Diskussion:Annolied

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Letzter Kommentar: vor 11 Jahren von El bes in Abschnitt volkssprachig
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Akrostichon[Quelltext bearbeiten]

Im ersten Abschnitt des Annolieds ist ein seltenes Stilmittel das Akrostichon verwendet. Das heißt die Anfangsbuchstaben der ersten Verse bis zu dem Abschnitt in dem die Heilsgeschichte beendet wird, ist ein mittelhochdeutscher Begriff für "allbekannt" verwendet. Der Begriff ist sozusagen die Klammer, welche die abgehandelte Heilsgeschichte zusammenhält. Außerdem findet sich im Annolied der früheste Beleg für das Wort "deutsch", dass die Sachsen, Bayern und Franken in einer Einheit begreift.

Quelle: Gigglberger, Gertrud Untersuchungen über das Annolied Würzburg, Phil. F., Diss. v. 26. Juli 1954

(Unsignierter Beitrag von Benutzer:Hühnermanhattan 20:05, 27. Mär. 2008)


Ich habe Gigglberger leider nicht mehr zur Hand, aber einige ihrer Thesen sind mit Vorsicht zu genießen. Ein Akrostichon ist im ersten Abschnitt in den ersten sieben Versen sicherlich NICHT vorhanden (Anfangsbuchstaben: wvwwwwn), aber eventuell in den Anfangsversen der ersten sechs Abschnitte. Das ergibt die Buchstabenfolge widcvd. Wenn man mit einer Schreibkonvention rechnet, in der Nasalisierung diakritisch angezeigt wird, könnte das eventuell wît-cunt (weit bekannt) sein. Oder auch nicht. D statt T entspricht nicht der Schreibsprache dieses Dichters, der im eigentlichen Text witin (5,18) und cunt (4,1) schreibt. Wenn man schaut, wie Akrosticha sonst in mittelalterlichen Geschichtswerken und geistlichen Texten verwendet wurden, findet man, es handelt sich entweder um Autor/Gönnerangaben oder um verborgene religiöse Botschaften. In diesem Fall wäre etwa der Name Anno naheliegend gewesen, falls der Dichter wirklich ein Akrostichon hätte einbauen wollen. Aber das eine Wort "weitbekannt" als Ausdruck von, ja wovon?, von der Zuverlässigkeit des Stoffes? - das fällt ganz außerhalb aller mittelalterlichen Schemen. Und da die Schreibweise auch problematisch ist, denke ich, handelt es sich wahrscheinlich viel eher um sechs zufällige Buchstaben, in denen Gigglberger mit Müh und Not etwas gefunden hat. Deshalb hat meines Wissens seit 1954 kein Wissenschaftler die Akrostichonthese wieder aufgenommen. --Doric Loon 15:16, 18. Jun. 2011 (CEST)Beantworten


volkssprachig[Quelltext bearbeiten]

Im Anfangssatz steht: Das 49 Strophen umfassende volkssprachige Annolied wurde ...

Meine Frage wäre nun: Welche Volkssprache? Alemannisch, Bairisch, Oberfränkisch, Rheinfränkisch, Niederfränkisch, Niedersächsisch? Friesisch? Was?

Falls jemand eine unmissverständliche Aussage in der Forschungsliteratur dazu findet, wäre ich sehr überrascht. --El bes 05:59, 2. Sep. 2008 (CEST)Beantworten


Die Sprache ist Fränkisch. Gigglberger hat das 1954 auf Rheinlandfränkisch präzisiert, was anscheinend zu einem Konsens geworden ist, obwohl Ehrismann 1964 noch von Moselfränkisch sprach. --Doric Loon 15:57, 18. Jun. 2011 (CEST)Beantworten
Der Witz ist aber, dass es damals in Ermangelung irgendeiner Standardvarietät gar nichts anderes wie "volkssprachlich" gegeben hat. Man sollte also hinschreiben: Das Annolied ist ein rheinfränkischer Text, an der Schwelle zwischen der althochdeutschen und frühmittelhochdeutschen Epoche. --El bes 16:53, 18. Jun. 2011 (CEST)Beantworten
Hierzu hätte ich auch noch eine Frage. Im Artikel heißt es: Der Autor ist anonym, die meisten Indizien sprechen für seine Herkunft aus dem rheinfränkischen Raum, insbesondere aus dem Dreieck Hersfeld-Saalfeld-Bamberg. Aber das mit dieser Ortsangabe umschriebene Gebiet liegt doch gar nicht im rheinfränkischen Raum, oder nur am Rande, nämlich mit dem Zipfel um Hersfeld. Ein klarer Widerspruch, oder? --Florian Blaschke (Diskussion) 15:41, 15. Jun. 2012 (CEST)Beantworten
Das stimmt, das ist unlogisch. In dieser Zeitepoche unterteilt man das Fränkische in Niederfränkisch (Holland, Flandern), Mittelfränkisch (Köln, Echternach, Trier, Prüm), Rheinfränkisch (Worms, Mainz, Frankfurt, Lorsch, Spreyer), Südrheinfränkisch (Weißenburg) und Ostfränkisch (Fulda, Würzburg, Bamberg, Ebersberg). Siehe Stefan Sonderegger: Althochdeutsche Sprache und Literatur: Eine Einführung in das älteste Deutsch, Seite 80.
Der Wikipedia-Autor, der das geschrieben hat, hat sich das mit Hersfeld-Saalfeld-Bamberg jedoch nicht ausgedacht, das findet sich in der Sekundärliteratur, zb bei Wilhelm Kühlmann,Achim Aurnhammer: Killy Literaturlexikon: Autoren Und Werke Des Deutschsprachigen Kulturraumes: Annolied (Seite 170). Geographisch ist dieser Raum wie dort richtig erwähnt osthessich-thüringisch. Sprachlich hingegen müsste man Ostfränkisch schreiben. Also wenn die Sprache des Annoliedes auf diese Region hindeutet, dann ist es Ostfränkisch und nicht Rheinfränkisch. Zu beachten ist, dass Sonderegger den Schreibort Frankfurt noch zu Rheinfränkisch zählt, obwohl Frankfurt ja bekanntlich nicht am Rhein liegt, aber eben nicht weit davon entfernt. Man muss sich also strikt an die linguistischen Termini halten und diese von geographischen unterscheiden. --El bes (Diskussion) 16:19, 15. Jun. 2012 (CEST)Beantworten