Benutzer:Timk70/Sinterklaas

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Sinterklaas und Zwarte Piet bei der „Intocht van Sinterklaas“ (deutsch Ankunft von Sinterklaas) im November

Sinterklaas ist die niederländische Bezeichnung für eine volkstümliche, an den historischen Nikolaus von Myra angelehnte Gestalt. Er ist Hauptfigur eines Kinderfestes, das am 5. Dezember in den Niederlanden, am 6. Dezember in Belgien sowie in vielen ehemaligen niederländischen Kolonien gefeiert wird. Er trägt seine Bischofskleidung, einen roten Rauchmantel und einen Bischofsstab. Sein Begleiter ist traditionell der Zwarte Piet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Feier im Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Das Sankt Nikolausfest von Jan Steen (1663/1665) ist gut zu erkennen, was den Kindern in ihre Schuhe gelegt wurde: Kuchen, Süßigkeiten und Spielsachen.

Das Volksfest St. Nikolaus entstand in Westeuropa ab dem 13. Jahrhundert und geht zurück auf den heiligen Nikolaus von Myra, dessen Sterbetag der 6. Dezember ist. Das Fest wurde in deutschen und nordfranzösischen Klosterschulen gefeiert. Während eines Mirakelspiels erschien der Heilige vor den Kindern, und er beschenkte die fleißigen Schüler und ermahnte die faulen.[1] Aus der Normandie stammt eine Überlieferung, die besagt, dass ein Lehrer einer Klosterschule sich als Nikolaus verkleidete und die Kinder zu ihrem Verhalten befragte.[2] Von ca. 1300 bis ca. 1600 fielen die Sankt-Nikolaus-Feier mit den Kinderbischofsspielen zusammen, bei denen am 6. Dezember ein Kinderbischof und seine „Kaplänen“ gewählt wurden. Sie wurden bis zum 28. Dezember, dem Tag der Unschuldigen Kinder, mit Lebensmitteln und Geschenken beschenkt.[3]

Andere Kinder erhielten Geld und bekamen zur Feier des 6. Dezember einen freien Tag. Die wahrscheinlich älteste Erwähnung dazu stammt von einer Rechnung aus Dordrecht aus dem Jahr 1360.[4] 1363 schenkte der Herr von Gouda, Johann von Blois, in Dordrecht „den Schülern zur Feier des St.-Nikolaus-Festes und seines Bischofs 5 Pfund und 4 Schillinge.“ Im Jahr 1403 wurden „zu Ehren ihres Schutzpatrons St. Nikolaus Honig, Nikolauskuchen und Kuchen an die Kinder“ verteilt.[5]


Nikolausmärkte, Kinderumzüge und Volksfeste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Spätmittelalter entstanden Nikolausmärkte und -kirmesse, vor allem in den dem heiligen Nikolaus geweihten Kirchen. Nach dem Besuch der Kirche kauften die Menschen auf dem Markt die Geschenke für das Nikolausfest. Der „speculaasvrijer“ war ein charakteristisches Geschenk. Es war eine Puppe aus Spekulatius, die ein Junge einem Mädchen schenkte. Wenn sie den Nikolauskuchen entgegen nahm, war das ein gutes Zeichen für die Beziehung. Der Brauch geht möglicherweise auf die Funktion des Heiligen Nikolaus als „hijlickmaker“ zurück, in der Legende, in der er drei Jungfrauen eine Mitgift schenkt.

Im 15. und 16. Jahrhundert gab es am Abend des 5. Dezember sogenannte Kinderumzüge. Kinder und Jugendliche, von denen einige als Bischöfe verkleidet waren, zogen durch die Straßen und baten Passanten um „Bischofsgeld“. Die Umzüge wurden immer wilder und lauter und wurden schließlich im 17. Jahrhundert verboten. Ähnliche Traditionen gibt es noch in anderen Ländern, wie das Chlausjagen.[6]

Das Sankt-Nikolaus-Fest wurde in größeren Städten zu einem turbulenten Volksfest, das manchmal zu Ausschreitungen und öffentlicher Trunkenheit führte. Neben seiner Funktion als Kinderfest hatte das Nikolausfest vor allem im 17. und 18. Jahrhundert auch eine sexuelle Bedeutung. Das geht aus den Liedern aus dieser Zeit hervor. Aus dem 18. Jahrhundert sind viele Lieder bekannt, in denen ein Mädchen den Heiligen Nikolaus als „hijlickmaker“ um einen Partner bittet, die so genannten Jungfrauengebete.[7]

Kritik aus protestantischen Kreisen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verbot des Marktes am Sinterklaasabend durch den Magistrat der Stadt Delft (1600)

Nach dem niederländischen Aufstand gegen Philipp II. von Spanien gab es aus protestantischen Kreisen zunächst heftigste Kritik gegen das Sinterklaasfest wegen der katholischen Heiligenverehrung. Kirchenkreise versuchten das Sinterklaasfest abzuschaffen, weil dies zu viele heidnische und katholische Elemente enthielte. Um 1600 wurde in Delft das Feiern des Sinterklaasfestes verboten, dem sich weitere Gemeinden anschlossen. Auch der Kirchenreformer Martin Luther sprach sich gegen dieses Fest aus. Das Fest war aber selbst bei der überwiegend protestantischen Bevölkerung schon so populär geworden, dass dieses Bestreben wenig Erfolg zeigte.[8]

Verbindung mit Spanien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ankunft per Schiff in ’s-Hertogenbosch, 2005

Der niederländischen Tradition nach reist Sinterklaas jedes Jahr aus Spanien an. Der heilige Nikolaus wurde in Patara geboren, das heute in der Türkei liegt. Im Jahr 280 gehörte dies zum ehemaligen Byzantinischen Reich. Später wurde er Bischof von Myra. Er nahm unter anderem am Ersten Konzil von Nicäa teil. Er starb am 6. Dezember 342. Nachdem die Muslime dieses Gebiet erobert hatten, wurden die sterblichen Überreste des Heiligen nach Bari gebracht, ins Königreich beider Sizilien, wo Karl V. später König wurde. Sein Sohn Philipp II. erbte die Niederlande, Spanien und das Königreich beider Sizilien. Aus dieser Zeit stammt die Überlieferung, dass Sinterklaas aus Spanien kommt. Der heilige Nikolaus ist auch der Schutzpatron der Seefahrt.

Traditionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sinterklaas und Zwarte Piet mit einem Schimmel auf den Dächern (1850)

Ankunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Tradition nach reist Sinterklaas jedes Jahr mit dem Dampfschiff, meist Pakjesboot 12, aus Spanien an. Die Ankunft von Sinterklaas mit seinem Gefolge in den Niederlanden ist heutzutage der offizielle Starttermin der Sinterklaaszeit. In Amsterdam wird schon seit 1934 jährlich die Ankunft von Sinterklaas gefeiert. Die Ankunft findet im November am ersten Samstag nach dem Martinstag statt, ungefähr drei Wochen vor dem Feiertag und wird alljährlich im niederländischen Fernsehen ausgestrahlt. Jedes Jahr darf eine andere Stadt die Hauptankunft organisieren. In Belgien ist Antwerpen der wichtigste Ankunftort. Andere Städte mit der Möglichkeit, dass ein Schiff anlegen kann, inszenieren eigene Ankünfte.

Schuh aufstellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen der offiziellen Ankunft von Sinterklaas (Mitte November) und dem Abend des 5. Dezember stellen die Kinder abends ihre Schuhe vor den Kamin, vor die Zentralheizung oder an die Hintertür. Im Schuh wird oft eine Zeichnung für Sint Nicolaas oder etwas Leckeres für das Pferd gestopft. Der Überlieferung nach reitet Sinterklaas auf einem Schimmel über die Dächer und kommt mit seinem Helfer Zwarte Piet durch den Schornstein in die Häuser, um den dort wohnenden Kindern Geschenke zu bringen. Am nächsten Morgen finden die Kinder Süßigkeiten oder ein kleines Geschenk im Schuh. Ein traditionelles Geschenk sind Schokoladenbuchstaben.

Pakjesavond[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das eigentliche Fest wird am Abend des 5. Dezember gefeiert, dem Vorabend des heiligen Tages. Im Süden der Niederlande und in Teilen von Belgien wird Sinterklaas am Abend des 6. Dezember gefeiert. Am Pakjesavond bringt Sinterklaas Geschenke, vor allem Spielzeug für die Kinder. Oft kommen die Geschenke mit einem Sinterklaas-Gedicht, manchmal sind sie als surprise verpackt. Sinterklaas-Lieder werden gesungen und spezielle Süßigkeiten wie pepernoten, taaitaai, chocoladeletters und borstplaat werden gegessen.

Dieser „Päckchenabend“ geht zurück auf einen vorchristlichen Brauch, bei dem Geschenke in der Runde verteilt wurden. Äpfel und Nüsse waren dabei herbstliche Symbole der Fruchtbarkeit des Bodens. Dieser Streuabend nahm im Laufe der Zeit den Platz des eigentlichen Sinterklaasfestes ein.

Regionale Unterschiede und „Konkurrenz“ durch den Weihnachtsmann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Sinterklaasfest wird in den gesamten Niederlanden gefeiert, außer im friesischen Dorf Grouw. Dort feiert man am 21. Februar Sint-Piter. Außer dem Namen, seiner Herkunft (Sint-Piter ist eine Personifikation vom heiligen Petrus) und der Farbe seines Mantels (weiß statt rot), ist Sint-Piter fast identisch mit Sinterklaas.

Auf den Friesischen Inseln weicht das Brauchtum stark vom Rest der Niederlande ab. Dort feiert man am 5. Dezember Sunderklaas. In den Straßen laufen die Männer maskiert herum, während Frauen und Kinder zuhause bleiben müssen. Wer als Frau oder Mädchen dennoch auf der Straße erkannt wird, bekommt einen „Schlag“ als Strafe. Es gilt aber gerade unter den einheimischen jungen Frauen als Herausforderung, am Umzug teilzunehmen, ohne gefasst zu werden, und damit die Männer zu necken. Ein ähnliches Brauchtum findet am selben Tag unter dem Namen Klaasohm auf der ostfriesischen Insel Borkum statt, die den friesischen Inseln am nächsten liegt. Bis ins 19. Jahrhundert war es auch auf Wangerooge und Helgoland üblich.

Auf Texel feiert man eine Woche nach dem Sinterklaasfest den „Alten Sunderklaas“. Verkleidet und maskiert wird dabei das vergangene Jahr „auf den Haken“ genommen (vergleichbar mit Krampus).

Auch in Flandern wird nicht überall zur gleichen Zeit gefeiert. In der Region von Aalst und in Westhoek sowie Poperinge wird der heilige Martin am 11. November gefeiert. Die dazugehörige Legende weicht leicht von der von Sinterklaas ab. In der kleinen Gemeinde Westouter werden Die Engel gefeiert. Der Ursprung davon ist unklar, aber es soll auf britische Soldaten während des Ersten Weltkrieges zurückgehen.

Am Ende des 20. Jahrhunderts bekommt Sinterklaas als Geschenkebringer „Konkurrenz“ durch den Weihnachtsmann (kerstman). Dieser war ursprünglich auch Sinterklaas, aber über die Jahre veränderte sich dies langsam. Das Fest findet auch nicht mehr nur für Kinder statt. Auch Erwachsene geben sich gegenseitig Geschenke.

Santa Claus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der amerikanische Name des Weihnachtsmanns ist Santa Claus, was eine Abwandlung von Sinterklaas durch die niederländischen Einwanderer war, die sich in Nieuw Amsterdam der englischen Sprache angepasst hatten. Allerdings bringt Santa Claus nicht am 5. oder 6. Dezember, sondern erst am Weihnachtsmorgen Geschenke. Über Amerika kam Santa Claus wieder nach Europa und wurde dort zunächst in Großbritannien bekannt. Selbst in den Niederlanden tritt Sinterklaas heutzutage in Konkurrenz zu sich selbst auf als Kerstman (= Weihnachtsmann).

Fernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ankunft von Sinterklaas

Im niederländischen und belgischen Fernsehen ist Sinterklaas zu einer wahren Ikone geworden. Es entstanden zahlreiche Sinterklaas-Serien und Filme. Von diesen sind einige auch in Deutsch erschienen, wie zum Beispiel Winky will ein Pferd von 2005 oder Benni, der Lausebengel von 2013.

Ein mediales Ereignis ist die Ankunft von Sinterklaas mit dem Dampfschiff. Dies wird in den Niederlanden Mitte November – an einem Samstag ungefähr drei Wochen vor dem Feiertag – live übertragen. Seit 2001 gibt es drei Tage vor der Ankunft bis zum 4. Dezember für Kinder jeden Abend eine Sinterklaas-Tagesschau, in der über die täglichen Erlebnisse von Sinterklaas, aber vor allen von den vielen Zwarte Pieten berichtet wird. Meist geht bei den Vorbereitungen auf das Fest etwas schief, was dennoch jedes Jahr im letzten Moment – also am 4. Dezember – gerettet wird.

Feiertag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heutzutage ist der Nikolaustag als gesetzlicher Feiertag weltweit abgeschafft.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sinterklaas – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sinterklaas. In: Meertens Instituut. Abgerufen am 4. Juli 2020 (niederländisch).
  2. M. Kruijswijk, M. Nesse: Nederlandse jaarfeesten en hun liederen door de eeuwen heen. Verloren, Hilversum 2004, ISBN 90-6550-799-X, S. 217 (niederländisch, google.nl).
  3. Sinterklaas. In: Königliche Bibliothek der Niederlande. Abgerufen am 4. Juli 2020 (niederländisch).
  4. Carla Rosseels: Natuurrituelen : een innerlijke reis. Houtekiet, Antwerpen 2004, ISBN 90-5240-805-X, S. 73.
  5. Eelco Verwijs: De christelijke feesten : Eene bijdrage tot de kennis der germaansche mythologie. Nijhoff, 's Gravenhage 1863, S. 26–27 (google.nl).
  6. M. Kruijswijk, M. Nesse: Nederlandse jaarfeesten en hun liederen door de eeuwen heen. Verloren, Hilversum 2004, ISBN 90-6550-799-X, S. 218 (niederländisch, google.nl).
  7. M. Kruijswijk, M. Nesse: Nederlandse jaarfeesten en hun liederen door de eeuwen heen. Verloren, Hilversum 2004, ISBN 90-6550-799-X, S. 220–227 (niederländisch, google.nl).
  8. Jef de Jager: Rituelen en tradities – Sinterklaas. In: jefdejager.nl. Abgerufen am 4. Juli 2020 (niederländisch).