Dawsonit

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Dawsonit
Nadeliger Dawsonit aus Terlan in Südtirol (Sichtfeld: 10 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Dws[1]

Chemische Formel
  • NaAl(CO3)(OH)2[2]
  • NaAl[(OH)2|CO3][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Carbonate und Nitrate (ehemals Carbonate, Nitrate und Borate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

V/C.02
V/C.02-020

5.BB.10
16a.03.08.01
Ähnliche Minerale Aragonit, Narolith, Skolezit
Kristallographische Daten
Kristallsystem rhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m[4]
Raumgruppe Imam (Nr. 74, Stellung 6)Vorlage:Raumgruppe/74.6[3]
Gitterparameter a = 6,76 Å; b = 10,24 Å; c = 5,58 Å[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Häufige Kristallflächen Pinakoide {001} {010} {100}, Prisma {110}, Dipyramide {111}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,436; berechnet: 2,431[5]
Spaltbarkeit vollkommen nach {110}[5]
Bruch; Tenazität uneben
Farbe farblos, weiß, selten rosarot
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig
Glanz Glasglanz oder Seidenglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,466
nβ = 1,542
nγ = 1,596[6]
Doppelbrechung δ = 0,130[6]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 77° (gemessen); 76° (berechnet)[6]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten sehr empfindlich gegenüber Zitronensäure, Laugen und Ammoniak

Dawsonit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Carbonate und Nitrate“ (ehemals Carbonate, Nitrate und Borate, siehe Klassifikation). Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der Zusammensetzung NaAl[(OH)2|CO3][3], ist also chemisch gesehen ein Natrium-Aluminium-Carbonat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Dawsonit entwickelt feinnadelige bis blättrige Kristalle von bis zu 3,5 Zentimetern Länge, die nach der c-Achse gestreckt sind. Im Allgemeinen sind diese in rosettenförmigen, radialstrahligen bis büscheligen oder faserigen Aggregaten angeordnet.

In reiner Form ist Dawsonit farblos, durchsichtig und zeigt einen glasähnlichen Glanz auf den Kristallflächen. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von feinnadeliger bis faseriger Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen, wobei ein wogender, schimmernder Glanz ähnlich der von Seide entsteht und die Transparenz entsprechend abnimmt. Eher selten kommen durch Fremdbeimengungen von Chrom rosa gefärbte Dawsonite vor.

Mit einer Mohshärte von 3 gehört Dawsonit zu den mittelharten Mineralen, die mit einer Kupfermünze geritzt werden können.

Besondere Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Vor dem Lötrohr anschwellend unter intensiver Gelbfärbung der Flamme, aber nicht schmelzbar […] Im Kölbchen nur bei starkem Erhitzen Wasser und Kohlendioxid abgebend; bleibt beständig bis 140 °C.“[7]

Als Carbonat löst sich Dawsonit schon in stark verdünnter Salzsäure (HCl) unter Abgabe von Kohlendioxid auf. Auch in Zitronensäure, Ammoniak bzw. anderen Laugen ist er löslich. Hierüber kann er von den ähnlich aussehenden Zeolithen unterschieden werden.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dawsonit wurde erstmals 1874 von Bernard J. Harrington beschrieben. Entdeckt wurde das Mineral in einem Feldspatgang, der im Rahmen von Bauarbeiten auf dem Gelände der McGill University in Montreal (Kanada) ausgehoben wurde. Harrington selbst arbeitete an dieser Universität und ehrte mit der Benennung des Minerals John William Dawson, den damaligen Direktor der Universität.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Dawsonit noch zur gemeinsamen Mineralklasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Carbonate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Barentsit und Tunisit die nach ihm benannte „Dawsonit-Gruppe“ mit der System-Nr. V/C.02 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Dawsonit in die neu definierte Klasse der „Carbonate und Nitrate“ (die Borate bilden hier eine eigene Klasse), dort allerdings ebenfalls in die Abteilung der „Carbonate mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist jedoch weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Kationen (meist Metallen), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit Alkalien usw.“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 5.BB.10 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Dawsonit wie die alte Strunz’sche Systematik in die gemeinsame Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort in die Abteilung der „Carbonate mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 16a.03.08 innerhalb der Unterabteilung „Carbonate mit Hydroxyl oder Halogen und der allgemeinen Formel (AB)2(XO)3Zq“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dawsonit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Imam (Raumgruppen-Nr. 74, Stellung 6)Vorlage:Raumgruppe/74.6 mit den Gitterparametern a = 6,76 Å; b = 10,24 Å und c = 5,58 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kleine Dawsonitkristalle als Hohlraumfüllung in Sodalith vom Steinbruch Poudrette, Mont Saint-Hilaire, Kanada
(Sichtfeld: 3,3 × 1,9 mm)
Büschel nadeliger Dawsonitkristalle mit dunkelviolettem Fluorit auf einem mit winzigen Pyritkristallen besprenkelt Calcitrasen aus dem Steinbruch Francon Montreal, Kanada
(Sichtfeld ≈ 1,8 cm)

Dawsonit findet sich auf Klüften hydrothermal veränderter feldspatreicher Gesteine, in Nephelinsyeniten und natriumreichen Sedimenten. Zur Bildung von Dawsonit ist Kohlendioxid (CO2) nötig.[8] Als Begleitminerale treten unter anderem Albit, Analcim, Aragonit, Calcit, Dolomit, Fluorit, Halit, Kryolith, Pyrit und Quarz auf.[5]

Als seltene Mineralbildung konnte Dawsonit bisher (Stand: 2012) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei rund 90 Fundorte als bekannt gelten. Neben seiner Typlokalität McGill University in Montreal trat das Mineral in Kanada noch am Grey River auf Neufundland, im Princess Sodalith Steinbruch im Hastings County (Ontario), am Muskiki Lake in Saskatchewan sowie an einigen weiteren Fundorten in der Umgebung von Montreal und Montérégie auf.

In Österreich fand sich das Mineral bisher nur bei der in Bad Loipersdorf entdeckten Thermalquelle und im Stollen „Karl-August“ bei Fohnsdorf in der Steiermark.

Der einzige bisher in der Schweiz bekannte Fundort ist der Simplonpass nahe Brig, wo das Mineral beim Bau des Simplontunnels im anfallenden Aushubmaterial entdeckt wurde.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Albanien, Algerien, Argentinien, Australien, Belgien, Bolivien, China, Italien, Japan, Mexiko, Neuseeland, Russland, der Slowakei, Tansania, Tschechien, Ungarn und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernard J. Harrington: Notes on dawsonite, a new carbonate. In: The Canadian Naturalist and Quarterly Journal of Science. Band 7 (1874), S. 305–309 (PDF, 388,4 kB).
  • Rupert Hochleitner, Stefan Weiß: Steckbrief Dawsonit. In: Lapis. Jahrgang 36, Nr. 6, München 2012, S. 11/12.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dawsonite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2020. (PDF; 2,44 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2020, abgerufen am 5. September 2020 (englisch).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X.
  4. Webmineral - Dawsonite
  5. a b c Dawsonite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 68 kB; abgerufen am 5. September 2020]).
  6. a b c Mindat - Dawsonite
  7. C. Hintze: Handbuch der Mineralogie. Band I-3 A, 1930, S. 2806.
  8. Hans Kurzweil: Dawsonit aus der Tiefbohrung Binderberg 1, Oststeiermark — ein weiteres Vorkommen. In: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien. Band 84A, 1980, S. 1–5 (zobodat.at [PDF]).
  9. Mindat - Fundorte für Dawsonite