Buchkammer (Höhle)

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Buchkammer

Zugang zur Höhle
Zugang zur Höhle

Zugang zur Höhle

Lage: Rheinland-Pfalz, Deutschland
Geographische
Lage:
49° 6′ 58,9″ N, 7° 49′ 50″ OKoordinaten: 49° 6′ 58,9″ N, 7° 49′ 50″ O
Buchkammer (Höhle) (Rheinland-Pfalz)
Buchkammer (Höhle) (Rheinland-Pfalz)
Geologie: Buntsandstein
Typ: Sandsteinhöhle
f3

Die Buchkammer (auch Heidenkammern oder Heidenlöcher) im Buchkammerfels am westlichen Ausläufer des Heidenberges ist eine Höhle aus vier anthropogenen Felsenkammern. Sie befindet sich etwa 670 m Luftlinie von der Burg Drachenfels bei Busenberg im Landkreis Südwestpfalz.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Buchkammer besteht aus vier in den Fels geschlagenen Kammern, die mit Gängen verbunden sind. Die rechteckigen, unterschiedlich großen Kammern besitzen eine Grundfläche von je ca. zwei auf drei Meter. Der einzige Eingang zu den Kammern liegt in 7,40 Meter Höhe in der Felswand.[1] Die Buchkammer ist nur durch Felskletterei zu erreichen.

Historische Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Quellenlage der Buchkammer ist, anders als bei der in 670 Meter Luftlinie entfernten Burg Drachenfels, sehr dürftig. Im Jahr 1635 wird sie erstmals erwähnt („am Heydenberg ... da vor Zeiten das Schloß Drachenfels“).[2][3] Im Jahr 1656 wurde ein Bericht über den vorjährigen Grenzumritt des Mundatwaldes der Abtei Weißenburg verfasst, dessen Nordgrenze über den Heidenberg verlief („da vorzeiten das Schloss Drachenfels drei Gefängnisse gehabt...“).[1] 1678, während der Reunionskriege, wurde die entsprechende Jahreszahl in die Kammer eingemeißelt. Aufgrund der dürftigen Quellenlage ist man zur Bestimmung der Funktion dieses im Wasgau einmaligen Denkmals auf Indizien angewiesen.[4]

Indizien und Schlussfolgerungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die nachfolgenden Argumente wurde insbesondere von der Höhlenforschergruppe Karlsruhe um Hans Klose im Rahmen intensiver Untersuchungen vor Ort erarbeitet und dokumentiert.[5]

Außenposten der Burg Drachenfels[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Argumente wie der Abbau eines Volumens von immerhin ca. 35 Kubikmeter Buntsandstein, die Bearbeitungsspuren, die bestimmten Felsräumen der Burg Drachenfels ähneln, und die Raumnot, die bei einer Felsenburg wie dem Drachenfels mit zahlreichen Ganerben auftritt, sind Indizien für die Auslagerung bestimmter Funktionen der Burg zwischen dem 14. bis zum 16. Jahrhundert in einen Außenposten.

Kein Wohnraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ungeglätteten Wände der Kammern, der teilweise unebene Boden, das Fehlen von Balkenlöchern für einen bequemen Außenzugang und Vertiefungen im Fels, die für den Aufstieg mittels einer 8 Meter hohen Leiter hindeuten, sowie die Vorrichtung zur Verriegelung des Haupteingangs mit einem Balken von der Außenseite sind Argumente gegen eine Nutzung als Wohnraum. Hiergegen sprechen auch die fehlende Wasserversorgung, der fehlende Rauchabzug und der fehlende Abort.[1]

Keine Vorburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der eingeschränkten Sicht aus den fünf Fenstern der Buchkammer scheidet auch die Möglichkeit eines Ausgucks der Hauptburg aus; wenigstens besteht eine wechselseitige Sichtverbindung zwischen der Oberburg des Drachenfels und dem Eingang der Buchkammer. Die Anlage verfügt nur über passive Verteidigungseinrichtungen, kann daher nicht die Funktionen einer Vorburg erfüllen.[1]

Lager und Gefängnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das auf eine Tür hindeutende runde Balkenloch im Boden der dritten Kammer vor dem Durchgang zur letzten der vier Kammern weist auf eine zusätzliche Möglichkeit zur Unterteilung bzw. Abtrennung der Kammern hin. Insgesamt kann die Anlage zur Lagerung von geeigneten Gütern und/oder – wie in den Quellen aus dem 17. Jahrhundert beschrieben – zeitweise auch als Gefängnis der vormaligen Burg Drachenfels gedient haben.[6] Ein Indiz für letztere Verwendung könnte auch die 1335 gegenüber den Burgherren von Drachenfels erhobene Beschuldigung des Raubrittertums sein.

Schutzstatus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Buchkammerfels bei Busenberg ist als ausgewiesenes Naturdenkmal registriert (ND-7340-177). Die Höhle selbst ist eingetragenes Kulturdenkmal in dem „Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler - Kreis Südwestpfalz der Generaldirektion Kulturelles Erbe“.[7]

Sichtverbindung zwischen Buchkammer und Burg Drachenfels

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dave Bristol [u. a.]: Die Buchkammer im Heidenfelsen (Südpfalz). Veröffentlichungen der Höhlenforschergruppe Karlsruhe, Heft 27: 2. überarbeitete Auflage (2018)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Mittelalterliches Gefängnis an der Buchkammer? In: Die Rheinpfalz, 1. März 2017, abgerufen am 18. April 2024
  2. Eintrag "Burg Heidenberg (Buchkammer, Heidenkammern)" in Alle Burgen (online), abgerufen am 8. April 2024
  3. Die Buchkammern am Heidelberg. In: tourenplaner-rheinland-pfalz.de, August 2009, abgerufen am 18. April 2024.
  4. Jürgen Keddigkeit: Heidenberg. In: Jürgen Keddigkeit, Karl Scherer, Alexander Thon und Rolf Übel (Hrsg.), Pfälzisches Burgenlexikon II F-H, Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern 2002", ISBN 978-3-927754-48-5
  5. Dave Bristol u. a.: Die Buchkammer im Heidenfelsen (Südpfalz), Veröffentlichungen der Höhlenforschergruppe Karlsruhe, Heft 27: 2. überarbeitete Auflage (2018)
  6. Dave Bristol u. a.: Die Buchkammer im Heidenfelsen (Südpfalz), Veröffentlichungen der Höhlenforschergruppe Karlsruhe, Heft 27: 2. überarbeitete Auflage (2018) S. 55 ff.
  7. Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreis Südwestpfalz (PDF; 8,7 MB) Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. S. 8., Stand 11. März 2024, abgerufen am 18. April 2024. („Busenberg/Gemarkung, sog. Buchkammer südlich der Ortslage auf dem Heidenberg - Felskammern“)