Christian Ludwig Kotzebue

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Grabstein und heutiges Epitaph von Kotzebue und seiner Frau Maria Eleonore Bünting mit lateinischer Inschrift an der nördlichen Kirchturm-Außenwand der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis in Hannover, Stadtteil Calenberger Neustadt

Christian Ludwig Kotzebue (* 8. März 1661 in Celle; † 12. September 1706 in Hannover) war ein deutscher Arzt, Leibarzt, Historiker und Genealoge.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Christian Ludwig Kotzebue wurde als Abkömmling des späteren Adelsgeschlechts von Kotzebue[2] wenige Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg als Sohn des in der ehemaligen Residenzstadt Celle tätigen Leibarztes Jacob Franz Kotzebue (1621–1685) und seiner Frau Margarethe Barbara geb. Lüdecke geboren. Im Alter von 15 Jahren wurde er 1676 nach Lüneburg zum Besuch des dortigen Johanneums geschickt. Anschließend studierte er ab 1678 Medizin an der Academia Julia Carolina in Helmstedt.[3]

1681 ging Kotzebue nach Leyden, 1684 nach Hannover, von wo er seinem Landesherrn Herzog Ernst August nach Venedig folgte.[3]

Nachdem Kotzebue im Folgejahr 1685 – ebenfalls in Italien – in Padua seine Promotion[3] als Dr. med. erhalten hatte,[1] wurde er in Hannover zum Hof- und Leibarzt des späteren Hannoverschen Kurfürsten Ernst August ernannt.[2]

Kotzebue war verheiratet mit Maria Eleonore Büntig (* 25. Mai 1666; † 2. November 1704).[4] Sein Urenkel war der Schriftsteller August von Kotzebue.

Ein Brief von Kotzebue um 1701 an Johann Georg Eckhart, den Sekretär des ebenfalls in Hannover wirkenden Gottfried Wilhelm Leibniz, findet sich heute als Teil des Leibniz’schen Weltdokumentenerbes.[5]

Ebenso wie seine kurz zuvor gestorbene Ehefrau und ebenso wie andere Hofbeamte seiner Zeit wurde Kotzebue in der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis bestattet. Sein Grabstein findet sich heute als Epitaph an der nördlichen Außenmauer des Kirchturms.[6]

Rund 30 Jahre nach Christian Ludwigs Kotzebues Tod, im Jahr 1736, gelangte seine Bibliothek zumindest in Teilen in den Besitz der Vorläuferinstitution der heutigen Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek.[1]

Die erst 1740 herausgegebene Chronica Hannovera eines anonymen Verfassers war zunächst lange Kotzebue zugeschrieben wurde, bevor nach jüngeren Forschungen um die Jahrtausendwende der Historiker und hannoversche Pfarrer Georg Hilmar Ising als Autor identifiziert werden konnte.[7]

Ebenfalls posthum gelangte Kotzebues Schrift Hannoverische Geschichtsbeschreibung erstmal 1759 oder 1760 zum Druck, die für Historiker eine wichtige Quelle zum Verständnis auch der Geschichte der Stadt Hannover darstellt.[3]

Nachlass[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Archivalien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An Archivalien finden sich beispielsweise

  • im Stadtarchiv Hannover, Register-Nummer B 8276 eine Beschreibung zu dem Schulrektor und Superintendenten Wichmann Schulrabe in Kotzebue, Sammelband 1: Wahrhafftiger bericht und grundtliche verzeichniss des jenigenn, was sich zwischen den predigern tzu Hannover und M. Wichmanne Schulravenn, schulmeister daselbst, von dem 15. Decemb(ris) des 1575. jhars bis auff den 18. tag Martii des folgendenn 1576. jars warhafftig zugetragen und begeben hat. Untertitel bzw. Motto: Stabit in aeternum invicta veritas. Schrift um 1600, pag. 1–259 (zeitgenössisch), fol. 169–299.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kotzebue zugeschrieben:
    • Der hannoverischen Geschichtsbeschreibung viertes Buch. In: Vaterländisches Archiv für Hannoverisch-Braunschweigische Geschichte. Als Fortsetzung der Spiel- und Spangenbergschen Zeitschrift herausgegeben von einem Vereine vaterländischer Geschichtsfreunde durch Burchard Christian von Spilker und Adolph Karl Brönnenberg. Herold und Wahlstab, Lüneburg 1834 (als Jahrgangsband 1835 gedruckt), S. 171–273; Digitalisat des Münchener Digitalisierungszentrums[3]
    • Chronicon Coenobii Montis-Francorum Goslariae. [Elektronische Ressource]: Eiusdem Origines, progressum, fata, incrementa & decrementa, nec non seriem Praepositorum enumerans, Pontificum insuper Maximorum, Praesulum, Ducum, Comitum, Dynastarum, & Nobilium vicinorum Privilegia, Diplomata, Tabulas, & literas recensens, quibus varia, quae tum temporis in adsitis terris memoratu digna contigere, praeprimis vero vitae Praesulum Hildesiensium, secundum seriem brevibus verbis explicatae, iunguntur. Ex optimae notae autoribus & documentis authenticis congestum. Hrsg.: Christian Franz Paullini, Coenobium Montis-Francorum, Goslar, 1698; Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rudolf Eckart: Lexikon der Niedersächsischen Schriftsteller von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart. Zickfeldt, Osterwiek im Harz 1891, S. 107.
  • Das Gelehrte Hannover oder Lexikon von Schriftstellern und Schriftstellerinnen, gelehrten Geschäftsmännern und Künstlern, die seit der Reformation in und außerhalb der sämtlichen zum Königreich Hannover gehörigen Provinzen gelebt haben und noch leben, aus den glaubwürdigsten Schriftstellern zusammengetragen. Bd. 2, Schünemann, Bremen 1823, S. 620; Digitalisat der SuUB Bremen
  • Karljosef Kreter: Städtische Geschichtskultur und Historiographie. Das Bild der Stadt Hannover im Spiegel ihrer Geschichtsdarstellungen von den Anfängen bis zum Verlust der städtischen Autonomie. Dissertation 1996 an der Universität Hannover, S. 437ff., online als PDF-Dokument über die TIB/Universitätsbibliothek Hannover

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Kotzebue, Christian Ludwig in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in der Version vom 6. Juli 2005, zuletzt abgerufen am 2. April 2016
  2. a b Redaktion: Kotzebue, von. In: Neue Deutsche Biographie, Bd. 12 (1979), S. 623–624 Onlinefassung.
  3. a b c d e Klaus Mlynek: Kotzebue, Christian Ludwig. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 209; online über Google-Bücher
  4. Vergleiche die lateinische Inschrift auf dem Grabstein des kurfürstlich hannoverschen Leibarztes
  5. Herbert Breger (Red.), Malte-Ludolf Babin, Gerd van den Heuvel, Rita Widmaier (Bearb.): Christian Ludwig Kotzebue für Johann Georg Eckhart. In: Gottfried Wilhelm Leibniz: Sämtliche Schriften und Briefe, Erste Reihe: Allgemeiner politischer und historischer Briefwechsel. Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, 20. Band. Akademie-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-05-004200-1 und ISBN 978-3-05-004200-8, S. 139ff.; online über Google-Bücher
  6. Annette v. Boetticher: Grabsteine, Epithaphe und Gedenktafeln der ev.-luth. Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis in Hannover, Broschüre DIN A5 (20 Seiten, teilweise mit Abbildungen), hrsg. vom Kirchenvorstand der ev.-luth. Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis, Hannover: 2002, S. 6, v. a. S. 14
  7. Klaus Mlynek: ISING, Georg Hilmar. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 183; online über Google-Bücher.
  8. Online-Ansicht des Findbuchs Nachlaß Christian Ludwig Kotzebue (Titel) über den Kalliope-Verbund
  9. Vergleiche die Angaben der Deutschen Nationalbibliothek