Body Positivity

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Sängerin Lizzo, eine Ikone der Body Positivity (2019)

Die Bewegung Body Positivity (engl. für positive Einstellung zum Körper, seltener auch: Body Neutrality, Body Liberation) setzt sich für die Abschaffung unrealistischer und diskriminierender Schönheitsideale ein.

Konzept[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bewegung hat sich aus dem Fat Acceptance Movement, das in den 1960er Jahren in den USA aufkam, der Frauenbewegung und der Black-is-Beautiful-Bewegung entwickelt. Unter anderem durch das Internet und soziale Medien (insbesondere Instagram) ist sie zu einem internationalen Phänomen geworden.[1] In ihrem Ursprung gehen ihre Forderungen weit über die Themen Selbstakzeptanz und das eigene Körperbild hinaus, stattdessen spielen soziale Gerechtigkeit, Diversität und intersektionale Anti-Diskriminierung eine große Rolle.

Die Bewegung setzt sich eigenen Angaben zufolge dafür ein, jeden Körper zu akzeptieren, unabhängig von seinem Aussehen. Dadurch sollen sich die Ansichten zu Produkten und Dienstleistungen wie etwa von Fitnessstudios und „Health Clubs“ ändern, wie eine Studie analysierte.[2]

Ziele der Bewegung sind das Bekämpfen unrealistischer Schönheitsideale, die Stärkung des Selbstwertgefühls des Einzelnen und des Vertrauens in andere Menschen.[3][4] Die Bewegung postuliert ebenfalls, dass Schönheitsideale Konstrukte der Gesellschaft sind und dass diese Ideale das eigene Selbstwertgefühl nicht beeinflussen sollten.[5] Die Grundidee der Bewegung ist, dass sich Personen in ihrem Körper wohlfühlen und ihre körperlichen Eigenheiten akzeptieren sollten.[4]

Aufgrund der zunehmenden Kommerzialisierung von Body Positivity (beispielsweise durch Werbekampagnen der Mode- und Schönheitsindustrie) haben Aktivistinnen wie Jes Baker die Begriffe Body Neutrality und Body Liberation geprägt, um sich auf die Grundwerte von Body Positivity zurückzubesinnen.[6]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus feministischer Perspektive kritisiert wird an Body Positivity, so wie sie auf Instagram praktiziert wird, dass weiterhin die eigene Attraktivität und das Körperbild im Vordergrund stehen. Eine echte Befreiung von Selbst-Objektifizierung und patriarchalen Strukturen sei so nicht möglich.[7] Kritiker bemängeln, dass die Bewegung von weißen, verhältnismäßig schlanken Frauen gentrifiziert worden sei.[8] Laut Cheryl Frazier und Nadia Mehdi habe sich die Bewegung zu weit von ihren radikalen Wurzeln entfernt. Mit dem verstärkten Fokus auf Menschen, die Schönheitsidealen weitestgehend entsprächen, seien die Belange stärker diskriminierter mehrgewichtiger Menschen in den Hintergrund getreten.[9] Aus der Kritik an Body Positivity hat sich auch das Konzept der Body Neutrality entwickelt, das alle Menschen, die Probleme mit ihrem Körperbild haben, einbeziehen soll und die Erwartung, dass Menschen stets positive Gefühle in Bezug auf ihren Körper haben sollen, als überzogen kritisiert.[1]

Die Body-Positivity-Bewegung steht immer wieder in der Kritik, durch die Normalisierung von „Übergewicht“ (das in der Body-Positivity-Bewegung „Mehrgewicht“ genannt wird)[10] einen ungesunden Lebensstil zu fördern.[11] Empirisch konnte diese Annahme aber nicht bestätigt werden: Im Gegenteil würde gerade die Stigmatisierung die Motivation der Menschen schwächen, sich gesundheitsbewusst zu verhalten, und zu einer weiteren Gewichtszunahme führen, wohingegen Untersuchungen ergaben, dass body-positive Beiträge in Sozialen Medien die Wertschätzung des eigenen Körpers erhöhen und so Körperpflege und körperliche Aktivitäten fördern.[12]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Birk, Frank Francesco & Mirbek, Sandra (2021): Bodyshaming, Bodypositivity, Bodyneutrality und Bodydiversity: Körperlichkeit als zentrale (Anti-)Diskriminierungsthematik. In: körper - tanz - bewegung. Zeitschrift für Körperpsychotherapie und Kreativtherapie, Jg. 9 (3), Seite 142–150. (https://www.reinhardt-journals.de/index.php/ktb/article/view/153575/5835)
  • Hauke, Alexandra (2022): Body Positivity. In: Anja Herrmann/Tae Jun Kim/Evangelia Kindinger/Nina Mackert/Lotte Rose/Friedrich Schorb/Eva Tolasch/Paula-Irene Villa (Hrsg.), Fat Studies: Ein Glossar, Seiten 71–74. Bielefeld: transcript Verlag. doi:10.14361/9783839460054-010

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Helana Darwin, Amara Miller: Factions, frames, and postfeminism(s) in the Body Positive Movement. In: Feminist Media Studies. Band 21, Nr. 6, 18. August 2021, ISSN 1468-0777, S. 873–890, doi:10.1080/14680777.2020.1736118 (tandfonline.com [abgerufen am 12. Januar 2024]).
  2. Lucubrum Intelligence Services: How will body image trends influence the fitness market in Spain by 2035. In: Researchgate. Juni 2019; (englisch).
  3. Jessica Cwynar-Horta: Documenting Femininity: Body Positivity and Female Empowerment on Instagram. August 2016, abgerufen am 3. März 2019.
  4. a b Jessica Cwynar-Horta: The Commodification of the Body Positive Movement on Instagram. In: Stream: Inspiring Critical Thought. 8. Jahrgang, Nr. 2, 31. Dezember 2016, ISSN 1916-5897, S. 36–56 (englisch, sfu.ca).
  5. Alysse Dalessandro: 15 Influencers Define Body Positivity (englisch). 
  6. Jes Baker: Why I've chosen body liberation over body love. In: The Militant Baker. 25. Juni 2018, abgerufen am 20. Oktober 2020 (englisch).
  7. Nadja Schlüter: Body Positivity ist mir zu anstrengend. In: Jetzt. 6. Juli 2020, abgerufen am 21. Oktober 2020.
  8. Meridith Griffin, K. Alysse Bailey, Kimberly J. Lopez: #BodyPositive? A critical exploration of the body positive movement within physical cultures taking an intersectionality approach. In: Frontiers in Sports and Active Living. Band 4, 10. Oktober 2022, ISSN 2624-9367, S. 908580, doi:10.3389/fspor.2022.908580, PMID 36299403, PMC 9589104 (freier Volltext).
  9. Cheryl Frazier, Nadia Mehdi: Forgetting Fatness: The Violent Co-Optation of the Body Positivity Movement. In: Debates in Aesthetics. (debatesinaesthetics.org [abgerufen am 30. November 2021]).
  10. Dick, fett, mehrgewichtig: Was sollte man heute eigentlich sagen? In: Brigitte, 14. November 2022, abgerufen am 19. April 2024.
  11. Ursula Weidenfeld: Auch Dicksein ist gefährlich und ansteckend. In: Der Tagesspiegel. 22. September 2018, abgerufen am 21. Oktober 2020.
  12. Rachel Cohen, Toby Newton-John, Amy Slater: The case for body positivity on social media: Perspectives on current advances and future directions. In: Journal of Health Psychology. Band 26, Nr. 13, 1. November 2021, ISSN 1359-1053, S. 2365–2373, doi:10.1177/1359105320912450.