Blanke Windelschnecke

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Blanke Windelschnecke

Blanke Windelschnecke (Vertigo genesii)

Systematik
Unterordnung: Landlungenschnecken (Stylommatophora)
Überfamilie: Pupilloidea
Familie: Windelschnecken (Vertiginidae)
Unterfamilie: Vertigininae
Gattung: Vertigo
Art: Blanke Windelschnecke
Wissenschaftlicher Name
Vertigo genesii
(Gredler, 1856)

Die Blanke Windelschnecke (Vertigo genesii) ist eine Schneckenart aus der Familie der Windelschnecken (Vertiginidae) in der Unterordnung der Landlungenschnecken (Stylommatophora).

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das eiförmige bis walzenförmige Gehäuse ist 1,6 bis 2,0 mm hoch und 1,0 bis 1,2 mm breit. Es besitzt 3,5 bis 5 konvex gewölbte Windungen, die durch eine tiefe Naht voneinander getrennt sind. Die Mündung ist schräg eiförmig mit einem etwas abgeflachten oberen Rand. Sie ist einfach und ohne Zähne, sehr selten kommt ein schwach ausgeprägter Parietalzahn oder ein Kallus vor. Der Mündungsrand ist nur wenig verdickt und kaum umgebogen. Das Gehäuse ist schwach rötlich-braun bis dunkel kastanienbraun gefärbt. Die Oberfläche ist nur fein gestreift und daher sehr glatt und glänzend.

Ähnliche Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gehäuse ähnelt dem der Vierzähnigen Windelschnecke (Vertigo geyeri). Deren Gehäuse ist etwas konischer und die Mündung ist mit bis zu vier Zähnen bewehrt.

Geographische Verbreitung und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Art ist nur in den Gebirgen Mittel- und Nordskandinaviens einigermaßen häufig. Isolierte Vorkommen kennt man aus Südschweden, Finnland, Deutschland, der Schweiz, Norditalien, Nordengland, Schottland und Polen. In der Schweiz findet man sie nur zwischen 1500 und 2100 m über Meereshöhe. In England wurde sie in 300 bis 500 m über Meereshöhe gefunden. Nach neueren Untersuchungen kommt die Art auch in Südsibirien, im Altai, in der nördlichen Mongolei und im Baikalgebiet sowie im Tienschan vor[1].

Die Tiere leben in offenen, kalkigen Sickerstellen an Berghängen, auf Sumpfwiesen und feuchten steinigen Matten der subalpinen Stufe auf karbonatreichem Gestein sowie in Sümpfen. Hier leben sie zwischen Pflanzenresten und Vegetationsbüscheln.

Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über die Lebensweise ist wenig bekannt. In England fand man das ganze Jahr hindurch Jungtiere, die im Durchschnitt etwa 55 % der Population ausmachen. Daraus folgt eine hohe Mortalität. Die Häufigkeit der Jungtiere war zwischen August und November am höchsten.

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Taxon wurde 1856 von Vinzenz Maria Gredler unter dem Namen Pupa Genesii erstmals beschrieben[2]. Manche Autoren untergliedern die Gattung Vertigo in zwei Untergattungen: Vertigo (Vertigo) O.F. Müller, 1773 und Vertigo (Vertilla) Moquin-Tandon, 1856. In dieser Untergattungsgliederung wird die Vierzähnige Windelschnecke in die Gattung Vertigo (Vertigo) gestellt[3].

Gefährdung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Deutschland ist die Art verschollen bzw. ausgestorben, der letzte Nachweis stammt von vor 1990[4].

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael P. Kerney, R. A. D. Cameron & Jürgen H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. 384 S., Paul Parey, Hamburg & Berlin 1983, ISBN 3-490-17918-8 (S. 94/95)
  • Beata M. Pokryszko: The Vertiginidae of Poland (Gastropoda: Pulmonata: Pupilloidea) - a systematic monograph. Annales Zoologici, 43 (8): S. 133–257, Warschau 1990.
  • Francisco W. Welter-Schultes: European non-marine molluscs, a guide for species identification = Bestimmungsbuch für europäische Land- und Süsswassermollusken. A1-A3 S., 679 S., Q1-Q78 S., Göttingen, Planet Poster Ed., 2012, ISBN 3-933922-75-5, ISBN 978-3-933922-75-5 (S. 126)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Blanke Windelschnecke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stefan Meng: Neue Daten zur Verbreitung der Vertiginidae (Gastropoda: Pulmonata) in Zentralasien. Mollusca, 26(2): S. 207–219, Dresden 2008 PDF
  2. Vincenz Maria Gredler: Tirol's Land- und Süsswasser-Conchylien. I. Die Landconchylien. Verhandlungen des Zoologisch-Botanischen Vereins in Wien (Abhandlungen) 6: 25-162, Wien 1856 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 116) bzw. Tafel 2, Fig. 3
  3. Molluscs of Central Europe
  4. J. H. Jungbluth, D. von Knorre (unter Mitarbeit U. von Bössneck, K. Groh, E. Hackenberg, H. Kobialka, G. Körnig, H. Menzel-Harloff, H.-J. Niederhöfer, S. Petrick, K. Schniebs, V. Wiese, W. Wimmer, M. L. Zettler): Rote Liste der Binnenmollusken [Schnecken (Gastropoda) und Muscheln (Bivalvia)] in Deutschland (Memento vom 16. Juni 2013 im Internet Archive; PDF; 1,26 MB). Mitteilungen der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft, 81: S. 1–28, Frankfurt/M. 2009