Diskussion:Arkesilaos/Archiv/1

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Letzter Kommentar: vor 10 Jahren von Nwabueze in Abschnitt phantasiai kataleptikai
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Formulierungsvorschläge

Möglicherweise könnten folgende Details den Artikel noch etwas 'handfester' und 'lexikalischer' machen:

1. Artikeltext: "Arkesilaos war Scholarch, d. h. Schuloberhaupt der sog. Zweiten (mittleren) Akademie."

  Änderungsvorschlag: "Arkesilaos war ungefähr von 273-242 v.u.Z. skeptischer Leiter (Scholarch) der 'Neuen Akademie', die
                      von einigen auch als 'Mittlere Akademie' bezeichnet wurde." (Vgl. Long/Sedley S. 607) 

2.Artikeltext: "Er gab der Schule eine skeptische Richtung durch Einführung der epoché („Urteilsenthaltung“): nur Wahrscheinlichkeit sei erreichbar, und diese genüge zum Leben."

 Änderungsvorschlag: "Er lehrte, dass Philosophieren nur 'Wahrscheinlichkeiten' (Probabilismus)ermögliche, Wissen aber sei
                      unerreichbar. Deshalb riet er seinen Schülern zur 'Urteilsenthaltung'(epochae)." (Vgl. ebd. S. 523f)

3.Artikeltext: "Er verzichtete auf die bisher in der Akademie geübte Art transzendierenden Philosophierens. Sicher glaubte Arkesilaos die ihm anvertraute Tradition zu wahren, indem er auf die sokratische Frage zurückging, ob Erkenntnis möglich sei. Namentlich in der Methode, die Arkesilaos für fast zwei Jahrhunderte in der Akademie heimisch machte, wird sein Bestreben erkennbar, an die sokratische Dialektik anzuknüpfen: Zu jeder These werden bestätigende und verneinende Gründe aufgesucht. Am Ende wurde keine Entscheidung gefällt, sondern Zurückhaltung vom Urteil geübt."

Diesen Teil schätze ich als besonders ungenau ein. Einmal ist hier die Rede von einem 'transzendierenden Philosophieren' der Akademie. Dies sollte näher erläutert werden. Ist dies ein Hinweis auf die Dogmatik des alten Platon? Für den jüngeren Platon gilt vor allem für seine sokratischen Dialoge - neben seinen Bemühungen Gewissheit durch Spekulationen wie "eingeborene Ideen" oder "Teilhabe am Wahren - die für die ganze griechische Philosophie fast durchweg 'skeptische Grundeinstellung' - wie sie schon von Cicero in seiner Schrift "Über die Akademiker" beschrieben wird. Dass der'Skeptikos' (der Beobachter, der Erforscher)in jedem griechischen Philosophen diesen veranlasste, auch entsprechend 'skeptische' Folgerungen hinsichtlich 'Wissen' und 'Gewissheit' zu ziehen, wird u.a. an Heraklit (Alles fließt.) und an Protagoras deutlich(Die Dinge sind so für mich, wie sie mir erscheinen und so für dich, wie sie dir erscheinen. [2.Teil des Homo-mensura-Satzes]). So passt dazu auch Ciceros Bemerkung: In Platons Büchern "...wird nichts behauptet, vieles wird pro und contra diskutiert, alles wird erforscht und nichts als sicher festgestellt." (Cicero zit. ebd. S. 524;) Es hat außerdem nie einen Konsens in der Platoninterpretation der Akademie - ich meine sogar in keiner der bekannten Schulen - gegeben, was ein weiteres differenzierendes Licht auf die Wendung "anvertraute Tradition" fallen lässt. (ebd. S. 532) Die "...sokratische Frage ... ob Erkenntnis möglich sei" ist aus dieser Sicht keine nur sokratische. Die sokratischen Dialoge wiederum zeigen, dass weder eine 'These' gesetzt wurde, noch 'bestätigende und verneinende Gründe' dazu gesucht werden. In der Regel ergab sich das Thema eines Dialoges aus dem Kreis der Beteiligten durch eine Frage, eine Behauptung oder eine berichtete Rede, eine Erzählung. Das so entstandene Thema wurde dann von allen Beteiligten gemeinsam untersucht.

Hier jetzt mein Textvorschlag:

           "Arkesilaos kehrte zur 'kritischen Dialektik' des frühen Platon zurück. Diese bestand im Wesentlichen darin,
           nichts zu behaupten bzw. als zutreffend anzusehen, was nicht nach allen Seiten hin gründlich geprüft worden war.
           Ergebnis solcher Bemühungen, die für einen nie endenden philosophischen Diskurs sorgten und die Akademie zu einem
           vitalen Zentrum des hellenistischen Philosophierens machte, war niemals etwas Abschließendes. Davon hielt man
           sich frei (epochae). Die Akademie war auch die heftigste Kritikerin der stoischen Lehre. So gelang es Arkesilaos,
           der Akademie den Rang der "wichtigsten Schule der Skepsis" zu verschaffen (Vgl.ebd.S. 5). Diesen Status behielt
           sie - auch dank des späteren, fähigsten Kopfes der 'Neuen Akademie'  Karneades - bis ins erste vorchristliche 
           Jahrhundert."

Bei der angegebenen Quelle handelt es sich um eine Sammlung von ins Deutsche übertragenen Quellentexten von bzw. über 'hellenistische Philosophen'. Weitere Quellen sind die sokratischen Dialoge wie z.B. Protagoras, Hippias, Phaidros,...

--Titama 01:34, 26. Okt. 2008 (CEST)

Der alte Artikel ist jetzt durch eine komplett neue Fassung ersetzt; dadurch ist obige Kritik an der alten, weitgehend aus dem Kleinen Pauly übernommenen Fassung erledigt. Nwabueze 22:34, 18. Feb. 2010 (CET)
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: Nwabueze 19:49, 18. Feb. 2014 (CET)

phantasiai kataleptikai

... ist ja ein notorisch problematischer terminus. "erfassungsvermittelnde vorstellung" scheint durchaus in einigen übersetzungen verwendet zu werden. im deutschen hat "vorstellung" aber eine eher aktive als passive (wie zb "eindruck" etc) konnotation. michael frede erklärt den ausdruck unter der annahme, dass zeno zuerst den begriff katalepsis einführte und dann diejenigen eindrücke, welche in die kognition eingehen, eben "p.k." nennt, dort daher mit "cognitive impressions" übertragen. (Stoic epistemology, in: Keimpe Algra, Jonathan Barnes, Jaap Mansfeld, Malcolm Schofield (Hgg.): The Cambridge History of Hellenistic Philosophy, CUP, Cambridge 1999, S. 295-322, hier 301) dort übrigens auch eine interessante diskussion des einwands von arkesilaos betreffs ununterscheidbarkeit etc (309f). daraus folgt aber nicht unbedingt ein änderungsvorschlag. ich denke noch darüber nach. auch übrigens über die anschließenden zwei absätze zur epistemologie (natürlich wie üblich in nwabuezes artikeln ein muster an klarheit in der repräsentation höchst komplexer zusammenhänge). Ca$e 10:48, 19. Feb. 2010 (CET) zur bebilderung habe ich übrigens immer noch keine sinnvolle idee. man könnte natürlich orte, lehrer, schüler, rivalen etc zufügen, was mir aber, wenn damit nichts wirklich informatives verbunden ist, sehr gewollt erschiene. Ca$e 18:08, 19. Feb. 2010 (CET)

Für die Deutung der ph.k. habe ich jetzt eine Fußnote eingefügt. Steinmetz und Görler, zwei im deutschsprachigen Raum führende Fachleute, stimmen im wesentlichen überein, wenn auch Steinmetz ein wenig anders übersetzt als Görler. Hinsichtlich "Vorstellung" stellt Steinmetz klar, daß die aktive Konnotation dieses Begriffs im Deutschen, die durch das Adjektiv "kataleptisch" sogar noch verstärkt wird, hier keineswegs unwillkommen, sondern sogar ausdrücklich erwünscht ist, insoweit es speziell um ph.k. geht. Seiner Argumentation gegen die passivische Deutung der ph.k. (S. 531) schließe ich mich an. Eine eigene Übersetzung aus dem Griechischen oder aus dem Englischen möchte ich nicht vornehmen, einerseits wegen Theoriefindung und andererseits weil mir Görlers Übersetzung geglückt scheint. Steinmetz übersetzt k. "zum Akt der Wahrnehmung führend oder geeignet" und "fähig zu ergreifen", was inhaltlich mit Görlers "erfassungsvermittelnd" übereinstimmt (die "Wahrnehmung" ist auch für Steinmetz das Ergreifen) und sprachlich nur ein wenig umständlicher ist. Nwabueze 02:48, 20. Feb. 2010 (CET)
ah. die steinmetz-formulierung finde ich sehr geglückt. ich werde mal nachlesen, wie er da argumentiert, danke für den hinweis. grüße, Ca$e 09:44, 20. Feb. 2010 (CET)
Ergänzender Hinweis auf Frede ist jetzt eingefügt. Nwabueze 13:59, 20. Feb. 2010 (CET)
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: Nwabueze 19:49, 18. Feb. 2014 (CET)