (24-70 mm und 70-200 mm) sowie bei Bedarf ein Weitwinkel zum Einsatz. Bei der 60D muss ich in Innenräumen in der Regel blitzen, bei der Canon 5D kann ich zum Glück meistens darauf verzichten: die Kamera ist zusammen mit den Objektiven so lichtstark und der Dynamikumfang so groß, dass auch ein Hochdrehen des ISO-Wertes (Lichtempfindlichkeit) auf 1600 noch fast rauschfreie Fotos ermöglicht.

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ich fotografiere die letzten Jahre ausschließlich im RAW-Format, um aus den Fotos in LightRoom[2] das Beste herauszuholen.

Zur Entwicklung gehört für mich auch die Wahl eines Ausschnittes aus dem Foto. Ich schneide bildunwichtige Teile ab, damit die Konzentration auf den eigentlichen Bildinhalt gelingt. Auch versuche ich, gewisse fotografische Grundregeln dadurch umzusetzen, z.B. den Goldenen Schnitt. Und das Seitenverhältnis ist mir, wo möglich, auch wichtig: 4:3, 3:2, 16:9 oder auch 1:1 sind meine Favoriten.

Nach der Auswahl und dem Beschnitt folgt noch die Ausrichtung (ich mag keine schiefen Fotos!), ggfs. Anpassung Farbtemperatur und Tonwert..

Auswahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ich wähle bewusst die aussagekräftigsten Fotos des Ereignisses aus. 5 x dasselbe Motiv mit minimalen Änderungen der sich bewegenden Hand einer Rednerin werden gelöscht oder versauern auf meiner Festplatte. Wobei ich durchaus ein Freund davon bin, ein Ereignis von Anfang bis Ende zu dokumentieren. Das bedeutet dann durchaus 143 Fotos einer Begräbnisfeier. Aber nicht 500 oder so.

Nur der Form halber erwähne ich hier, dass ich Fotos von Personen, auf denen diese unglücklich getroffen sind, nicht hochlade. Z.B. geschlossene Augen, Grimasse beim Reden, das Kölschglas am Mund usw. Beschwerden sind garantiert. Ab und zu ist es auch schon vorgekommen, dass mich eine von mir fotografierte Person angeschrieben oder angerufen hat, da sie sich von mir unglücklich getroffen fühlte. Entweder habe ich dann nochmal das Foto gegen ein vorhandenes getauscht oder die Person eingeladen, ein eigenes Foto zu schicken, natürlich mit urheberrechticher Freigabe durch die Fotografin.

Hochladen nach Commons[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Direkt aus LightRoom lade ich mit dem Plugin LrMediaWiki direkt nach Wikimedia Commons hoch. Ein Copy&Paste-Fehler im Dateinamen, einer Kategorie usw. bedeutet bei einem Upload von 20–100 Fotos eines Pressetermins viel Nacharbeit mit Tools wie VisualFileChange, massrename, HotCat, Cat-a-lot usw. Daher lade ich meistens erst ein Foto hoch, kontrolliere alles auf Commons und lade dann den Rest hoch. Aus Erfahrung lernen … *hust*

Artikelarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einbinden in Wikipedia-Artikel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einen nicht unbeachtlichen Teil der Nachbearbeitungszeit verbringe ich damit, Fotos des Ereignisses in Artikel in allen Sprachen unterzubringen. Sei es zum Ereignis selber oder Porträts bei den Personenartikel. Wobei ich, so hoffe ich, selbstkritisch genug bin, um nicht blind bessere Fotos Dritter aus einem Artikel zu werfen. Bei längeren Personenartikeln kann ggfs. mein aktuelles Foto eine Bereicherung des Artikel zu vorhandenen Fotos der Person in jüngeren Lebensjahren sein. Gefühlt deutlich schlechtere Fotos ersetze ich auch bisweilen. Lasse mich bei einem Revert aber nie auf einen Editwar ein. Lohnt einfach nicht.

Textliche Aktualisierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ich bin kein exzellenter Artikelschreiber, daher beschränkt sich meine Artikelarbeit oft auf Aktualisierungen. Ich kenne die Belegregeln, denke jedoch auch, dass unkritische, sachliche Fakten durchaus auf Basis von Pressemeldungen belegt werden können. Z.B. wenn eine neue Dezernentin ihr Amt antritt oder wenn ein Schriftsteller eine Auszeichnung erhält.

Bisweilen kommt es vor, dass mich ein Pressesprecher, vor allem von den GLAM-Institutionen, um eine Artikelaktualisierung bittet. Bis jetzt waren fast alle derartigen Anfragen sachlich, unkritisch und belegbar.

Diverses[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachnutzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bisweilen kommt es zu sehr erfreulichen Nachnutzungen meiner Fotos, die mich auch ein wenig stolz machen. So hat die französische Botschaft in Deutschland mein Foto des Botschafters eine zeitlang auf der Botschaftsseite verwendet. Oder der damalige Botschafter der Ukraine für sein Twitterprofil.

„Belohnung“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Belohnt wurde ich natürlich nicht mit Geld, aber oft mit besonderen Ausblicken und Zugang zu Örtlichkeiten, die ansonsten unmöglich sind.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ähnliches Thema: Wikipedia:Fototipps/Anlass-Fotografie

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Siehe auch den Technikpool für Kameras & Co. von WMDE, WMCH und WMAT
  2. Siehe auch die Möglichkeit von Software-Stipendien durch WMDE, WMAT und WMCH