DDR-Skimeisterschaften 1964

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Die 16. DDR-Skimeisterschaften fanden vom 19. bis zum 23. Februar 1964 im thüringischen Oberhof statt. In acht Entscheidungen der Nordischen Skidisziplinen Langlauf, Skispringen und Nordische Kombination, davon zwei Mannschaftswettbewerben gingen Athleten an den Start.[1] Auf die Austragung des Skimarathons wurde verzichtet.

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wahl auf Oberhof als Austragungsort fiel nicht zufällig. 15 Jahre vorher hatten an gleicher Stelle die ersten Wintersportmeisterschaften der damals noch Sowjetischen Besatzungszone stattgefunden. Des Weiteren wurde ein Schanzenneubau im Oberhofer Kanzlersgrund im Rahmen der Meisterschaften im Beisein von Walter Ulbricht eingeweiht. Es war der erste große Schanzenneubau in der DDR, der erstmals Sprünge über 100 Meter erlaubte. Damit passte sich die DDR auch dem Trend an, nunmehr Skisprungwettbewerbe von der Normal- und Großschanze durchzuführen. Diese Zweiteilung wurde bei einem Großereignis erstmals bei den 2 Wochen vorher ausgetragenen Olympischen Winterspielen in Innsbruck praktiziert.

Langlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Männer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

30 km[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den Auftaktwettbewerb der Männer konnte wie im Vorjahr Olympiastarter Helmut Weidlich für sich entscheiden. Hinter ihm zeigte das Tableau jedoch einige Überraschungen. Erst auf Platz sechs konnte sich mit Enno Röder ein weiterer Olympiateilnehmer platzieren. War der Vizemeistertitel nach den Leistungen des Vorjahres für Kurt Albrecht nicht die große Überraschung, war die Bronzemedaille für den Zella-Mehliser so nicht erwartet worden. Allerdings hatte er schon zweieinhalb Minuten Rückstand auf den Sieger, was auch von der Fachwelt kritisch gesehen wurde.[2]

Datum: Donnerstag, 20. Februar 1964

Platz Sportler Mannschaft Zeit (h)
1 Helmut Weidlich SC Dynamo Klingenthal 1:44:17
2 Kurt Albrecht ASK Vorwärts Oberhof 1:44:59
3 Achim Langenhan SC Motor Zella-Mehlis 1:46:51
4 Dieter Ritter SG Dynamo Zinnwald 1:47:51
5 Gerhard Lorenz SC Traktor Oberwiesenthal 1:48:16
6 Enno Röder SC Dynamo Klingenthal 1:48:47

15 km[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch die zweite Einzellaufstrecke konnte Helmut Weidlich gewinnen. Allerdings schlug er seinen Klubkamerad und Vorjahresmeister Enno Röder um nur fünf Sekunden.[3]

Datum: Sonnabend, 22. Februar 1964

Platz Sportler Mannschaft Zeit (h)
1 Helmut Weidlich SC Dynamo Klingenthal 50:27
2 Enno Röder SC Dynamo Klingenthal 50:32
3 Kurt Albrecht ASK Vorwärts Oberhof 51:04
4 Dieter Ritter SG Dynamo Zinnwald 51:13
5 Uloth SC Motor Zella-Mehlis 52:01
6 Heinz Seidel SC Dynamo Klingenthal 52:14
7 Holler SC Dynamo Klingenthal 52:17
8 Gerhard Grimmer ASK Vorwärts Oberhof 52:18
9 Rudolf Dannhauer ASK Vorwärts Oberhof 52:41
10 Jürgen Beer ASK Vorwärts Oberhof 52:44

4 × 10-km-Staffel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Wettbewerb der Männerstaffeln gab es den erwarteten Favoritensieg für die Klingenthaler Mannschaft. Zu stark war die Staffel um Doppelmeister Helmut Weidlich, als dass die erste Oberhofer Garnitur sie hätte gefährden können. Am Ende hatte die Silberstaffel drei Minuten Rückstand. Dennoch war diese Medaille bemerkenswert, war es doch die erste Meisterschaftsmedaille für den damals noch 20-jährigen Gerhard Grimmer.[4]

Datum: Sonntag, 23. Februar 1964

Platz Mannschaft Sportler Zeit (h)
1 SC Dynamo Klingenthal I Siegfried Horler
Heinz Seidel
Enno Röder
Helmut Weidlich
2:23:54
2 ASK Vorwärts Oberhof I Rudolf Dannhauer
Gerhard Grimmer
Jürgen Beer
Kurt Albrecht
2:26:54
3 ASK Vorwärts Oberhof II Fraustein
Bechmann
Haase
Kretzschmann
2:28:46
4 SC Dynamo Klingenthal III 2:29:51
5 SC Motor Zella-Mehlis 2:30:20
6 SG Dynamo Zinnwald 2:31:02

Frauen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

5 km[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über die Kurzstrecke der Frauen konnte die von der Presse schon als „Ewige Zweite“ bezeichnete Christine Nestler ihren Meistertitel feiern. Und dieser fiel denkbar knapp aus. Nur um eine Sekunde war sie schneller als die Vorjahresmeisterin Renate Dannhauer.[3]

Datum: Sonnabend, 22. Februar 1964

Platz Sportler Mannschaft Zeit (h)
1 Christine Nestler SC Traktor Oberwiesenthal 19:19
2 Renate Dannhauer SC Motor Zella-Mehlis 19:20
3 Elfriede Spiegelhauer SC Dynamo Klingenthal 19:35
4 Renate Köhler SC Traktor Oberwiesenthal 20:02
5 Gudrun Zschögner SC Motor Zella-Mehlis 20:06
6 Karin Horn SC Traktor Oberwiesenthal 20:19
6 Anni Körner SC Dynamo Klingenthal 20:19

10 km[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste Frauenwettbewerb bot eine Überraschung. Ihren ersten Einzeltitel konnte die schon 29-jährige Olympiateilnehmerin Elfriede Spiegelhauer feiern. Sie verwies dabei ihre wesentlich jüngeren Konkurrentinnen Nestler und Dannhauer auf die Plätze, wobei sie am Ende nur 7 Sekunden Vorsprung vor Christine Nestler hatte.[2]

Datum: Sonntag, 21. Februar 1965

Platz Sportler Mannschaft Zeit (h)
1 Elfriede Spiegelhauer SC Dynamo Klingenthal 37:29
2 Christine Nestler SC Traktor Oberwiesenthal 37:36
3 Renate Dannhauer SC Motor Zella-Mehlis 38:05
4 Gudrun Zschögner SC Motor Zella-Mehlis 38:23
5 Gabriele Nobis SC Dynamo Klingenthal 38:35
6 Luise Preiss SC Motor Zella-Mehlis 39:07

3 × 5-km-Staffel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Frauenstaffelwettbewerb war um einiges spannender als der der Männer. Nach zwei Läuferinnen führte noch der SC Traktor Oberwiesenthal mit 21 Sekunden Vorsprung vor der ersten Staffel des SC Motor Zella-Mehlis. Nach dem letzten Wechsel kam es nun zum Duell zwischen der Oberwiesenthalerin Christine Nestler und der Zella-Mehliserin Renate Dannhauer. Und die Thüringerin nahm etwas überraschend ihrer Konkurrentin 40 Sekunden ab und holte so den einzigen Langlauftitel für die Thüringer Klubs.[4]

Datum: Sonntag, 23. Februar 1964

Platz Mannschaft Sportler Zeit (h)
1 SC Motor Zella-Mehlis I Luise Preiss
Gudrun Zschögner
Renate Dannhauer
1:00:33
2 SC Traktor Oberwiesenthal I Renate Köhler
Karin Horn
Christine Nestler
1:00:52
3 SC Dynamo Klingenthal I Gabriele Nobis
Anni Körner
Elfriede Spiegelhauer
1:01:42
4 SC Motor Zella-Mehlis III 1:04:43
5 Jugendauswahl I 1:06:46

Nordische Kombination[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon nach dem Sprunglauf führte nach langjähriger Klingenthaler Dominanz der Oberwiesenthaler Olympiateilnehmer Roland Weißpflog vor dem Vorjahresmeister Rainer Dietel. Auf Platz drei befand sich überraschend der Johanngeorgenstädter Lothar Düring, noch vor dem mehrmaligen DDR-Meister Günter Flauger.[2] Und auch den Langlauf gewann Weißpflog, so dass ihm den Sieg niemand streitig machen konnte. Da Rainer Dietel nur die neuntbeste Laufzeit erzielte und anderthalb Minuten langsamer als Lothar Düring war, konnte der Johanngeorgenstädter etwas überraschend den Vizemeistertitel feiern.[5]

Datum: Sprunglauf Donnerstag, 20. Februar 1964; 15 km Freitag, 21. Februar 1965

Platz Sportler Mannschaft Punkte
1 Roland Weißpflog SC Traktor Oberwiesenthal 485,60
2 Lothar Düring SG Dynamo Johanngeorgenstadt 471,88
3 Rainer Dietel SC Dynamo Klingenthal 457,60
4 Günter Flauger SC Dynamo Klingenthal 448,14
5 Joachim Winterlich SC Traktor Oberwiesenthal 443,90
6 Günter Meinel SC Dynamo Klingenthal 428,80
7 Maatz SC Dynamo Klingenthal 427,80
8 Schönherr SC Dynamo Klingenthal 424,67
9 Günter Münzner SG Dynamo Johanngeorgenstadt 424,52
10 Jürgen Meinel SC Dynamo Klingenthal 424,10

Skispringen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sprungwettbewerb wurde an zwei Tagen ausgetragen. Am ersten Sprungtag wurden drei Durchgänge absolviert, wobei der schlechteste Sprung im Ergebnis gestrichen wurde. Dabei wurde nicht weniger als 29-mal die 100-m-Marke erreicht oder übersprungen. Nach diesem ersten Sprungtag führte Veit Kührt vor Klubkamerad Karl-Heinz Munk und dem Armeesportler Kurt Schramm.[5] Vor 40.000 Zuschauern wurde dann unter den Augen von Walter Ulbricht am darauffolgenden Sonntag die Schanzenweihe vollzogen und nochmals drei Durchgänge absolviert. Wiederum gewann dabei Veit Kührt die Tageswertung, obwohl er sich nach dem zweiten Sprung, den er ob seiner Weite nicht stehen konnte, einen Knöchel verstaucht hatte. Somit konnte Kührt nach 1961 wieder den Meistertitel feiern. Dieter Bokeloh, der um 1,3 Punkte den Tagessieg verpasst hatte, schob sich durch diese Leistung noch von Platz fünf auf den Bronzerang. Karl-Heinz Munk konnte durch einen vierten Platz den Vizemeistertitel sichern.[4] Wegen der im Dezember 1965 erfolgten Flucht aus der DDR Munks wurde dessen Vizemeistertitel in späteren DDR-Publikationen nicht mehr erwähnt.

Datum:Freitag, 21. Februar und Sonntag, 23. Februar 1964

Platz Sportler Mannschaft Punkte
1 Veit Kührt SC Motor Zella-Mehlis 457,2
2 Karl-Heinz Munk SC Motor Zella-Mehlis 447,9
3 Dieter Bokeloh ASK Vorwärts Brotterode 441,55
4 Kurt Schramm ASK Vorwärts Brotterode 438,5
5 Dieter Neuendorf ASK Vorwärts Brotterode 434,2
6 Peter Lesser SC Motor Zella-Mehlis 425,9
7 Helmut Recknagel SC Motor Zella-Mehlis 422,4
8 Alfred Lesser SC Motor Zella-Mehlis 419,0
9 Manfred Queck SG Dynamo Johanngeorgenstadt 409,8
10 Manfred Lesch SC Traktor Oberwiesenthal 403,4

Medaillenspiegel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor allem durch die starken Langläufer, die alle drei zu vergebenden Titel holten, wurde der SC Dynamo Klingenthaler erfolgreichster Sportclub.

Medaillenspiegel (nach allen 8 Wettbewerben)
Platz Mannschaft Gold Silber Bronze Gesamt
1 SC Dynamo Klingenthal 4 1 3 8
2 SC Motor Zella-Mehlis 2 2 2 6
3 SC Traktor Oberwiesenthal 2 2 0 4
4 ASK Vorwärts Oberhof 0 2 2 4
5 SG Dynamo Johanngeorgenstadt 0 1 0 1
6 ASK Vorwärts Brotterode 0 0 1 1

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ND vom 18. Februar 1964 S. 8
  2. a b c ND vom 21. Februar 1964 S. 8
  3. a b BZ vom 23. Februar 1964 S. 4
  4. a b c BZ vom 24. Februar 1964 S. 3
  5. a b Berliner Zeitung vom 22. Februar 1964 S. 4

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manfred Seifert, Roland Sänger, Hans-Jürgen Zeume: Große Liebe Skisport. Sportverlag, Berlin 1979, S. 205–206