Carl Moritz Wolff

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Carl Moritz Wolff (* 18. Oktober 1805 in Berlin;[1]23. November 1868 in Danzig),[2] Pseudonym: A. Hegeling, war ein deutscher Jurist, Stadt- und Kreisrichter und ein politischer Schriftsteller.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Moritz Wolff entstammte einer jüdischen Familie. Er war der Sohn des Berliner Bankiers Michael Wolff (* 22. April 1771 in Dessau; † 8. April 1856 in Berlin) und der seit 24. Februar 1802 mit ihm verheirateten Caroline, vormals Kela, geb. Itzig (1782–1856), einer Enkelin des königlich-preußischen Hoffaktors Daniel Itzig.[3]

Ausbildung und Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Studium der Rechtswissenschaften ging Moritz Wolff an die Universität Heidelberg, wo er am 27. April 1827 immatrikuliert wurde.[4] Zwar schrieb er sich damals als Lutheraner ein, doch seine Taufe erfolgte erst ein Jahr später mit großherzoglicher Genehmigung in der Heidelberger Heilig-Geist-Kirche.

Anschließend absolvierte er ein Referendariat am Berliner Kammergericht. Als Referendar war er am 30. August 1832 Taufzeuge[5] in der Berliner Dreifaltigkeitskirche beim Konfessionswechsel seiner drei Schwestern Auguste Friederike Wolff (* 7. März 1804 in Berlin; † 25. Februar 1871),[6] später verheiratete von Diringshofen; Caroline Johanne Wolff (* 3. Februar 1805 in Berlin; † 26. Juni 1875 in Potsdam),[7] ⚭ 29. Mai 1833 Johann Carl Hagens,[8] Justizrat; und Marianne Henriette Wolff (* 16. April 1811 in Berlin; † 30. Mai 1883 ebendort)[9] ⚭ 16. Dezember 1840 Gustav Friedrich Boer (* 27. August 1809 in Sondershausen; † 20. März 1880 in Berlin), Geheimer Hofrat, Leibarzt des Prinzen Carl von Preußen.[10]

Im Frühjahr 1840 wurde der bisherige Referendar zum Kammergerichts-Assessor ernannt.[11] Zwei Jahre später bestellte man ihn zum Rat bem Stadtgericht in Potsdam.[12]

Im November 1843 erfolgte seine Beförderung auf eine etatsmäßige Assessorenstelle beim Oberlandesgericht Marienwerder.[13] 1850 wurde er hier als Kreisrichter bestätigt.[14] Im Oktober desselben Jahres wurde er an das Stadt- und Kreisgericht Danzig versetzt.[15]

Moritz Wolff starb 1868 als Kreis- und Stadtgerichtsrat in Danzig.[16]

Juristischer und politischer Schriftsteller[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In seinen zahlreichen Schriften, die er meist mit dem Kürzel C. M. Wolff signierte, verteidigte Moritz Wolff als Junghegelianer die Grundsätze der Hegelschen Philosophie und Staatslehre gegen die in den 1840er-Jahren mit der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV. einsetzende Reaktion, die durch Berufung des späteren Gründers der konservativen Kreuzzeitungspartei Friedrich Julius Stahl auf den Lehrstuhl von Eduard Gans zum Ausdruck kam.

Wolff war unter anderem Mitarbeiter der Hallischen Jahrbücher und des Centralblatts für Preußische Juristen. Er trat vehement gegen Bemühungen ein, das Scheidungsrecht in Preußen zu verschärfen. 1848 verteidigte er die Volkssouveränität gegen die Bestrebungen der Reaktion, eine Verfassung zu oktroyieren.

Als es in Berlin infolge der Revolution im November 1848 zur Erklärung des Belagerungszustands kam, wurde Wolff ebenso wie der Redakteur der populären juristischen Zeitschrift Der Publicist A. F. Thiele kurzzeitig inhaftiert.[17] und verbrachte 80 Stunden in vier Gefängnissen, ohne je verhört zu werden.[18]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Moritz Wolff war verheiratet mit Clara Auguste Franziska Constantia Wolff, geb. Mendheim (* 8. März 1813 in Berlin; † 10. März 1888),[19] Tochter des Simon Heinrich Mendheim († in Frankfurt (Oder) 1852), vormals Simon Hirsch Mendel, und der seit 25. Januar 1804 mit ihm verheirateten Louise, vormals Lea, geb. Itzig.[20] In Marienwerder wurde am 26. Februar 1848 eine gemeinsame Tochter, Marie Luise Adelaide Johanna Wolff geboren.[21] In Danzig kamen am 13. Januar 1852 Caroline Mathilda, die früh (1855) verstarb,[22] am 21. August 1853 eine weitere gemeinsame Tochter Caroline Adelaide zur Welt.[23] Nachdem ihr Mann verstorben war, der am 26. November 1868 in Danzig beigesetzt wurde,[24] lebte die Witwe 1869 Am Langenmarkt 17 in Danzig.[25] Später zog sie nach Berlin, wo Clara Wolff von 1871 bis zu ihrem Tod in der Schellingstraße wohnte.[26]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinrich Leo vor Gericht. Dramatische Scene, aus dem Leben gegriffen von A. Hegeling (= Carl Moritz Wolff). Otto Wigand, Leipzig 1838 (Digitalisat).
  • Friedrichs des Grossen staatsrechtliche Grundsätze aus seinen Schriften nachgewiesen und mit einer Einleitung versehen. Carl Heymann, Berlin 1840 (Digitalisat).
  • Kritischer Bericht über des Professors Stahl zwölf erste Vorlesungen an der Universität zu Berlin: „Über das Naturrecht“. Ferdinand Dümmler, Berlin 1841 (Digitalisat).
  • Was Gott nicht zusammengefügt hat, das darf der Mensch scheiden! oder Stimmen über das Ehescheidungs-Recht und den Einfluss der historischen Schule auf die preußische Eherechts-Reform. Wilhelm Hermes, Berlin 1843 (Digitalisat).
  • Über Volkssouveränität und die Grundlagen der constitutionellen Staatsverfassung mit besonderer Rücksicht auf Preußen. Julius Springer, Berlin 1848 (Digitalisat).

Briefe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Hundt (Hrsg.): Der Redaktionsbriefwechsel der Hallischen, Deutschen und Deutsch-Französischen Jahrbücher (1837–1844). Akademie-Verlag, Berlin 2014 (eingeschränkte Vorschau der google-Buchsuche).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • August Theodor Woeniger: Die Rechtsphilosophie Stahl's und die historische Juristenschule. Eine kritische Würdigung der vom Kammergerichts-Assessor Wolff wider beide gerichteten Angriffe, Hirschwald, Berlin 1841 (Digitalisat).
  • Martin Hundt: Der Junghegelianismus im Spiegel der Briefe. In: Der Redaktionsbriefwechsel der Hallischen, Deutschen und Deutsch-Französischen Jahrbücher (1837-1844). Akademie Verlag, Berlin 2014, S. 1–78 und biographische Notiz S. 191 f.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eintrag über seine Taufe (lutherisch) vom 30. März 1828 in der Heiliggeistkirche in Heidelberg; Digitalisat bei FamilySearch abrufbar (nach Anmeldung entgeltfrei zugänglich).
  2. Todesanzeige in der Königlich privilegirten Berlinischen Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen Nr. 278, 26. November 1868, 3. Beilage, S. 8 (Digitalisat).
  3. Jacob Jacobson (Hrsg.): Die Judenbürgerbücher der Stadt Berlin 1809–1851. Mit Ergänzungen für die Jahre 1791–1809. De Gruyter, Berlin 1962, S. 54 (eingeschränkte Vorschau in der google-Buchsuche).
  4. Matrikelbuch im Archiv der Universität Heidelberg, Signatur UAH M9 Digitalisat.
  5. Jacob Jacobson: Jüdische Trauungen in Berlin 1759–1813. Mit Ergänzungen für die Jahre von 1729 bis 1759. Mit einem Geleitwort von Hans Herzfeld, De Gruyter, Berlin 1968, S. 442, Anm. zu 834 (eingeschränkte Vorschau in der google-Buchsuche).
  6. Vgl. die bei FamilySearch ausgewertete Taufurkunde (nach Anmeldung entgeltfrei zugänglich); Erich Gritzner: Grabdenkmäler adeliger Personen auf den Kirchhöfen Berlins. In: Vierteljahrsschrift für Wappen-, siegel- und Familienkunde Jg. 28 (1900), S. 201 (eingeschränkte Vorschau in der google-Buchsuche).
  7. Vgl. die bei FamilySearch ausgewertete Taufurkunde (nach Anmeldung entgeltfrei zugänglich); Todesanzeige in Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen Nr. 148, 29. Juni 1875, 3. Beilage (Digitalisat).
  8. Vgl. die bei FamilySearch ausgewertete Ehestandsurkunde (nach Anmeldung entgeltfrei zugänglich).
  9. Todesanzeige in Norddeutsche Allgemeine Zeitung. Jg. 22, Nr. 247, 31. Mai 1883, Abend-Ausgabe, S. 3 (Web-Ressource).
  10. Vgl. die bei FamilySearch ausgewertete Taufurkunde (nach Anmeldung entgeltfrei zugänglich); Ehename nach dem in Felix Gilbert: Bankier, Künstler und Gelehrte. Unveröffentlichte Briefe der Familie Mendelssohn aus dem 19. Jahrhundert, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1975 beiliegenden Stammbaum der Itzigs; vgl. Todesanzeige in Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen Nr. 81, 21. März 1880, 3. Beilage (Digitalisat).
  11. Justiz-Ministerial-Blatt für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege Jg. 2, Nr. 12, 20. März 1840, S. 97 (Digitalisat).
  12. Justiz-Ministerial-Blatt für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege Jg. 4, 7. Januar 1842, S. 1 (Digitalisat).
  13. Justiz-Ministerial-Blatt für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege Jg. 5, 17. November 1843, S. 1 (Digitalisat).
  14. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Marienwerder Nr. 38, 18. September 1850, S. 314 (Digitalisat). Dass es sich um Moritz Wolff handelt, geht aus dem Register zu Bd. 12 (1850) des Justiz-Ministerial-Blattes für die preußische Gesetzgebung und Rechtspflege hervor, S. 64 (Digitalisat).
  15. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Danzig Nr. 42, 16. Oktober 1850, S. 258 (Digitalisat).
  16. Personal-Chronik. In: Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Danzig. Jg. 1868, S. 294 (Digitalisat).
  17. Berlin, den 21. November. In: Magdeburgische Zeitung Nr. 276, 22. November 1848, S. 269 (Digitalisat).
  18. Berlin, 20. November. In: Nürnberger Kurier (Friedens- und Kriegskurier) Jg. 174, 24. November 1848 (Digitalisat).
  19. Todesanzeige in Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen Nr. 126, 13. März 1888, 3. Beilage (Digitalisat).
  20. Vgl. die bei FamilySearch ausgewertete Taufurkunde vom 1. April 1828 (nach Anmeldung entgeltfrei zugänglich); sie ließ sich zugleich mit ihrem Vater taufen.
  21. Vgl. die bei FamilySearch ausgewertete Taufurkunde vom 30. April 1848 (nach Anmeldung entgeltfrei zugänglich).
  22. Vgl. die bei FamilySearch ausgewertete Taufurkunde vom 2. März 1852 (nach Anmeldung entgeltfrei zugänglich).
  23. Vgl. die bei FamilySearch ausgewertete Taufurkunde vom 18. September 1853 (nach Anmeldung entgeltfrei zugänglich).
  24. Vgl. die bei FamilySearch ausgewertete Sterbeurkunde (nach Anmeldung entgeltfrei zugänglich).
  25. Neuer Wohnungsanzeiger nebst Allgem. Geschäfts-Anzeiger von Danzig und den Vorstädten, Danzig 1869, S. 171 (Scan 215) (Digitalisat).
  26. Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Adreß- und Geschäftshandbuch für Berlin, dessen Umgebungen und Charlottenburg Jg. 1871, S. 325 (Digitalisat).
  27. Justiz-Ministerial-Blatt für die preußische Gesetzgebung und Rechtspflege Jg. 30, Nr. 4, 24. Januar 1868, S. 23 (Digitalisat).