Blonder Lockvogel

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Film
Titel Blonder Lockvogel (D)
Die gefährlichste Frau der Welt (A)
Originaltitel Decoy
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1946
Länge 76 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Jack Bernhard
Drehbuch Nedrick Young
(als Ned Young)
Produktion Jack Bernhard
Bernard Brandt
Musik Edward J. Kay
(Musical Director)
Kamera L. William O’Connell
(als L. W. O’Connell)
Schnitt Jason H. Bernie
(als Jason Bernie)
Besetzung

Blonder Lockvogel (Alternativtitel Die gefährlichste Frau der Welt, Originaltitel Decoy) ist ein in Schwarzweiß gedrehter US-amerikanischer Film noir aus dem Jahr 1946.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dr. Craig fährt per Anhalter aus der Peripherie zurück in die Innenstadt von San Francisco, sucht das Hotelapartment von Margot Shelby auf und schießt diese nieder, bevor er an einer ihm zuvor zugefügten Schusswunde stirbt. Sergeant Portugal, der das Apartment beschattete, dringt in den Raum ein und erfährt von der ebenfalls im Sterben liegenden Margot die Vorgeschichte:

Nach einem Raubüberfall mit Todesfolge wird Margots Geliebter Frank Olins zum Tode in der Gaskammer verurteilt. Das Geheimnis, wo er die 400.000 US-Dollar aus dem Überfall versteckt hat, will er mit ins Grab nehmen, da er sie nicht mehr zusammen mit Margot ausgeben kann. Gemeinsam mit dem Ganoven Jim Vincent, der Margot umwirbt, ersinnt sie einen Plan, wie sie Frank vor dem sicheren Tode retten und zur Preisgabe des Verstecks bringen kann: Sie will den Gefängnisarzt Dr. Craig überreden, Frank unmittelbar nach der Hinrichtung mit einem Gegengift zu behandeln, das die Wirkung des Gases aufhebt. Margot verführt Craig, einen idealistischen aber mittellosen Arzt, der in einem vorwiegend von Armen bewohnten Viertel der Stadt arbeitet, und verrät ihm ihren Plan. Mit ihrem Anteil aus Franks Beute, so ihr Argument, habe man das Startkapital für eine gemeinsame Zukunft. Craig lässt sich auf das Vorhaben ein und hilft, den nach der Hinrichtung entwendeten „Leichnam“ Franks in seiner Praxis wiederzubeleben. Nachdem Frank den Ort verraten hat, wo das Geld aus dem Überfall vergraben liegt, erschießt Vincent ihn. Anschließend zwingen Margot und er Craig, sie zum außerhalb der Stadt liegenden Versteck zu fahren. Unterwegs überfährt Margot Vincent während eines Reifenwechsels. Am Ziel angekommen hilft Craig Margot beim Bergen der im Waldboden vergrabenen Geldkassette. Margot schießt auf ihn und fährt allein in die Stadt zurück in der Überzeugung, Craig sei tot.

Margot beendet ihre Erzählung. Sie bittet Portugal, ihr einen letzten Wunsch zu erfüllen und sie zu küssen. Portugal will ihrer Bitte nachkommen, doch sie lacht ihn aus, bevor sie ihrer Verletzung erliegt. Portugal öffnet die Geldkassette, diese enthält eine einzelne Dollarnote und einen Brief Franks, in dem er Margot beschuldigt, ihn hintergangen zu haben. Den Rest des Geldes, so seine letzten Worte, überlasse er „den Würmern“.[1]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regisseur Jack Bernhard, der hier sein Filmdebüt gab, und Bernard Brandt produzierten Blonder Lockvogel für das auf Billigproduktionen spezialisierte Filmstudio Monogram Pictures. Nedrick Young schrieb das Drehbuch nach einer Idee von Stanley Rubin.[2] Jean Gillie, die Ehefrau von Jack Bernhard, drehte nur noch einen weiteren Film (Die Affäre Macomber) vor ihrem frühzeitigen Tod 1949.[3]

Blonder Lockvogel startete am 14. September 1946 in den amerikanischen Kinos und im Februar 1952 in den Kinos der BRD.[2][4] In Österreich lief der Film unter dem Titel Die gefährlichste Frau der Welt.[5]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Überragender Low-Budget-Film noir […] der nicht ganz seinem Ruf des ‚verlorenen Klassikers‘ gerecht wird, aber die Anfangs- und Schlussszenen sind ein Knaller, und die Britin Gillie ist eine unvergessliche Femme fatale.“

Leonard Maltin[6]

„Filme wie […] Blonder Lockvogel […] decken die unterirdische Welt des wahren Film noir auf […] diese extrem billigen Visionen paranoider Ungewissheit waren die authentischeren Porträts des innewohnenden Gefühls für persönliches Versagen, Verrat und Hoffnungslosigkeit, das die Struktur der besten Noirs bildet.“

Murray Pomerance, Cinema and Modernity[7]

„Harter und zynischer film noir" [sic], in der Hauptrolle ausgezeichnet gespielt.“

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Im Original: „To you who double-crossed me. I leave this dollar for your trouble. The rest of the dough I leave to the worms.“
  2. a b Alain Silver, Elizabeth Ward (Hrsg.): Film Noir. An Encyclopedic Reference to the American Style, Third Edition. Overlook/Duckworth, New York/Woodstock/London 1992, ISBN 978-0-87951-479-2, S. 87.
  3. Geoff Mayer, Brian McDonnell: Encyclopedia of Film Noir. Greenwood Press, Westport 2007, S. 164–165.
  4. a b Blonder Lockvogel im Lexikon des internationalen Films.
  5. Filmheft Nr. 4, April 2011, Metro Kino, Wien, S. 14. PDF-Download@1@2Vorlage:Toter Link/filmarchiv.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. „Superior low-budget film noir […] doesn’t quite live up to its “lost classic” reputation, but the opening and closing scenes are knockouts, and the British Gillie makes an unforgettable femme fatale […]“ – Leonard Maltin's 2008 Movie Guide. Signet/New American Library, New York 2007, S. 335.
  7. „[…] films as […] Decoy […] uncover the subterranean world of true film noir […] these ultra-cheap visions of paranoid uncertainty more authentically portrayed the inherent sense of personal failure, betrayal, and hopelessness that informs the structure of the best noirs.“ – Murray Pomerance: Cinema and Modernity. Rutgers University Press, 2006, S. 39.