Benutzer:Redrobsche/The Plumb-pudding in danger

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The Plumb-pudding in danger – or – State Epicures taking un Petit Souper (James Gillray)
The Plumb-pudding in danger – or – State Epicures taking un Petit Souper
James Gillray, 1805

The Plumb-pudding in danger – or – State Epicures taking un Petit Souper ist eine Karikatur von James Gillray, die am 26. Februar 1805 erschien und den französischen Kaiser Napoleon sowie den britischen Premierminister William Pitt den Jüngeren bei der Aufteilung der Welt zeigt. Sie gilt als bekannteste Karikatur Gillrays sowie als eine der berühmtesten Karikaturen überhaupt und bildete die Vorlage für viele weitere Karikaturen.

Historischer Kontext[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

William Pitt der Jüngere (links) und Napoleon (rechts) sitzen an einem Tisch, der mit einer weißen Tischdecke bedeckt ist und auf dem sich neben zwei Tellern auch eine Weltkugel in Form eines dampfenden Plumpuddings befindet. Vor jedem den beiden befindet sich ein goldener Teller. Auf Pitts ist das Wappen des Vereinigten Königreichs zu sehen, auf Napoleons die Kaiserkrone. Auf Pitts Stuhllehne ist ein auf seinen Hinterbeinen stehender gekrönter britische Löwe zu sehen, der eine Union Flag hochhält. Napoleons Stuhllehne ziert ein gekrönter Reichsadler, der eine Jakobinermütze umklammert.[1]

Napoleon trägt einen riesigen Federhut und eine blaue französische Uniform. Er wird als kleinwüchsig dargestellt und muss deshalb von seinem Stuhl aufstehen, um an den Plumpudding heranzureichen. Mit gierigem Blick sticht er seine zweizackige Gabel in das Kurfürstentum Hannover und schneidet sich Kontinentaleuropa ohne Skandinavien, Russland und Teile Norddeutschlands mit einem Säbel ab.[2][3]

William Pitt ist länglich gezeichnet. Über seine Haltung und Mimik gibt es verschiedene Meinungen. Julia Quante bezeichnet beide als verkrampft.[3] Werner Greiling beschreibt die Mimik als besorgt[2] und Mary Dorothy George als misstrauisch.[1] Laut Gillrays Zeitgenossen Karl August Böttiger sitzt Pitt jedoch locker und bequem voller Behaglichkeit und Selbstzuversicht am Tisch, „ein halb verwunderndes, halb spottendes Lächeln auf den Lippen“.[4] Auch die National Portrait Gallery beschreibt Pitt als ruhig, sorgfältig und selbstsicher.[5] Er hat seine dreizackige Gabel in den Atlantik gestochen und schneidet sich mit einem Messer die westliche Hemisphäre ohne die britischen Inseln ab. Auf dem Globus werden die Westindischen Inseln gesondert aufgeführt.

Am rechten oberen Rand der Karikatur befindet sich ein dreigeteilter Titel:

“The Plumb-pudding in Danger: – or – State Epicures taking un Petit Souper – ‘the great Globe itself, and all which it inherit’, is to small to satisfy such insatiable appetites.”

„Der Plumpudding in Gefahr: – oder – Staats-Epikureer nehmen ein kleines Abendessen zu sich – ‚der große Globus selbst und alles was er erbt‘ ist zu klein, um einen solchen unersättlichen Appetit zu stillen.“

Interpretation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der Tatsache, dass der Plumpudding in der Regel heiß gegessen wird, sieht Julia Quante im dargestellten Dampf auch einen Hinweis darauf, dass die Weltaufteilung eine heiße Sache sei.[3]

Die Verwendung des Buchstabens „b“ in der Schreibweise von „Plumpudding“ gibt es verschiedene Meinung. Während Julia Quante es als eine ältere Schreibweise ansieht[3], verkehrt sich für Werner Greiling die Bedeutung damit von „Pflaume“ zu „Blei“, was er als eine Anspielung auf Bleikugeln bzw. Kanonenkugeln interpretiert.[2] Quante spekuliert darüber hinaus, dass Gillray mit der Verwendung von „plum“ auch dessen zweite Bedeutung als „etwas sehr Erschrebenswertes“ anklingen lassen wollte.[3]

Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie auch seine anderen Karikaturen, veröffentlichte Gillray The Plumb-pudding in danger nicht in einer Zeitung, sondern verkaufte Kopien im Laden seiner Herausgeberin Hannah Humphrey in der New Bond Street in London. Sie kosteten etwa fünf Shilling und wurden auch leihweise zur Verfügung gestellt. Die Radierungen wurden von jungen Malern mit Wasserfarben koloriert.[6]

In Deutschland erschien die Karikatur bereits kurze Zeit nach der Veröffentlichung im 14. Heft von Friedrich Justin Bertuchs Zeitschrift London und Paris. Da Bertuch mit seinen Veröffentlichungen in Rückstand geraten war, erschien das Heft erst im Frühjahr 1805, obwohl es auf das Jahr 1804 datiert ist. Neben der Karikatur wurde auch ein zehnseitiger Kommentar von Karl August Böttiger veröffentlicht.[2]

Nachwirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das British Museum besitzt eine Kopie der Karikatur, die 2005 in der Ausstellung Nelson and Napoleon im National Maritime Museum und 2015 in der Ausstellung Bonaparte and the British im British Museum präsentiert wurde.[7] Das Metropolitan Museum of Art präsentierte seine Kopie 2011 und 2012 in der Ausstellung Infinite Jest: Caricature and Satire from Leonardo to Levine.[8]

Adaptionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dank zahlreicher Adaptionen gehört The Plumb-pudding in danger zusammen mit John Tenniels Karikatur Der Lotse geht von Bord zu den am meisten nachgeahmten Karikaturen überhaupt.[9] Julia Quante sieht den Grund dafür in der Übertragung komplizierter Beziehungen in ein einfaches, alltägliches Bild, denn der sprichwörtliche Kampf um den Anteil am Kuchen sei in vielen Kulturen bekannt.[10]

Die Theilung von Ludwig Adam Kelterborn (1833)

Bereits 1833 veröffentlichte Ludwig Adam Kelterborn seine Karikatur Die Theilung, die sich auf die Basler Kantonstrennung bezieht. Darauf wurden Pitt durch einen Städter und Napoleon durch einen Bauern ersetzt, die gemeinsam einen Käselaib zerteilen, der das Kantonsgebiet darstellt. Der Städter kann sich mit seiner vornehmen Gabel und seinem schartigen Messer nur die drei Gemeinden Basel, Riehen und Bettingen sichern. Im Gegensatz dazu schneidet sich der Bauer mit Schwert und Heugabel den deutlich größeren Teil ab. Die Heugabel steckt dabei in den Gemeinden Diepflingen, Gelterkinden und Reigoldswil, die zuvor als stadttreu bekannt waren.[11]

Die Karikatur The Plum-Pudding in Danger! von Richard Cole erschien am 27. Dezember 1996 im Guardian.[12] Sie zeigt den deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl und den Vorsitzenden der Labour Party und Oppositionsführer Tony Blair bei der Zerteilung des konservativen Premierministers John Major. Damit illustriert sie nach Meinung von Julia Quante die Schwierigkeiten Majors bezüglich der europäischen Finanzpolitik. Auf der einen Seite würde eine harte Linie zu Ärger mit den europäischen Partnern führen, ein Einlenken jedoch die Reputation im eigenen Land zerstören.[13]

Eine Karikatur von Nicholas Garland, die am 16. Juni 1998 im Daily Telegraph erschien, zeigt zwei glatzköpfige englische Hooligans, die einen Fußball mit der Aufschrift „English Football“ zerteilen. Einen Tag zuvor hatte die englische Nationalmannschaft ihr Auftaktspiel bei der Fußball-WM 1998 in Frankreich gegen Tunesien gewonnen. Dieser Erfolg wurde jedoch durch Ausschreitungen englischer Fans überschattet.[14][15]

Am 7. Dezember 2000 veröffentlichte Horst Haitzinger seine Karikatur Nizza 2000 in der Badischen Zeitung. Auf ihr wurden Pitt durch den französischen Präsidenten Jacques Chirac und Napoleon durch den deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder ersetzt. Statt der Weltkugel zerteilen sie nun eine Kugel mit der Aufschrift „EU“. Im Hintergrund hängt Gillrays Original an der Wand. Anlass für die Karikatur war die Tagung des Europäischen Rats in Nizza, auf der der Vertrag von Nizza beschlossen wurde.[16]

Steve Bell veröffentlichte am 24. Juni 2005 im Guardian seine Karikatur The Bum Pudding in Danger – or – ‘That′s M′boy!’ (deutsch: Der Hintern-Pudding in Gefahr – oder – ‚Das ist mein Junge!‘).[17] Auf ihr ersetzt die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher Pitt und der amtierende Premierminister Tony Blair Napoleon. Gemeinsam zerteilen sie den damaligen EU-Kommisionspräsidenten José Manuel Barroso, der übergewichtig und zusammengekauert dargestellt wird. Blair schneidet sich Barrosos Gesäß ab, auf dem die Europakarte zu sehen ist. Seine Gabel steckt dabei im Baltikum. Thatchers Gabel steckt in Barrosos Kopf und ihr Messer zerteilt ihn in der Mitte. Laut Julia Quante kann sich das „Bum“ im Titel sowohl auf das Gesäß Barrosos als auch auf die Bedeutung „etwas schnorren“ beziehen, mit der man die britische Politik gegenüber der EU beschreiben könnte. Den Ausspruch „That′s M′boy!“ legt Bell, nach Sicht von Quante, Thatcher in den Mund. Sie bezieht dieses Lob wahrscheinlich auf Blair, der die britische EU-Politik in ihrem Sinne fortführte. Allerdings ist es für Quante auch möglich, dass er auf Barroso bezogen ist, der vor allem bei der Etat-Gestaltung von Großbritannien abhängig ist und trotz seiner Zerteilung stillhält.[18]

Auf dem Cover seines Weihnachtsspezials vom 10. Dezember 2016 zeigte The Spectator eine Karikatur von Peter Brookes, bei der Pitt durch den amerikanischen Präsidenten Donald Trump und Napoleon durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin ersetzt wurde. Beide tragen auf den Originalhüten jeweils einen Papierhut. Außerdem trägt Trump ein für ihn typisches roten Truckerhat mit der Aufschrift „Make America Great Again“. Auf Putins Hut befindet sich eine russische Pelzmütze. Außerdem ist an ihm ein Bild von Putin mit nacktem Oberkörper befestigt. Die beiden zerteilen die Weltkugel, wobei Putin sich vor allem den Mittleren Osten sichert.[19]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Mary Dorothy George: Catalogue of Political and Personal Satires in the British Museum, Band VIII, 1947, (Auszug auf den Webseiten des British Museum).
  2. a b c d Werner Greiling: Napoleon der Große? Das Napoleonbild im Ereignisraum Weimar-Jena. In Andreas Klinger, Hans-Werner Hahn, Georg Schmidt (Hrsg.): Das Jahr 1806 im europäischen Kontext. Balance, Hegemonie und politische Kulturen, Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2008, ISBN 978-3-412-19206-8, S. 329–348, hier: 329–330.
  3. a b c d e Julia Quante: Drawn into the Heart of Europe? 2013, S. 136–140.
  4. Karl August Böttiger: Der Pudding in Gefahr, oder Staats-Epikureer, die ihr kleines Abendmahl zu sich nehmen. 1804, S. 250.
  5. 'The plumb-pudding in danger: - or - state epicures taking un petit souper' (William Pitt; Napoléon Bonaparte). In: Webseiten der National Portrait Gallery. Abgerufen am 29. Juli 2018 (englisch).
  6. Cartoonist who made all the prints unfit for news. In: The Daily Telegraph. 24. Juni 2000, abgerufen am 10. Juni 2018 (englisch).
  7. The plumb-pudding in danger: -or- state epicures taking un petit souper. In: The British Museum Collection online. Abgerufen am 29. Juli 2018 (englisch).
  8. The Plumb-Pudding in Danger;–or–State Epicures Taking un Petit Souper. In: Webseiten des Metropolitan Museum of Art. Abgerufen am 29. Juli 2018 (englisch).
  9. Sofi Siete: CLIPDA CXXVI: el pudin de ciruela de James Gillray. In: Vetustideces bei Blogspot. 24. Oktober 2016, abgerufen am 9. Juni 2018 (spanisch).
  10. Julia Quante: Drawing into the Heart of Europe? 2013, S. 140.
  11. Die Teilung, 1833. In: Geschichte des Kantons Basel-Landschaft. Abgerufen am 3. Juni 2018 (Bis zu Bild 34 scrollen).
  12. PC1888 - "The plum-pudding in danger!" In: British Cartoon Archive der University of Kent. Abgerufen am 9. Juni 2018.
  13. Julia Quante: Drawing into the Heart of Europe? 2013, S. 241.
  14. Julia Quante: Drawing into the Heart of Europe? 2013, S. 147.
  15. PC3828 – [no caption]. In: British Cartoon Archive der University of Kent. Abgerufen am 9. Juni 2018.
  16. Karikatur von Haitzinger zu den Herausforderungen auf der Tagung des Europäischen Rates in Nizza (7. Dezember 2000). In: Webseiten des CVCE. Abgerufen am 3. Juni 2018.
  17. 71761 - The Bum Pudding in Danger - or - "That's M'boy!" In: British Cartoon Archive der University of Kent. Abgerufen am 6. Juni 2018.
  18. Julia Quante: Drawing into the Heart of Europe? 2013, S. 140–143.
  19. The Spectator, 10. Dezember 2016 (online).

Kategorie:Karikatur Kategorie:Werk über Napoléon Bonaparte Kategorie:William Pitt der Jüngere Kategorie:Koalitionskriege in Kunst und Literatur