Bernd Wittenburg

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Bernd Wittenburg (* 1. April 1950 in Neukloster)[1] ist ein ehemaliger deutscher Boxer. Er war 1975 und 1977 Vize-Europameister der Amateure im Mittelgewicht.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bernd Wittenburg spielte als Jugendlicher Handball bei der TSG Wismar.[2] Das Boxen lernte er bei Dynamo Wismar[3] unter Trainer Friedrich von Thien.[4] Wittenburg wurde auf Grund seiner guten Leistungen im nationalen Juniorenbereich zum SC Dynamo Berlin delegiert. Sein Trainer war dort Horst Gülle. Er war Angehöriger der Schutz- und Sicherheitsorgane der DDR.

1970 belegte er als Zwanzigjähriger beim „Freundschafts“-Turnier in Vidin/Bulgarien im Mittelgewicht mit einem Punktsieg über Djatschuk, UdSSR, den 1. Platz und im Jahre 1971 kam er beim „Fairneß“-Turnier in Leipzig im Mittelgewicht hinter Anatoli Klimanow aus der UdSSR und Hans-Joachim Brauske, DDR, auf den 3. Platz.

1971 nahm er erstmals bei den Senioren an der DDR-Meisterschaft teil und erreichte im Mittelgewicht hinter Peter Urbach von der SG Motor Görlitz und Hans-Jürgen Voigtländer von SG Wismut Gera den 3. Platz. 1972 wurde er dann erstmals DDR-Meister im Mittelgewicht mit einem Sieg im Finale über Hans-Joachim Brauske, SC Chemie Halle. Im gleichen Jahr siegte er auch bei der Meisterschaft der Schutz- und Sicherheitsorgane der sozialistischen Staaten in Sofia im Halbschwergewicht mit einem Punktsieg im Finale über Jozef Pietrzak aus Polen. Bei den Olympischen 1972 in München wurde aber nicht Bernd Wittenburg, sondern Hans-Joachim Brauske eingesetzt, der dort allerdings schon im Achtelfinale ausschied.

Auch im Jahre 1973 gewann Bernd Wittenburg den DDR-Meistertitel im Mittelgewicht. Er besiegte dabei im Finale Wolfgang Heimann vom SC Dynamo Berlin. Bei der Europameisterschaft 1973 in Belgrad wurde ihm aber erneut der Verlierer des DDR-Meisterschafts-Finales, Wolfgang Heimann, vorgezogen. Dieser schied in Belgrad im Viertelfinale aus.

1974 gewann Bernd Wittenburg seinen dritten DDR-Meistertitel im Mittelgewicht mit einem Sieg über Eckhard Hadler vom SC Traktor Schwerin. Bei der 1. Weltmeisterschaft in Havanna wurde er dann im Mittelgewicht eingesetzt und erkämpfte sich dort mit Punktsiegen über Eddie Johnson, Trinidad und Tobago u. Alejandro Montoya, Kuba und einem K.-o.-Sieg i.d. 1. Runde über Carlos Anchaute, Peru eine Bronzemedaille. Im Halbfinale musste er eine bittere K.-o.-Niederlage i.d. 1. Runde gegen Rufat Riskijew aus der UdSSR hinnehmen.

1975 und 1976 erkämpfte sich Bernd Wittenburg mit Siegen über Wolfgang Donath, SG Wismaut Gera und Herbert Bauch, TSC Berlin wiederum die DDR-Meisterschaft im Mittelgewicht. 1977 startete er bei dieser Meisterschaft im Halbschwergewicht und unterlag dabei im Endkampf gegen Ottomar Sachse vom SC Chemie Halle (Saale) nach Punkten (1:4).

Im internationalen Ring war er auch 1975 erfolgreich, denn er kämpfte sich bei der Europameisterschaft dieses Jahres in Kattowitz in das Finale vor, in dem er allerdings gegen den Olympiasieger von 1972 Wjatscheslaw Lemeschew nach Punkten unterlag. Weniger erfolgreich war er bei den olympischen Spielen in Montreal. Er gewann dort im Mittelgewicht zwar seinen ersten Kampf über Bryan Gibson aus Kanada durch K. o. i.d. 3. Runde, unterlag aber im Achtelfinale gegen den Kubaner Luis Felipe Martínez knapp nach Punkten (2:3 Richterstimmen), womit er ausschied und nur den 9. Platz belegte.

Im Jahre 1977 trat Bernd Wittenburg letztmals bei einer internationalen Meisterschaft an. Er belegte dabei bei der Europameisterschaft in Halle (Saale) im Mittelgewicht wieder den 2. Platz. Im Finale unterlag er dabei gegen Leonid Schaposchnikow aus der UdSSR nach Punkten (0:5).

Wittenburg wurde später beruflich in Dranske auf der Insel Rügen als Betreiber eines Campingplatzes sowie einer Pension tätig.[5]

Internationale Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Platz Wettbewerb Gewichtsklasse
1970 1. „Freundschafts-“-Turnier in Widin/Bulgarien Mittel mit einem Punktsieg über Djatschuk, UdSSR
1971 3. „Fairneß“-Turnier in Leipzig Mittel hinter Anatoli Klimanow, UdSSR u. Hans-Joachim Brauske, DDR
1972 1. Meisterschaft der Schutz- u. Sicherheitsorgane der soz. Staaten in Sofia Halbschwer mit einem Punktsieg im Endkampf gegen Jozef Pietrzak, Polen
1974 3. WM in Havanna Mittel mit Punktsiegen über Eddie Johnson, Trinidad und Tobago u. Alejandro Montoya, Kuba, einem KO-Sieg i.d. 1. Runde über Carlos Anchaute, Peru u. einer KO-Niederlage i.d. 1. Runde gegen Rufat Riskijew, UdSSR
1975 2. EM in Kattowitz Mittel mit Punktsiegen über Ilja Angelow, Bulgarien u. Jose Santiago Martin, Spanien, einem t.KO-Sieg i.d. 1. Runde über Zdenek Tykva, ČSSR u. einer Punktniederlage gegen Wjatscheslaw Lemeschew, UdSSR
1975 2. TSC-Turnier in Berlin Mittel nach einer KO-Niederlage i.d. 2. Runde im Finale gegen Anatoli Kurikow, UdSSR
1976 1. Chemie-Pokal in Halle (Saale) Mittel mit einem Abbruch-Sieg i.d. 2. Runde über Herbert Bauch, DDR
1976 9. OS in Montreal Mittel mit einem Abbruch-Sieg i.d. 3. Runde über Bryan Gibson, Kanada u. einer Punktniederlage im Achtelfinale gegen Luis Felipe Martínez, Kuba
1977 2. EM in Halle (Saale) Mittel mit einem KO-Sieg i.d. 3. Runde über Laszlo Pem, Ungarn, einem Abbruch-Sieg i.d. 2. Runde über Adrie Magiels, Niederlande u. einem Abbruch-Sieg i.d.a 1. Runde über Svatopluk Zacek, CSSR, sowie einer Punktniederlage gegen Leonid Schaposchnikow, UdSSR (0:5)

Länderkämpfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Ort Begegnung Gewichtsklasse Ergebnis
1972 Mielec Polen gegen DDR Halbschwer Punktniederlage gegen Janusz Gortat
1973 ? DDR gegen Frankreich Mittel t.KO-Sieger i.d. 2. Runde über Jacquin
1973 Berlin DDR gegen Polen Mittel KO-Sieger i.d. 1. Runde über Witold Zawadski
1974 Bukarest Rumänien gegen DDR Mittel Punktsieger über Alec Năstac
1974 Galați Rumänien gegen DDR Mittel Punktsieger über Mihoc
1974 ? Frankreich gegen DDR Mittel t.KO-Sieger i.d. 2. Runde über Prunier-Flot
1974 Posen Polen gegen DDR Mittel Abbruch-Sieger i.d. 2. Runde über Marek Luszcynski
1974 Opole Polen gegen DDR Mittel Abbruch-Sieger i.d. 2. Runde über Ryszard Sitkowski
1975 Lagos Nigeria gegen DDR Mittel Punktsieger über Samson Aransida
1975 Accra Ghana gegen DDR Mittel KO-Sieger i.d. 2. Runde über Wellington
1975 Prag ČSSR gegen DDR Halbschwer t.KO-Sieger i.d. 2. Runde über Ludvik Gyerak
1976 Potsdam DDR gegen Bulgarien Halbschwer KO-Sieger i.d. 2. Runde über Walentin Gawazow

DDR-Meisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Platz Gewichtsklasse Ergebnis
1971 3. Mittel hinter Peter Urbach, SG Motor Görlitz u. Hans-Jürgen Voigtländer, SG Wismut Gera
1972 1. Mittel Sieger im Finale über Hans-Joachim Brauske, SC Chemie Halle (Saale)
1973 1. Mittel Sieger im Finale über Wolfgang Heimann, SC Dynamo Berlin
1974 1. Mittel Sieger im Finale über Eckhard Hadler, SC Traktor Schwerin
1975 1. Mittel Sieger im Finale über Wolfgang Donath, SG Wismut Gera
1976 1. Mittel Abbruch-Sieger i.d. 2. Runde über Herbert Bauch, Berliner TSC
1977 2. Halbschwer Punktniederlage im Finale gegen Ottomar Sachse, SC Chemie Halle (Saale)

Anm.: OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft, EM = Europameisterschaft, Mittelgewicht, bis 75 kg, Halbschwergewicht, bis 81 kg Körpergewicht

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Boxsport: Von Tokyo nach Rostock / Zwischen „Gestern" und „Heute". In: Boxverband Mecklenburg-Vorpommern. Abgerufen am 15. Februar 2023.
  2. Bernd Wittenburg lüftet ein Geheimnis. In: Ostsee-Zeitung. 12. Juli 2016, abgerufen am 15. Februar 2023.
  3. Zwischen Integration und neuen Erfolgen - Der Wismarer Boxsport. In: Deutscher Olympischer Sportbund. 11. April 2008, abgerufen am 15. Februar 2023.
  4. Trauer um Trainerlegende Friedrich »Fiete« von Thien. In: Deutscher Boxsport-Verband e.V. 11. Februar 2021, abgerufen am 15. Februar 2023.
  5. Boxertreffen mit Bernd Wittenburg. In: Ostsee-Zeitung bei facebook.com. 12. Juli 2016, abgerufen am 15. Februar 2023.