Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande

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Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande von Fritz Mauthner ist eine umfangreiche Geschichte des abendländischen Atheismus. Sie erschien in vier Bänden in der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart und Berlin in den Jahren 1920, 1921, 1922 und 1923.

Einführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fritz Mauthner (1849–1923) war ein Philosoph, Kritiker und Schriftsteller, der aus einer assimilierten deutsch-jüdischen Familie stammte und dem Judentum gegenüber entfremdet blieb. Er ist bekannt für seine Arbeiten über Sprache und Philosophie, darunter sein kritischer „unhistorischer Essay“ über Aristoteles.[1] Mauthner untersucht die Entwicklung des atheistischen Denkens, die Herausforderungen, denen sich Atheisten im Laufe der Geschichte gegenübersahen, und die Auswirkungen des Atheismus auf Philosophie, Religion und Gesellschaft.

Der Autor behauptet, dass alle Dogmen – ob religiös oder wissenschaftlich – bloße menschliche Erfindungen seien („geschichtlich gewordene und geschichtlich vergängliche Menschensatzungen“[2]) und dass ihr Ursprung, ihr Aufblühen und ihr Niedergang seine Grundlage in der Geschichte habe. Mauthner versuchte dann zu zeigen, wie der Westen begonnen hatte, den einst dominierenden Gottesbegriff abzuschütteln. Sein Werk sollte also den Zerfall dieses Konzepts nachzeichnen, einer „anthropomorphen Illusion“, die die Menschen über mehrere Jahrtausende in ihren Bann gezogen hatte.[3]

Der Verfasser spannt einen weiten Bogen von der europäischen Antike über die Teufelsfurcht und Aufklärung im sogenannten Mittelalter, die Entstehung der Wissenschaften zu Beginn der Neuzeit bis hin zum Materialismus des 19. Jahrhunderts.

Mauthner, der insbesondere als radikaler Kritiker der Sprache in die Geistesgeschichte einging,[4] veröffentlichte das Werk in den Jahren 1920 bis 1923 und lieferte damit „eine fast einzigartige Kulturgeschichte des Abendlandes vom Standpunkt der religiösen Befreiung[5]“.

Seine Arbeit gilt als bedeutender Beitrag zum Studium des Atheismus und seines historischen Kontextes. Er nähert sich dem Thema mit einer kritischen und analytischen Denkweise und gibt Einblicke in die intellektuellen, sozialen und kulturellen Faktoren, die den Aufstieg und die Verbreitung des Atheismus in der westlichen Welt beeinflusst haben.

Fritz Mauthner schrieb seine Geschichte des Atheismus mit einer verschärften antimetaphysischen Grundhaltung, sein Ansatz ist dabei die Befreiung vom Gottesbegriff.[6]

Das Werk wurde verschiedentlich neu aufgelegt. 2011 erschien das Werk in einer vierbändigen Neuauflage in modernem Satz mit abweichender Paginierung,[7] deren Klappentext das Werk auf engem Raum so umreißt:

„Neben den rein negierenden Atheisten werden deshalb auch die Lehrer der Vernunft- oder Naturreligion, die Deisten und die Pantheisten, ebenso einige Reformatoren und andere Ketzer dargestellt: kurz, viele, die zur Befreiung vom 'Gotteswahn' beigetragen haben und von anderen Geschichten des Atheismus nicht oder zu knapp behandelt werden. Dabei besticht die Detailfülle ebenso wie das weite Panorama, das Mauthner sprachgewaltig und getragen von souveränem Wissen vor dem Leser ausbreitet.[8]

Der Fritz Mauthner gewidmete Artikel des sowjetischen Atheistischen Wörterbuchs (1985) beispielsweise wirft dem Verfasser des Werkes vor, dass er die sozialen Bedingungen des Atheismus nicht erkannt und eine unwissenschaftliche Interpretation einer Reihe von atheistischen Lehren gegeben habe, einschließlich der marxistischen.[9]

Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fritz Mauthner: Aristoteles: Ein unhistorischer Essay. Berlin, 1904 (Die Literatur. Sammlung illustrierter Einzeldarstellungen, hg. v. Georg Brandes, 2. Band)
  2. Vorwort („Meersburg, im März 1920“ – Von 1911 bis zu seinem Tod lebte der Verfasser dort am Bodensee, wo er auch die Bibliothek der Philosophen herausgab.)
  3. Fritz Mauthner – EJ (”His work was thus intended to trace the disintegration of this concept, an "anthropomorphic illusion" that had held peoples spellbound for several millennia.“)
  4. Siehe sein dreibändiges Werk Beiträge zu einer Kritik der Sprache (1901/1902), das sich einer antimetaphysischen Grundhaltung bedient.
  5. alibri.de (Verlagslink)
  6. Vgl. auch den Artikel „Gott“ in Mauthners Wörterbuch der Philosophie (online)
  7. Hrsg. und eingel. von Ludger Lütkehaus (Alibri, Aschaffenburg 2011).
  8. Klappentext (Auszug, zit. nach perlentaucher.de)
  9. МАУТНЕР Фриц. In: Атеистический словарь (Ateističeskij slovarʹ). Изд. политической литературы, Москва (Izd. političeskoj literatury, Moskva) 1983 OCLC 1162609801 ("М. не признавал соц. обусловленности атеизма, давал ненауч. трактовку целого ряда атеистич. учений, в т. ч. марксистского.")