Boundary object

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Das boundary object bzw. Grenzobjekt ist ein Konzept aus der Soziologie, um die unterschiedliche Nutzung von Informationen durch unterschiedliche Gruppen zu beschreiben. Sie sind plastisch, werden von verschiedenen Gruppen unterschiedlich interpretiert, enthalten aber genug unveränderlichen Inhalt, um eine globale Identität zu wahren. Die Idee wurde von Susan Leigh Star und James R. Griesemer 1989 im nachfolgenden Artikel publiziert, in dem sie das Konzept am Beispiel eines Naturkundemuseums im US-Bundesstaat Kalifornien illustrierten (S. 393):[1]

“Boundary objects are both plastic enough to adapt to local needs and constraints of the several parties employing them, yet robust enough to maintain a common identity across sites. They are weakly structured in common use, and become strongly structured in individual-site use. They may be abstract or concrete. They have different meanings in different social worlds but their structure is common enough to more than one world to make them recognizable, a means of translation. The creation and management of boundary objects is key in developing and maintaining coherence across intersecting social worlds.”

„Grenzobjekte sind so plastisch, dass sie sich an lokale Bedürfnisse und Einschränkungen der verschiedenen sie nutzenden Parteien anpassen können, und gleichzeitig robust genug, um eine einheitliche Identität über verschiedene Orte zu bewahren. Im allgemeinen Gebrauch sind sie nur schwach strukturiert, erhalten aber eine reiche Struktur in der individuellen Nutzung an einem Ort. Sie können abstrakt oder konkret sein. In verschiedenen sozialen Welten haben sie unterschiedliche Bedeutungen, aber sie besitzen genügend gemeinsame Struktur in mehr als einer Welt, um sie wiedererkennbar und zu einem Mittel der Übersetzung zu machen. Die Erschaffung und der Umgang mit Grenzobjekten ist wesentlich dafür, Kohärenz über verschiedene, sich überschneidende soziale Welten zu entwickeln und aufrecht zu erhalten.“

Susan Leigh Star, James R. Griesemer: Institutional Ecology, 'Translations' and Boundary Objects: Amateurs and Professionals in Berkeley’s Museum of Vertebrate Zoology

Seit der Veröffentlichung wird diese Idee von vielen verschiedenen Forschungsrichtungen adaptiert und unter anderem in der Informatik und der Informationswissenschaft diskutiert[2]. Susan Leigh Star hat ihrerseits die Idee weiterentwickelt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Star, Susan Leigh. „Grenzobjekte und Medienforschung“. Herausgegeben von Sebastian Gießmann und Nadine Taha, Bielefeld: transcript 2017. Open Access unter http://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-3126-5/grenzobjekte-und-medienforschung.
  • Star, Susan Leigh. „This is not a boundary object: Reflections on the origin of a concept.“ Science, Technology & Human Values 35.5 (2010): 601–617.
  • Barrett, Michael, and Eivor Oborn. „Boundary object use in cross-cultural software development teams.“ Human Relations 63.8 (2010): 1199–1221.
  • Brand, Fridolin Simon, and Kurt Jax. „Focusing the meaning (s) of resilience: resilience as a descriptive concept and a boundary object.“ Ecology and Society 12.1 (2007): 23.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Star SL & Griesemer JR: Institutional Ecology, 'Translations' and Boundary Objects: Amateurs and Professionals in Berkeley’s Museum of Vertebrate Zoology, 1907-39. In: Social Studies of Science. 19. Jahrgang, Nr. 4, 1989, S. 387–420, doi:10.1177/030631289019003001.
  2. Isto Huvila, Theresa Dirndorfer Anderson, Eva Hourihan Jansen, Pam McKenzie, Lynn Westbrook, Adam Worrall: Boundary objects in information science research. An approach for explicating connections between collections, cultures and communities. In: American Society for Information Science and Technology (Hrsg.): Proceedings of the American Society for Information Science and Technology. Band 51, Nr. 1, 2014, S. 1–4 (asis.org [PDF]).