Benutzer:USP2016/Herrmann Ultraschalltechnik

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Herrmann Ultraschalltechnik GmbH & Co. KG

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Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1961
Sitz Karlsbad (Baden), Deutschland
Leitung
  • Thomas Herrmann, CEO
  • Anja Zschernig, CFO
Mitarbeiterzahl 500 (Stand: 8. Februar 2017) [1]
Branche Maschinenbau, Kunststoff
Website www.herrmannultraschall.com
Stand: 2017

Die Herrmann Ultraschalltechnik GmbH & Co. KG ist ein von Walter Herrmann im Jahr 1961 gegründetes Maschinenbau-Unternehmen mit Hauptsitz in Karlsbad, Deutschland. Das Unternehmen ist auf die Ultraschall-Schweißtechnologie spezialisiert und weltweit führender Hersteller von Ultraschall-Schweißmaschinen und -Systemen, -Generatoren, -Konverter und Sonotroden (Ultraschallschweißwerkzeuge). Die Headquarters befinden sich in Deutschland, USA, China und Japan. Daneben betreibt das Unternehmen in 19 Ländern noch 25 „Technologiezentren“ mit über 30 anwendungstechnischen Speziallaboren für Ultraschallfügetechnologien. Anwendungsbranchen der Ultraschall-Fügetechnologie sind beispielsweise die Automobilbranche, die Elektroindustrie, die Medizintechnik, der Consumerbereich, sowie die Verpackungs- und Hygiene-Industrie.[2][3][4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ultraschall-Pionier und Firmengründer, Walter Herrmann, begann mit einfachsten Hilfsmitteln und viel Improvisationstalent

Der Firmengründer Walter Herrmann, geboren am 05. Dezember 1934 in Langensteinbach, absolvierte eine Lehre zum Elektromechaniker bei Siemens in Karlsruhe. Nach seiner Ausbildung nahm er eine Stelle beim Funkstörungsmessdienst der Oberpostdirektion, Zweigstelle Pforzheim, mit der Aufgabe an, die Ursache für Störungen  beim Fernsehempfang in den umliegenden Haushalten  herauszufinden und nebenher auch noch Schwarzseher aufzuspüren. W. Herrmann wurde in der Schmuckindustrie fündig. Die hier zur Schmuck- und Metallreinigung genutzten  Ultraschallreinigungsbäder wurden mit Ultraschallgeneratoren, teilweise noch aus alten Wehrmachtsbeständen, betrieben und verursachten die Störungen. Schon bald war Walter Herrmann mit dem "Ultraschallvirus" infiziert und nahm 1958 eine Entwicklungsstelle bei der Firma Karl-Roll Reinigungssysteme (Ultraschallreinigungsbäder) an. Er sollte eine Alternative zu den störanfälligen und leistungsschwachen Ultraschall-Röhrengeneratoren (10.000 Volt) für Reinigungsanlagen entwickeln. Die hohe Anodenspannung der Generatoren verursachte häufigen Kurzschlüsse und Gerätebrände. Herrmanns Vorschlag, die Ultraschallfrequenz über einen Maschinengenerator mit Dynamoprinzip und einer niedrigen Betriebsspannung von nur 200 bis 300 Volt zu erzeugen, wurde von seinem damaligen Vorgesetzten abgelehnt. Überzeugt von seiner Idee, machte sich der junge Entwickler mit Unterstützung seiner Frau Ingeborg 1961 selbstständig. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, gelang Walter Herrmann 1962 der erste Probelauf seines Maschinengenerators. Zunächst wurden nur die Generatoren für die Ultraschallreinigung vermarktet, später auch komplette Reinigungsanlagen.[5][4][6][7]

Erste Ultraschall-Schweißmaschinen-Generation

In den 60er Jahren kamen erste amerikanische Ultraschallschweißmaschinen auf den deutschen Markt, konnten aber aufgrund der begrenzten Leistung der Maschine von gerade einmal 1000 Watt nur mit begrenztem Erfolg vermarktet  werden. Walter Herrmann erkannte das Potential für sein Unternehmen, da die Herrmann-Generatoren für die Ultraschallreinigung bereits erfolgreich mit bis zu 2.500 Watt Ausgangsleistung arbeiteten. Zunächst wurden bereits in der Produktion eingesetzte Ultraschall-Schweißmaschinen mit den Herrmann-Generatoren nachgerüstet, kurz darauf begann die Entwicklungsarbeit für eine eigene Ultraschall-Schweißmaschine.[7]

Walter Herrmann (rechts) mit seinen ersten Mitarbeitern

Vor allem bei Kunststoffteilen für Automobile, Elektro- und Haushaltswaren setzte sich Ultraschall schnell als wirtschaftliches Fügeverfahren durch. Später kamen Maschinen zum Verschließen von Kunststoffverpackungen und für das Laminieren und Prägen von Vliesstoffen hinzu. Der Reinigungsbereich entfiel letztlich ganz  aus dem Produktportfolio.[6][7]

Durch kontinuierliche Weiterentwicklung hat es das Unternehmen geschafft, Technologiemarktführer in der Ultraschall-Fügetechnik zu werden. Walter Herrmann und seine Mitarbeiter revolutionierten die Branche mit Erfindungen wie der ersten schallgeschützten Ultraschall-Schweißmaschine, der ersten Visualisierungsmöglichkeit des Schweißprozesses auf einem integrierten Monitor und dem ersten volldigitalen Ultraschall-Generator. Zahlreiche Patente und Auszeichnungen, wie die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg und der CEHMS Inventor Award für die Pionierarbeit und Vermarktung der Ultraschalltechnologie, krönen die Laufbahn des Firmengründers. Weitere Erfolge der Firma Herrmann Ultraschalltechnik sind der Innovationspreis der Technologieregion Karlsruhe von 2006 für die erste schwingende Walzensonotrode, der 2007 verliehene deutsche Verpackungspreis für eine flexibel einsetzbare Foliendose, sowie der ZIM Förderpreis 2010 des Bundesministeriums für Wirtschaft.[2][6][4][7]

1990 gründete Sohn Thomas Herrmann die amerikanische Niederlassung nahe Chicago und legte den Grundstein zur internationalen Expansion. 2003 wagte man den Sprung auf den chinesischen und 2015 auf den japanischen Markt.[6] Heute ist das Unternehmen in Familienhand in der zweiten Generation. Sohn Thomas Herrmann führt das Familienunternehmen und Tochter Sabine Herrmann-Brauss leitet das Controlling.[4] 2000 und 2008 wurde die Produktionsfläche am Standort Karlsbad (Deutschland) auf jeweils das Doppelte der ursprünglichen Fläche erweitert. 2017 fand der Spatenstich für einen weiteren Ausbau statt, der die bestehende Gesamtbetriebsfläche noch einmal auf ca. 17.100 m² verdoppelt.[2][8]

Geschäftsfelder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Firmengebäude Headquarter in Karlsbad

Ultraschall-Schweißsysteme für Kunststoffteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Bau der ersten Ultraschall-Schweißmaschine gelang der Markteintritt in die wachsende Kunststoffbranche. Die ersten Anwendungen fanden sich in der Automobilbranche für Interieur- und Exterieurbauteile. Hierzu zählen beispielsweise Fensterheber für Bosch, Stoßfänger für Daimler, Heckspoiler für Opel und Mittelkonsolen für VW. Aufgrund der Wirtschaftlichkeit des Ultraschallschweißverfahrens hat sich dieses in der gesamten Kunststoffbranche schnell etabliert. Durch kurze Zykluszeiten, niedrigem Energieverbrauch und einem schonenden Energieeintrag kamen schnell weitere Anwendungen aus dem Verbrauchsgütermarkt, der Elektroindustrie und der Medizintechnik hinzu.[2][3][6]

Ultraschall-Siegelsysteme für Verpackungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 80er-Jahren entstand aus einem Pfanni-Kartoffelgericht-Projekt der neue Geschäftsbereich "Packaging". Verpackungen mit thermoplastischen Siegelschichten wie Kapseln, Beutel, Getränkekartons, Becher und Schalen können mittels Ultraschall gesiegelt werden. Entsprechende Ultraschallmodule werden in die Verpackungsmaschinen zum Verschließen der gefüllten Verpackungen integriert.[5][9][7]

Ultraschall-Fügesysteme für Bahnware[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnwaren (z.B. Vliesstoffe, Folien und Papier) mit thermoplastischen Anteilen können mittels Ultraschall ohne weitere Zusätze  wie Klebstoffe  gleichzeitig geprägt, laminiert und geschnitten werden. Der Geschäftsbereich "Nonwovens" ging 1994 aus einem Projekt mit der Firma Freudenberg hervor. Nach anfänglicher Skepsis, konnte ein Weg gefunden werden, Vliesstoffe kontinuierlich miteinander zu verbinden und Aufstauungen der Bahnlagen zu vermeiden. Der bisher benötigte Klebstoff ist durch die Ultraschall-Fügetechnologie überflüssig geworden. Für diese revolutionäre Erfindung und die besondere Regelungstechnik im µm-Bereich, erhielt Herrmann Ultraschall 1996 den von der EDANA renommierten INDEX Award für die beste technische Erfindung verliehen. Zu den Anwendungen zählen Damenbinden, Kinder- und Erwachsenen-Windeln, chirurgischen Gesichtsmasken, Haarnetze, Verbandsmaterial und Filtermedien uvm.[9][10][11]

Zeittafel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1961: Gründung des Familienunternehmens durch Walter Herrmann
  • 1962: Entwicklung weltweit erster Transistor-Ultraschallgenerator
  • 1965: Produktion von Ultraschall-Reinigungsanlagen
  • 1968: Erste Maschinengeneration für Ultraschall-Schweißanwendungen
  • 1977: Erste schallgeschütze Ultraschall-Schweißmaschine "Ultrasafe"
  • 1984: Erste Ultraschallsiegelung von Verpackungen
  • 1986: Präsentation der ersten Ultraschall-Schweißmaschine mit integriertem Monitor
  • 1990: Gründung der Niederlassung Herrmann Ultrasonics Inc. (USA)
  • 1994: Entwicklung und Patentierung der Schweißspaltkontrolle "microgap control" zum kontinuierlichen Ultraschall-Fügen von Bahnware
  • 1997: Erster volldigitaler Ultraschall-Generator
  • 2001: Top 100 Arbeitgeber Auszeichnung[12]
  • 2002: Top Job Auszeichnung (2013 und 2015 erneut ausgezeichnet)[13][14][15]
  • 2003: Gründung Tochtergesellschaft in China
  • 2015: Gründung Tochtergesellschaft in Japan

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Herrmann Ultraschall investiert 15 Millionen Euro in Ittersbach. In: Badische Neueste Nachrichten. 8. Februar 2017 (bnn.de [abgerufen am 19. Februar 2017]).
  2. a b c Gerd Lache: 250 Jahre Goldstadt: Impuls kam aus der Schmuckindustrie. Hrsg.: Pforzheimer Zeitung. Pforzheim 7. Januar 2017.
  3. a b Gerd Lache: Kompetenz im oberen Frequenzbereich. Hrsg.: WirtschaftsKRAFT. Dezember 2015, S. 30–32.
  4. a b c d Gerd Lache: Technikbegeisterter Ultraschall-Pionier. Hrsg.: Pforzheimer Zeitung. 5. Dezember 2014.
  5. a b Packaging Journal (Hrsg.): Guter Instinkt für neue Marktpotentiale. Nr. 08/2011, August 2011.
  6. a b c d e Allgemeiner Vliesstoff-Report (Hrsg.): 50 Jahre Herrmann Ultraschall. Juni 2011, S. 34–35.
  7. a b c d e Kunststoffe - Das Magazin: Schwarze Magie reproduzierbar gemacht. Hrsg.: 100 Jahre Kunststoffe. Carl Hanser Verlag, München Juni 2010, S. 19–20.
  8. Herrmann Ultraschall investiert 15 Millionen Euro in Ittersbach. In: Badische Neueste Nachrichten. 8. Februar 2017 (bnn.de [abgerufen am 19. Februar 2017]).
  9. a b Badische Neuste Nachrichten (Hrsg.): Revolutionäres Patent ersetzt den Klebstoff. Karlsruhe 12. März 1998.
  10. Angelika Hörschelmann: 50 Jahre Herrmann Ultraschall. Hrsg.: Allgemeiner Vliesstoff-Report. 2011. Auflage. Nr. 6. Keppler Medien Gruppe, Offenbach am Main Juni 2011.
  11. Lutz P. Schreiber: Vliesstoffe schweißen statt kleben. Hrsg.: VDI Nachrichten. Nr. 19 S. 21. VDI Verlag GmbH, Düsseldorf 10. Mai 1996.
  12. Top 100 - Die Top Innovatoren. Abgerufen am 26. Mai 2017.
  13. Herrmann Ultraschalltechnik gehört zu den besten Arbeitgebern. 5. Februar 2013, abgerufen am 25. Mai 2017.
  14. Heike Bruch: TOP JOB: Traumchefs: Die besten Arbeitgeber im Mittelstand. Hrsg.: Wolfgang Clement. REDLINE Verlag, ISBN 978-3-86414-504-9.
  15. Wolfgang Clement: Top Job 2015: Wertschätzer. Hrsg.: Wolfgang Clement. REDLINE Verlag, 2015, ISBN 978-3-86414-733-3.