Benutzer:Uranus95/Material

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Allgemein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rolf-Dieter Müller fragt nach den Kräften die die Geschichte bewegt haben.[1] Der amerikanische Journalist H. R. Knickerbocker besichtigte die Krupp-Werke im Winter 1932. Er sah wie:

„die Batterie riesiger Pressen: eine von 3000, eine von 4000 und eine von 5000 Tonnen, die alle in einer riesigen verlassenen Halle stillagen. Und dann der monströse Urvater aller Pressen, größer als irgendeine in Amerika, größer als irgendeine in der Welt... Sie stand da, bedrohlich im Dämmerlicht eines 50 Meter hohen Gebäudes, in einem flugzeughallenähnlichen Bauwerk voller Schatten, doch ohne Menschen... Ihre 15000 Tonnen Energie reichten aus, um einen Stahlblock wie Butter zu zerquetschen. Ihre Kette, geschmiedet, um Lasten schwerer als Lokomotiven zu tragen, hing nutzlos im Zwielicht. Kein Laut in diesem riesigen Gebäude. Keine Bewegung. Kühle Luft fühlte sich an wie in einer Kathedrale. Jemand sagte, wir müßten den Hut abnehmen. Wir kamen an einem Stahlzylinder von 15 Meter Länge vorbei, 2 Meter im Durchmesser, der aus dem kalten Mund eines Hochofens herausragte wie ein halbzerkautes Streichholz. Wir gingen an der Presse vorüber. Schwer in ihrer Untätigkeit, war sie Deutschland heute. Mit ihrer ganzen Gewalt war sie das Deutschland von morgen.“[2]

Man sagt Krupp habe erst spät zu Hitler gefunden. Das ist gut vorstellbar, es war letztlich die materielle Gewalt dieser Pressen die ihn in den Handschlag mit Hitler auf dem Geheimtreffen trieb.

Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 17. Juli 1941 führte der Bankier Hermann Josef Abs vor dem Handelspolitischen Ausschuß der Reichswirtschaftskammer aus:

„Würde dieses Ziel in absehbarer Zeit erreicht, so würde damit die deutsche Währung nach erfolgreicher Beendigung des Krieges eine ähnliche Rolle zu übernehmen haben, wie sie früher das englische £ und wie sie heute in der übrigen Welt der amerikanische $ inne hat. Es würde wiederum so sein, daß nach dem wirtschaftlichen und finanziellen Mittelpunkt eines mächtigen Raumgebietes sich die zahlreichen kleinen Länderwährungen orientieren. Berlin hätte eine Aufgabe zu übernehmen, die früher vornehmlich London und New York inne hatten, und zwar in Übereinstimmung mit der Tatsache, daß sich mit dem wirtschaftlichen auch das währungsmäßige Schwergewicht zu uns verlagert hätte“[3]

Wenn Nazideutschland den Krieg gewinnt, dann wird Deutschland das Finanzzentrum der Welt. Eine bemerkenswerte Koinzidenz. Merkwürdiger Zufall oder gesetzmäßiger Zusammenhang?

Hier ein bemerkenswertes Eingeständnis des Chefs des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes General Georg Thomas aus dem Jahre 1946:

„Daneben gab es dann noch einen kleinen Kreis von Männern, die, sei es aus technischer Begeisterung, sei es aus egoistischen Motiven, sich mit großem Schwung den Göringschen Kriegsvorbereitungsplänen zur Verfügung gestellt und seine größenwahnsinnigen Pläne bewußt unterstützt haben. Diese Männer haben eine große Mitverantwortung auf sich geladen, indem sie, anstatt Hitler und Göring vor einem erneuten Kampf mit dem weit überlegenen englisch-amerikanischen Wirtschaftspotential zu warnen, diese nie erfüllbaren Pläne unterstützten und diese beiden Kriegstreiber immer wieder zu neuen Plänen ermunterten, deren Ziele sehr bald in den zu erobernden Staaten lagen. Diese Männer, die zum Teil der Großindustrie angehörten und ihre Tätigkeit im Vierjahresplan mit der Führung oder Beeinflussung ihrer Konzerne verbanden, haben diese Konzerne mit einer vielleicht ungewollten Schuld beladen.“[4]

Dies trifft sich mit der Feststellung Dimitroffs Definition das der Faschismus „die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals“ sein soll und dem Diktum der DDR-Forschung dass der Krieg von den abenteuerlichsten Kreisen des Kapitals entfesselt wurde, sehr gut. Aber ganz so klein war diese Gruppe von der Thomas spricht sicherlich auch nicht, und auf jeden Fall gehört ihr die mächtigsten Großindustriellen an, denn wenn man sich vergegenwärtigt das Hitler der Industrie überhaupt nicht befehlen kann Kriegsmaterial herzustellen, versteht man das die Entscheidung über Krieg und Frieden u.a. in den Händen dieser Gruppe lag.

Finanzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

konkret bekanntgewordene Finanzierung der NSDAP von der deutschen Industrie vor 1933

Selbstfinanzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Angeblich hat Turner bewiesen das sich die NSDAP selbst finanzierte. Liest man den entsprechenden Aufsatz dazu, werden dort lediglich die die Höhe der Einnahmen ermittelt und festgestellt das die NSDAP damit über „sehr hohe regelmäßige“ Einkünfte erzielte.[5] Elementarste simple Logik gebietet es aber, das für diese These ein Vergleich mit den Ausnahmen stattfinden müsste. Das tut Turner nicht.

Die Einnahmen werden über eine Hochrechnung aus dem Gau Rheinland von Mitte 1930 bis Mitte 1931 mit insgesamt 17,1 bis 22,9 Millionen Reichsmark ermittelt.[6] Dies korrespondiert in etwa mit einer Untersuchung der Reichskanzlei vom April 1932, nach der die NSDAP von April 1931 bis April 1932 15 Millionen Reichsmark selbst einnahm, durch Mitgliedsbeiträge, Versammlungserträgnisse und Broschürenverkäufe.[7] Und auch Karsten Heinz Schönbach schätzt die Einnahmen auf jährlich höchstens 17,6 Millionen Reichsmark (4,8 Millionen durch Mitgliederbeiträge, Einnahmen aus Wahlveranstaltungen selbst bei günstigster Rechnung nur 12,8 Millionen Reichsmark, Presse schätzt er als Zuschussgeschäft ein).[8] Arthur Schweitzer schätzte 1932 Die Einnahmen durch Mitgliedsbeiträge und Versammlungsüberschüsse auf 10 Millionen Reichsmark.[9]

Dagegen hat Konrad Heiden den Jahresetat der NSDAP mit 70 bis 90 Millionen Mark ermittelt. Joachim Fest stimmt dieser Angabe zu.[10] Schweitzer berechnete die Kosten allein für die SA auf 150 Millionen Reichsmark im Jahr, davon 108 Millionen für den Sold. (100.000 SA-Männer bei 3 Mark Sold pro Tag).[11] Gerhard Schulz schätzt das Jahresbudget auf 100 Millionen Reichsmark.[12] Schönbach kommt bei einer Minimalrechnung, auf mindestens 34 Millionen Reichsmark für das Jahr 1932.[13]

Am 13. Oktober 1941 äußerte Hitler im Führerhauptquartier:

„Dann kamen wieder Sorgen: die Partei-Sorgen, erst um 10000 Mark, später um zwei, drei Millionen, schließlich um 500 und 1000 Millionen und nach der Machtübernahme ging es dann um Milliarden.“[14]

Angesichts von Eigeneinnahmen von 17,1, bis 22,9 Millionen Reichsmark und Ausgaben von minimal 34 Millionen aber eher zwischen 70 und 150 Millionen, bei bis zu einer Milliarde Höchstschätzung, ist es grotesk davon sprechen Turner hätte eine Selbstfinanzierung belegt.

Turner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Henry Ashby Turner wird uns als Experte präsentiert der angeblich die marxistische Position zur Großindustrie und Aufstieg der NSDAP widerlegt hätte. Schauen wir diesem Experten mal auf die Finger.

Archive[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Überlieferung von Quellen durch deutsche Firmenarchive meint Turner es gäbe keine „Gründe, eine Selektion zu vermuten, die auf Beseitigung belastender Dokumente abzielte“.[15] Dagegen schreibt der Archivar Martin Burkhardt, das man in den zugänglichen Archiven von Wirtschaftsunternehmen damit rechnen muss eine „in der Regel: vorachivisch - ‚frisierte’ Überlieferung vorzufinden, in der alles für ‚brisant’ gehaltene Gehaltene ausgekämmt ist“.[16] Einer von beiden erzählt entweder totalen Unsinn oder lügt.

Belegarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Treffen Papens mit Hitler im Haus des Bankiers Schröder wurde folgendes Zitat des Bankiers Kurt Freiherr von Schröder berühmt:

„Bevor ich diesen Schritt unternahm, besprach ich mich mit einer Anzahl von Herren der Wirtschaft und informierte mich allgemein, wie sich die Wirtschaft zu einer Zusammenarbeit der beiden stellte. Die allgemeinen Bestrebungen der Männer der Wirtschaft gingen dahin, einen starken Führer in Deutschland an die Macht kommen zu sehen, der eine Regierung bilden würde, die lange Zeit an der Macht bleiben würde. Als die NSDAP am 6. November 1932 einen ersten Rückschlag erlitt und somit also ihren Höhepunkt überschritten hatte, wurde eine Unterstützung durch die deutsche Wirtschaft besonders dringend. Ein gemeinsames Interesse der Wirtschaft bestand in der Angst vor dem Bolschewismus und der Hoffnung, dass die Nationalsozialisten – einmal an der Macht – eine beständige politische und wirtschaftliche Grundlage in Deutschland herstellen würden.“[17]

Turner schreibt:

„In einer eidesstattlichen Erklärung, die Schröder 1947 in Nürnberg abgab und die in den Untersuchungen über das Treffen Papen-Hitler sehr aufmerksam registriert worden ist, erklärte der Bankier freilich etwas anderes. Bevor er Papens Wunsch nach einer Unterredung mit Hitler nachgekommen sei, 'besprach ich mich mit einer Anzahl von Herren der Wirtschaft und informierte mich allgemein, wie sich die Wirtschaft zu einer Zusammenarbeit der beiden stellte'. Diese Erklärung ist als unwiderlegbarer Beweis dafür gewertet worden, daß Schröder im Auftrag der Großindustrie handelte.
Diejenigen, die sich auf diese Äußerung beriefen, haben jedoch ein langes Verhör Schröders in Nürnberg nicht berücksichtigt, in dem er gedrängt wurde, die Namen der Unternehmer zu nennen, mit denen er sich beraten hatte. Auf die Frage, ob er mit Männern wie Carl Duisberg oder Carl Bosch gesprochen habe, erklärte Schröder, dies sei nicht der Fall gewesen, da er so gut wie keinen Kontakt zu Duisberg hatte und Bosch zu dieser Zeit nicht einmal kannte. Auf die Frage, ob er irgend jemanden vom Reichsverband der Deutschen Industrie konsultiert habe, antwortete Schröder, daß er 1932 'mit der Industrie nichts zu tun hatte' und nichts über die Arbeit des Reichsverbands wußte. Als Schröder weiterhin gedrängt wurde, die Identität der Geschäftsleute preiszugeben, mit denen er im Dezember 1932 gesprochen zu haben behauptete, räumte er ein, daß seine Konsultationen nicht über den Keppler-Kreis hinausgingen. Wie bereits an früherer Stelle bemerkt, bildeten die Mitglieder der von den Nationalsozialisten angeregten und unter nationalsozialistischer Führung stehenden Gruppe keineswegs, wie so häufig behauptet wird, ein beeindruckendes oder repräsentatives Aufgebot der Industrie. Die Ermutigung Schröders durch diesen Kreis kann wohl kaum als Unterstützung der Großindustrie für eine Zusammenkunft zwischen Papen und Hitler gewertet werden.“[18]

Schaut man in den angebenen Quellenverweis, steht dort tatsächlich:

„F. Nun kann ich annehmen, dass Sie sich wegen der bevorstehenden Besprechung HITLER-PAPEN mit anderen Herren aus der Wirtschaft unterhalten haben, abgesehen vom Freundeskreis.
A. Grundsaetzlich war die Meinung vertreten, dass ein Zusammengehen der Rechtsparteien und PAPEN mit den Nationalsozialisten die Basis sein wuerde, um stabile Verhaeltnisse zu schaffen. Auf der einen Seite die Intelligenz und auf der anderen Seite die Masse.
F. In diesem Zusammenhang interessiert mich, wie sich die Herren BOSCH und DUISBERG dazu stellten?
A. DUISBERG habe ich nie gesprochen darueber. Er starb auch. Mit DUISBERG hatte ich kaum Beruehrung. BOSCH kannte ich erst auch nicht. Ich lernte ihn spaeter kennen, als er Praesident war der......
F. Mit Ausnahme von BUETEFISCH war keiner der Herren der I.G. im Freundeskreis?

[... Es folgen 9 weitere Fragen die nichts mit dem Treffen Hitler-Papen zu tun haben...]

F. Wenn wir bei KRUPP sind, koennen wir zum Reichsverband der Deutschen Industrie ueberspringen. Als der Reichsverband umorganisiert wurde in die Reichsgruppe, da wurden vom Reichsverband gewisse Vorschlaege gemacht bezueglich der Umorganisierung
A. Davon wurde ich nicht orientiert, weil ich mit der Industrie nichts zu tun hatte.“[19]

Hier sind 4 eklatante Fehler drin:

  1. Aus der bloßen Frage wie Bosch und Duisberg dazu standen wird ein „Drängen“ konstruiert die Hintermänner zu nennen.
  2. Nirgends in dem Dokument wird die Frage gestellt ob der den Reichsverband der Deutschen Industrie konsultiert habe
  3. Die Aussage, dass er mit der Industrie nichts zu tun hatte bezieht sich auf eine Frage, die 9 Fragen weiter gestellt wird und die überhaupt nichts mit dem Treffen Hitler-Papen zu tun hatte.
  4. Es gibt im ganzen Dokument keine Stelle wo er einräumen sollte das seine Konsultationen nicht über den Keppler-Kreis hinausgingen.

Fazit: Hier tritt dem Auge des kritischen Betrachters klar zum Vorschein, das Turner dem in der marxistischen Forschung "viral" gegangenen Zitat Schröders irgend etwas entgegen setzen will. Da wird dann auf das heftigste Überinterpretiert.

Interessenidentität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans Spethmann schrieb 1925 eine reine Apologie auf die Ruhrindustrie, für jeden Lesenden ein offenkundiges Machwerk im Auftrag der Industrie. Selbst dort lesen wir:

„Um so angebrachter dürfte es deshalb in Zukunft sein, politisch und wirtschaftlich geschulte Kräfte in engste Beziehung zur Großwirtschaft zu bringen mit der ausschließlichen Aufgabe, den fehlenden Kontakt zwischen der Führung der Werke und den breiteren Massen herzustellen. Die völlige Verkennung der Pläne und Absichten der Industrie wäre in den letzten Zeiten nicht so häufig gewesen, wenn es nicht so sehr oft an der richtigen persönlichen Verbindung und dadurch an der notwendigen Aufklärung gefehlt hätte. Als politisches Ziel kennt die Ruhrwirtschaft nur ein Ziel, einen gesunden und kraftvollen Staat. Sie bedarf eines Staates, der Macht und Ansehen im Innern und im Auslande besitzt, eines Staates, der sie schützt und schirmt. Nur wenn der Staat blüht, kann auch die Wirtschaft gedeihen, für sie heißt es, wie Vögler sagt, nicht ‚Staat oder Wirtschaft’, sondern ‚Staat und Wirtschaft’. Die Ruhrwirtschaft unterstützt deshalb jedwede Politik, die diesen Aufgaben nachgeht, sie bekämpft aber auch jedwede Richtung, die dieser Bahn entgegensteht, und ist darum ein erbitterter Feind aller Völkerverbrüderung, Internationalitätsduselei und pazifistischer Phantasien. Deshalb hat die Ruhrindustrie auch stets dem Manne die höchste Achtung gezollt, der uns ein geeintes und glückliches Deutschland schenkte, unserm Otto von Bismarck. Alle Industrieführer sind glühende Bismarckverehrer“[20]

„erbitterter Feind aller Völkerverbrüderung, Internationalitätsduselei und pazifistischer Phantasien“ wohlgemerkt! Hier haben wir fast alles zusammen was Marxisten der Industrie vorwerfen, Gewinnung der Arbeiter und Schaffung einer Massenbasis für die Industrie, ein starker Staat und einem starker Führer der die Interessen der Industrie u.a. durch Krieg durchsetzt. Wie beschreibt Turner hingegen die politisch Einstellung der Industrieführer? So:

„Unterschiedliche individuelle Faktoren bestimmten die Wahl der Partei: Religion, traditionelle Loyalität, regionale politische Konstellationen und persönliche Bindungen. Aber unabhängig von der formalen Parteizugehörigkeit fühlten sich die politisch aktiven Unternehmer zusammengehörig, da Politik für sie lediglich eine Frage der Interessen und des Vorteils war. Den meisten galt politische Ideologie wenig, festgelegt waren sie lediglich auf Privateigentum und Privatwirtschaft. Sie verabscheuten alle Formen des Sozialismus und lehnten staatliche Wirtschaftskontrolle sowie umfassende sozialpolitische Maßnahmen, die höhere Steuern nach sich zogen, energisch ab. Abgesehen von einer allgemein nationalistischen Einstellung und der erbitterten Ablehnung der Gebietsregelungen durch den Versailler Vertrag zeigten sie selten Interesse an nichtökonomischen Fragen. Wenn sie gelegentlich den Versuch unternahmen, ihre politische Überzeugung zu artikulieren, gebrauchten sie meistens die Formulierungen »national« und »liberal«.“[21]

Also den eigentlich apolitischen Unternehmer der eigentlich nur seine eng begrenzten Geschäftsinteressen wahren will und ein bisschen »national« tickt. Das z.B. der Hugenbergkonzern einen faschistischen Angriff auf die Öffentliche Meinung gestartet hat, lässt Turner mal eben mir nichts dir nichts unter den Tisch fallen. So funktioniert historische Wissenschaft!

Auf das wichtigste Argument für die Unterstützung der Industrie für die NSDAP, die Interessenidentität in der Kriegsfrage geht Turner überhaupt nicht direkt ein. Gerade eine solche fundamentale Frage hätte diskutiert werden müssen. Z.B. stand selbst in der Werkszeitung „Das Werk“ der Vereinigten Stahlwerke von 1927 ganz offen:

„Die Geschichte fast aller Völker ist ein ewiger Ausdehnungsdrang, ein nie ruhendes Ausdehnungsbedürfnis.“ Deutschland habe „zu wenig, viel zu wenig Land“[22]

Indirekt behauptet er an 3 Stellen Hitler hätte den Industriellen seine Kriegspläne verheimlicht bzw. nicht das volle Ausmaß bekannt gegeben. Er behauptet das Hitler bei seinen Werbereden vor Industriellen 1926/27 diesen lediglich als „einen der vielen Verfechter einer Revision des Versailler Vertrages erschienen“ sei, der seine genauen Mittel dazu nicht angegeben hätte.[23] Auch hätte er bei seiner Rede vor dem Düsseldorfer Industrieclub seine Pläne zur Eroberung von Lebensraum verborgen.[24] Geradezu grotesk ist seine Behandlung von Hitlers Denkschrift Der Weg zum Wiederaufstieg für Großindustrielle. Dort habe Hitler die „Grundmaxime seine Aussenpolitik“ die Eroberung von Lebensraum verborgen.[25] Dabei heißt es dort aber:

„Jedes Volk braucht zur Entfaltung seines eigenen Ichs den nötigen Raum auf dieser Welt. Die Aufgabe der Politik ist es, dafür zu sorgen, dass einer veränderlichen Zahl der starre Raum stets angepasst und angeglichen wird. Da ein Volk nur dann als gesund bezeichnet werden darf, wenn es am allgemeinen Lebenskampf teilnimmt, dieser aber als Voraussetzung die Vermehrung eines Volkes hat, muss die Politik es als ihre höchste Aufgabe betrachten, diesem natürlichen Imperialismus die ebenso natürliche Befriedigung zu geben.“[26]

Und das dies auf kriegerische Weise geschehen sollte, geht klipp und klar daraus hervor das Hitler bei der Erläuterung des Ziels von der „Notwendigkeit des Kampfes“ sprach und die „Theorie des Pazifismus, der Völkerversöhnung und des ewigen Weltfriedens“ als „Frevel an der Menschheit“ und Verfallszeichen von Völkern abtat. Er sprach zu dem von der „Kraft des Schwertes“ die die letzte Entscheidung in Wirtschaftskämpfen bringe.[27] Eine Passage die Turner sogar zitiert, ohne Rückschlüsse zu ziehen.

Turner versucht einen grundlegenden Interessenkonflikt zwischen Industrie und Nazis zu konstruieren, in dem er behauptet die Industrie hätte den Sozialismus der Nazis gefürchtet.[28] Dabei unterschlägt er völlig den ähnlich gelagerten Fall von Eduard Stadtler und seiner Antibolschewistischen Liga, bei dem die Industrie eine Organisation die sozialistische Parolen verbreitete finanzierte. George W. F. Hallgarten ist der Auffassung das Turner damit gegen eine Grundmethode der Geschichtswissenschaft, die des Vergleichs, verstößt.[29]


Fazit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Traue nicht blind Experten. … sondern wohl Dir und deinen laienhaften „Recherchen“, du Schwurbler!?

Das was du schwurbeln nennst tue ich auch für dich. Du hast die deine Erkenntnis der Welt, ich die meine. Wer weiss schon wirklich was in dieser verflucht komplizierten Welt richtig und falsch ist. LG --00:38, 16. Nov. 2022 (CET)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rolf-Dieter Müller: Triebkräfte des Krieges oder: Die Suche nach den Ursachen der deutschen Katastrophe. In: Hans-Erich Volkmann: Ökonomie und Expansion. München 2003, S. 1.
  2. Zit. n.James u. Suzanne Pool: Hitlers Wegbereiter zur Macht. Bern 1978, S. 345 f.
  3. Dietrich Eichholtz: Anatomie des Krieges. Berlin 1969, S. 346.
  4. Georg Thomas: Um die Schuldfrage der deutschen Wirtschaft. 1946. Zit. n. Louis Paul Lochner: Die Mächtigen und der Tyrann. Gütersloh 1955, S. 249 f.
  5. Henry Ashby Turner, Horst Mazerath: Die Selbstfinanzierung der NSDAP 1930-1932. In: Geschichte und Gesellschaft Bd. 3 (1977), S. 70.
  6. Turner: Selbstfinanzierung, S. 69.
  7. Gerhard Schulz: Aufstieg des Nationalsozialismus. Krise und Revolution in Deutschland. Frankfurt am Main 1975, S. 635.
  8. Karsten Heinz Schönbach: Die deutschen Konzerne und Nationalsozialismus 1926–1943. Berlin 2015, S. 192, 195 und 198.
  9. Arthur Schweitzer: Das Geheimnis der nationalsozialistischen Parteikasse. in "Das freie Wort" vom 30. Oktober 1932. Zit. n. Wolfram Pyta: Gegen Hitler und für die Republik. Düsseldorf 1989, S. 45 f.
  10. Joachim Fest: Hitler. Eine Biographie. Berlin 2005, S. 447.
  11. Pyta: Gegen Hitler. S. 45 f.
  12. Gerhard Schulz: Aufstieg des Nationalsozialismus. Krise und Revolution in Deutschland. Frankfurt am Main 1975, S. 639.
  13. Schönbach: Die deutschen Konzerne, S. 190 ff.
  14. Werner Jochmann: Monologe im Führerhauptquartier. Hamburg 1982, S. 79.
  15. Henry Ashby Turner: Die Grossunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Berlin 1985, S. 9.
  16. Martin Burkhardt: Arbeiten im Archiv: Praktischer Leitfaden für Historiker und andere Nutzer. Paderborn 2006, S. 27 f. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  17. Zitiert nach: Eberhard Czichon: Wer verhalf Hitler zur Macht?. Köln 1967, S. 78 f.
  18. Turner: Grossunternehmer. S. 379.
  19. https://www.ifz-muenchen.de/archiv/zs/zs-0557.pdf S. 11 ff.
  20. Hans Spethmann: Die Großwirtschaft an der Ruhr. Breslau 1925, S. 259 f.
  21. Turner: Grossunternehmer. S. 38.
  22. Joachim Radkau: Renovation des Imperialismus im Zeichen der „Rationalisierung“'. In: dsb. & Imanuel Geiss (Hrsg.): Imperialismus im 20. Jahrhundert. München 1976, S. 233.
  23. Turner: Grossunternehmer. S. 107.
  24. Turner: Grossunternehmer. S. 261.
  25. Turner: Grossunternehmer. S. 115 f.
  26. Henry Ashby Turner: Faschismus und Kapitalismus in Deutschland. Göttingen 1972, S. 51.
  27. Turner: Faschismus und Kapitalismus. S. 49 und 51.
  28. Turner: Grossunternehmer. S. 338 ff.
  29. George W. F. Hallgarten, Joachim Radkau: Deutsche Industrie und Politik. Hamburg 1981, S. 147 f.