Charles Naine

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Fotografie von Charles Naine, ca. 1900

Charles Naine (* 27. Juni 1874 in Nods; † 29. Dezember 1926 in Préverenges) war ein Schweizer sozialdemokratischer Politiker und Publizist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Charles Naine bildete sich als Jugendlicher in La Chaux-de-Fonds zum Uhrmacher aus und arbeitete 1893 und 1894 dort in einer Uhrenfabrik und von 1895 bis 1897 als Mechaniker in Fontainemelon. Daneben studierte er Recht in Neuenburg und schloss 1899 mit einem Lizentiat ab. In La Chaux-de-Fonds wirkte Naine darauf von 1901 bis 1910 als Anwalt sowie als Redaktor und Verwalter der sozialistischen Zeitschrift La Sentinelle. Studienaufenthalte in Berlin (1900), Neapel (1900) und Paris (1900/1901) wirkten durch die Kontakte mit August Bebel, Karl Liebknecht, Filippo Turati, Jean Jaurès und Charles Gide prägend auf sein Verständnis des Sozialismus.

Zusammen mit seinem Schulkollegen Ernest-Paul Graber baute Naine die Sozialdemokratische Partei der welschen Schweiz auf und spielte eine aktive Rolle bei zahlreichen Streiks und Protestaktionen. Beide bekannten sich offen zum Pazifismus, was Naine 1903 eine Verurteilung wegen Verweigerung des Militärdienstes einbrachte. 1914 enthielten sich Naine und Graber als einzige Abgeordnete des Nationalrates der Stimme anlässlich der Übertragung der Vollmachten an den Bundesrat, um nicht indirekt den Militärkrediten und der Landesverteidigung zustimmen zu müssen. Er beteiligte sich auch während des Krieges aktiv an pazifistischen Kongressen und nahm teil an der Zimmerwalder Konferenz 1915. Aus seiner pazifistischen und idealistischen Grundhaltung heraus lehnte Naine jegliche Gewalt zur Erreichung sozialistischer Ziele ab und galt deshalb nach dem Landesstreik als ein moderater Vertreter der radikalisierten Sozialdemokratie. Er bekämpfte zusammen mit Graber aktiv die Kommunisten und Linksabweichler um Jules Humbert-Droz innerhalb der SP.

Für die Sozialdemokraten wurde Naine 1905 in den Grossen Rat des Kantons Neuenburg gewählt, dem er bis 1910 angehörte. Nachdem er sich in Lausanne politisch engagiert hatte, wurde er 1917 in den Grossen Rat des Kantons Waadt gewählt und leitete 1919–1924 die Zeitung Le Droit du Peuple (siehe auch Volksrecht). Bei den Parlamentswahlen 1911 wählten ihn die Neuenburger Stimmbürger als ersten Sozialdemokraten des Kantons in den Nationalrat, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Naine galt als äusserst begabter Redner und aktiver Sozialist der ersten Stunde in der französischsprachigen Schweiz.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Verteidigungsrede des Genossen Karl Naine vor dem Kriegsgericht der II. Division in Freiburg, am 24. September 1904. Übersetzt von Margarete Faas. Hrsg. von der Gesellschaft zur Verbreitung sozialistischer Bildung, Chaux-de-Fonds. Genossenschafts-Druckerei, Lausanne 1905.
  • Diktatur des Proletariats oder Demokratie? Autorisierte Übertragung aus dem Französischen. Rascher, Zürich 1919.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rudolf Martin Högger: Charles Naine 1874–1926. Eine politische Biographie. Dissertation Universität Zürich. Juris, Zürich 1966.
  • Marc Perrenoud: Charles Naine. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Franz Schmidt: Charles Naine. Ein Vortrag. Uniondurckerei, Luzern 1931.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]