Cheplapharm Arzneimittel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Cheplapharm Arzneimittel GmbH

Logo
Rechtsform GmbH
Gründung Juli 1998
Sitz Greifswald, Deutschland
Leitung Sebastian F. Braun (CEO), Edeltraud M. Lafer (Co-CEO)[1]
Mitarbeiterzahl 666[2]
Umsatz 1.498 Mio. Euro[2]
Branche Pharmazie
Website www.cheplapharm.com
Stand: 31. Dezember 2023
Firmengebäude im Gewerbegebiet Greifswald

Die Cheplapharm Arzneimittel GmbH (Eigenschreibweise CHEPLAPHARM) ist ein deutsches Unternehmen für „Specialty Pharma“, das weltweit Markenarzneimittel und Medizinprodukte vertreibt.[3] Hauptsitz ist Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern. Ein Tochterunternehmen hat seinen Sitz in Levallois-Perret (Frankreich).[4]

Nach eigenen Angaben hält Cheplapharm mehr als 2500 Arzneimittelzulassungen in ca. 140 Ländern.[4] Seit der Gründung im Jahre 1998 hatte Cheplapharm jährlich zweistellige Wachstumsraten durch eine global ausgerichtete Investitionsstrategie.[5][6] Der Exportanteil beträgt dabei über 91 % der Umsätze.[7] Cheplapharm ist eine Beteiligung der Braun Beteiligungs GmbH.[8]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Unternehmen wurde 1998 vom Pharmamanager Kurt Teubner in Freiburg gegründet. Namensgeber war eines der ersten Produkte im Sortiment, das homöopathische Diuretikum Cheplaren.[9] Die Familie Braun kaufte das Unternehmen im Jahre 2003. Zu diesem Zeitpunkt erwirtschaftete Cheplapharm rund 600.000 Euro Jahresumsatz. Im gleichen Jahr wurde der Firmensitz nach Mesekenhagen verlegt und Sebastian F. Braun übernahm als neuer Geschäftsführer die Firmenleitung.[10]

2014 bezog die Verwaltung von Cheplapharm einen Neubau im Greifswalder Gewerbegebiet Ziegelhof. Dorthin wurde 2018 der Hauptsitz des Unternehmens verlagert; 2020 eröffnete hier ein zweites Bürogebäude.[11][12] 2015 wurde das auf der Insel Riems angesiedelte Logistikzentrum der Firma Riemser Pharma durch Cheplapharm übernommen.[11] 2016 entstand die Tochtergesellschaft Cheplapharm France in Levallois-Perret, Frankreich.[13]

2019 erzielte das Unternehmen erstmals einen Jahresumsatz von über 500 Mio. Euro.[5] Anfang 2020 platzierte Cheplapharm seine erste Hochzinsanleihe am internationalen Kapitalmarkt.[14][15]

Geschichte der Produktübernahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2003 investierte das Unternehmen in mehr als 100 (Stand 2021) Markenarzneimittel und Medizinprodukte von internationalen Pharmaunternehmen (unter anderem Eli Lilly, Boehringer Ingelheim, Johnson & Johnson, LEO Pharma, Takeda, Novartis, Bristol-Myers Squibb, Sanofi, Hexal, Teva und UCB).[4][10]

Wichtige internationale Übernahmen bis 2013 waren Distraneurin, Rohypnol und Vesanoid. Neben rezeptpflichtigen Medikamenten wurden frei verkäufliche Produkte wie Baldrian Dispert, Thüringer Arnikatinktur und Reisegold zugekauft.[11][10] Mit der Übernahme des amerikanischen Pharmaherstellers Glenwood LCC erwarb Cheplapharm 2014 die Rechte an Potaba, einem Medikament zur systemischen Therapie der Induratio penis plastica.[16]

2015 kamen unter anderem das Desinfektionsmittel Streptosil von Böhringer Ingelheim sowie die deutschen Vertriebsrechte für eine Reihe von Produkten der UCB Pharma hinzu, darunter Antihypertonika, das Schmerzmittel Octadon und das Pankreatin-Präparat Cotazym.[17][11]

2016 erwarb Cheplapharm von F. Hoffmann-La Roche die Rechte Anexate, für Xenical und für den Betablocker Dilatrend (Januar 2017). Insgesamt wurden laut Firmenangaben in diesem Jahr 340 Millionen Euro überwiegend in diese Zukäufe investiert.[18]

Im Dezember 2017 erfolgte die Übernahme des gegen Calcium- und Vitamin-D-Mangel eingesetzten Medikaments Calcivit D von Hexal AG.[11] Ebenfalls seit 2017 vertreibt Cheplapharm auf Basis eines Vertriebsabkommens mit Orexigen Therapeutics in Deutschland, Frankreich und Österreich das Antiadipositum Mysimba.[19][20]

2018 erwarb Cheplapharm von F. Hoffmann-La Roche unter anderem Cymevene und Konakion, von Bristol-Myers Squibb das Sotalex/Sotacor sowie von Novartis die weltweiten (außer USA) Rechte an Visudyne, einem in der photodynamischen Therapie der feuchten altersbedingten Makuladegeneration eingesetzten Medikament, sowie die europäischen Vertriebsrechte für das Bluthochdruckmedikament Atacand von AstraZeneca; die internationalen Vertriebsrechte für Atacand kamen 2020 hinzu.[21][22][23][24][25]

2019 wurden internationale Marken- und Marktzugangsrechte für den Säureblocker Antra/Losec und das Psychopharmakum Seroquel von AstraZeneca übernommen, weiterhin kommerzielle Rechte für zwölf Produkte von Sanofi.[26][5]

2020 investierte das Unternehmen in Produktportfolios von Takeda und Leo Pharma.[27][28] Das 17 Produkte umfassende Takeda-Portfolio stellte hinsichtlich Umfang und Kaufpreis (450 Mio. Euro) die bislang größte Akquisition des Unternehmens dar.[29][30] 2021 wurden alle Rechte für das Epilepsiemedikament Rivotril von Roche übernommen,[31] weiterhin von Astellas die Zulassungen für vier Marken-Antibiotika sowie De Nol, ein Medikament gegen Infektionen mit Helicobacter pylori, für Russland, die Ukraine und weitere GUS-Länder.[32]

2023 erwarb Cheplapharm von Eli Lilly and Company für knapp 1,24 Milliarden Euro die weltweiten Vertriebsrechte (mit Ausnahme Südkorea) für Zyprexa – der größte Zukauf in der bisherigen Firmengeschichte.[33]

Geschäftstätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cheplapharm verfolgt eine Wachstums- und Geschäftsstrategie, die auf dem Erwerb von Produktrechten etablierter Markenarzneimittel und Medizinprodukte von internationalen Pharmaunternehmen sowie deren Lifecycle Management basiert.[10][4] Häufig handelt es sich dabei um sogenannte „Specialty Pharma“-Produkte, also Nischenarzneimittel mit speziellen Indikationen, die nicht im Zentrum der Geschäftstätigkeit der großen Pharmaunternehmen stehen.[34]

Produkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Portfolio umfasst verschreibungspflichtige Medikamente für die Anästhesie, Gastroenterologie, Hämatologie, für Infektionskrankheiten, kardiovaskuläre Erkrankungen, für die Notfallmedizin, Onkologie, Ophthalmologie, Schlafmedizin, Suchtmedizin und Bariatrie.[4]

Unternehmensstruktur und Besitzverhältnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Cheplapharm Arzneimittel GmbH befindet sich zu jeweils 50 % im Besitz von Sebastian Braun und Bianca Y. Juha (Stand: 2021).[35] Das Unternehmen hat eine operative Tochtergesellschaft, die Cheplapharm France SAS, mit Sitz in Levallois-Perret bei Paris.[5]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cheplapharm ist Träger des Axia Best Managed Companies Award 2019 und 2020.[36][37]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Impressum der Unternehmenshomepage. Cheplapharm, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  2. a b CHEPLAPHARM schließt Geschäftsjahr 2023 mit Rekordumsatz ab und wächst zweistellig. (Pressemitteilung). 26. April 2024, abgerufen am 26. April 2024.
  3. Produkte. In: cheplapharm.com. Abgerufen am 26. Dezember 2023.
  4. a b c d e Factsheet (Januar 2022). (PDF; 118 kB) Cheplapharm, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  5. a b c d Bundesanzeiger-Suche: Cheplapharm Jahresabschlüsse. Bundesanzeiger, abgerufen am 5. August 2018.
  6. Investoren Präsentation Juni 2018. (PDF; 2,2 MB) Cheplapharm, Juni 2018, archiviert vom Original am 5. August 2018; abgerufen am 26. Dezember 2023.
  7. Jahresabschluss 2021 der Cheplapharm Arzneimittel GmbH, veröffentlicht am 9. Februar 2023 auf bundesanzeiger.de, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  8. Beteiligungen – Pharma. Braun Beteiligungs GmbH, abgerufen am 21. Dezember 2021.
  9. Eintrag zum Fachartikel „Cheplaren, a plant extract diuretic“. In: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov. National Library of Medicine, abgerufen am 26. Dezember 2023 (englisch).
  10. a b c d Patrick Hollstein: Riemser reloaded. Apotheke Adhoc, 14. Februar 2015, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  11. a b c d e Auf einen Blick. (PDF; 337 kB) Unternehmenshistorie. In: cheplapharm.com. CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH, 23. Januar 2023, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  12. CHEPLAPHARM bezieht Neubau und landet Finanzierungs-Coup. (Pressemitteilung). In: cheplapharm.com. CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH, 13. Februar 2020, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  13. Cheplapharm France – Identité de l’entreprise. In: societe.com. Abgerufen am 26. Dezember 2023 (französisch).
  14. Creditor Relations – Finanzierungsstrategie. In: cheplapharm.com. CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  15. Philipp Habdank: Cheplapharm kündigt High-Yield-Debüt an. In: Finance-magazin.de. 27. Januar 2020, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  16. CHEPLAPHARM wächst rasant weiter: 50% Umsatzplus in 2013 gegenüber dem Vorjahr. (Pressemitteilung). In: cheplapharm.com. CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH, 15. Januar 2014, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  17. Die CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH beschließt 100 Mio. Euro Investitionsprogramm. (Pressemitteilung). In: cheplapharm.com. CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH, 5. März 2015, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  18. Cornelia Meerkatz: Cheplapharm landet Mega-Deal. In: ostsee-zeitung.de. Ostsee-Zeitung, 26. Oktober 2016, archiviert vom Original am 14. Juli 2017; abgerufen am 26. Dezember 2023.
  19. Mysimba: Vermarktungs- und Vertriebsabkommen mit Orexigen Therapeutics Ltd. (Pressemitteilung). CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH, 9. August 2017, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  20. Kerstin A. Gräfe: Mysimba – Neuer Appetitzügler auf dem Markt. In: pharmazeutische-zeitung.de. Pharmazeutische Zeitung, 7. Februar 2018, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  21. CHEPLAPHARM bleibt auf Wachstumskurs und ergänzt sein Portfolio mit vier weiteren Produkten. (Pressemitteilung). CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH, 26. Januar 2018, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  22. CHEPLAPHARM erweitert sein Portfolio mit einem weiteren Kardiologieprodukt. (Pressemitteilung). CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH, 8. Mai 2018, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  23. CHEPLAPHARM übernimmt attraktive Position in weiterem Therapiegebiet. (Pressemitteilung). CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH, 18. Juli 2018, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  24. Atacand geht an Cheplapharm. In: apotheke-adhoc.de. 9. Oktober 2018, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  25. Patrick Hollstein: Atacand: Noch einmal 400 Millionen Dollar. In: apotheke-adhoc.de. 31. Oktober 2020, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  26. Cheplapharm kauft Antra und Seroquel. In: apotheke-adhoc.de. 11. Dezember 2019, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  27. Takeda divests another batch of non-core assets. In: thepharmaletter.com. 9. September 2020, abgerufen am 26. Dezember 2023 (englisch).
  28. LEO Pharma sells four non-core products to Cheplapharm. In: thepharmaletter.com. 1. September 2020, abgerufen am 26. Dezember 2023 (englisch).
  29. Bisher größte Akquisition für CHEPLAPHARM. (Pressemitteilung). CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH, 5. Januar 2021, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  30. Sonja Behrens: Für mehr Umsatz: Cheplapharm kauft mit Latham Wirkstoffe von Takeda und Leo Pharma. In: juve.de. JUVE, 14. September 2020, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  31. Greifswald: Cheplapharm sichert sich Rechte an Epilepsie-Medikament. In: www.ostsee-zeitung.de. 12. Januar 2021, abgerufen am 20. Dezember 2021.
  32. Astellas divest legacy products to Cheplapharm; drops vaccine candidate. In: thepharmaletter.com. 17. Juni 2021, abgerufen am 26. Dezember 2023 (englisch).
  33. Martina Rathke: Milliarden-Deal für Cheplapharm: Was das für Greifswald bedeutet. In: ostsee-zeitung.de. 26. April 2023, archiviert vom Original am 26. April 2023; abgerufen am 26. Dezember 2023.
  34. Anne Ziebarth: Cheplapharm produziert Medizin für die Welt. In: ostsee-zeitung.de. 15. Januar 2019, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  35. Pharmafirma Cheplapharm will im Herbst an die Börse. In: de.investing.com. 25. März 2021, abgerufen am 20. Dezember 2021.
  36. axiallent Best Managed Companies. (PDF; 5,2 MB) WirtschaftsWoche, Mai 2019, abgerufen am 1. November 2019.
  37. 24 Mittelständler erhalten Axia Best Managed Companies Award 2020. In: industrie.de. 22. Mai 2020, abgerufen am 20. Dezember 2021.