Bernalit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Bernalit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1991-032[1]

IMA-Symbol

Bnl[2]

Chemische Formel Fe(OH)3
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/F.15
IV/F.15-030

4.FC.05
06.03.05.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m
Raumgruppe Immm (Nr. 71)Vorlage:Raumgruppe/71
Gitterparameter a = 7,544 Å; b = 7,560 Å; c = 7,558 Å[3]
Formeleinheiten Z = 8[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,32; berechnet: 3,35[4]
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Bruch; Tenazität uneben bis muschelig; spröde[4]
Farbe Gelbgrün, dunkles Flaschengrün
Strichfarbe Apfelgrün
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz bis Diamantglanz (wenn frisch); Fettglanz[4]
Kristalloptik
Brechungsindex n = 1,92 bis 1,94[4]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten Löslich in Säuren[5]

Bernalit ist ein sehr seltenes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Fe(OH)3 und ist damit chemisch gesehen Eisen(III)-hydroxid.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das heute Typmaterial von Bernalit wurde schon 1920 von R. T. Slee aus der „Propietary Mine“ in Broken Hills, New South Wales, Australien geborgen. Slee schickte die Fundstücke an den australischen Mineralogen Frank Stillwell zur Identifikation. Stillwell erkannte sie als Arsenopyrit, umgeben von Skorodit. Das Fundstück wurde daraufhin lange Zeit im Institut für Mineralogie der Universität Melbourne aufbewahrt. Im Jahr 1990 wurden alle Fundstücke in das Museum of Victoria in Melbourne verlegt, und in diesem Rahmen neu untersucht. Dabei wurde Bernalit entdeckt und beschrieben 1993 durch William D. Birch, Allan Pring, Armin Reller, Helmut W. Schmalle, die das Mineral nach dem britischen Mineralogen John Desmond Bernal (1901–1971) benannten, um ihn für seine Verdienste im Bereich der Kristallchemie von Eisenoxiden und -hydroxiden zu ehren.[3]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Bernalit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Hydroxide und oxidischen Hydrate (wasserhaltige Oxide mit Schichtstruktur)“, wo er zusammen mit Dzhalindit und Söhngeit die unbenannte Gruppe IV/F.15 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Bernalit in die Abteilung der "Hydroxide (ohne U und V)" ein. Diese ist weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit von Hydroxidionen und Kristallwasser sowie der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Hydroxide mit OH, ohne H2O; eckenverknüpfte Oktaeder“ zu finden ist, wo es ebenfalls zusammen mit Söhngeit und Dzhalindit die jetzt benannte „Söhngeitgruppe“ mit der System-Nr. 4.FC.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Bernalit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide“ ein. Hier ist er in der unbenannten Gruppe 06.03.05 innerhalb der Unterabteilung „Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide mit (OH)3- oder (OH)6-Gruppen“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bernalit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Immm (Raumgruppen-Nr. 71)Vorlage:Raumgruppe/71 mit den Gitterparametern a = 7,544 Åb = 7,560 Å und c = 7,558 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Mineral enthält Spuren von Siliciumdioxid, Blei(II)-oxid, Zinn(II)-oxid und Kohlendioxid.[4]

Bernalit ist gut löslich in Säuren.[5]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es tritt oft in Verbindung mit Goethit (Eisenoxidhydroxid) und Coronadit (Blei-Mangan-Oxid) auf.[4] Bernalit kann in der „Propietary Mine“ in Broken Hills, New South Wales, Australien gefunden werden. Zudem gibt es drei Fundorte in Deutschland (zwei in Baden-Württemberg und einen in Sachsen) und einen Fundort in Italien in der Provinz Genua.[6]

Das Referenzmineral wird im Victoriamuseum in Melbourne aufbewahrt.[4]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • William D. Birch, Allan Pring, Armin Reller, Helmut W. Schmalle: Bernalite, Fe(OH)3, a new mineral from Broken Hill, New South Wales: description and structure In: American Mineralogist, 1993, Nr. 78, S. 827–834 (PDF 1 MB)
  • Catherine A. McCammon, Eddy De Grave, Allan Pring: The magnetic structure of bernalite, Fe(OH)3. In: Journal of Magnetism and Magnetic Materials. Band 152, Kapitel 1–2, 1. Januar 1996, S. 33–39 doi:10.1016/0304-8853(95)00456-4

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c William D. Birch, Allan Pring, Armin Reller, Helmut W. Schmalle: Bernalite, Fe(OH)3, a new mineral from Broken Hill, New South Wales: description and structure In: American Mineralogist, 1993, Nr. 78, S. 827–834 (PDF 1 MB)
  4. a b c d e f g Bernalite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 66,9 kB).
  5. a b Webmineral – Bernalite (englisch)
  6. Mindat – Bernalite (englisch)