Benutzer:SonniWP/Kongobahn

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Deutsches Kolonial-Lexikon (1920), Band II, S. 353 f. Kongobahnen. 1. Matadi-Léopoldville. 2. Stanleyville-Ponthierville. 3. Kindu-Kongolo. Das ausgedehnte und fruchtbare Gebiet der belgischen Kongokolonie wird in seinem Wert besonders gehoben durch ein vorzügliches Netz schiffbarer Ströme. Der Kongo (s.d.) und seine Nebenflüsse sind auf etwa 9700 km Länge schiffbar, davon kommen auf den Kongo selbst etwa 2700 km. Der Kongo hat indes drei nicht schiffbare Strecken: nahe der Mündung im Westen die Wasserfälle zwischen Matadi und Stanleypool oder Léopoldville; im nordöstlichen Teile seines hufeisenförmigen Gesamtlaufes die Stanleyfälle zwischen Stanleyville und Ponthierville, und weiter südlich im südöstlichen Teil des als "Lualaba" bezeichneten Oberlaufes die Stromschnellen zwischen Sendwe und Porte d'Enfer (Höllentor). Erst durch Umgehung dieser drei zusammen etwa 1000 km langen Stromstrecken mit Eisenbahnen - im ganzen 882 km - wird der ganze Kongo für den durchgehenden Verkehr nutzbar. Diese drei Umgehungsbahnen sind für die beiden unteren Strecken vor längerer Zeit, für die letzte obere Strecke seit kurzem vollendet; sie sind also nur als Zwischenglieder der großen schiffbaren Wasserstraße des Kongo gedacht und ausgeführt. 1. Die Bahn Matadi-Léopoldville: Für die erste Kataraktenbahn Matadi- Léopoldville wurde im Jahre 1887 der "Compagnie du Congo pour le commerce et l'industrie" eine Konzession erteilt. Nach Ausführung der Vorarbeiten wurde im Jahre 1889 die Gesellschaft der Kongo-Eisenbahn (Compagnie du chemin de fer du Congo) mit einem Kapital von 25 Mill. Fr. gegründet; 10 Mill. dieser Aktien übernahm der Staat, den Rest von 15 Mill. verschiedene Banken. Die Spurweite wurde auf 75 cm festgesetzt, aber der Unterbau so ausgeführt, daß die europäische Vollspur später ohne weiteres hergestellt werden kann. Im März 1898 erreichte die Bahn ihr Ziel Stanley-Pool und konnte im Juli desselben Jahres in ganzer Ausdehnung eröffnet werden. Die Anlagekosten wurden wesentlich höher als veranschlagt, nämlich im ganzen 82 Mill. Fr., das sind rund 164000 M/km. Die Bahn ist Eigentum der Compagnie des chemins de fer du Congo und trotz ihrer hohen Baukosten als ein glänzender finanzieller Erfolg anzusehen; die Konzession ist der Gesellschaft auf 99 Jahre vom Tage der Betriebseröffnung an erteilt; auch wurde ihr ein Landbesitz von 616.000 ha überwiesen. Der belgische Staat ist mit 25 Mill. Fr. beteiligt und hat ein Rückkaufsrecht vom 1. Juli 1916 an. Seit dem Jahre 1900 hat die Reineinnahme der Bahn das Anlagekapital im allgemeinen mit 10% und mehr verzinst. Da man infolge der starken Steigerung des Verkehrs befürchtet, daß die Leistungsfähigkeit der Bahn mit ihrer schmalen Spur und dem schwachen Oberbau bald an ihrer Grenze ankommen werde, so wird schon jetzt der Plan eines Umbaus in die 1 m oder Kapspur unter entsprechender Verbesserung der Linienverhältnisse erwogen. Am oberen Endpunkt der Kongobahn, bei Stanley- Pool, erweitert sich der mächtige Strom seenartig. und hier beginnt die große 1600 km lange Wasserstraße, die sich bis zu den - Stanleyfällen erstreckt; sie wird seit dem Jahre 1893 mit Dampfschiffen befahren. 2. Die zweite Umgehungsbahn Stanleyville-Ponthierville wurde von der im Jahre 1902 gegründeten "Compagnie des chemins de fer du Congo supérieur aux grands lacs Africains" mit der 1 m-Spur von 1903 bis 1906 erbaut und 127 km lang, am 1. Sept. 1906 eröffnet. Die Konzession ist auf 99 Jahre erteilt unter Bewilligung von 4 Mill. Hektar an Land und Wald. Auf das Kapital von 25 Mill. Fr. = 20 Mill. M garantiert die Regierung 4% für Verzinsung und Tilgung innerhalb 99 Jahren. Im Jahre 1908 wurde die Bahn dem Betrieb endgültig übergeben. Dieselbe Gesellschaft erhielt auch die Konzession zu der 3. Umgehungsbahn zwischen den Fällen von Sendwe und Porto d'Enfer, von Kindu nach Kongolo. Die stromaufwärts anschließende Wasserstraße Ponthierville-Kindu, 320 km, deren Betrieb der "Gesellschaft der Eisenbahnen vom oberen Kongo zu den großen afrikanischen Seen" durch das Übereinkommen vom 22. Juni 1903 übertragen wurde, ist im allgemeinen etwa 2000 m breit und mit Inseln durchsetzt, an einzelnen Stellen in der Breite auf 600 in eingeschränkt. Schiffe bis zu 100 t verkehren hier zu allen Jahreszeiten und legen den 320 km langen Weg stromaufwärts in drei, stromabwärts in zwei Tagen zurück. Der Frachtdienst wird von 4 Schleppdampfern bewirkt. 3. Die dritte Umgehungsbahn Kindu-Kongolo, 355 km lang, ebenfalls in 1 m-Spur hergestellt, hält sich zunächst nahe dem linken Ufer des Lualaba, das sie bei Lufubu verläßt, um in südsüdöstlicher Richtung weiterzugehen und unmittelbar stromaufwärts von Porto d'Enfer gegenüber der Insel Kongolo, einige Kilometer nördlich von Buli, zu endigen. Die Arbeiten haben an dieser Strecke im Jahre 1906 begonnen, und die Gleisspitze ist Ende Dez. 1910 an dem stromab gelegenen Ende der oberen Haltung Bukama-Kongolo angelangt, und damit der Verkehr der schiffbaren Wasserstraße des oberen Lualaba von Kongolo bis Bukama, rund 1440 km von Stanleyville, angeschlossen. Der Betrieb wurde im Jahre 1911 eröffnet. Die Bahngesellschaft der Großen Seen hatte die Ausgabe von weiteren 25 Mill. Fr. zur Beschleunigung der Bauarbeiten an der letzten Strecke Lufubu-Buli veranlaßt. Die Bahnstrecken Stanleyville-Ponthierville und Kindu-Kongolo sind mit Fernsprecher ausgerüstet. Auf der Strecke Ponthierville-Kindu ist der Wasserstraßenbetrieb mit 6 Schiffen von 30-100 t Raumgehalt eingerichtet. In der Nähe von Ponthierville sind Lager von Kohlenschiefer aufgefunden, die wertvolle Brennstoffe für die Bahn in Aussicht stellen. Die Kosten der Bahnen belaufen sich auf rund 66000 Fr. für das Kilometer, sind also gegen die der früheren Bauausführungen erheblich ermäßigt. Die obere Wasserstraßenhaltung Kongolo-Kalengwe gestattet Dampfern die Durchfahrt bis Bukama, unterhalb der Stromschnellen von Kalengwe, auf etwa 640 km, bis an die Nordgrenze des Erzgebietes von Katanga. Der erste Abschnitt, 420 km, von Porto d'Enfer bis zum See von Kisale, ist das ganze Jahr über schiffbar und erfordert nur stellenweise Baggerungen. Dagegen erheischte der zweite Abschnitt, die Durchfahrt durch den See von Kisale, größere Arbeiten, weil der See bei geringer Tiefe von Papyrusstauden und Wasserpflanzen durchwachsen ist. Dahinter folgt ein dritter schiffbarer Abschnitt von 100 km bis zur Höhe des Sees Kabele; von hier bis Bukama, zum Fußpunkt der Stromschnellen von Kalengwe, 120 km lang, nimmt die Strombreite von 800 auf 60 in ab; hier bedarf es einiger Kanalisierungsarbeiten, um eine das ganze Jahr hindurch schiffbare Wasserstraße zu gewinnen. Diese Arbeiten sollten so gefördert werden, daß wenn die erste Lokomotive nach Kongolo vordringe, gleichzeitig die Verkehrsstraße bis nach Kalengwe, nahe bei den ersten Zinngruben, für den Dampferverkehr offen stehe. Damit ist nunmehr die große Kongo-Straße, der sog. "Transcongolais", vollendet und der Katangabezirk durch eine ausschließlich belgische Verkehrslinie mit dem Atlantischen Ozean in Verbindung gesetzt. Die ganze 3440 km lange Verkehrsstraße besteht hiernach aus folgenden Abschnitten:   Bahn: Wasserstr.: 1. Matadi-Mopoldville 400 km - 2. Leopoldville-Stanleyville - 1600 km 3. Stanleyville-Ponthierville 127 km - 4. Ponthierville-Kindu - 320 km 5. Kindu-Kongolo (Buli) 355 km - 6. Kongolo-Kalengwe-Bukama - 640 km Zusammen 8442 km   Hieran schließt sich seewärts noch die Wasserstraße Banana-Matadi, 125 km lang, mit den Häfen Boma und Matadi. Für die Benutzung der Wasserstraße drängt sich allerdings das schwerwiegende Bedenken auf, daß ein siebenmaliges Umladen zwischen Schiff und Eisenbahn erforderlich sein würde. Baltzer.