Cecilia Payne-Gaposchkin

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Cecilia Payne-Gaposchkin im Harvard College Observatory bei der Arbeit
Unterschrift

Cecilia Helena Payne-Gaposchkin (* 10. Mai 1900 als Cecilia Payne in Wendover, Buckinghamshire, England; † 7. Dezember 1979 in Cambridge (Massachusetts), USA) war eine britisch-amerikanische Astronomin.[1] In ihrer Doktorarbeit beschrieb sie Wasserstoff und Helium als Hauptbestandteile von Sternen.[2]

Kindheit und Jugend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cecilia Payne wurde am 10. Mai 1900 als Erstgeborene des Anwalts Edward Payne und der Malerin Emma Pertz in Wendover geboren.[1]

Sie besuchte die St. Paul’s Mädchenschule, von der sie ein Jahr vor dem Abschluss verwiesen wurde. Dennoch konnte sie ihre Abschlussprüfung dort ablegen. Grund des Verweises war, dass sie ein Buch von Platon mit dem Umschlag einer Bibel getarnt hatte, um ihre Lehrkräfte zu täuschen und vorzugeben, ihren Religionsstudien nachzugehen.[1]

Studium und Forschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cecilia Helena Payne-Gaposchkin.

Ab 1919 konnte Payne nach bestandenem Aufnahmetest an der Universität Cambridge die Fächerkombination Botanik, Physik und Chemie studieren. Nachdem sie 1919 einen Vortrag des Astronomen Arthur Eddington hörte, hat sie ihr Forschungsinteresse auf die Astronomie fokussiert.[1]

Zwar konnte sie sich als Studentin einschreiben, allerdings konnten Frauen bis 1948 keinen akademischen Abschluss an der Universität Cambridge erlangen.[1][3]

„Weil sie in England nur Lehrerin hätte werden können, wanderte sie mit 23 Jahren in die USA aus.“[4]

Sie verließ England 1923, denn mit einem Stipendium in einem Programm zur Frauenförderung konnte sie am Harvard College Observatory als zweite Stipendiatin nach Adelaide Ames forschen und arbeiten.[5] Sie wurde die erste Doktorandin von Harlow Shapley und arbeitete außerdem mit Annie Jump Cannon zusammen, die sich mit der Auswertung von Sternspektren beschäftigte.

1925 wurde sie am Radcliffe College als erste Person in der Astronomie promoviert.[1] Ihre Arbeit trug den Titel „Stellar Atmospheres, A Contribution to the Observational Study of High Temperature in the Reversing Layers of Stars“.[1] Wissenschaftlicher Konsens war damals, dass es zwischen der Erde und Sternen keine signifikanten Unterschiede in der stofflichen Zusammensetzung gibt. In ihrer Dissertation wies Payne jedoch nach, dass die Variabilität der Sternspektren nicht eine entsprechend unterschiedliche Zusammensetzung widerspiegelt, sondern vorwiegend durch die thermische Ionisation verursacht ist. Ihren Befund, Wasserstoff und Helium seien die Hauptbestandteile, musste[2] sie allerdings unter dem Druck von Henry Norris Russell, Shapleys Lehrer, widerrufen: „almost certainly not real“.[6]

Nach unabhängigen Messungen bestätigte Russell aber 1929 dieses Ergebnis. Ihre Doktorarbeit wurde im Nachhinein als die „zweifellos brillanteste Doktorarbeit“ aus dem Fachbereich Astronomie bezeichnet.[7]

1956 wurde sie die erste weibliche Professorin für Astronomie der Harvard University.[8]

Persönliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf einer Reise durch Europa 1933 lernte sie in Deutschland den in Russland geborenen Astrophysiker Sergej I. Gaposchkin kennen. Sie verhalf ihm zu einem Visum für die Vereinigten Staaten, und die beiden heirateten im März 1934 und ließen sich in Lexington, Massachusetts, nieder. Payne fügte den Namen ihres Mannes zu ihrem eigenen hinzu.

Die Payne-Gaposchkins hatten drei Kinder: Edward, Katherine und Peter.[9]

Sie starb in ihrem Haus in Cambridge, Massachusetts, am 7. Dezember 1979. Kurz vor ihrem Tod ließ Payne ihre Autobiografie als The Dyer's Hand privat drucken. 1984 wurde sie in dem Band Cecilia Payne-Gaposchkin: An autobiography and other recollections nachgedruckt.[10]

Paynes jüngerer Bruder Humfry Payne (1902–1936), der die Schriftstellerin und Filmkritikerin Dilys Powell heiratete, war Direktor der British School of Archaeology in Athen. Paynes Enkelin Cecilia Gaposchkin ist Professorin für spätmittelalterliche Kulturgeschichte und französische Geschichte am Dartmouth College.

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitgliedschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1936 war Payne-Gaposchkin Mitglied der American Philosophical Society.[11] 1943 wurde sie in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.[12]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Katherine Haramundanis (Hrsg.): Cecilia Payne-Gaposchkin – an autobiography and other recollections. Cambridge University Press, Cambridge 1984, ISBN 0-521-48390-5.
  • Donovan Moore: What stars are made of. The life of Cecilia Payne-Gaposchkin. Harvard University Press, Cambridge 2020, ISBN 978-0-674-23737-7.
  • Dava Sobel: Das Glas-Universum. Wie die Frauen die Sterne entdeckten. Berlin Verlag, München 2017, ISBN 978-3-8270-1214-2, S. 291–314.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Cecilia Payne-Gaposchkin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Cecelia Helena Payne-Gaposchkin Cambridge Women’s Heritage Project, abgerufen am 21. Februar 2020.
  2. a b Ian S. Glass: Revolutionaries of the Cosmos: The Astro-Physicists. Oxford, 2006, ISBN 0-19-857099-6, S. 253.
  3. Nicole Schubert Corinna Benning: Studieren in England: Die Universität von Cambridge. 17. April 2021 (br.de [abgerufen am 27. Dezember 2022]).
  4. deutschlandfunk.de: Cecilia Payne-Gaposchkin – Die Frau für Wasserstoff und Helium in der Sonne. Abgerufen am 27. Dezember 2022.
  5. Cecilia PAYNE-GAPOSCHKIN. Abgerufen am 27. Dezember 2022.
  6. bibcode:1925PhDT.........1P, S. 188.
  7. Bennett, Donahue, Schneider, Voit: Astronomie – Die kosmische Perspektive. Pearson Deutschland 5. Auflage 2010, herausgegeben von Harald Lesch, ISBN 978-3-8273-7360-1, S. 741.
  8. Dava Sobel: The Glass Universe: How the Ladies of the Harvard Observatory Took the Measure of the Stars. Viking, 2016, ISBN 978-0-670-01695-2. Zitiert nach der Buchbesprechung von Sue Nelson: History: Women who read the stars. Nature 539, 2016, doi:10.1038/539491a.
  9. American Institute of Physics: Kathy Haramundanis. 5. Februar 2015, abgerufen am 27. Dezember 2022 (englisch).
  10. Cecilia Payne-Gaposchkin, Katherine Haramundanis: Cecilia Payne-Gaposchkin : An autobiography and other recollections. Cambridge : Cambridge University Press, 1984, ISBN 0-521-25752-2 (archive.org [abgerufen am 2. Januar 2023]).
  11. Member History: Cecilia Payne-Gaposchkin. American Philosophical Society, abgerufen am 3. November 2018.
  12. Members of the American Academy. Listed by election year, 1900–1949 (PDF). Abgerufen am 29. September 2015.