Beryllonit

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Beryllonit
Farbloser Beryllonit aus Linópolis (Gemeinde Divino das Laranjeiras), Minas Gerais, Brasilien (Größe: 1,9 cm × 1,8 cm × 0,8 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Bel[1]

Chemische Formel NaBe[PO4][2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/A.01
VII/A.01-030

8.AA.10
38.01.12.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe P21/n (Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2[2]
Gitterparameter a = 8,18 Å; b = 7,82 Å; c = 14,11 Å
β = 90,0°[2]
Formeleinheiten Z = 12[2]
Zwillingsbildung nach {101} Kontakt- und Durchdringungszwillinge, nach {110} und {100} polysynthetische und pseudohexagonal-sternförmige Zwillinge[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5,5 bis 6[3]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,77 bis 2,84; berechnet: 2,805[3]
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}, gut nach {100}[3]
Bruch; Tenazität muschelig; spröde[3]
Farbe farblos, weiß bis hellgelb[3]
Strichfarbe weiß[4]
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend[3]
Glanz Glas- bis Diamantglanz, Perlglanz auf Spaltflächen[3]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,552[5]
nβ = 1,558[5]
nγ = 1,561[5]
Doppelbrechung δ = 0,009[5]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 68° (gemessen)[5]

Beryllonit (IMA-Symbol Bel[1]) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung NaBe[PO4][2] und damit chemisch gesehen ein Natrium-Beryllium-Phosphat.

Beryllonit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist tafelige bis kurzprismatische Kristalle und Zwillinge, kommt aber auch in Form sphärolithischer, faseriger oder körniger bis massiger Mineral-Aggregate vor. In reiner Form ist Beryllonit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine gelbliche Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt. Unverletzte Kristallflächen weisen einen glas- bis diamantähnlichen Glanz auf, Spaltflächen schimmern dagegen eher perlmuttartig.

Mit einer Mohshärte von 5,5 bis 6 gehört Beryllonit zu den mittelharten Mineralen, das sich etwas leichter als das Referenzmineral Orthoklas (6) mit einer Stahlfeile ritzen lässt.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Beryllonit am McKean Mountain nahe Stoneham im Oxford County des US-Bundesstaates Maine. Beschrieben wurde das Mineral 1888 durch Edward Salisbury Dana, der es nach seinem Hauptbestandteil Beryllium benannte.

Das Typmaterial des Minerals wird in der Yale University in New Haven (Connecticut) in den USA aufbewahrt (Katalog-Nr. 3.1946).[6]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Beryllonit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung „Wasserfreie Phosphate, Arsenate und Vanadate ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Berlinit, Hurlbutit und Lithiophosphat die „Berlinit-Beryllonit-Hurlbutit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/A.01 bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/A.01-30. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Wasserfreie Phosphate [PO4]3−, ohne fremde Anionen“, wo Beryllonit zusammen mit Alarsit, Berlinit, Hurlbutit, Lithiophosphat, Minjiangit, Nalipoit, Olympit, Rodolicoit und Strontiohurlbutit eine eigenständige Gruppe mit kleinen Kationen (Li-Be-Al-Fe3+) bildet.[4]

Auch die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[7] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Beryllonit in die Abteilung der „Phosphate, etc., ohne weitere Anionen, ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit kleinen Kationen (einige zusätzlich mit größeren Kationen)“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.AA.10 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Beryllonit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreien Phosphate etc.“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 38.01.05 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc. A+B2+XO4“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beryllonit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/n (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2 mit den Gitterparametern a = 8,18 Å; b = 7,82 Å; c = 14,11 Å und β = 90,0° sowie 12 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Die Kristallstruktur von Beryllonit besteht aus je drei BeO4- und PO4-Tetraedern, die zu einem Netz aus Sechserringen verbunden und parallel der b-Achse übereinander geschichtet sind. Die Ringe und Schichten sind ähnlich wie bei Schichtsilikaten über gemeinsam genutzte Ecken miteinander verbunden, wobei parallel der b-Achse Kanäle entstehen, in denen die Natriumionen untergebracht sind.[2][8]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Faseriger, weißer Beryllonit aus dem Pegmatitfeld Darra-i-Pech, Provinz Nangarhar, Afghanistan (Größe: 7 cm × 6,4 cm × 4,1 cm)
Beryllonit (gelblichweiß) und Elbait (rosa) aus der Paprok Mine, Distrikt Kamdesh, Provinz Nuristan, Afghanistan (Größe: 5,9 cm × 5,5 cm × 4 cm)

Beryllonit bildet sich als sekundäres Mineral durch hydrothermale Vorgänge in granitischen und alkalischen Pegmatiten. Je nach Fundort kann er mit vielen verschiedenen Mineralen vergesellschaftet auftreten wie unter anderem Albit, Apatit, Beryll, Columbit, Elbait, Eosphorit, Herderit, Kassiterit, Lepidolith, Lithiophilit, Morinit, Orthoklas, Petalit, Pollucit, Quarz, Triplit und Väyrynenit.

Als seltene Mineralbildung konnte Beryllonit nur an wenigen Orten nachgewiesen, wobei weltweit bisher rund 50 Fundstätten dokumentiert sind (Stand 2022).[9] Neben seiner Typlokalität McKean Mountain trat das Mineral noch an der Fundstätte „Mcallister“ und im Steinbruch „Lord Hill“ nahe Stoneham auf. In der Umgebung von Stoneham wurden auch die bisher größten bekannten Kristalle und Zwillinge mit Durchmessern von bis zu 15 Zentimetern gefunden,[10] allerdings sollen auch schon Kristalle von bis zu 25 Zentimetern Größe entdeckt worden sein.[3] Des Weiteren kennt man das Mineral in den Vereinigten Staaten unter anderem noch aus weiteren Orten im Oxford County von Maine sowie aus verschiedenen Fundstätten in den Bundesstaaten Nevada und New Hampshire.

Weitere bisher bekannte Fundorte liegen unter anderem in Afghanistan, Brasilien, China, Finnland, Frankreich, Kanada, Pakistan, Portugal, Schweden, Tschechien und im Vereinigten Königreich (UK).[11]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beryllonit ist aufgrund seiner vollkommenen Spaltbarkeit und Brüchigkeit für eine kommerzielle Nutzung als Schmuckstein zu empfindlich, das heißt, er könnte bei den für Löt- und Fassarbeiten nötigen Wärme-, Schlag- und Druckbelastungen leicht zerstört werden. Wegen seiner relativ geringen Mohshärte ist er auch als Ring- und Armschmuck nicht geeignet, da er schnell verkratzen würde.[12]

Das Mineral wird daher vor allem für Sammler facettiert und in verschiedenen Schliffformen angeboten. Von Interesse sind aber auch die faserigen Varietäten, die im Cabochonschliff den begehrten Katzenaugeneffekt zeigen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Edward S. Dana: Preliminary notice of beryllonite, a new mineral. In: American Journal of Science. Band 136, 1888, S. 290–291 (englisch, rruff.info [PDF; 223 kB; abgerufen am 10. Oktober 2022]).
  • Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 610–611.
  • Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. 16., überarbeitete Auflage. BLV Verlag, München 2014, ISBN 978-3-8354-1171-5, S. 206.
  • Cally Hall: Edelsteine: mehr als 130 Arten aus aller Welt. Dorling Kindersley, Starnberg 2006, ISBN 978-3-8310-0891-9, S. 118 (englisch: DK Handbooks: Gemstones. Übersetzt von Eva Dempewolf, Naturbibliothek).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Beryllonite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 10. Oktober 2022]).
  2. a b c d e f Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 425 (englisch).
  3. a b c d e f g h i Beryllonite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 52 kB; abgerufen am 10. Oktober 2022]).
  4. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b c d e Beryllonite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 10. Oktober 2022 (englisch).
  6. Catalogue of Type Mineral Specimens – B. (PDF 373 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 10. Oktober 2022.
  7. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 10. Oktober 2022 (englisch).
  8. Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 611.
  9. Localities for Beryllonite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 10. Oktober 2022 (englisch).
  10. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 155.
  11. Fundortliste für Beryllonit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 10. Oktober 2022.
  12. Edelstein-Knigge – Beryllonit (Memento vom 30. Dezember 2019 im Internet Archive)