Daubréeit

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Daubréeit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Dau[1]

Chemische Formel
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Halogenide – Oxihalogenide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

III/D.09
III/D.09-050

3.DC.25
10.02.01.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol ditetragonal-dipyramidal; 4/m2/m2/m
Raumgruppe P4/nmm (Nr. 129)Vorlage:Raumgruppe/129
Gitterparameter a = 3,86 Å; c = 7,41 Å[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 2,5[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 6,4 bis 6,5; berechnet: [7,70][4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}[4]
Farbe cremeweiß, blassgelb, gelbbraun[5]
Strichfarbe weiß[5]
Transparenz durchsichtig bis undurchsichtig
Glanz Fettglanz, Seidenglanz[6]
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 2,150[6]
nε = 1,910[6]
Doppelbrechung δ = 0,240[6]
Optischer Charakter einachsig negativ

Daubréeit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Halogenide“. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung BiO(OH)[2]. Da bei natürlich vorkommendem Daubréeit jedoch meist ein Teil des Hydroxids durch Chlor ersetzt (substituiert) ist, wird die Formel in vielen Quellen auch mit BiO(OH,Cl)[3] angegeben. Die in den runden Klammern angegebenen Hydroxidionen bzw. das Element Chlor können sich dabei in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals.

Daubréeit fand sich bisher ausschließlich in Form undurchsichtiger, massiger bis säuliger Mineral-Aggregate von cremeweißer oder blassgelber bis gelbbrauner Farbe und fett- bis seidenähnlichem Glanz. Als Dünnschliff unter dem Durchlichtmikroskop erscheint er allerdings farblos und durchsichtig. Mit einer Mohshärte von 2 bis 2,5 gehört Daubréeit zu den weichen Mineralen, die sich gerade noch mit dem Fingernagel ritzen lassen und ist zudem leicht plastisch verformbar. Mit einem Messer lassen sich, ähnlich wie beim Graphit, gebogene Späne abschaben.[7]

Daubréeit ist in Reinform das Hydroxid-Analogon zum nahe verwandten Bismoclit (BiOCl[2]).

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gabriel Auguste Daubrée

Erstmals entdeckt wurde Daubréeit am Cerro Tazna (Cerro Tasna) im District Atocha-Quechisla in der bolivianischen Provinz Nor Chichas und beschrieben 1876 durch Ignacy Domeyko, der das Mineral nach dem französischen Geologen Gabriel Auguste Daubrée (1814–1896) benannte.

Typmaterial des Minerals wird im Muséum national d’histoire naturelle in Paris (Frankreich) (Katalog-Nr. 94.247)[4] sowie in den Sammlungen des Geowissenschaftlichen Zentrums der Universität Göttingen (Katalog-Nr. GZG.MIN.3.3.63.1 / UG023-025) aufbewahrt. Letztere erhielt das Typmaterial auf Umwegen über die 1877 an die Universität vermachte Mineralsammlung von Friedrich Wöhler, in der sich als Geschenk von Ignacy Domeyko auch eine Probe des Daubréeits befand.[8]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Daubréeit zur Mineralklasse der „Halogenide“ und dort zur Abteilung der „Oxihalogenide“, wo er zusammen mit Bismoclit, Matlockit, Rorisit, Zavaritskit und Zhangpeishanit die „Matlockitgruppe“ mit der System-Nr. III/D.09 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Daubréeit in die erweiterte Abteilung der „Oxihalogenide, Hydroxyhalogenide und verwandte Doppel-Halogenide“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit Pb (As, Sb, Bi) ohne Cu“ zu finden ist, wo es ebenfalls zusammen mit Bismoclit, Matlockit, Rorisit, Zavaritskit und Zhangpeishanit die „Matlockitgruppe“ mit der System-Nr. 3.DC.25 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Daubréeit in die Klasse der „Halogenide“ und dort in die Abteilung der „@@@“ ein. Hier ist er zusammen mit Bismoclit und Zavaritskit in der unbenannten Gruppe 10.02.01 innerhalb der Unterabteilung „Oxihalogenide und Hydroxyhalogenide mit der Formel A(O,OH)Xq“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Daubréeit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P4/nmm (Raumgruppen-Nr. 129)Vorlage:Raumgruppe/129 mit den Gitterparametern a = 3,86 Å und c = 7,41 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Daubréeit bildet sich sekundär durch Verwitterung von Bismut bzw. Umwandlung von Bismuthinit (Bi2S3) und wird meist im Gemenge mit verschiedenen Tonmineralen (unter anderem Kaolinit) in der Oxidationszone von Bismut-Lagerstätten[6] gefunden.

Daubréeit gehört zu den sehr seltenen Mineralbildungen, von denen nur wenige Proben existieren, die an bisher (Stand 2015) weniger als 10 bekannten Fundorten gesammelt wurden. Außer an seiner Typlokalität Cerro Tazna, genauer in der dortigen, gleichnamigen Erzgrube, trat das Mineral in Bolivien nur noch in der Chorolque Mine am nahe gelegenen Cerro Chorolque innerhalb der Bergregion Cordillera de Chichas (Potosí) zutage.

Weitere bisher bekannte Fundorte sind die Rio Mine (Rio Marina Mine) in der Gemeinde Rio auf der italienischen Insel Elba sowie die Outlaw Mine im Distrikt Round Mountain im Nye County von Nevada, eine Seifenlagerstätte am Josephine Creek im gleichnamigen County von Oregon und zwei Gruben (Eagle und Blue Bell) nahe Eureka bzw. Tintic im Juab County von Utah in den Vereinigten Staaten von Amerika.[9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • I. Domeyko: Daubréite (oychlorure de bismuth), espèce de minérale nouvelle. In: Comptes rendus hebdomodaires des séances de l’Académie des Sciences Band 82 (1876), S. 922–923
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 495 (Erstausgabe: 1891).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c IMA/CNMNC List of Mineral Names; März 2015 (PDF 1,5 MB)
  3. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 177.
  4. a b c d Daubréeite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 58 kB]).
  5. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
  6. a b c d e Mindat – Daubréeite
  7. Webmineral – Daubréeite
  8. Fakultät für Geowissenschaften und Geographie der Universität Göttingen – Typusmaterial Mineralogie (Memento vom 31. Mai 2015 im Webarchiv archive.today)
  9. Fundortliste für Daubréeit beim Mineralienatlas und bei Mindat