Conrad Mair

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(Johann) Conrad (auch: Cunrad, Konrad, Konrad II.) Mair (auch: Mayr) (* 1493, wenig wahrscheinlich 1505, in Memmingen; † 18. Dezember 1565, wohl in Augsburg) war ein Patrizier, Faktor der Fugger, Ratsherr und Bürgermeister von Augsburg.[1][2][3][4]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Conrad Mair war der Sohn der Memminger Patrizier Andreas Mair (um 1470–1546) und seiner Frau Barbara (* um 1475), geborene Löhlin.[4] Am 6. September 1531 heiratete er die Augsburger Patrizierin Euphrosina Walther (* um 1504; † 26. April 1572).[4] Damit erhielt er das Bürgerrecht und die Stubenfähigkeit in Augsburg. Die Aufnahme in die Herrenstube erfolgte noch im selben Jahr.[1][5]

Drei Freunde (von links nach rechts): Heinrich Rybisch, Georg Hörmann, Conrad Mair, Medaille von Matthes Gebel, 1531
Wappen der Mair, Augsburg 1538, von Johann Siebmacher

Dem Fuggerfaktor Georg Hörmann und dem königlich böhmischen Rentmeister Heinrich Rybisch war er freundschaftlich verbunden, so dass die drei 1531 beim Medailleur Matthes Gebel ein für die Renaissancezeit seltenes Dreierbildnis in Auftrag gaben. Auf der Rückseite der Medaille finden sich ihre jeweiligen Wappenschilde und ein verkürztes lateinisches Zitat aus Psalm 133: QVAM IVCVNDVM HABITARE FRATES IN VNVM („Wie lieblich ist es, wenn Brüder in Einheit leben.“)[2] In den Jahren 1533 und 1535 nahm Mair am Hofe Ottheinrichs von der Pfalz in Neuburg an Pferderennen teil, denen große gesellschaftliche Bedeutung zukam. 1533 belegte er dabei den dritten Platz und erhielt einen wertvollen Sachpreis.[6]

Conrad Mair und seine Frau Euphrosina hatten sieben gemeinsame Kinder:[5][7]

  • Regina Mair (* um 1532; † 1609)
  • Conrad III. Mair (* um 1533; † 25. September 1591)
  • Apollonia Mair (* um 1535)
  • Eleonora Mair (* um 1537)
  • Euphrosina Mair (* um 1540; † 18. November 1623)
  • Raymund Mair
  • Anton Mair

1538 erfolgte Mairs Aufnahme ins Augsburger Patriziat,[1][5] das in diesem Jahr um 39 Familien erweitert wurde.[8]

Mairs Sohn Konrad III. war einer der fünf Augsburger Schüler, die Hieronymus Wolf von 1548 bis 1551 in Basel und Paris betreut hatte. Konrad II. selbst war ein Gönner Wolfs und gewährte ihm 1551 nach seiner Flucht aus Paris in seinem Augsburger Haus so lange Unterkunft, bis Wolf geschuldete Gelder eintreiben konnte, obgleich sich dieser beklagte, dass im Haus von Bürgermeister Mair wegen des gleichzeitig stattfindenden Reichstags kaum Platz für ihn gewesen sei.[9][10][11]

Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Conrad Mair, Anton Fugger und Georg Hörmann, einem weiteren Fuggerfaktor und Freund Mairs:[12][13]

 
 
 
 
 
 
Jakob d. Ä. Fugger
(1398–1469)
 
Barbara Bäsinger
(1420–1497)
 
Peter Imhoff
(1434–1482)
 
Regina Walther
(1444–1514)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Hector Mielich
(1425–1490)
 
Anna Fugger
(1444–1485)
 
Georg I. Fugger
(1453–1506)
 
Regina Imhoff
(1465–1526)
 
Ludwig Reihing
(1461–1531)
 
Veronica (Ursula) Imhoff
(1467–1537)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Lucas Walther
(1453–1523)
 
Apollonia Mielich
(1475–1550)
 
Anna Rehlinger
(1511–1548)
 
Anton Fugger
(1493–1560)
Georg Hörmann
(1491–1552)
 
Barbara Reihing
(1490–1556)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Euphrosina Walther
(1504–1572)
 
Conrad II. Mair
(1493?–1565)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zunächst war Conrad Mair für die Fugger in Österreich tätig (ab 1512 in Innsbruck, ab 1518 in Hall, ab 1527 in Wien) und wurde ein enger Vertrauter von Anton Fugger und einer der bedeutendsten Angestellten des Gemeinen Handels.[1][5]

1527 erwarb er eine Beteiligung an Anton Fugger & Gesellschaft in Höhe von 1.000 fl., die er 1553 noch einmal um 2.250 fl. erhöhte.[5]

Als im Jahr 1528 ein Konsortium (u. a. die Thurzo, Rehlinger, Welser und Langenmantel) aus Lieferanten, Gläubigern und Gesellschaftern des Höchstetter-Konzerns von diesem Zahlungen einforderte, beauftragte Anton Fugger Conrad Mair damit, von Antwerpen aus über Strohmänner wie Lazarus Tucher alle in Brüssel verfügbaren Schuldverschreibungen der Höchstetter im Nominalwert von 400.000 fl. unter Marktwert aufzukaufen, wodurch deren Konzern gezielt in den Ruin getrieben werden konnte.[14] Obgleich Mair die Kooperation mit den Fuggern fortsetzte, war er in späteren Jahren auch selbstständig tätig. So versuchte er um 1542, sich im Eisenbergbau der Herrschaft Bludenz zu etablieren.[1][15]

Im Augsburger Münzskandal von 1543 war er einer der Bürgen für den schwer belasteten Münzmeister Baltasar Hundertpfund.[16]

1549 übernahm er in Böhmen für einige Jahre die gesamte Produktion des Schlackenwalder und Schönfelder Zinns, wahrscheinlich als Strohmann der Fugger, die hierzu große Kredite beisteuerten.[17][18]

Nach der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg beschlossen der Große und Kleine Rat Augsburgs am 17. Januar 1547, sich dem Kaiser auf Gnade und Ungnade zu ergeben und bestimmten am 24. Januar eine Delegation, die hierzu den förmlichen Kniefall vor Kaiser Karl V. zu vollziehen hatte und der auch Conrad Mair als Vertreter der Patrizier angehörte.[19] Nachdem Kaiser Karl V. in der Folge das Zunftregiment aufgehoben und Augsburg mit Dekret vom 3. August 1548 die Karolinische Regimentsordnung aufgezwungen hatte,[20] war Conrad Mair eine von 41 namentlich genannten Personen, die sich für Ämter aufgrund kaiserlicher Ernennung bereitzuhalten hatten,[21] und er beschritt im Folgenden eine stadtpolitische Laufbahn, die neben der Vertrauensstellung bei Anton Fugger merklich durch sein katholisches Bekenntnis begünstigt wurde.[1] Mair saß von 1548 bis 1552 im Kleinen Rat von Augsburg und war 1548 zusätzlich Spital-/Almosenherr.[5][22][23] Mit Einführung der neuen Handwerkerinnungen als unpolitische Selbstverwaltungsinstitutionen wurde er 1549 als einer der Strafherren mit der Zunftaufsicht betraut.[24] Von 1550 bis 1561 war er jeweils einer der Amtsbürgermeister.[5] Beim Kaiserbesuch in Augsburg im Jahr 1559 war er Mitglied des offiziellen Empfangskomitees für Karl V.[25] 1560 beauftragte der Augsburger Rat u. a. Mair und seinen Amtskollegen Wolfgang Paler den Älteren, Vorschläge zur Umsetzung der Reichsmünzordnung von 1559 auszuarbeiten.[26] Von 1561 bis 1565 war Mair schließlich geheimer Rat und gehörte von 1564 bis zu seinem Lebensende dem Stadtgericht an.[5][17][27]

Conrad Mairs Vermögenssteuerleistung stieg von 40 fl. im Jahr 1534 auf 115 fl. im Jahr 1562.

Von 1550 bis 1565 trat er auch als Gläubiger in Erscheinung. Es sind ausgereichte Darlehen in Höhe von 115.844 fl. bekannt, von denen Anton Fugger insgesamt 90.000 fl. in Anspruch nahm. Weitere Schuldner waren Daniel Schleicher (15.644 fl.), Hans Jakob Fugger, Ursula von Harrach und der Graf von Ortenburg. 1565 nahm Conrad Mair schließlich selbst ein Darlehen in Höhe von 7.265 fl. auf.[28] Zum Zeitpunkt seines Todes belief sich sein Nettovermögen auf knapp 36.000 fl. Es umfasste u. a. Bergwerke im Montafon, ein Haus in Augsburg und das Gut Bergheim.[17]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paul von Stetten: Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichs-Stadt Augsburg sowohl in Ansehung ihres besondern Standes als auch in Ansehung einer jeden einzlen Familie beschrieben und aus bewährten Geschicht-Schreibern und Urkunden gezogen durch Paul von Stetten, jünger. Mit 228. in Kupfergestochenen Wappen und Siglen versehen. Johann Jakob Haid, Augsburg 1762, §. 37. Mayr., S. 250–251 (digitale-sammlungen.de).
  • Wolfgang Reinhard, Mark Häberlein, Ulrich Klinkert, Katarina Sieh-Burens, Reinhard Wendt (Hrsg.): Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts: Prosopographie wirtschaftlicher und politischer Führungsgruppen 1500–1620. Akademie Verlag, Berlin, Boston 2015, ISBN 978-3-05-007193-0, L1: Mair, Konrad II (Lfdnr: 7582), S. 494 f., doi:10.1515/9783050071930-007.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Conrad Mair – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Peter Geffcken: Mair, Kaufmanns- und Patrizierfamilie. Abgerufen am 23. August 2020.
  2. a b Heinrich Ribisch (1485–1544), Georg Hermann (1491–1552), and Konrad Maier (1493–1565). Metropolitan Museum of Art, abgerufen am 23. August 2020.
  3. Karl Domanig: Die deutsche Medaille in kunst- und kulturhistorischer Hinsicht: nach dem Bestande der Medaillensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses. Wien 1907, S. 17, doi:10.11588/diglit.15377, urn:nbn:de:bsz:16-diglit-153770.
  4. a b c Frank Leiprecht: Ahnentafel für Conrad II. MAIR. Abgerufen am 23. August 2020.
  5. a b c d e f g h Wolfgang Reinhard et al. (Hrsg.): Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts. 2015, S. 494 f.
  6. Miriam Hall Kirch: “For Amusement, Merrymaking, and Good Company”: Horse Racing at a German Princely Court. In: Professor Pia F. Cuneo (Hrsg.): Animals and Early Modern Identity. Ashgate Publishing, Ltd., 2014, ISBN 978-1-4094-5743-5, S. 96 (englisch, google.de [abgerufen am 2. September 2020]).
  7. Frank Leiprecht: Familie Conrad II. MAIR / Euphrosina WALTHER (F1839). Abgerufen am 23. August 2020.
  8. Peter Geffken: Patriziat. Abgerufen am 12. September 2020.
  9. Hieronymus Wolf: Hieronymi Wolfii Oetingensis, Rhaeti, ad clariss[imum] virum, optimeque et de se et de rep[ublica] lit[eraria] merentem Ιο[annem] Oporinum Basiliensem, commentariolus coeptus quidem scribi anno 1564 sed aliquot annis post demum absolutus, de vitae suae ratione, ac potius fortuna. (PDF) In: MATEO (= MAnnheimer TExte Online). Universität Mannheim, 2013, S. 63, abgerufen am 14. September 2020 (Latein).
  10. Hieronymus Wolf: Des Hieronymus Wolf aus Oettingen im Ries kurzer Bericht an den hochberühmten und um ihn wie um die gelehrte Welt höchst verdienten Herrn Johannes Oporinus aus Basel über den Verlauf oder besser über die Wechselfälle seines Lebens; begonnen im Jahre 1564, jedoch erst einige Jahre später vollendet. (PDF) In: MATEO (= MAnnheimer TExte Online). Universität Mannheim, 2013, S. 73 f., abgerufen am 14. September 2020.
  11. Wolfgang Reinhard et al. (Hrsg.): Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts. 2015, S. 495 f.
  12. Frank Leiprecht: Verwandtschaftsbeziehung Conrad II. MAIR zu Anton Graf FUGGER. Abgerufen am 29. Juni 2021.
  13. Frank Leiprecht: Verwandtschaftsbeziehung Euphrosina WALTHER zu Georg HÖRMANN. Abgerufen am 29. Juni 2021.
  14. Günter Ogger: Kauf dir einen Kaiser. Th. Knaur Nachfolger München/Zürich, 1978, S. 176, abgerufen am 6. September 2020.
  15. Reinhard Hildebrandt: Die George Fuggerischen Erben. Duncker & Humblot, 1966, S. 117 (google.de [abgerufen am 6. September 2020]).
  16. Mark Häberlein: Brüder, Freunde und Betrüger: Soziale Beziehungen, Normen und Konflikte in der Augsburger Kaufmannschaft um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Walter de Gruyter, 2015, ISBN 978-3-05-007429-0, S. 319 (google.de).
  17. a b c Mark Häberlein: Die Fugger: Geschichte einer Augsburger Familie (1367–1650). W. Kohlhammer Verlag, 2006, ISBN 978-3-17-018472-5, S. 124 (google.de [abgerufen am 9. September 2020]).
  18. Jacob Strieder: Studien zur Geschichte kapitalistischer Organisationsformen: Monopole, Kartelle, und Aktiengesellschaften im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit. Duncker & Humblot, München / Leipzig 1914, S. 441 ff. (google.de).
  19. David Langenmantel: Historie des Regiments in … Augspurg, in welcher desselben verschiedene Veränderungen … erzählt, verschiedene Nachrichten aus dem MSC. gantz edirt, … die dazu gehörige Kayserl. Diplomata … und dergleichen … eingerücket, … auch die fürnehmste Stücke der Augspurgischen Historie erläutert werden: samt einem … Register aller Glieder des Carolinischen Raths … nebst etlichen Kupfern. Mertz u. Mayer, Augsburg 1725, S. 65 (google.de).
  20. Peter Geffcken: Karolinische Regimentsordnung. Abgerufen am 6. September 2020.
  21. David Langenmantel, vermehrt durch Jacob Brucker: Historie des Regiments in des Heil. Röm. Reichs Stadt Augspurg … Mertz und Mayer, Augsburg 1734, S. 89, urn:nbn:de:bvb:12-bsb11215173-1 (digitale-sammlungen.de).
  22. Paulus Hector Mair: P. H. Mairs 1. Chronik von 1547–1565. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert. Band 32. Leipzig 1917, S. 84 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. September 2020]).
  23. David Langenmantel, vermehrt durch Jacob Brucker: Historie des Regiments in des Heil. Röm. Reichs Stadt Augspurg … Mertz und Mayer, Augsburg 1734, S. 91, urn:nbn:de:bvb:12-bsb11215173-1 (digitale-sammlungen.de).
  24. Paulus Hector Mair: Beilage II zu P. H. Mairs 1. Chronik von 1547–1565. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert. Band 32. Leipzig 1917, S. 405 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. September 2020]).
  25. Paulus Hector Mair: Beilage VI zu P. H. Mairs 1. Chronik von 1547–1565. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert. Band 32. Leipzig 1917, S. 476 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. September 2020]).
  26. Mark Häberlein: Brüder, Freunde und Betrüger: Soziale Beziehungen, Normen und Konflikte in der Augsburger Kaufmannschaft um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Walter de Gruyter, 2015, ISBN 978-3-05-007429-0, S. 327 (google.de).
  27. Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichs-Stadt Augsburg / Stetten, Paul von. In: MDZ-Reader. Abgerufen am 6. September 2020.
  28. Wolfgang Reinhard, Mark Häberlein, Ulrich Klinkert, Katarina Sieh-Burens, Reinhard Wendt: Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts: Prosopographie wirtschaftlicher und politischer Führungsgruppen 1500–1620. Walter de Gruyter, 2015, ISBN 978-3-05-007193-0, S. 494 f. (google.de).