Céleste-Thérèse Couperin

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Céleste-Thérèse Couperin (* 1793 in Paris; † 14. Februar 1860 in Belleville) war eine französische Organistin und Musikpädagogin. Sie ist als letzte Vertreterin der berühmten Komponisten- und Organistenfamilie Couperin bekannt.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Foto zeigt den Blick aus einiger Entfernung auf die Hauptorgel und die zugehörige kleine Brüstungsorgel auf der Empore der Kirche Saint-Gervais. Hinter der Orgel sieht man Teile eines hohen bunten Kirchenfensters, das in den Farben Gelb, Grün, Rot, Blau und Weiß im Gegenlicht leuchtet; im Vordergrund des Fotos sieht man hohe weiße Pfeiler und einige Reihen mit dunklen hölzernen Sitzhockern.
Wirkungsstätte von Céleste-Thérèse Couperin: die Hauptorgel der Kirche Saint Gervais Paris

Céleste-Thérèse Couperin war die einzige Tochter von Gervais-François Couperin (1775–1826) und seiner Frau Hélène Thérèse Frey (1775–1862). Einer jahrhundertealten Familientradition folgend, wurde sie Musikerin und war als Organistin und Gesangslehrerin tätig.

Als ihr Vater 1826 starb, wurde Céleste-Thérèse zu seiner Nachfolgerin als Titularorganistin an der Orgel der Kirche Saint Gervais in Paris ernannt.[1] Dieses Amt hatten vor ihr seit 170 Jahren sieben männliche Mitglieder der Familie Couperin, beginnend mit ihrem Ururgroßonkel Louis Couperin, in ununterbrochener Reihenfolge innegehabt. Céleste-Thérèse war die achte Couperin und erste Frau in dieser Position. Wenige Monate später wurde mit Jean-Nicolas Marrigues wieder ein Mann zum Titularorganisten von Saint Gervais ernannt.[2] Sie spielte jedoch in den nächsten vier Jahren weiterhin abwechselnd die Orgeln von Saint-Gervais und von Saint-Jean-Saint-François.

Zusammen mit ihrer verwitweten Mutter, um die sie sich zeitlebens kümmerte, übersiedelte Céleste-Thérèse Couperin 1833 nach Beauvais im Département Oise im Norden Frankreichs, wo sie als Klavier- und Gesangslehrerin tätig war. 1843 zogen Mutter und Tochter wieder in die Nähe von Paris, nach Belleville – damals noch eine eigenständige Gemeinde –, wo die Lebenshaltungskosten nicht so hoch waren wie in der Hauptstadt. Dass beide Frauen dort Mitte der 1840er Jahre in Armut lebten und dass Couperin keine Schüler mehr hatte, ist in einem Brief dokumentiert, der im November 1848 den damaligen Direktor des Louvre, Jeanron, erreichte. Darin beschrieb Hélène Couperin ihre prekäre finanzielle Situation und dass sie bereits 1847 den Verkauf von zwei Porträts der berühmten Vorfahren ihres verstorbenen Ehemannes an das Museum in die Wege geleitet habe.[Anm. 1] Durch die politischen und Umbrüche im Zuge der Februarrevolution 1848 verzögert, kam dieser Verkauf erst im Dezember 1848 zustande; der Verkaufserlös der Bilder betrug 500 Francs und war somit weitaus geringer als erhofft.[1]

Céleste-Thérèse Couperin starb – zwei Jahre vor ihrer Mutter – am 14. Februar 1860 im Alter von 67 Jahren in ihrer Wohnung in Belleville.[3] Aus ihrer Sterbeurkunde geht hervor, dass sie zu jener Zeit arbeitslos war. Mit ihr erlosch die Musikerdynastie Couperin.[4]

Würdigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pierre-Paul Lacas, Musikwissenschaftler und Präsident der Association Française pour la Sauvegarde de l’Orgue ancien (dt.: Französische Vereinigung zur Erhaltung historischer Orgeln), schrieb über Céleste-Thérèse Couperin:

« On sait qu’elle avait conservé les traditions organistiques du XVIII. siècle. Elle était l’une des rares titulaires de tribunes parisiennes à pouvoir improviser une fugue d’orgue. »

„Wir wissen, dass sie die Orgeltraditionen des 18. Jahrhunderts bewahrt hat. Sie zählte zu den seltenen Titularorganisten auf Pariser Emporen, die fähig waren, eine Orgelfuge zu improvisieren.“

Pierre-Paul Lacas: Dictionnaire des Compositeurs[5]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einer mündlichen Überlieferung zufolge soll Couperin Briefe von Johann Sebastian Bach an ihren berühmten Verwandten François Couperin verwendet haben, um Marmeladengläser zu bedecken. Diese hartnäckige Legende beruhte auf einer Aussage der Mutter des Opernsängers Émile-Alexandre Taskin, dessen Familie mit den Couperins verwandtschaftlich verbunden war.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Charles Bouvet: Une dynastie de musiciens français: Les Couperin: Organistes de l’Église Saint-Gervais. Préface de Charles-Marie Widor. Delagrave, Paris 1919, S. 178–182 (französisch, Digitalisat).
  • Charles Bouvet: La fin d’une dynastie d’artistes. Gervais-François Couperin et sa fille. In: Revue de Musicologie. Nr. 19, August 1926, S. 134–148, doi:10.2307/926802 (französisch).
  • Henri-Joseph Taskin: Notice sur la famille Couperin. In: Charles Bouvet (Hrsg.): Nouveaux documents sur les Couperin. Paris 1933, S. 176–180 (französisch).
  • Charles Bouvet: Nouveaux documents sur les Couperin. Mai 1934 (französisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Freia Hoffmann: Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. Couperin, Céleste-Thérèse (Thérèse-Célestine). Sophie Drinker Institut, abgerufen am 8. Dezember 2022.
  2. Céleste-Thérèse Couperin (1793-1860). In: musicologie.org. Abgerufen am 7. Dezember 2022 (französisch).
  3. Sterberegister der Stadt Paris, Eintrag Nr. 197 vom 15. Februar 1860 (Digitalisat (französisch)).
  4. Encyclopaedia Universalis: Dictionnaire des Compositeurs. Encyclopaedia Universalis, 2015, ISBN 2-85229559-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Pierre-Paul Lacas: Couperin Les. In: Encyclopædia Universalis France (Hrsg.): Dictionnaire des Compositeurs. 2019, ISBN 978-2-85229-559-9 (französisch).

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hierbei handelte es sich laut der Beschreibung im Brief um Porträts von François Couperin und Charles Couperin, „Organisten des Königs“. Die beiden Gemälde mit den Inventarnummern 4280 und 4340 wurden zum Zeitpunkt des Erscheinens der hier zitierten Quelle (vom August 1926) im Palast von Versailles ausgestellt.