Carl Gehrts

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Carl Gehrts

Carl Gehrts, auch Karl Gehrts, vollständiger Name Karl Heinrich Julius Gehrts (* 11. Mai 1853 in St. Pauli bei Hamburg;[1]17. Juli 1898 in Endenich), war ein deutscher Maler, Illustrator und Hochschullehrer. Er lehrte als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gehrts Atelier in der Villa Waldfrieden

Gehrts, Sohn eines Hamburger Malermeisters,[2] war der ältere Bruder der Maler und Illustratoren Johannes Gehrts und Franz Gehrts. Nach abendlichem Besuch der Hamburger Gewerbeschule, wo ihn unter anderem der Lehrer Friedrich Heimerdinger unterrichtete, studierte er mit der Hilfe von Stipendien ab 1871 an der Kunstakademie Weimar unter Ferdinand Brütt, Karl Gussow und Albert Baur. Seinem Lehrer Baur folgte er im Jahr 1876 nach Düsseldorf. Dort war er als Historien-, Landschafts-, Bildnis- und Genremaler tätig. Befreundet war er mit Emil Zeiß. Engen künstlerischen Kontakt hatte er zu August Wittig, der an der Kunstakademie Düsseldorf die Bildhauerei lehrte, in späteren Jahren auch zum Illustrator Heinrich Otto. Im Kreis der Schriftstellerin Sophie Hasenclever, der Gattin des Schriftstellers Richard Hasenclever und Tochter Wilhelm Schadows, fand Gehrts gesellschaftlichen Anschluss, so wie auch im Künstlerverein Malkasten, dessen Mitglied er war. 1879 heiratete er Anna Koettgen (1855–1901), die Tochter des Malers Gustav Adolf Koettgen,[3] eine Landschaftsmalerin und kunsthandwerkliche Gestalterin, die ab 1877 seine Privatschülerin geworden war. Gehrts Tochter Erna (1881–1957) heiratete in erster Ehe Hans Erich Hoesch (1881–1920), Mitinhaber des Eisenwerkes Eberhard Hoesch & Söhne, nach dessen Tod in zweiter Ehe Willy Hopp (1878–1957), Fabrikant und Aufsichtsratsvorsitzender der Hoesch AG.

Sein privates Atelier befand sich in seinem Wohnhaus, der Villa Waldfrieden im Düsseldorfer Vorort Rath, die er sich von dem Düsseldorfer Architekten Carl Wilhelm Schleicher hatte errichten lassen. Gehrts war ein populärer und viel beschäftigter Künstler, bis er 1898 im Alter von 45 Jahren an einem Nervenleiden in der Heilanstalt Endenich bei Bonn starb.[4]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kunsthalle Düsseldorf, Treppenhaus, rechts das Wandgemälde Die Kunst in der Renaissance
Hochzeit des Petrucchio, Aquarell, 1885
Der neue Vorhang der Malkastenbühne, Illustration in der Gartenlaube, 1894

Bekannt wurde Gehrts vor allem mit dekorativen Malereien, Farbverglasungen sowie Buch- und Schmuckgrafik. Als sein Hauptwerk gilt der von Zeitgenossen gefeierte Gemäldezyklus für das Obergeschoss des Treppenhauses der alten Düsseldorfer Kunsthalle mit den Wandbildern Die Kunst im Alterthum und Die Kunst in der Renaissance. Gehrts war auch als Illustrator für Bücher und Zeitschriften tätig, etwa bei den Fliegenden Blättern und in der Gartenlaube. Besondere Beliebtheit erlangten dabei die Figuren von Heinzelmännchen, Gnomen, Nixen und Elfen, die er aus Sagen und Märchen entwickelte. Unter seinen Aquarellen sticht die Arbeit Hochzeit des Petrucchio hervor.[5] Auf Vermittlung seines Mäzens, des Hamburger Exportkaufmanns Arnold Otto Meyer, bekam er auch einige Aufträge in Hamburg und Umgebung, so z. B. drei Farbverglasungen für die Fenster des Bürgerschaftsaals im Hamburger Rathaus.

Nach dem Ende des Historismus wurde sein Schaffen durchaus kritisch bewertet.[6] Die Zeitschrift Kunst für Alle charakterisierte ihn 1901 als den „letzten Romantiker unter den deutschen Illustratoren“.[7] Im Jahr 2015 zeigte eine Ausstellung der Dr. Axe-Stiftung unter dem Titel Carl Gehrts und die Düsseldorfer Malerschule in Dahlem-Kronenburg einen Teil seiner Werke sowie Bilder seiner Zeitgenossen aus der Düsseldorfer Malerschule.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Karl Gehrts – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karl Gehrts: Von damals bis heute. Eine wortreiche Bilder-Selbstgeschichte. In: Die Kunst für Alle. Heft 7, 1. Januar 1888, S. 99–104 (uni-heidelberg.de Digitalisat).
  2. Nekrolog In: Daheim-Kalender für das Deutsche Reich. Velhagen & Klasing, Berlin 1900, S. 257.
  3. Ingrid Bosch (Hrsg.), Sabine Schroyen: Carl Gehrts 1853, Hamburg-1989 Bonn. Ausstellungskatalog Kunstmuseum Bonn 1994.
  4. Nekrologe. In: Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe. N.F. 9, 1898, Heft 32, S. 520/521 (uni-heidelberg.de Digitalisat).
  5. Friedrich Schaarschmidt: Zur Geschichte der Düsseldorfer Kunst. Düsseldorf 1902, S. 331 ff. (rambow.de PDF).
  6. „Der Moderuhm zu seinen Lebzeiten übersteigt die Wertschätzung der Nachwelt beträchtlich.“ – Vgl. C. G. Heise, 1920.
  7. Die Kunst für Alle. Band 16, Verlag F. Bruckmann, München 1901, S. 176.
  8. Carl Gehrts und die Düsseldorfer Malerschule, Webseite im Portal axe-stiftung.de, abgerufen am 17. Juli 2015.
  9. Thomas Großbölting: „Im Reich der Arbeit“. Die Repräsentation gesellschaftlicher Ordnung in den deutschen Industrie- und Gewerbeausstellungen 1790–1914. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2008, ISBN 978-3-486-58128-7, S. 357.
  10. Kunst für Alle, Heft 7 (1. Januar 1888), S. 107 (uni-heidelberg.de Digitalisat).
  11. Monika Wagner: Allegorie und Geschichte. Ausstattungsprogramme öffentlicher Gebäude im 19. Jahrhundert. Von der Cornelius-Schule zur Malerei der Wilhelminischen Ära. Tübinger Studien zur Archäologie und Kunstgeschichte, Band 9, Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen 1989, ISBN 978-3-8030-1908-0, S. 62, 164.