Detlef Schuppan

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Detlef Schuppan (* 9. August 1954 in Essen, Ruhr) ist ein deutscher Biochemiker und Mediziner.

Seine wissenschaftlichen und klinischen Schwerpunkte u. a. liegen in der Diagnostik und Therapie von Zöliakie und Weizensensitivität, der fibrosierenden Lebererkrankungen sowie der Immunologie von Tumor- und chronischen Erkrankungen.

Schuppan ist Leiter des Instituts für Translationale Immunologie und Universitäts-Professor für Innere Medizin/Gastroenterologie/Hepatologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Unter anderem leitet er die Ambulanz für Zöliakie und Dünndarmerkrankungen. Außerdem ist er Full Professor und Senior Visiting Scientist an der Harvard Medical School in Boston, USA.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sohn eines Richters studierte Chemie an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München und Humanmedizin an der LMU München, der Philipps-Universität Marburg und der Freien Universität (FU) Berlin. 1982 promovierte er am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München (Strukturaufklärung von Basalmembrankollagen). 1986 erhielt er seine Approbation als Arzt an der FU Berlin. Weiterhin folgte 1989 die Promotion in Medizin mit summa cum laude (Entdeckung und Charakterisierung von Undulin/Kollagen Typ XIV), die Habilitation in Biochemie (FU Berlin) 1992 sowie vier Jahre später die Habilitation in Innerer Medizin.

Er erwarb einen Facharzt für Innere Medizin (1993) und für Gastroenterologie (1996). Von 1997 bis 2004 arbeitete er als Universitäts-Professor, leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor an der Medizinischen Klinik I der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Ab 2004 bis 2010 war er zunächst assoziiert, später Universitäts-Professor („Full Professor of Medicine and Clinical Consultant“) für Gastroenterologie und Hepatologie am Beth Israel Deaconess Medical Center (BIDMC) der Harvard Medical School in Boston, USA. Im Jahr 2011 wurde er Direktor des Zöliakie- und Fibrosezentrums der Universitätsmedizin, Johannes Gutenberg-Universität (JGU) Mainz sowie Senior Visiting Scientist am BIDMC, Harvard Medical School. Seit 2013 ist er als Direktor des Instituts für Translationale Immunologie (JGU Mainz) tätig.

Gastprofessuren hatte Schuppan u. a. an der Columbia University (New York), der Yale University (New Haven), der Duke University (Durham), der University of Maryland, der Mayo Clinic (Rochester), dem Weizmann-Institut (Rehovot, Israel), der University of California, Los Angeles und der University of California, San Diego inne.

Schuppan ist verheiratet und hat drei Töchter und einen Sohn.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine klinisch-wissenschaftlichen Schwerpunkte sind die Aufklärung der zellulären und molekularen Mechanismen chronisch-entzündlicher Erkrankungen, insb. die Translation dieser Erkenntnisse in die klinische Praxis. Hierzu gehören die Entwicklung neuer Diagnostika und spezifischer Therapien für

  1. entzündliche und fibrosierende Erkrankungen der Leber (Leberzirrhose) und des Darmes, aber auch anderer Organe;
  2. Zöliakie, nicht-Zöliakie/nicht-Allergie Glutensensitivität (korrekt: Weizensensitivität) und damit verbundene Autoimmun- und Systemerkrankungen;
  3. die Rolle des Immunsystems in der Abwehr von Tumorerkrankungen, insbesondere der Leber und des Gastrointestinaltrakts, und
  4. die Rolle der Ernährung bei Autoimmunerkrankungen und Erkrankungen des metabolischen Syndroms, insb. Fettleberhepatitis und Typ 2 Diabetes. Hierbei steht die Entwicklung gezielter und individualisierter Therapien, unter anderem auf der Basis therapeutischer Nanopartikel,[1] als Trägersystem für Pharmaka, verbunden mit spezifischer Biomarkerentwicklung im Vordergrund.

Herausragende Leistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1990 Entdeckung des fibrillenassoziierten Kollagen XIV (Undulin)
  • 1997 Identifizierung der Gewebetransglutaminase (TG2) als Autoantigen der Zöliakie[2][3], damit Paradigmenwechsel in der Zöliakieforschung sowie erstmals gesicherte Diagnostik der Erkrankung
  • 2012 Entdeckung der Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI) aus Weizen als Ursache der Nicht-Zöliakie/Nicht-Allergie Weizensensitivität[4], damit Paradigmenwechsel in der Forschung zur „Glutensensitivität“[5]
  • Entwicklung von Serum-Biomarkern der Immunzell-spezifischen Entzündungsaktivität (Mikropartikel) und von Serum-Proteinmarkern der Leberfibrose-Progression, sowie von antifibrotisch wirksamen Medikamenten, die in Kombination mit den Biomarkern die Grundlage für die klinische Entwicklung wirksamer antifibrotischer Therapien für die Leberfibrose und Fibrosen anderer Organe schaffen.[6][7]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schuppan ist Autor von mehr als 70 Buchartikeln und mehr als 400 in PubMed gelisteten wissenschaftlichen Publikationen.[8]

Er ist Herausgeber mehrerer medizinisch-wissenschaftlicher Bücher und Mitherausgeber hochrangiger Fachzeitschriften wie Gastroenterology, Journal of Hepatology, American Journal of Physiology und dem Journal of Clinical Investigation. Seit 2011 ist er Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft.[9] Als Full Professor of Medicine der Harvard Medical School und als deutscher Universitätsprofessor ist Schuppan der einzige deutsche Arzt und Wissenschaftler, der führend in beiden Hochschulsystemen praktiziert.

Auszeichnungen und Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Preise und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1990: Lucie-Bolte-Promotion Award für die Leberforschung
  • 1994: Hermann-und-Lilly-Schilling-Professorship, Dept. of Gastroenterology, Benjamin Franklin Hospital, Free University of Berlin
  • 2004: Zetzel Visiting Professor, Division of Gastroenterology, Beth Israel Deaconess Medical Center, Harvard Medical School, Boston, MA
  • 2010: Gutenberg-Forschungskolleg, Universität Mainz
  • 2011: ERC Advanced Grant Fibroimaging (Quantitative imaging of liver fibrosis and fibrogenesis)[10]

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Deutsche Gesellschaft zum Studium der Leber (GASL)
  • Europäische Gesellschaft zum Studium der Leber (EASL)
  • US-amerikanische Gesellschaft zum Studium von Lebererkrankungen (AASLD)
  • Deutsche Gesellschaft für Verdauung- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS)
  • Europäische Gastroenterologenvereinigung (UEGF)
  • US-amerikanische Gastroenterologen-Vereinigung (AGA)
  • US-amerikanische Physiologische Gesellschaft (APA)
  • Forschungszentrum Immuntherapie, Universitätsmedizin Mainz (FZI)[11]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Nanodimensionale polymere Therapeutika für die Tumortherapie. Abgerufen am 11. Juli 2014
  2. W. Dieterich, E. Laag, H. Schöpper, U. Volta, A. Ferguson, H. Gillett, E.O. Riecken, D. Schuppan: Autoantibodies to tissue transglutaminase as predictors of celiac disease. In: Gastroenterology. 115. Jahrgang, Nr. 6, Dezember 1998, S. 1317–1321, doi:10.1016/S0016-5085(98)70007-1, PMID 9834256.
  3. W. Dieterich, T. Ehnis, M. Bauer, P. Donner, U. Volta, E.O. Riecken, D. Schuppan: Identification of tissue transglutaminase as the autoantigen of celiac disease. In: Nat Med. 3. Jahrgang, Nr. 7, Juli 1997, S. 797–801, doi:10.1038/nm0797-797, PMID 9212111.
  4. Y. Junker, S. Zeissig, S.J. Kim, D. Barisani, H. Wieser, D.A. Leffler, V. Zevallos, T.A. Libermann, S. Dillon, T.L. Freitag, C.P. Kelly, D. Schuppan: Wheat amylase trypsin inhibitors drive intestinal inflammation via activation of toll-like receptor 4. In: JEM. 209. Jahrgang, Nr. 13, Dezember 2012, S. 2395–2408, doi:10.1084/jem.20102660, PMID 23209313.
  5. ARD Mittagsmagazin: Beitrag: Protein "ATI" in Weizen macht krank. Abgerufen am 11. Juli 2014
  6. M. Kornek, Y. Popov, T.A. Libermann, N.H. Afdhal, D. Schuppan: Human T cell microparticles circulate in blood of hepatitis patients and induce fibrolytic activation of hepatic stellate cells. In: Hepatology. 53. Jahrgang, Nr. 1, Januar 2011, S. 230–242, doi:10.1002/hep.23999, PMID 20979056.
  7. M. Kornek, M. Lynch, S.H. Mehta, M. Lai, M. Exley, N.H. Afdhal, D. Schuppan: Circulating microparticles as disease-specific biomarkers of severity of inflammation in patients with hepatitis C or nonalcoholic steatohepatitis. In: Gastroenterology. 143. Jahrgang, Nr. 2, August 2012, S. 448–458, doi:10.1053/j.gastro.2012.04.031, PMID 22537612.
  8. PubMed: Wissenschaftliche Publikationen Schuppan. Abgerufen am 11. Juli 2014
  9. Deutsche Zöliakie Gesellschaft: Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates. (Memento des Originals vom 24. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dzg-online.de Abgerufen am 11. Juli 2014
  10. Johannes Gutenberg-Universität Mainz: ERC Advanced Grant Fibroimaging Abgerufen am 11. Juli 2014
  11. Mitgliederliste des FZI. Abgerufen am 11. Juli 2014