Cohors III Lusitanorum

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Der Grabstein von Tiberius Iulius Pancuius (Ness-Lieb 00244)

Die Cohors III Lusitanorum [pia fidelis] [equitata] (deutsch 3. Kohorte der Lusitaner [loyal und treu] [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt.

Namensbestandteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • III: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die dritte (lateinisch tertia). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors tertia .. ausgesprochen.
  • Lusitanorum: der Lusitaner. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit entweder aus dem Volksstamm der Lusitaner oder aus den Volksstämmen auf dem Gebiet der römischen Provinz Lusitania rekrutiert.[1]
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie.[A 2]

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors quingenaria equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kohorte war in den Provinzen Germania inferior und Pannonia inferior (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen[3] für die Jahre 98 bis 193 n. Chr. aufgeführt.[4][5]

Die Einheit wurde möglicherweise unter Augustus aufgestellt und war vermutlich seit der Regierungszeit von Tiberius (14–37) im Rheinland stationiert.[1][6] Durch ein Diplom ist die Kohorte erstmals 98 in Germania inferior belegt. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Germania) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Ein weiteres Diplom, das auf 101 datiert ist, belegt die Einheit in derselben Provinz.

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt, vermutlich während der Dakerkriege Trajans,[7] wurde die Kohorte in die Provinz Pannonia inferior verlegt; möglicherweise nahm sie auch an den Dakerkriegen teil.[1][2] Der erste Nachweis der Einheit in der Provinz beruht auf einem Diplom, das auf 110 datiert ist.[A 1] In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Pannonia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 114 bis 193 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Standorte der Kohorte in Germania inferior und Pannonia inferior waren möglicherweise:[1][6]

Angehörige der Kohorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt:[1][4]

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonstige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Maximus, ein Fußsoldat: ein Diplom von 154 (ZPE-214-296,2) wurde für ihn ausgestellt.
  • Ti(berius) Claudius Sanecius, ein Reiter (CIL 2, 432)
  • Tiber(ius) Iulius Pancuius, ein Soldat (Ness-Lieb 00244)

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Cohors III Lusitanorum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Margaret M. Roxan: The Auxilia of the Roman Army raised in the Iberian Peninsula. Dissertation, 1973 Volume 1 (PDF 1) Volume 2 (PDF 2)
  • John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b In dem Diplom von 110 wird die Cohors VI Lusitanorum mit dem Zusatz pia fidelis aufgeführt. Laut Margaret M. Roxan handelt es sich dabei um einen Fehler bei der Erstellung des Diploms; anstatt der Cohors VI Lusitanorum sollte die Cohors III Lusitanorum aufgeführt sein.
  2. Der Zusatz kommt zwar in keiner der Inschriften vor, Tiberius Claudius Sanecius war jedoch ein Reiter. Laut Margaret M. Roxan kann die Existenz einer weiteren Cohors III Lusitanorum, die equitata war, zwar nicht ausgeschlossen werden, dies ist aber aufgrund der wenigen Belege unwahrscheinlich.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Margaret M. Roxan, The Auxilia, S. 497, 529–534, 780–783.
  2. a b Paul A. Holder: Exercitus Pius Fidelis: The Army of Germania Inferior in AD 89 In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 128 (1999), S. 237–250, hier S. 237, 242, 246, 250 (PDF).
  3. Militärdiplome der Jahre 98 (RMD 4, 216), 101 (RMM 00009), 110 (CIL 16, 164), 114 (CIL 16, 61, Tyche-2010-27), 135 (RMD 4, 251), 139 (CIL 16, 175), 143 (RMD 4, 266), 144 (RMD 5, 397), 148 (CIL 16, 179, CIL 16, 180), 152 (ZPE-171-221), 154 (ZPE-146-247, ZPE-214-296,2), 154/156 (RMD 5, 415), 157 (AE 2009, 1079, RMD 2, 102, RMD 2, 103), 159 (CIL 16, 113), 162 (ZPE-173-223, ZPE-173-234), 166/168 (RMD 3, 181), 167 (CIL 16, 123) und 193 (RMD 5, 446, RMD 5, 447).
  4. a b John Spaul, Cohors², S. 55, 64–65.
  5. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 158, 163 Tabellen 2, 7 (PDF).
  6. a b Margaret M. Roxan: Two Complete Diplomas of Pannonia Inferior: 19 May 135 and 7 Aug. 143. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Band 127 (1999), S. 249–273, hier S. 252, 264 (PDF).
  7. Jan Kees Haalebos: Traian und die Hilfstruppen am Niederrhein Ein Militärdiplom des Jahres 98 n. Chr. aus Elst in der Over-Betuwe (Niederlande) In: Saalburg-Jahrbuch, 2000/50, S. 31–72, hier S. 56 (PDF).
  8. Inschriften aus Novaesium (CIL 13, 8560, Ness-Lieb 00244).
  9. Inschrift aus Ad Statuas (CIL 3, 3302).