Charles Willeford

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Charles Ray III. Willeford (* 2. Januar 1919 in Little Rock, Arkansas; † 27. März 1988 in Miami, Florida) war ein US-amerikanischer Literaturkritiker und Krimi-Schriftsteller.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit acht Jahren wurde er zum Vollwaisen. Nach dem Tod seiner Eltern wuchs er bei seiner Großmutter in Los Angeles auf. Mit 13 Jahren zog er wie tausende andere „Road Kids“ im Südwesten der USA von einem Obdachlosencamp zum nächsten.[1] Mit 16 trat er (mit falscher Altersangabe) in die US Army ein. Im Zweiten Weltkrieg war er in der 10. US-Panzerdivision Panzerkommandant und wurde mit dem Silver Star, Bronze Star und Purple Heart ausgezeichnet. Nach dem Krieg begann er zu schreiben, meist leichte Kost. Nach seinem Abschied von der Armee 1956 versuchte er sich als Profiboxer, Schauspieler, Pferdetrainer und Radiosprecher, nach einem Malereistudium in Frankreich und Peru wandte er sich aber wieder der Literatur zu.

1961 bis 1964 studierte er Englische Literatur und war danach Dozent in Miami, Florida. Daneben arbeitete er als Literaturkritiker beim Miami Herald und schrieb selbst Theaterstücke und Romane. Bekannt wurde er vor allem mit seinen Kriminalromanen, darunter auch die 1984 begonnene Serie um Polizisten Hoke Moseley im Miami der 1980er Jahre, der in komplizierten Familien-Verhältnissen lebt.

Charles Willeford starb 1988 nach einem Herzschlag und wurde auf dem Nationalfriedhof Arlington bei Washington, D.C. beigesetzt.

Zitate über Willeford[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Ich bin nicht Neo-Noir. Ich fühle mich näher bei der modernen Kriminalliteratur, noch näher bei Charles Willeford“

Quentin Tarantino[2]

„Niemand schreibt einen besseren Kriminalroman als Charles Willeford!“

„Der schleichende Übergang vom Normalbürger zum mordbereiten Psychopathen ist die Konstante im Werk von Charles Willeford. Er ist ein Chronist der nachindustriellen Gesellschaft, in der das entwurzelte Individuum mehr und mehr bereit ist, für einen Fetzen vom amerikanischen Traum über Leichen zu gehen.“

Gunter Blank, Welt am Sonntag[4]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hoke-Moseley-Reihe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Andere Romane[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1953 High Priest of California, auch als: Full Moon
  • 1955 Pick-Up
    • Sperrstunde, dt. von Rainer Schmidt; Frankfurt am Main, Berlin: Ullstein 1990. ISBN 3-548-10649-8
  • 1956 Wild Wives
  • 1958 Honey Gal, auch als: The Black Mass of Brother Springer (1989)
    • Die schwarze Messe, dt. von Ango Laina und Angelika Müller; Berlin: Maas 2005. ISBN 3-937755-01-2
  • 1958 Lust Is a Woman, auch als: Made In Miami (2008)
  • 1960 The Woman Chaser
  • 1961 The Whip Hand, auch als: Deliver Me from Dallas! (2001)
  • 1961 Understudy for Love
  • 1962 No Experience Necessary
  • 1962 Cockfighter
    • Hahnenkampf, dt. von Rainer Schmidt, Frankfurt/M., Berlin: Ullstein 1990. ISBN 3-548-22271-4
    • auch als: Hahnenkämpfer, gleiche, von Jochen Stremmel überarbeitete Übersetzung; Berlin: Alexander 2017. ISBN 978-3-89581-440-2
  • 1971 The Burnt Orange Heresy
    • Die Kunst des Tötens, dt. von Rainer Schmidt, Frankfurt/M., Berlin: Ullstein 1991. ISBN 3-548-10706-0
    • auch als: Ketzerei in Orange, gleiche Übersetzung; Berlin: Maas 2005. ISBN 3-937755-00-4
  • 1971 The Hombre from Sonora (veröffentlicht unter dem Pseudonym „Will Charles“), auch als: The Difference (1999)
  • 1987 Kiss Your Ass Good-Bye (Teilstück von The Shark-Infested Custard)
  • 1993 The Shark-Infested Custard
    • Playboys in Miami, dt. von Rainer Schmidt; Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1993. ISBN 3-499-43153-X

Lyrik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1948 Proletarian Laughter
  • 1967 Poontang and Other Poems

Erzählungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1963 The Machine in Ward Eleven
  • 2003 The Second Half of the Double Feature (enthält Kurzgeschichten, autobiografische Sketche und sämtliche Gedichte)

Sachbücher, Essays und Autobiographien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1977 A Guide for the Undehemorrhoided (W.s Operation)
  • 1980 Off the Wall (der Son of Sam Serienmord, David Berkowitz)
  • 1986 Something About a Soldier (Autobiographie von 16 bis 20)
  • 1987 New Forms of Ugly: The Immobilized Hero in Modern Fiction (seine Magisterarbeit von 1964, über Dostojewski, Kafka, Beckett, Chester Himes und Saul Bellow)
  • 1988 Everybody's Metamorphosis (Kurzgeschichten und Essays).
  • 1988 I Was Looking for a Street (Autobiographie, Kindheit und Jugend)
    • Ein Leben auf der Strasse, dt. von Jürgen Bürger; Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1995. ISBN 3-499-43169-6
  • 1989 Cockfighter Journal: The Story of a Shooting (Autobiographie, R. Cormans Verfilmung von Cockfighter)
  • 2000 Writing and Other Blood Sports (Essays)

Verfilmungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ambros Waibel: US-Autor Charles Willeford: Ohne ihn kein Pulp Fiction. In: Die Tageszeitung: taz. 2. Januar 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 15. März 2019]).
  2. Charles Willeford - Alexander Verlag Berlin. Abgerufen am 10. Januar 2021.
  3. Charles Willeford - Alexander Verlag Berlin. Abgerufen am 10. Januar 2021.
  4. Pulp Master: Charles Willeford – Die schwarze Messe. In: PULP MASTER. 11. Oktober 2005, abgerufen am 10. Januar 2021 (deutsch).
  5. Monte Hellman: Cockfighter. Artists Entertainment Complex, New World Pictures, Rio Pinto Productions, 19. Januar 2013, abgerufen am 10. Januar 2021.
  6. George Armitage: Miami Blues. Tristes Tropiques, 20. April 1990, abgerufen am 10. Januar 2021.
  7. Robinson Devor: The Woman Chaser. Definitive Films, Screen Magic Entertainment, Tarmac Films, 8. Oktober 1999, abgerufen am 10. Januar 2021.
  8. Giuseppe Capotondi: The Burnt Orange Heresy. Indiana Production, MJZ, Rumble Films (II), 6. März 2020, abgerufen am 10. Januar 2021.