Boritz

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Boritz
Gemeinde Hirschstein
Koordinaten: 51° 16′ N, 13° 24′ OKoordinaten: 51° 16′ 16″ N, 13° 23′ 40″ O
Höhe: 100 m
Fläche: 3,07 km²
Eingemeindung: 1. März 1994
Postleitzahl: 01594
Vorwahl: 035266
Boritz (Sachsen)
Boritz (Sachsen)

Lage von Boritz in Sachsen

Boritz ist ein Ortsteil der Gemeinde Hirschstein im sächsischen Landkreis Meißen. Die Gemeinde Boritz mit Schänitz und Althirschstein vereinigte sich mit Bahra am 1. März 1994 zur historischen Gemeinde Hirschstein, welche am 1. April 1996 in die Gemeinde Mehltheuer eingegliedert wurde. Diese wiederum nannte sich am 1. Oktober 1996 in Hirschstein um.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geographische Lage und Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Boritz, Luftaufnahme (2017)

Boritz liegt direkt am linken Ufer der Elbe im östlichen Teil der Gemeinde Hirschstein, etwa 13 km nordwestlich von Meißen und 7 km südöstlich von Riesa im Landschaftsschutzgebiet Elbtal. Boritz wird durch die Busverbindung Riesa–Hirschstein–Meißen bedient. Der Elberadweg führt durch den Ort.

Nachbarorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schänitz (zu Hirschstein) Leckwitz (zu Nünchritz)
Heyda (zu Hirschstein) Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt
Bahra (zu Hirschstein) Althirschstein (zu Hirschstein) Merschwitz (zu Nünchritz)

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirche von Boritz

Der Ortsname Boritz bedeutet auf Sorbisch „Ort am Kiefernholz“ oder „Dorf des Boruch“.

In Boritz bestand ein strategisch wichtiger Burgward, der in einer Urkunde des Kaisers Otto II. vom 27. Februar 983 urkundlich erwähnt wurde. Heinrich II. zog 1004 in Boritz und in Nisani (Gau Nisan oder nach anderer Meinung Neußen a. d. Elbe bei Belgern) als Ablenkungsmanöver Schiffe zusammen, griff dann Böhmen aber über die Gebirgspässe an.[1][2] Die Hohe Straße (alte Salzstraße) überquerte zwischen Boritz und Merschwitz über eine Furt die Elbe. Hier erhob man den Zoll auf der Elbe. Nächste Zollstation elbaufwärts war Meißen. Es gab zwei Elbfähren nach Merschwitz und nach Leckwitz-Rosenmühle, die Boritz mit dem gegenüberliegenden Elbufer verbanden. Im Einflussbereich des Burgwarts Boritz befand sich das bereits am 27. Februar 983 erwähnte und heute wüste Dorf Setleboresdorf, dessen genaue Lage nicht mehr bekannt ist. Bei Boritz in der Elbe gab es eine Schiffsmühle, die 1594 eine Mahlkonzession erhielt und 1854 bei einer schweren Eisfahrt sank.

Im Burgward Boritz existierte bereits im Jahr 928 eine kleine Kapelle, die durch Wanderprediger versorgt wurde. Mit der Ansiedlung deutscher Bauern im 12. Jahrhundert wurde erstmals 1259 eine Kirche im Ort erwähnt. Die jetzige Kirche wurde 1754/55 an Stelle der Vorgängerkirche errichtet. Der Burgward Boritz verlor im Laufe der Jahrhunderte seine Bedeutung an das benachbarte Schloss Hirschstein. Ein Vorwerk wurde in Boritz erstmals im Jahr 1536 erwähnt.[3] Die Grundherrschaft über den Ort teilten sich bis ins 19. Jahrhundert das Rittergut Hirschstein, das Rittergut Riesa[4] und das Prokuraturamt Meißen[5] (um 1590) bzw. das Stiftsamt Meißen (um 1764) als Amtsanteil. Bezüglich der Verwaltung gehörte Boritz um 1590 zum kursächsischen Prokuraturamt Meißen und um 1764 bis 1816 zum kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Stiftsamt Meißen.[6] Nach der Vereinigung des Stiftsamts mit dem Kreisamt Meißen (Erbamt Meißen) gehörte Boritz seit 1816 zu diesem. Bei den im 19. Jahrhundert im Königreich Sachsen durchgeführten Verwaltungsreformen wurden die Ämter aufgelöst. Dadurch kam Boritz im Jahr 1856 unter die Verwaltung des Gerichtsamts Meißen und 1875 an die neu gegründete Amtshauptmannschaft Meißen.[7] Am 1. November 1935 wurden die Nachbarorte Schänitz[8] und Althirschstein[9] mit Gosa eingemeindet.

Im Zuge der Gebietsreform 1952 wurde die Gemeinde Boritz mit Schänitz und Althirschstein dem Kreis Riesa im Bezirk Dresden zugeordnet, welcher ab 1990 als sächsischer Landkreis Riesa fortgeführt wurde und 1994 im neu gebildeten Landkreis Riesa-Großenhain aufging. Am 1. März 1994 schlossen sich die Gemeinden Boritz und Bahra mit ihren Ortsteilen zur Gemeinde Hirschstein zusammen. Seit der Eingemeindung von Hirschstein nach Mehltheuer am 1. April 1996 und der Umbenennung der Großgemeinde zum 1. Oktober 1996 gehört Boritz als Ortsteil wiederum zu Hirschstein. Seit der zweiten Kreisreform in Sachsen 2008 gehört die Landgemeinde Hirschstein mit ihren Ortsteilen, darunter auch Boritz, zum Landkreis Meißen.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1605 29 besessene Mann
1764 15 besessene Mann, 8 Gärtner, 11 Häusler, 9¼ Hufen je 25 Scheffel
1834 244
1871 276
1890 306
1910 320
1925 317
1939 715
1946 887
1950 872
1964 722
1990 571

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Osterbrunnen Boritz
  • Kirche Boritz
  • In der Nähe des Ortes befindet sich ein spätmittelalterliches Steinkreuz, das in das Ortswappen aufgenommen wurde.
  • Vierseitenhof Schänitzer Straße 9 mit Kumthalle und privatem Landwirtschaftsmuseum
  • Der Boritzer Osterbrunnen ist einer von elf Osterbrunnen der Hirschsteiner Region.[10]

Sohn des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Elbtal und Lößhügelland bei Meißen (= Werte unserer Heimat. Band 32). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1979, S. 34.
  • Cornelius Gurlitt: Boritz a. d. Elbe. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 41. Heft: Amtshauptmannschaft Meißen-Land. C. C. Meinhold, Dresden 1923, S. 69.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Boritz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. RI II,4 n. 1580a zu (Mitte August – Anfang September) 1004, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1004-08-00_1_0_2_4_1_222_1580a (Abgerufen am 1. November 2019): Feldzug gegen Herzog Boleslaw von Polen und Böhmen. Das Heer sammelt sich Mitte August bei Merseburg (ausgenommen die später dazustoßenden Bayern) und setzt sich Richtung Polen in Bewegung. Zur Täuschung des Gegners läßt König Heinrich auf der Elbe bei Boritz (oberhalb Riesa) und bei Neußen (bei Belgern) Schiffe zum Übersetzen zusammenziehen, biegt aber vor Erreichen des Flusses überraschend nach Süden ab, um über das Erzgebirge nach Böhmen einzufallen. (aus dem Band II,4 Heinrich II. 1002-1024 der Regesta Imperii, Hrsg. von Theodor Graff, Verlag H. Böhlaus Nachf., Wien, Köln, Graz 1971, S. 908).
  2. Thietmar VI, 10 ff.; Adalbold cap. 43, 46 f. (SS. 4, 694 f.); Ann. Quedlinburg. (SS. 3, 79); Herimann Aug. (SS. 5, 118).
  3. Das Vorwerk Boritz auf www.sachsens-schloesser.de
  4. Das Schloss Riesa auf www.sachsens-schloesser.de
  5. Das Prokuraturamt Meißen im Sächsischen Staatsarchiv
  6. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 44 f.
  7. Die Amtshauptmannschaft Meißen im Gemeindeverzeichnis 1900
  8. Schänitz auf gov.genealogy.net
  9. Althirschstein auf gov.genealogy.net
  10. Osterbrunnen auf der Website der Gemeinde Hirschstein