Borgen Bøe

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Borgen Bøe, auch Borgen Olsen Bøe (* 30. November 1908 in Klepp, Rogaland; † 29. Dezember 1941 im Trandumskogen in Ullensaker) war ein norwegischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und die deutsche Besatzungsmacht.

Borgen Bøe
Borgen Bøe

Vorleben und Widerstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geboren als zweites Kind des Vaters Ola Rasmussen Bøe (* 1883) und der Mutter Kristine, geborene Stangeland (* 1886), hatte er zwei Geschwister: Ingebjørg (1910–1959) und Rasmus (1906–1983). Er besuchte die Mittelschule und das Handelsgymnasium, war Fabrikdirektor (norwegisch: Disponent) in Stavanger.

Bøe nahm bis zur Kapitulation Norwegens am 10. Juni 1940 am Krieg gegen Deutschland teil und ging danach in den Widerstand. Vor dem Hintergrund einer militärischen Ausbildung erwuchs der Aufbau einer Widerstandsgruppe mit Kriegskameraden aus Stavanger. Sie betrieb Spionage für die Alliierten über die militärischen Einrichtungen der deutschen Luftwaffenstützpunkte in Sola und Forus, heute Flughafen Stavanger, über die deutschen Werftaktivitäten im Hafen Stavangers, außerdem Propaganda und Industriesabotage.

Ein Mitglied der Gruppe war ein Kollaborateur der Sipo und verriet die gesamte Gruppe.

Verhaftung und Hinrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bøe wurde am 30. Juli 1941 in seinem Haus in Stavanger verhaftet und im November 1941 vom Bezirksgefängnis in Stavanger nach Oslo in die Festung Akershus überführt. Er und seine ebenfalls verhafteten zehn Kameraden wurden dort vom Pastor und späteren Bischof von Tunsberg Dagfinn Hauge seelsorgerisch betreut.[1]

Das Reichskriegsgericht verurteilte ihn im Dezember 1941 zum Tode, ein Gnadengesuch wurde abgelehnt. Wehrmachtssoldaten unter dem Kommando des SS-Hauptsturmführers Oscar Hans erschossen die gesamte Gruppe am 29. Dezember auf dem militärischen Übungsgelände der Trandumer Kaserne (Trandum leir) im Trandumer Wald in Flatnermoen, einem Ort in der Nähe eines Panzergeschützstands. Ein deutscher Feldprediger war anwesend; die Toten wurden vor Ort im Massengrab in Holzsärgen anonym beigesetzt.[2] Dies war die erste von weiteren 17 Massenexekutionen im Trandumer Wald bis zum September 1944.[3]

Nach dem Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Direkt nach der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 wurden die durch Neubepflanzung schlecht getarnten Gräber gesucht. Es wurden achtzehn Massengräber gefunden mit insgesamt 211 Leichen, von denen 183 durch zahnärztliche Unterlagen identifiziert wurden, darunter auch die 11er-Gruppe mit Bøe. Der Fundort ist heute gekennzeichnet mit einem Steinkreuz und Stein mit Inschrift: Grav 18. Die elf Exhumierten wurden danach auf dem Friedhof von Eiganes, einem Stadtteil von Stavanger, beerdigt.

Gedenkorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Name an der großen Gedenkwand unter der Überschrift: Grav 18, Flatnermoen, 29. desember 1941, auf der Hinrichtungsstätte im Trandumer Wald (Trandumskogen) in Ullensaker, die gesamte Anlage ist heute ein norwegisches Nationaldenkmal, Gedenkveranstaltungen finden statt am norwegischen Nationalfeiertag, 17. Mai.
  • Gedenktafel mit Zitat aus seinem Abschiedsbrief und Kurzbiographie in mehreren Sprachen am Denkmal Monumento alla Resistenza europea in Como.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dagfinn Hauge: Slik dør menn = So sterben Männer, herausgegeben von der Lutherstiftung = Lutherstiftelsen, Oslo 1945, weitere Informationen zu Bøe und seiner Gruppe bis hin zur Beerdigung in Stavanger.
  • Våre Falne = Unsere Gefallenen, herausgegeben vom norwegischen Staat, Oslo 1950, mit Biographie über Bøe.
  • Piero Malvezzi und Giovanni Pirelli: Lettere di condannati a morte della Resistenza Europea, Verlag: Giulio Einaudi, Turin 1954; deutsch: Letzte Briefe zum Tode Verurteilter, Verlag: dtv, München 1962, Seite 205–207: Chronologie des norwegischen Widerstands mit Hintergrundinformationen zu den deutschen Strafaktionen, Seite 210–211: Kurzbiographie und Abschiedsbrief.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hauge schrieb darüber ein Buch, in dem er die zwölf Widerstandskämpfer mit den zwölf Aposteln verglich, unter denen sich ein Judas eingeschlichen hatte, siehe Literatur.
  2. nach Dagfinn Hauge, siehe Literatur.
  3. Nachricht über diese erste Hinrichtung im norwegischen Exilperiodikum News of Norway, herausgegeben vom Royal Norwegian Government’s Press Representative, Washington D.C., Ausgabe 47, 10. Januar 1942, Seite 2: 11 NORWEGIANS EXECUTED AT STAVANGER The 1941 Christmas holidays were anything but merry at Stavanger where the closing days of the year saw 11 men die before German firing squads, and the city as a whole fined two million kroner for sabotage and anti-German demonstration. Those executed were Carl Oftedal, a doctor; Thomas Fjermestad. a bookkeeper; Karluf Boe, an office worker; Einar Hoseth, a sign painter; Arnt Plessner Pedersen, a business man; Georg Helland, a custom officer; Olav Ragnvald Olsson, a watchman; Martin Jacobsen, a warehouse employee; John Nielsen, a salesman; Borgen Boe, a manager; and Georg Fjellberg, a smith. All were residents of Stavanger. The exact nature of the charges brought against the 11 men has not been made clear, but it is believed to be espionage and sabotage. Four other Stavanger men - named Oundersen, Ottestad, Langerland and Mogner - were given prison sentences, ranging form 2 to 8 years, at the same time.