Bernardino Lurati

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Bernardino Lurati (* 5. November 1829 in Lugano; † 29. Juni 1880 in Bern; heimatberechtigt in Lugano) war ein Schweizer Politiker, Tessiner Grossrat und Nationalrat.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bernardino Lurati war der Sohn des Rechtsanwalts Crispino Lurati und dessen Ehefrau Elisabetta (geb. Luvini).

Er war seit 1854 mit Lucrezia, die Tochter des Politikers Pietro Polar verheiratet; ihr gemeinsamer Sohn war der Jurist und Politiker Giovanni Lurati.

Die Brüder seiner Ehefrau waren Giovanni Polar sowie Ignazio Polar und sein Neffe war der Politiker Giovanni Reali.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bernardino Lurati besuchte das Gymnasium und Lyzeum in Lugano.

Nachdem er sich an der Universität Pisa zu einem Studium der Rechtswissenschaften immatrikuliert hatte, promovierte er 1851 zum Dr. jur.

Nach Beendigung des Studiums war er als Rechtsanwalt und Notar in Lugano tätig.

Er gründete 1859 die Voce del Popolo und war deren Redakteur; die Zeitung war das erste Organ 1860 gegründeten liberalkonservativen Partei, das später durch die Zeitung Cittadino ticinese und 1865 durch die Libertà ersetzt wurde[1][2]. Er war dazu auch Mitarbeiter der Credente Cattolico, der ab 1856 erscheinenden Zeitung des Tessiner Klerus, deren Redakteur Carlo Conti war[3].

Politisches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Gründung der liberalkonservativen Partei spielte Bernardino Lurati 1860 eine entscheidende Rolle; von 1860 bis 1880 vertrat er diese dann im Tessiner Grossrat. 1875 und 1880[4] wurde er zum Vizepräsidenten des Grossen Rats gewählt[5] und 1876 erfolgte seine Wahl zum Präsidenten[6].

Er war ein Befürworter der Gotthardbahn und redigierte zu deren Unterstützung ab 1866 gemeinsam mit Carlo Cattaneo die Rivista ferroviaria[7].

Er befasste sich mit der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung des Kantons, insbesondere mit der Frage der Eisenbahn. 1869 setzte er sich, bei der Abfassung des Forstgesetzes, für den Schutz der Wälder ein[8][9].

1871 wurde er durch den Grossen Rat in die Kommission zur Prüfung der Staatsverwaltung[10] gewählt und er sprach sich 1872 für die Revision der Bundesverfassung (siehe auch Totalrevision der Schweizer Bundesverfassung 1872) aus[11].

1875 veröffentlichte er die Streitschrift Il 25 febbraio 1875. Ricordi ai Ticinesi, in der er Kritik an der liberalen Regierung übte und die im Februar 1875 zum Wahlsieg der Liberalkonservativen beitrug. Im selben Jahr wurde er erstmalig in den Nationalrat und 1878 erneut gewählt[12]; ihm folgte Ignazio Polar[13].

Der neuen konservativ ausgerichteten Regierung, dem Nuovo Indirizzo[14], blieb er fern, da ihm das verhärtete politische Klima nach dem Wahlsieg der Liberalkonservativen nicht zusagte. Er hatte auch keine Zeit, um eine politische Alternative katholisch-liberaler Ausrichtung, gegenüber seinem Gegenspieler Gioachimo Respini, zu entwickeln.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Il 25 febbraio 1875. Ricordi ai Ticinesi. Lugano, 1875.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fabrizio Panzera: Bernardino Lurati (1829–1880). In: Alberto Lepori, Fabrizio Panzera (Hrsg.): Uomini nostri. Trenta biografie di uomini politici. Armando Dadò Editore, Locarno 1989, S. 22, 34–38.
  • Erich Gruner: Die Wahlen in den Schweizerischen Nationalrat 1848–1919. Band 1, erster Teil. Francke Verlag, Bern 1978, ISBN 3-7720-1442-9, S. 743.
  • Celestino Trezzini: Bernardino Lurati. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Band 4, Liebegg – Mailand, Attinger Verlag, Neuenburg 1927, S. 735 (PDF Digitalisat).
  • Bernardino Lurati. In: Zuger Volksblatt vom 3. Juli 1880. S. 2 (Digitalisat).
  • Bernardino Lurati. In: Le Chroniqueur, 6. Juli 1880. S. 2 (Digitalisat).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ETH-Bibliothek Zuerich: I cattolici e la questione della liberta' d'insegnamento nel Ticino del XIX e del XX secolo. Abgerufen am 23. Juni 2023.
  2. La nostra storia | il Centro. 11. August 2022, abgerufen am 24. Juni 2023 (italienisch).
  3. Verein der schweizerischen Presse: Die Schweizer Presse. Jent & Company, 1896 (google.com [abgerufen am 24. Juni 2023]).
  4. Neue Zürcher Zeitung 23. April 1880 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 22. Juni 2023.
  5. Der Bund 18. November 1875 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 20. Juni 2023.
  6. Der Bund 21. April 1876 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 20. Juni 2023.
  7. Motta: Versuch einer Gotthardbahn-Literatur: (1844-1882). H. Georg's Verlag, 1882 (google.com [abgerufen am 23. Juni 2023]).
  8. Der Bund 27. November 1869 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 20. Juni 2023.
  9. Le Chroniqueur 7. Dezember 1869 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 20. Juni 2023.
  10. Der Bund 5. März 1871 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 20. Juni 2023.
  11. Der Bund 27. April 1872 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 20. Juni 2023.
  12. Switzerland: Bundesblatt der Schweizerischen eidgenossenschaft. Bundeskanzlei, 1878 (google.com [abgerufen am 24. Juni 2023]).
  13. Bundesblatt. Schweizerische Eidgenossenschaft, 1880 (google.com [abgerufen am 24. Juni 2023]).
  14. Neue Zürcher Zeitung 14. März 1879 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 21. Juni 2023.