Das kunstseidene Mädchen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Mahnmal zur Bücherverbrennung auf dem Bonner Marktplatz
Gedenktafel für Irmgard Keun in Berlin

Das kunstseidene Mädchen ist ein Zeitroman von Irmgard Keun, erschienen 1932 in Berlin. Die Protagonistin Doris schreibt darüber, wie sie sich zuerst in ihrer Heimatstadt und dann in Berlin über Wasser hält.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Roman spielt am Ende der Weimarer Republik – vom Sommer 1931 bis zum Frühjahr 1932 – zunächst in einer „mittleren Stadt“ im Rheinland und dann in Berlin. Man leidet unter der Notverordnung.

Erzählt wird eine Phase im Leben der achtzehnjährigen Protagonistin Doris in Form eines fortlaufenden, undatierten Tagebuchs. Sie möchte ihr Tagebuch wie ein Drehbuch der damaligen Stummfilme schreiben. Aus kleinen Verhältnissen stammend, träumt die junge Frau von einem Leben als Berühmtheit. Um sich einen besseren Lebensstil leisten zu können, geht sie mit wohlhabenderen Männern aus. Ihre ungeliebte Tätigkeit als Stenotypistin in einer Stadt im Rheinland verliert sie, weil sie sexuelle Avancen ihres Chefs zurückweist. Über die Vermittlung ihrer Mutter, die am Theater als Garderobiere arbeitet, wird sie Statistin. Um von den Schauspielschülerinnen anerkannt zu werden, erfindet sie eine Affäre mit dem Theaterdirektor, was bald aufzufliegen droht. In dieser Situation "leiht" sie sich einen teuren Pelzmantel aus der Garderobe, bringt ihn aber letztlich nicht zurück. Weil sie die Polizei fürchtet, flieht sie daraufhin nach Berlin.

In Berlin kommt sie durch verschiedene Männerbekanntschaften finanziell wieder auf die Beine, verliert ihren Besitz und ihre Unterkünfte jedoch auch immer wieder. Sie freundet sich mit einem blinden Nachbarn an, der aber bald von seiner Frau ins Heim gegeben wird. Sie schließt ebenfalls Bekanntschaft mit dem Großindustriellen Alexander, bei welchem sie in purem Luxus lebt. Allerdings wird Alexander einige Zeit später wegen Steuerhinterziehung verhaftet. Schließlich lernt sie, als sie völlig mittellos ist, den Angestellten Ernst kennen, der sie mit nach Hause nimmt und ohne Erwartung von Gegenleistungen bei sich leben lässt. Er wurde von seiner Frau verlassen, der er immer noch nachtrauert. Nach und nach beginnt Doris den Haushalt zu führen und schließlich entwickelt sich eine Beziehung zwischen den beiden. Als Doris erkennt, dass Ernst seine Exfrau nicht vergessen kann, macht sie diese ausfindig und bewirkt ihre Rückkehr. Dabei ist ihr klar, dass die Exfrau lediglich aus materiellen Gründen zu Ernst zurückkehrt. Dennoch denkt Doris, dass er so glücklicher sein wird als mit ihr. Am Ende des Romans ist sie erneut mittel- und obdachlos und beschließt schließlich, zum Hausierer Karl zu ziehen, der in einer Gartenlaube lebt. Damit kommt sie auf ein früheres Angebot zurück, das sie zurückgewiesen hatte, weil sie nicht in ärmlichen Verhältnissen leben wollte.

Übersetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Roman wurde 1933 in die dänische, englische, französische, russische, ungarische, 1934 in die polnische und 1965 in die spanische Sprache übersetzt. Außerdem liegen Übersetzungen in neun weiteren Sprachen vor.[1] Im Oktober 2013 erschien die erste hebräische Übersetzung.[2]

Dramatisierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bühnenfassungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verfilmung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vertonung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle
Erstausgabe
  • Irmgard Keun: Das kunstseidene Mädchen. Roman. Deutsche Verlags-Aktiengesellschaft Universitas, Berlin 1932.
Ausgaben
  • Irmgard Keun: Das kunstseidene Mädchen. Edition mit Materialien (ausgewählt von Jörg Ulrich Meyer-Bothling). Klett Schulbuch-Verlag, Leipzig/ Stuttgart/ Düsseldorf 2005, ISBN 3-12-351141-3 (wird von Margret Möckel in den Erläuterungen zum Werk („Königs Erläuterungen“) zitiert (Bange, Hollfeld 2006)).
Sekundärliteratur

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kreis S. 294.
  2. Avner Shapira: Berlin thrall: The German author whose novel are back in vogue. In: Haaretz. 22. Oktober 2013 (abgerufen am 30. Oktober 2013).
  3. hamburger-kammerspiele.de: Das kunstseidene Mädchen. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Juni 2012; abgerufen am 26. Juni 2018.
  4. Monika Nellissen: Realistische Träumerin. www.welt.de, 8. Oktober 2011, abgerufen am 26. Juni 2018.
  5. @1@2Vorlage:Toter Link/www.nassau-sporkenburger-hof.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)
  6. "Kunstseidenes Mädchen" in Lahnstein: Doris erlebt Wechselbad der Gefühle. (Memento vom 13. September 2012 im Webarchiv archive.today)
  7. Theater Bonn: Das Kunstseidene Mädchen von Irmgard Keun@1@2Vorlage:Toter Link/www.theaterkompass.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 6. Juni 2014)
  8. a b Kreis S. 295.
  9. renaissance-theater.de (Memento des Originals vom 8. Februar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.renaissance-theater.de Hinweis zu Aufführung von Das kunstseidene Mädchen. Buch: Gottfried Greiffenhagen. Regie: Volker Kühn