Bruchenbrücken

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Bruchenbrücken
Koordinaten: 50° 18′ N, 8° 48′ OKoordinaten: 50° 18′ 10″ N, 8° 47′ 36″ O
Höhe: 126 (120–135) m ü. NHN
Fläche: 6,37 km²[1]
Einwohner: 1855 (2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 291 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 61169
Vorwahl: 06031
Karte
Lage von Bruchenbrücken in Friedberg (Hessen)
Der Ort
Der Ort
Evangelische Pfarrkirche

Bruchenbrücken ist ein Stadtteil von Friedberg (Hessen) und im hessischen Wetteraukreis. Der Ort liegt im südöstlichen Teil von Friedberg an der Wetter.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemarkung war bereits vor über 7000 Jahren während der frühesten Linienbandkeramik von Bauern bewohnt.[3] Dabei ließen sich bei zwei Grabungskampagnen zunächst acht, dann weitere neun Hausgrundrisse nachweisen. 16 der 17 Häuser datieren in die früheste Bandkeramik. Wahrscheinlich existierten jedoch immer nur drei bis fünf Häuser gleichzeitig, da diese nur je etwa 25 Jahre genutzt wurden, um dann durch ein neues Haus ersetzt zu werden. Bei der zweiten Kampagne traten auch zwei Bestattungen zu Tage. Einflüsse aus dem Südwesten ließen sich anhand von Keramik der La-Hoguette-Gruppe nachweisen. Die Funde reichen bis in die späte Urnenfelderkultur, also bis in die späte Bronzezeit. Zum Neolithikum zählten zwei Kreisgrabenanlagen, dort fand sich auch ein Keramikpflaster aus der besagten Bronzezeit.

Bruchenbrücken wurde urkundlich erstmals 1282/83 als „Brugenbrukke“ im Lehensverzeichnis Gottfrieds II. von Eppstein erwähnt, der die Gerichtsbarkeit über Bruchenbrücken innehatte. Um 1297 wird Bruchenbrücken an Ruzo von Ilbenstadt als Lehen gegeben. Nach dem Aussterben der Grafen von Eppstein-Stolberg fiel Bruchenbrücken an das Kurfürstentum Mainz. 1364, nachdem die Falkensteiner die Macht im ehemals münzenbergischen Gebiet, zu dem auch Bruchenbrücken gehörte, errungen hatten, wird Bruchenbrücken als Untergericht in einer Ilbenstädter Urkunde erwähnt. Dem Gericht standen damals als Grefe vor 1384: Cuntze und seit 1409: Hartmann Ripode. Zu dieser Zeit gehörte Bruchenbrücken gemeinsam mit Fauerbach, Ossenheim, Bauernheim Ober-Wöllstadt, Nieder-Wöllstadt und Nieder-Rosbach zur Falkensteiner Grafschaft Assenheim. Mit dem Aussterben der Falkensteiner ging die Herrschaft zunächst auf die Gräfin zu Sayn und Diether zu Ysenburg-Büdingen über, die die Verwaltung zunächst gemeinsam ausübten. Nach der Trennung erhielt Ysenburg-Büdingen den Teil, zu dem auch Bruchenbrücken gehörte, welches ab dann von einem im Schloss Assenheim sitzenden Amtmann der Ysenburger verwaltet wurde. Die nächste schriftliche Erwähnung ist in einer Urkunde aus dem Jahr 1483 zu finden, die sich mit dem Besitz des Mainzer St.-Alban-Stiftes in Bruchenbrücken befasst.

1555 wurde unter dem Grafen Anton von Ysenburg-Büdingen die Reformation in seinem Herrschaftsbereich und damit auch in Bruchenbrücken eingeführt.[4]

1930 bei der Reichstagswahl bei einer Wahlbeteiligung von 85,28 % verteilten sich die abgegebenen Stimmen wie folgt auf die Parteien: SPD 210, KPD 49, NSDAP 38 und das hessische Landvolk 74.

1931 bei der Landtagswahl: SPD 72, KPD 40, Hessisches Landvolk 31, Sozialistische Arbeiterpartei 129, NSDAP 111, die restlichen Stimmen verteilten sich auf weitere 8 Parteien.

1932 bei der Reichspräsidentenwahl im ersten Wahlgang: Hitler 185, Hindenburg 129, Thälmann 129. Im zweiten Wahlgang Hitler 205, Hindenburg 195, Thälmann 56.[5]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Bruchenbrücken im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Kreisstadt Friedberg eingegliedert.[6]

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Bruchenbrücken angehört(e):[1][7][8]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Bruchenbrücken 1782 Einwohner. Darunter waren 123 (6,9 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 306 Einwohner unter 18 Jahren, 738 zwischen 18 und 49, 363 zwischen 50 und 64 und 375 Einwohner waren älter.[10] Die Einwohner lebten in 765 Haushalten. Davon waren 201 Singlehaushalte, 267 Paare ohne Kinder und 219 Paare mit Kindern, sowie 60 Alleinerziehende und 15 Wohngemeinschaften. In 168 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 510 Haushaltungen lebten keine Senioren.[10]

Einwohnerentwicklung
Bauernheim: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022
Jahr  Einwohner
1834
  
513
1840
  
545
1846
  
587
1852
  
594
1858
  
599
1864
  
557
1871
  
583
1875
  
568
1885
  
609
1895
  
580
1905
  
630
1910
  
652
1925
  
795
1939
  
810
1946
  
1.233
1950
  
1.290
1956
  
1.168
1961
  
1.185
1967
  
1.245
1970
  
1.396
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
1.782
2022
  
1.855
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[10]; Wetteraukreis[2]
Konfessionsstatistik
• 1961: 894 evangelische (= 75,44 %), 281 katholische (= 23,71 %) Einwohner[1]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Bruchenbrücken besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Bruchenbrücken) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[11] Der Ortsbeirat besteht aus neun Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 55,35 %. Es wurden gewählt: Fünf Mitglieder der CDU und je zwei Mitglieder des Bündnis 90/Die Grünen und der FDP.[12] Der Ortsbeirat wählte Gunther Best (CDU) zum Ortsvorsteher.[13]

Ortsspitzname[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der volkstümliche Spitzname von Bruchenbrücken ist Bärenschweiz.

Kulturdenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Bruchenbrücken

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am westlichen Rand der Bebauung verläuft die Main-Weser-Bahn. Die Linie S 6 der S-Bahn Rhein-Main, die halbstündlich zwischen Friedberg und Frankfurt Süd verkehrt, hat in Bruchenbrücken einen Haltepunkt.

Linie Verlauf Takt
S6 Friedberg (Hess) – Bruchenbrücken – Nieder-Wöllstadt – Okarben – Groß Karben – Dortelweil – Bad Vilbel – Bad Vilbel Süd – Frankfurt-Berkersheim – Frankfurt-Frankfurter Berg – Frankfurt-Eschersheim – Frankfurt (Main) West – Frankfurt am Main Messe – Frankfurt (Main) Galluswarte – Frankfurt (Main) Hbf tief – Frankfurt (Main) Taunusanlage – Frankfurt (Main) Hauptwache – Frankfurt (Main) Konstablerwache – Frankfurt (Main) Ostendstraße – Frankfurt (Main) Lokalbahnhof – Frankfurt (Main) Süd
Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2023
30 min

Im Ort kreuzt sich die Landesstraße 3351 mit der Kreisstraße 239. Den Busverkehr betreibt die Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO).

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anna-Leena Fischer, Nicole Kegler-Graiewski, Lucas Petit: Bruchenbrücken vor 7000 Jahren. Neue Ausgrabungen auf dem ältestbandkeramischen FundplatzFriedberg-Bruchenbrücken, Wetteraukreis, in: hessenARCHÄOLOGIE 2003, S. 30–32. (academia.edu)
  • Dieter Wolf: Die Wetterau im Federstrich. Bruchenbrücken. In: Wetterauer Zeitung vom 9. Januar 1976.
  • Literatur über Bruchenbrücken nach GND In: Hessische Bibliographie

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bruchenbrücken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Mediatisierung infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  4. Gericht: standesherrliches Amt Assenheim.
  5. 1823: Trennung zwischen Justiz (Landgericht Großkarben) und Verwaltung.
  6. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  7. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  8. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  9. Am 31. Dezember 1971 als Stadtteil zur Stadt Friedberg.

Einzelnachweise

  1. a b c d Bruchenbrücken, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 15. Dezember 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Einwohner der Ortschaftenim Wetteraukreis. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im August 2023.
  3. Jens Lüning (Hrsg.): Eine Siedlung der Ältesten Bandkeramik in Bruchenbrücken, Stadt Friedberg/Hessen. Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 39 (Bonn 1997).
  4. Quelle: D. Wolf in Das ist Bruchenbrücken – Eine Dokumentation über den Friedberger Stadtteil Bruchenbrücken/Wetterau im Jahre 1976.
  5. Ackermann, Friedberg-Bruchenbrücken Die Turnhalle von 1926 und Ihre Zeit
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 360.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  10. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 50 und 104, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  11. Hauptsatzung. (PDF; 138 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Friedberg, abgerufen im März 2024.
  12. Ortsbeiratswahl Bruchenbrücken. In: Votemanager. Stadt Friedberg, abgerufen im September 2023.
  13. Ortsbeirat Bruchenbrücken. In: Webauftritt. Stadt Friedberg, abgerufen im März 2024.