Benutzerin:Waithamai/kirchdorf

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Außenansicht der Kirche St. Martin

St. Martin ist eine ehemalige katholische Pfarrkirche in Kirchdorf, einem Ortsteil von Brigachtal. Es ist die älteste Kirche der Baar. Nach der Weihe der neugebauten Allerheiligenkirche im selben Ort im Jahr 1983 diente St. Martin nicht weiter als Pfarrkirche, sondern wird nur noch gelegentlich bei besonderen Anlässen für Gottesdienste genutzt.

Kirchdorf wurde erstmals um 1200 in Schenkungsurkunden des Klosters St. Gallen erwähnt; die Pfarrei Kirchdorf ist erst für das Jahr 1259 sicher bezeugt.[1] Jedoch zeigen archäologische Untersuchungen, dass Ort und Kirche schon im Frühen Mittelalter, im 6. - 8. Jahrhundert entstanden sind (Merowingerzeit). Darauf deuten beispielsweise Gräberfunde hin. Der Ort Kirchdorf bestand damals noch nicht als eigenständiger Ort, sondern wurde zusammen mit dem Nachbarort Klengen genannt.

Im 9. Jahrhundert unter Karl III., genannt „der Dicke“, gab es in der Mark Klengen zeitweilig fränkischen Königsbesitz. In dieser Zeit erhielt die Kirche St. Martin ihr Patrozinium, da der heilige Martin von Tours von den Franken als Schutzherr verehrt wurde. Es ist wahrscheinlich, dass es sich in der urkundlichen Erwähnung des Klosters St. Gallen vom 28. Januar 888 („capellam in villa Chneinga in honore sancti Martini constructam“ – deutsch: „bei der Kapelle in der Bertholdsbaar, die im Dorf Klengen zur Ehre des heiligen Martin erbaut ist“)[2] um einen Kirchenbau an dieser Stelle handelt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Stelle der heutigen Kirche St. Martin standen bereits seit dem 6. Jahrhundert Kirchenbauten. Durch archäologische Ausgrabungen der Denkmalpflege im Regierungsbezirk Freiburg wurde eine mehr als 1400-jährige Baugeschichte nachgewiesen. Damit gehört sie zu den ältesten Kirchen in Baden-Württemberg.[3][4]

Grabungen

  • 1978 vor einem geplanten, aber nicht umgesetzten Umbauprojekt
  • 1981/82 vor einer grundlegenden Sanierung: archäologische und bauhistorische Untersuchungen
  • neuere, die ältere Ergebnisse bestätigt und ergänzt haben.

Hölzerne Kapelle im 6. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die Grabungen wurde die Existenz eines ersten Sakralbaus schon für das 6. Jahrhundert belegt. Dabei handelte es sich um einen Holzpfostenbau, von dem jedoch nur fünf der Pfosten nachgewiesen werde konnten. Dieser Bau hatte eine Größe von etwa 9,50 m Länge und eine Breite von etwa 6,50 m. Zur Bestimmung der Maße wurde die Lage der dazugehörigen Bestattungen sowie vergleichbare Befunde anderer frühmittelalterlicher Holzkirchen genutzt.

Gräber innen: letztes Viertel des 6. Jahrhunderts bis um 600. Alle gestört, bis auf eine Ausnahme: Bestattung eines Mannes mit kompletter Waffenausstattung in einem Baumsarg auf der Südseite.

Es ist nicht klar, ob die hölzerne Kapelle schon als Gottesdienstraum oder nur als Bestattungskapelle eines alamannischen Herrengeschlechts gedient hat.

Steinfundamente aus dem 7. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die hölzerne Kapelle aus dem 6. Jahrhundert wurde durch einen Bau mit Steinfundament abgelöst. Die Mauerzüge dieses 9,50 m langen und 6,50 m breiten Rechtecksaals sind archäologisch nachgewiesen. Die Fundamente waren jedoch nur 0,60 m stark und haben vermutlich keine Mauern aus Stein getragen, sondern dienten als Sockel für einen Fachwerkbau. Die Südmauer wurde über dem im Vorgängerbau angelegten „Kriegergrab“ errichtet.

Das einzige ungestörte Grab aus dieser Zeit liegt östlich der Kirche, in deutlichem Abstand zu den übrigen Gräbern. Es handelt sich dabei um einen in mehr als 1,50 m Tiefe bestatteten Mann, der aufgrund seiner Beigaben (Knochenschnalle, Messer und Beschläge eines Stabes) wohl ein Angehöriger des merowingerzeitlichen Klerus gewesen sein dürfte.

Karolingerzeit Anfang des 8. Jahrhunderts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der darauffolgende Bau stammt aus dem 8. Jahrhundert. Er war deutlich größer als seine Vorgängerbauten. Es handelte sich um einen einfachen Rechtecksaal ohne Chor, der von Westen über einen wuchtigen quadratischen Treppenaufgang betreten werden konnte. Er war 17,50 m lang und 9,50 m breit. Der Grund für die Vergrößerung ist nicht sicher, wahrscheinlich ist aber ein größerer Raumbedarf aufgrund des Wechsels von einer privaten Eigenkirche zur Urpfarreikirche der Mark Klengen. Dieser Bau blieb über längere Zeit ohne größere Veränderungen bestehen. Wahrscheinlich gab dieser Bau dem Ort Kirchdorf seinen Namen. Es ging in den Besitz des Klosters St. Gallen über und bildete den kirchlichen Mittelpunkt des Brigachtals.

Aus dieser Zeit stammt auch der erste Kirchhof. Über einzelne Gräberfunde kann dieser in das 8. und 9. Jahrhundert datiert werden.

Neubau im 12. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 12. Jahrhundert erfolgte ein grundlegender Neubau. Diese Saalkirche hatte eine Länge von 32,20 m und eine Breite von 10,80 m.

Heutiger Bau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der heute noch bestehende Bau hat seine Ursprünge im 17. Jahrhundert. In dieser Zeit wurden Kirchenschiff und Vorhalle zu einem durchgehenden Raum zusammengefasst. Der heute noch bestehende Chor ersetzte um 1700 das romanische Altarhaus. Außerdem wurde eine Sakristei angebaut und der Turm, der bis dahin frei vor der Südwand stand, mit dem Kirchenschiff verbunden. Nachdem im Jahre 1819 die romanische Westwand abgebrochen wurde, erfolgte eine Verlängerung des Kirchenschiffs um rund 4 m. In den Jahren 1906 und 1938 fanden Renovierungen statt.

Im Jahre 1978 wurde eine Erweiterung der Martinskirche geplant, die jedoch vom Landesdenkmalamt nach Grabungen und bauhistorischen Untersuchungen gestoppt wurde. Der Stopp wurde damit begründet, dass die Nord- und Südwand noch aus dem 12. Jahrhundert stammen und erhalten werden müssen.[5] Statt der geplanten Erweiterung fand der Neubau der Allerheiligenkirche statt, die am 5. Juni 1983 von Weihbischof Karl Gnädinger geweiht wurde.

Innenraumgestaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altarraum

Teile der heute noch zu sehenden Malereien stammen aus dem Jahre 1616. Es handelt sich dabei um Szenen aus der Heilsgeschichte, dem Totentanz sowie den 12 Aposteln.

Heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der heutigen Zeit finden nur noch selten Gottesdienste in dieser Kirche statt. Der Bau wird vor allem für Konzerte, Ausstellungen und besondere kirchliche Feiern, wie Hochzeiten, genutzt. Außerdem findet darin die Veranstaltungsreihe „Kultureller Herbst Brigachtal“ statt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Urkunde von 1259, erste Erwähnung der Pfarrei Kirchdorf. (PDF; 20 KB) In: kath-brigachtal.de. Abgerufen am 20. März 2019.
  2. Urkunde vom 28.1.888, erste Erwähnung des hl. Martin als Kirchenpatron. (PDF; 21 KB) In: kath-brigachtal.de. Abgerufen am 20. März 2019.
  3. Kirche Sankt Martin. In: brigachtal.de. Abgerufen am 20. März 2019.
  4. Die Kirche St. Martin – Geschichtlicher Überblick, Jahre 600–1991. (PDF; 15 KB) In: kath-brigachtal.de. Abgerufen am 20. März 2019.
  5. Allerheiligenkirche Brigachtal-Kirchdorf. In: kath-brigachtal.de. Abgerufen am 20. März 2019.

Koordinaten: 48° 0′ 55,9″ N, 8° 28′ 11,9″ O