Brucha

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Brucha GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1947
Sitz Michelhausen, Österreich
Leitung Familie Brucha
Mitarbeiterzahl ~700[1]
Umsatz ~ 200 Mio.[2]
Branche Baustoffe, Kühlhausbau und Montage
Website www.brucha.com

Das Unternehmen Brucha GmbH mit Sitz in Michelhausen in Niederösterreich ist ein international tätiger Montagedienstleister für den Kühl-, Tiefkühl- und Spezialraumbau sowie österreichischer Hersteller von Sandwichpaneelen. Neben Niederlassungen in Deutschland, der Schweiz, Kroatien, Ungarn, den USA, Neuseeland und Singapur, operiert das Unternehmen in über 70 Ländern mit mehr als 700 Mitarbeitern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pionier Josef Brucha[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 10. Februar 1908 wurde der Firmengründer Josef Brucha in Wien geboren. Nach der Pflichtschule erlernte er den Beruf eines Maurers und spezialisierte sich bald auf den Kaminbau. Während seiner Berufstätigkeit, finanzierte er sich durch seine Arbeit eine Ausbildung an der Staatsgewerbeschule in Wien, die er abends, sowie an den Wochenenden besuchte. Er schloss diese Ausbildung im Jahr 1930 ab und heiratete ein Jahr später seine Frau Katharina.[3] Katharina, welche als Mitgift ein Grundstück in der Gemeinde Michelhausen in die Ehe einbrachte, gab ihrem Mann durch dieses die Möglichkeit 1947 einen eigenen Betrieb in Michelhausen zu gründen. In einer im selben Jahr errichteten Holzhalle, begann die Herstellung von Korksteinplatten und in unmittelbarer Nähe der Abbau von Schotter. Die aus Portugal und Italien importierte Rinde der Korkeiche wurde geschrotet und unter Druck auf 280 °C erhitzt. Die so erzeugten Blöcke wurden zu Platten geschnitten und bei Lebensmittelbetrieben und Obstreifeanlagen als Wärmeisoloerung montiert.[4]

Im Jahr 1950 legte Josef Brucha die Meisterprüfung für das neu eingeführte Isoliergewerbe ab und wurde damit der erste Isoliermeister Österreichs.[5] Ebenfalld 1950 meldete die Firma BASF ein Patent auf den Isolierstoff Styropor an. Sieben Jahre nach der Vorstellung des Styropors auf der Kunststoffmesse in Düsseldorf, wurde 1959 erstmals Expandiertes Polystyrol (EPS) hergestellt. Neben der Isoliermontage und dem Schotterabbau wurde parallel auch ein Baustoffhandel in Wien und Michelhausen betrieben. Der Isoliermeister, übergab sein Unternehmen mit 60 Jahren an seine Kinder mit 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Er war zeit seines Lebens begeisterter Fußballspieler und mehrere Jahre lang Präsident des Fußballvereines SV Viktoria Rust, wofür er 1974 die goldene Ehrennadel für Sportförderung erhielt.[6]

Die zweite Generation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Josef und seine Schwester teilten sich zunächst ab 1968 die Führung des Unternehmens. 1974 wurde dann die Firma in Produktion und Baustoffhandel getrennt. Der junge Unternehmer und seine Frau führten nun das Werk in Michelhausen, zwei Schotterwerke in Trasdorf und Moosbierbaum sowie das Büro in der Ullmannstraße, im 15. Wiener Gemeindebezirk. Letzterer wurde drei Jahre später aus Platzgründen in den 23. Wiener Gemeindebezirk, in die Triesterstraße verlegt. Dieser Standort diente auch als Lager für den Wiener Kundenkreis. Ab 1978 werden in Michelhausen die ersten Sandwichpaneele hergestellt. Dieser Baustoff, bestehend aus zwei Deckschichten und einem Isolierkern, veränderte das Isoliergewerbe langfristig. Das Unternehmen spezialisierte sich nun mehr und mehr auf die Herstellung und Montage von Kühlräumen und leitete damit die erste große Wachstumsphase des Unternehmens ein. In den kommenden Jahren wächst das Unternehmen von 70 Mitarbeitenden, im Jahr 1974, auf 320, im Jahr 1998, an. Ab dem Jahr 1984 verzeichnet Brucha die ersten Exporte in die Schweiz, Liechtenstein, Ungarn und in die ehemalige Tschechoslowakei (heute Tschechien und Slowakei) sowie in das ehemalige Jugoslawien. 1994 wird aufgrund der steigenden Nachfrage an Montagedienstleistungen in Westösterreich, der Schweiz und Liechtenstein, in Nenzing (Vorarlberg) ein Montagestützpunkt errichtet. Zwei Jahre vor der Jahrtausendwende wird im Produktionsbereich ein weiterer technischer Meilenstein gesetzt. 1998 geht die erste kontinuierliche Doppelbandanlage für Paneele in Betrieb und vervielfacht auf einen Schlag die bisherigen Produktionskapazitäten. In den darauffolgenden Jahren werden noch zwei weitere dieser Anlagen für PU-Paneele und eine für Brandschutzpaneele mit Mineralwollkern in Michelhausen errichtet. Nachdem 2001 in Zagreb (Kroatien) und in Kosice (Slowakei) Niederlassungen errichtet werden, passiert dies ein Jahr später auch in Tschechien. Im Jahr 2007 wird in Michelhausen ein neues Büro fertiggestellt und es folgt die Verlegung des Hauptsitzes von der Wiener Triesterstraße an den Produktionssitz nach Michelhausen.[7]

Gegenwart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2009 übernimmt die nächste Brucha-Generation die Führung im Unternehmen. Es folgt die Gründung eines Firmensitzes in der Schweiz 2013 und die Erbauung eines Montagestützpunktes an der Südautobahn A2 bei Großwilfersdorf, 2015. 2018 wird in Denver, Colorado, die erste US-Niederlassung gegründet. Es folgen Gründungen in Singapore 2019 und Ungarn 2021.[8] Von 2009 bis 2019 verdoppelte sich der Umsatz des Unternehmens auf rund 200 Millionen Euro. Michelhausen ist weiter der einzige Produktionsstandort des Unternehmens. Zum 70-jährigen Jubiläum wird 2018 ein neuer Bürokomplex in Michelhausen eröffnet. Im dortigen Werk kommen die modernsten Produktionsanlagen für Schnellbau-Sandwichpaneele, der Welt, zum Einsatz und machen Brucha zu einem der größten Produzenten in diesem Sektor. Das Unternehmen ist nach wie vor inhabergeführt und die 4. Generation ist bereits im Unternehmen tätig.[9]

Ende Jänner 2024 wurde über das Vermögen der Brucha Gesellschaft m.b.H. am Landesgericht St. Pölten die Eröffnung eines Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beantragt.[10] Der Betrieb hat 500 Mitarbeiter, betroffen sind 700 Gläubiger, laut KSV betragen die Passiva 74,2 Mio. Euro.[11]

Produkte und Dienstleistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

BRUCHAPaneel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Firma Brucha stellt am Standort Michelhausen Sandwichpaneele her. Sowohl PIR-, PUR-, Mineralwoll- und Holzwollpaneele werden verfertigt. Diese finden ihre Anwendung im Industriebau als Dach-, Wand oder Fassadenelemente als auch im Kühlhausbau und im Hygiene- bis Reinraumbereich. Die Paneele werden mit unterschiedlichsten Oberflächen, je nach Anwendungsgebiet angeboten. Beschichtete Stahlbleche, OSB-Platten wie auch Glasfaserverstärkte Kunststoffplatten (GFK) werden verarbeitet. Die Leichtbauelemente werden unter der Marke BRUCHAPaneel vertrieben und sind halogen-, FCKW- und HFCKW-frei.[12]

Kühlhausbauprodukte, Montage und Zubehör[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kühlhausbau ist der älteste aktive Geschäftszweig des Unternehmens. Seit der Firmengründung beschäftigt sich die Firma mit der Isolierung von temperierten Räumen. Dabei werden heute Türen, Tore, Kantteile, Schienen- und Rammschutzprofile aus der eigenen Fertigung montiert und verkauft.[13] Das Unternehmen montiert vom klassischen gekühlten Lagerraum über gekühlte Produktionsräume, temperierte Hochregallager bis hin zu CA-Lagern und Reinräumen für die Automotive und Pharmabranche jede Art von Gebäude oder Raumhülle, auf der ganzen Welt. Dabei bildet die Basis der Räume in fast allen Fällen das Sandwichpaneel. Mit Stand 2022 ist Brucha mit seinem über 200-köpfigen Montagepersonal eines der größten Kühlhausbauunternehmen Europas.[14]

Evolution Schlosszelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Schlosszelle ist ein Kühlraum dessen Einzelteile mittels eines Haken-Schloss-Systems ohne zusätzliche Befestigungen zusammengesetzt werden. Der Unterschied zu konventionellen Kühlzellen ist die wesentlich verkürzte Aufbauzeit und die einfachere Handhabung. Das Anwendungsgebiet erstreckt sich von der Gastronomie bis zum Einzelhandel. Im Bereich der Schnellbaukühlzellen besitzt Brucha sehr große Produktionskapazitäten und fertigt diese ausschließlich in Österreich.[15]

EPS-Dämmplatten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die historischen Entwicklungsschritte der Isoliertechnik wurde in Michelhausen schon kurz nach der Erfindung begonnen, Polystyrol zu expandieren. Regional werden die Dämmplatten in verschiedenen Stärken und Ausführungen vor allem für die Fassadenisolierung vertrieben.[16]

Auszeichnung und Zertifikate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch den weltweiten Export seiner Produkte, verfügt die Firma über eine Vielzahl an Zulassungen und Zertifikaten. Brucha ist ISO9001:2015, ISO14001:2015 sowie BES6001 zertifiziert. Die Sandwichpaneele sind UL-Classified, FM-Approved, „CE“ und „Cradle2cradle“ zertifiziert.[17]

2009 wurde Brucha vom Landesfeuerwehrverband Niederösterreich mit der Auszeichnung als „Feuerwehrfreundliches Unternehmen“ bedacht.[18]

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brucha ist Mitglied bei ÖGNI, IFBS[19] und PPA-europe[20][21].

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karin Zeiler: Jubiläumsfest der Firma Brucha in Michelhausen: LH Mikl-Leitner: „Botschafter und Visitenkarte für den Wirtschaftsstandort Niederösterreich“. In: meinbezirk.at. 29. Oktober 2018, abgerufen am 25. Februar 2024.
  2. https://www.oe-news.at/chronik/2020/04/12/firma-brucha-2019-war-ein-rekordjahr/
  3. Michelhausen: Geschichte und Geschichten - Wirtschaft und Brauchtum. Herausgegeben und verlegt von der Marktgemeinde 3451 Michelhausen.
  4. MICHELHAUSEN Geschichte und Geschichten - Wirtschaft und Brauchtum, Herausgegeben und Verlegt von der Marktgemeinde 3451 Michelhausen
  5. MICHELHAUSEN Geschichte und Geschichten - Wirtschaft und Brauchtum, Herausgegeben und Verlegt von der Marktgemeinde 3451 Michelhausen
  6. MICHELHAUSEN Geschichte und Geschichten - Wirtschaft und Brauchtum, Herausgegeben und Verlegt von der Marktgemeinde 3451 Michelhausen
  7. https://www.brucha.com/ueber-uns/geschichte
  8. https://www.brucha.com/ueber-uns/geschichte
  9. Karin Zeiler: Jubiläumsfest der Firma Brucha in Michelhausen: LH Mikl-Leitner: „Botschafter und Visitenkarte für den Wirtschaftsstandort Niederösterreich“. In: meinbezirk.at. 29. Oktober 2018, abgerufen am 25. Februar 2024.
  10. Niederösterreichischer Dämmstoffproduzent Brucha insolvent. In: DerStandard.at/APA. 31. Januar 2024, abgerufen am 31. Januar 2024.
  11. Brucha insolvent. Kronenzeitung, Print, 1. Februar 2024, S. 9.
  12. https://www.brucha.com/
  13. https://www.brucha.com/produkte
  14. https://www.brucha.com/
  15. https://www.brucha.com/
  16. https://www.brucha.com/produkte/daemmplatten
  17. https://www.brucha.com/downloads
  18. BFKDO Tulln abgerufen am 27. Oktober 2022
  19. https://ifbs.eu/mitgliederliste/
  20. https://www.ppa-europe.eu/ordinary-members.html
  21. https://www.brucha.com/downloads