Dietrich Peter Scriba

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Dietrich Peter Scriba (* 1. Oktober 1736 in Hamburg; † 28. August 1774 ebenda) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Geistlicher, Pädagoge, Advokat, Autor und Lyriker.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Scriba wurde als Sohn des in Ochsenwerder tätigen Pastors Philipp Ludolph Scriba (1704–1775)[1][2][3] und Helene Brameyer, Tochter des an der Hamburger Hauptkirche Sankt Petri tätigen Archidiakons Johann Brameyer (1685–1741)[4], geboren. Nach seiner Schulbildung in Hamburg studierte Scriba Theologie an der Universität Wittenberg und der Universität Kiel. Im Jahr 1762 wurde er Kandidat des Hamburger Ministeriums.[5] Scriba hatte bereits an den Universitäten durch sein exzentrisches Leben und seine rücksichtslose Redensart für Aufsehen und Ärger gesorgt. Im Jahr 1768 wurde Scriba trotz des Protests des Ministeriums zum Katecheten am Hamburger Werk- und Zuchthaus gewählt.[6] Im Zuchthaus besuchte er die verheiratete und katholische Gefangene Charlotte Guyard um sie zum evangelischen Glauben zu bekehren, ging aber mit ihr eine Beziehung ein.[7] Am 4. Oktober 1771 wurde er deshalb entlassen, verließ Hamburg und wurde Lehrer der Moral, Politik und schönen Wissenschaften am Landcadettencorps[8] in Kopenhagen. Ab 1772 studierte Scriba Jurisprudenz an der Universität Greifswald. Nach diesem Studium ließ er sich als Advokat in Wismar nieder. 1774 nahm er sich während eines Aufenthalts in Hamburg das Leben.

Nach seinem Tod erschien ein satirisches Totengedicht[9] in welchem der Hamburger Ratsherr Justus Vincent Ritter als Hippotes und Scriba als Grapheus[10] Gespräche über die Lebensumstände und besonders über die Liebesgeschichte von Scriba mit der Gefangenen Guyard führen.

Carl Philipp Emanuel Bach entnahm den Text der 19 Strophen für sein im Jahr 1770 veröffentlichtes Passionslied Wie? Schönster! der mein Herze liebt aus Scribas Versuche in Geistlichen Liedern.[11]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Philosophisch-moralische Gedanken von der Bitterkeit des Todes, als ein Beitrag zur natürlichen Sittenlehre. Donatius, Lübeck 1762 (Online bei Google Books).
  • Versuche in Geistlichen Liedern und dessen Gründe zur Beruhigung bey dem Tode geliebter Personen. Michael Christian Bock, Hamburg 1764 (Online bei Google Books).
  • Predigten über verschiedene Texte. Hamburg 1772 (Online bei Google Books).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Theologische Berichte von neuen Büchern und Schriften von einer Gesellschaft zu Danzig ausgefertigt. Erster Band. Achtes Stück. Daniel Ludwig Wedel, Danzig / Leipzig 1764, S. 758–759 (Digitalisat auf den Seiten der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen).
  • Gottfried Lebrecht Richter: Scriba, Dietrich Peter. In: Allgemeines Biographisches Lexikon alter und neuer geistlicher Liederdichter. Gottfried Martini, Leipzig 1804, S. 362 (Digitalisat bei Google Books).
  • Friedrich Georg Buek: Justus Vincent Ritter J. U. L. In: Die Hamburgischen Oberalten, ihre bürgerliche Wirksamkeit und ihre Familien. Perthes-Besser & Mauke, Hamburg 1857, S. 385 (Digitalisat bei Google Books).
  • Hans Schröder: Scriba (Diedrich Peter). In: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Band 7, Nr. 3689. Verein für hamburgische Geschichte, Hamburg 1879 (Faksimile auf den Seiten der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Kirche in Ochsenwärder. In: Johann Anton Rudolph Janssen (Hrsg.): Ausführliche Nachrichten über die sämmtlichen evangelisch-protestantischen Kirchen und Geistlichen der freyen und Hansestadt Hamburg und ihres Gebiethes, sowie über deren Johanneum, Gymnasium, Bibliothek, und die dabey angestellten Männer. Hamburg 1826, S. 220 (Digitalisat bei Google Books).
  2. Philipp Ludolph Scriba im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
  3. Philipp Ludolph Scriba auf den Seiten des Vereins für Computergenealogie.
  4. Hans Schröder: Brameyer (Johann). In: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Band 1, Nr. 423. Perthes-Besser & Mauke, Hamburg 1851 (Faksimile auf den Seiten der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg). Faksimile (Memento des Originals vom 11. November 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/schroeder.sub.uni-hamburg.de
  5. Aufgenommene Candidaten Michaelis 1762. In: Johann Anton Rudolph Janssen (Hrsg.): Ausführliche Nachrichten über die sämmtlichen evangelisch-protestantischen Kirchen und Geistlichen der freyen und Hansestadt Hamburg und ihres Gebiethes, sowie über deren Johanneum, Gymnasium, Bibliothek, und die dabey angestellten Männer. Hamburg 1826, S. 313 (Digitalisat bei Google Books).
  6. Die Kirche im Werk-, Armen- und Zucht-Hause, womit jetzt auch das Kurhaus verbunden ist. In: Johann Anton Rudolph Janssen (Hrsg.): Ausführliche Nachrichten über die sämmtlichen evangelisch-protestantischen Kirchen und Geistlichen der freyen und Hansestadt Hamburg und ihres Gebiethes, sowie über deren Johanneum, Gymnasium, Bibliothek, und die dabey angestellten Männer. Hamburg 1826, S. 176 (Digitalisat bei Google Books).
  7. Lebrecht Dreves: Geschichte der Katholischen Gemeinden zu Hamburg und Altona. Ein Beitrag zur Geschichte der nordischen Missionen. Zweite Auflage. Fr. Hurter, Schaffhausen 1866, S. 225 (Digitalisat bei Google Books).
  8. Offiziers-Bildungsanstalten in Dänemark. In: Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamter (Hrsg.): Allgemeine Militär-Zeitung. Vierter Jahrgang, Nr. 7. Carl Wilhelm Leske, Leipzig / Darmstadt 24. Januar 1829, S. 51–55 (Digitalisat bei Google Books).
  9. Gespräche im Reiche der Todten zwischen dem Hippotes u. Grapheus. 1774 (Online bei Google Books).
  10. Emil Weller: Lexicon pseudonymorum. Wörterbuch der Pseudonymen aller Zeiten und Völker, oder Verzeichniss jener Autoren, die sich falscher Namen bedienten. Zweite, durchaus verbesserte und vermehrte Auflage. Alfred Coppenrath, Regensburg 1886, S. 235 (Digitalisat im Internet Archive).
  11. Passionslied BR‑CPEB H 19 bei Bach digital.