Bukovskýit

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Bukovskýit
Bukovskýit, traubiges Aggregat aus Kutná Hora, Tschechien
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1967-022[1]

IMA-Symbol

Buk[2]

Andere Namen
  • Bukovskyit[3]
  • Bukowskyit[4] bzw. Bukowskýit
Chemische Formel
  • Fe3+2(AsO4)(SO4)(OH)·7H2O[1]
  • (FeIII)2[AsO4|SO4|OH]·7H2O[5]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/D.05
VII/D.05-040

8.DB.40
43.05.01.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin
Kristallklasse; Symbol triklin-pedial; 1 oder
triklin-pinakoidal; 1
Raumgruppe P1 (Nr. 1)Vorlage:Raumgruppe/1 oder P1 (Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2[5]
Gitterparameter a = 10,72 Å; b = 14,08 Å; c = 10,28 Å
α = 93,5°; β = 116,0°; γ = 90,3°[5]
Formeleinheiten Z = 4[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte nicht definiert (weich)[6]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,334; berechnet: 2,336[6]
Spaltbarkeit unvollkommen nach {010}[6]
Bruch; Tenazität uneben, erdig
Farbe gelblichgrün bis gräulichgrün
Strichfarbe hellgelblich
Transparenz durchscheinend
Glanz Glasglanz, matt[7]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten leicht löslich in Salzsäure (HCl)[8]

Bukovskýit (IMA-Symbol Buk[2]) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung (FeIII)2[AsO4|SO4|OH]·7H2O[5], es ist somit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Eisen-Arsenat mit Hydroxid und Sulfatkomplex als zusätzlichen Anionen.

Bukovskýit ist durchscheinend und entwickelt nur kleine, nadelförmige Kristalle bis etwa 0,5 Millimeter Länge, die meist in radialstrahligen oder traubigen bis knolligen Mineral-Aggregaten angeordnet sind. Seine Farbe variiert zwischen Gelblichgrün und Gräulichgrün, seine Strichfarbe ist allerdings hellgelblich.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Bukovskýit bei Kaňk (Kutná Hora) in Tschechien und beschrieben 1967 durch František Novák, Pavel Povondra und Jiří Vtelenský, die das Mineral nach Antonín Bukovský (1865–1950) benannten. Dieser hatte das Mineral bereits 1914 analysiert und das Material als „giftige Erde von Kutná Hora“ bezeichnet.

F. Slavík untersuchte das Typmaterial von Bukovský ebenfalls, hielt es jedoch für eine inhomogene Mischung oder ein Mineral der Pitticit-Gruppe und veröffentlichte 1925 einige weitere Daten über diese Substanz. Er gab eine Probe des Materials an F. Ulrich weiter. Dieser stützte sich in seinem Kurzbericht auf die chemische Analyse von Bukovský und eigene optische Untersuchung und stellte fest, dass das Mineral große Ähnlichkeit mit dem bereits bekannten Destinezit hatte. Nur die [PO4]3−-Gruppen waren durch homologe [AsO4]3− ersetzt. Aus diesem Grund gab Ulrich dem neuen Mineral den vorläufigen Namen Arsendestinezit, veröffentlichte jedoch keinen detaillierten Untersuchungsbericht. F. Slavík erwähnte allerdings 1932 in einem Bericht in den „Mineralogical Abstracts“ Ulrichs Artikel, der 1951 auch von A. N. Winchell und H. Winchell zitiert wurde.[9]

Das als Destinezit bezeichnete Mineral stellte sich bei späteren Untersuchungen als kristalline Varietät des Minerals Diadochit heraus und der Name sowie die abgeleitete Bezeichnung Arsendestinezit für den Bukovskýit wurden daher zunächst diskreditiert. Seit 2002 gilt das mit der Formel (FeIII)2[PO4|SO4|OH]·6H2O neu definierte Destinezit allerdings wieder als eigenständiges Mineral.[10]

In älteren Publikationen ist der Mineralname teilweise in der Schreibweise Bukovskyit[3] oder auch Bukowskyit[4] (ohne Akut über dem y) bzw. mit w statt mit v zu finden, was allerdings nicht den Vorgaben zur Mineralbenennung der IMA entspricht[11], nach der beispielsweise bei Mineralen, die nach einer Person benannt wurden, darauf geachtet werden muss, dass die Schreibweise des Namens übernommen wird (Ausnahmen sind lediglich Leerzeichen und Großbuchstaben, die beim Mineralnamen beseitigt werden). Die bei vielen Mineralen uneinheitliche Schreibweise ihrer Namen wurde mit der 2008 erfolgten Publikation „Tidying up Mineral Names: an IMA-CNMNC Scheme for Suffixes, Hyphens and Diacritical marks“[12] bereinigt und der Bukovskýit wird seitdem international in der Schreibweise mit dem zugehörigen Akut geführt.[13]

Typmaterial des Minerals Bukovskýit wurde in der Karls-Universität Prag (Register-Nr. 14240) und dem Prager Nationalmuseum (Register-Nr. 53411) hinterlegt.[6]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz ist der Bukovskýit noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/D.05-40. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Phosphate, mit fremden Anionen“, wo Bukovskýit zusammen mit Destinezit, Diadochit, Hilarionit, Pitticit, Sarmientit und Zýkait eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe/die „Gruppe“ bildet (Stand 2018).[14]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[13] 9. Auflage der Strunzschen Mineralsystematik ordnet den Bukovskýit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der weiteren Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 < 1 : 1“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.DB.40 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Bukovskýit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate“ ein. Hier ist er zusammen mit Sanjuanit und Sarmientit in der „Sarmientitgruppe“ mit der System-Nr. 43.05.01 innerhalb der Unterabteilung „Zusammengesetzte Phosphate etc., (Wasserhaltige zusammengesetzte Anionen mit Hydroxyl oder Halogen)“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bukovskýit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 1)Vorlage:Raumgruppe/1 oder P1 (Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2 mit den Gitterparametern a = 10,72 Å; b = 14,08 Å; c = 10,28 Å; α = 93,5°; β = 116,0° und γ = 90,3° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bukovskýit ist leicht löslich in Salzsäure (HCl).[9]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bukovskýit fand sich in alten Abraumhalden mittelalterlicher Bergwerke und bildete sich sekundär als Verwitterungsprodukt aus Arsenopyrit. Neben Arsenopyrit treten unter anderem noch Pyrit und Quarz als Begleitminerale auf.

Als seltene Mineralbildung konnte Bukovskýit bisher nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 20 Fundorte dokumentiert sind (Stand 2022).[15] Neben seiner Typlokalität Kaňk, wo das Mineral in bis zu 60 Zentimeter großen Knollen vorkommt,[16] trat das Mineral in Tschechien bisher noch im nahen Stollen Šafary und bei dem zu Kutná Hora gehörenden Dorf Poličany auf.

Der einzige bisher bekannte Fundort in Deutschland ist die Grube „Christbescherung“ bei Großvoigtsberg im sächsischen Erzgebirge.

In Österreich konnte Bukovskýit im Pöllatal (Lieserkar) in Kärnten sowie an mehreren Fundpunkten im Revier Siglitz-Bockhart-Erzwies im Gasteinertal, am Hohen Sonnblick und in der Arsengrube am Rotgüldensee in Salzburg gefunden werden.[17]

Ein weiterer Fundort bei Lavrio in der griechischen Region Attika konnte bisher nicht bestätigt werden.[17]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • František Novák, Pavel Povondra, Jiní Vtelenský: Bukovsýkite, Fe3+2(AsO4)(SO4)(OH) . 7 H2O, from Kank, near Kutná Hora – a new mineral. In: Acta Universitatis Carolinae – Geologica. Band 4, 1967, S. 297–325 (englisch, rruff.info [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 14. Oktober 2022]).
  • Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 54, 1969, S. 991 (englisch, rruff.info [PDF; 345 kB; abgerufen am 14. Oktober 2022]).
  • Juraj Majzlan, Biljana Lazic, Thomas Armbruster, Michel B. Johnson, Mary Anne White, Robert A. Fisher, Jakub Plášil, Jan Loun, Radek Škoda, Milan Novák: Crystal structure, thermodynamic properties, and paragenesis of bukovskýite, Fe2(AsO4)(SO4)(OH)·9H2O. In: Journal of Mineralogical and Petrological Sciences. Band 107, 2012, S. 133–148, doi:10.2465/jmps.110930 (englisch, online verfügbar bei researchgate.net [PDF; 2,6 MB; abgerufen am 14. Oktober 2022]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bukovskýite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 1. Februar 2023 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB]).
  3. a b Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 638.
  4. a b Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 649, 840 (Erstausgabe: 1891).
  5. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 495 (englisch).
  6. a b c d Bukovskýite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 54 kB; abgerufen am 14. Oktober 2022]).
  7. David Barthelmy: Bukovskyite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 14. Oktober 2022 (englisch).
  8. Bukovskýit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 14. Oktober 2022.
  9. a b František Novák, Pavel Povondra, Jiní Vtelenský: Bukovsýkite, Fe3+2(AsO4)(SO4)(OH) . 7 H2O, from Kank, near Kutná Hora – a new mineral. In: Acta Universitatis Carolinae – Geologica. Band 4, 1967, S. 297–325 (englisch, rruff.info [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 14. Oktober 2022]).
  10. Destinezite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 14. Oktober 2022 (englisch).
  11. Ernest H. Nickel, Joel D. Grice: The IMA Commission on New Minerals and Mineral Names: Procedures and Guidelines on Mineral Nomenclature. In: The Canadian Mineralogist. Band 36, Nr. 3, 1998, S. 913–926, General Guidelines for Mineral Nomenclature (englisch, cnmnc.main.jp, frei verfügbar auf der Website der IMA/CNMNC [PDF; 336 kB; abgerufen am 29. Mai 2023]).
  12. Ernst A. J. Burke: Tidying up Mineral Names: an IMA-CNMNC Scheme for Suffixes, Hyphens and Diacritical marks. In: Mineralogical Record. Band 39, Nr. 2, 2008, S. 133 (englisch, cnmnc.main.jp [PDF; 2,8 MB; abgerufen am 14. Oktober 2022]).
  13. a b Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 14. Oktober 2022 (englisch).
  14. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  15. Localities for Bukovskýite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 14. Oktober 2022 (englisch).
  16. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 185.
  17. a b Fundortliste für Bukovskýit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 14. Oktober 2022.